trug,
md. auch
drog,
droch,
der
;
-(e)s/–
.
1.
›Täuschung (als Handlung sowie als daraus für jn. resultierender Sinneseindruck)‹; selten resultativ: ›Zweifel‹; auch: ›irreführender Schein; leere Hülle, Larve‹; in religiösen Kontexten speziell: ›Irreführung, Verführung zum Bösen‹; auch: ›falsche Lehre, Irrlehre‹; metonymisch: ›Ketzerei‹;
zu
triegen
(V.) 1.
Phraseme:
lug und trug
.
Bedeutungsverwandte:
eitelkeit
 3,
gaukelweise
(
die
),
list
 4,
verfürung
; vgl.
betrieglichkeit
 1,
betrug
 1,
farbe
,
irrung
 1; 3,
listigkeit
 4,
lüge
 1,
schein
(
der
) 16; 17,
traum
 3,
trüge
(
die
) 1,
trügnis
 1; 2.
Gegensätze:
warheit
.
Syntagmen:
t. ausgeben / lautbrechten / urteilen / verhengen / vorgeben / weissagen, an den tag bringen
;
t
. (Subj.)
jm. zufallen
;
j
. (z. B.
Mahomet
)
vol(ler) t. sein
,
etw
. (z. B.
der mund
)
vol trugs sein
;
j. in dem t. in der warheit bleiben
;
der t. des teufels
;
der eitle / gleiche t
.
Wortbildungen:
truglerer
›Sophist; Wortverdreher‹.

Belegblock:

Luther, WA
6, 407, 7
(
1519
/
20
):
Nu helff uns got [...] des teuffels list und trug an tag zubringen.
Ebd.
10, 2, 423, 24
(
1522
):
Seyn mund ist vol fluchens, lists und trugs.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 176, 20
(
hess.
,
1538
):
Ich [got] hab mit disen propheten nichts geredt, [...] sunder sei weissaungen euch lugenhaftige weissagung, eitelkeit und traug.
Franck, Klagbr.
232, 13
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
sy foͤrchten / das nit von allen diser vbermut / huͦrerey / gotloß wesen vnd trug lautprech vnnd geurtelt werd.
Bihlmeyer, Seuse
489, 20
(
alem.
,
14. Jh.
):
Kan die getruwe hant [Jhesu] trug, leit und liden verhengen
[hier
trug verhengen
wohl im Sinne von ›js. Glauben einer Prüfung unterziehen‹],
ach, so kan oͮch daz milte hertze suͤssen trost [...] geben.
Vetter, Pred. Taulers
197, 16
(
els.
,
1359
):
Dise wellent gros schinen; triegent si die lúte, si triegent aller meist sich selber, wan sie sint die die in dem truge in der warheit belibent
(sinngemäß: ›die in einer Scheinwahrheit leben‹).
Strauch, Schürebrand
52, 25
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
wanne dir keinre hande trug zuͦvellet, es sige von dem menschen oder von naturen oder von dem boͤsen geiste, so frouwe dich inneklichen.
Bremer, Voc. opt.
39031
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
Sophista [...] ain truglerer.
Niewöhner, Teichner
428, 36
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
da von iss ein geleicher truͦg, | gaukel weis und maisterschaft | dw man wider dw worhait draft | mit der uppichait gepot.
Schöpper
16b
;
Schweiz. Id.
14, 662
.
Vgl. ferner s. v.
alchimist
,
anfahen
 2.
2.
›Betrug (als Delikt); Betrugsabsicht‹; auch: ›betrügerisches Wesen, Falschheit‹; nicht immer klar gegen 1 abgrenzbar;
vgl.
triegen
(V.) 2.
Phraseme:
sunder trug
›unschuldig; arglos‹;
sunder triegel
›wahrhaftig, wirklich‹ (Verwahrformel, vorwiegend als Reimfüller).
Bedeutungsverwandte:
arglist
,
argtücke
,
aufsaz
 9,
behendigkeit
 4,
beschis
,
betrug
 2,
falsch
(
das
),
falschheit
,
gefärde
(
die
) 1,
hintergang
,
hinterlist
,
list
 4,
rank
 2,
triegerei
 2,
trügnis
 2,
tücke
; vgl.
anschlag
 5,
betrieglichkeit
 2,
büberei
 1,
lüge
 2,
praktik
 3,
schalkheit
 2,
trüge
(
die
) 2.
Syntagmen:
t. ausscheiden / bezalen / brauchen / merken / üben
;
t
. (Subj.)
geschehen
, [wo] (z. B.
im kaufhandel
)
sein
;
etw. t. sein
;
jn. truges verargwönen
;
j. schuld an dem t. sein
,
jn. mit t. ergreifen, die seide mit t. in die stat bringen, die pilger one t. behüten, der geist one t. sein
,
der dienst sunder t. sein
;
der angedeutete / arge / böse / grosse t
.
Wortbildungen:
truglügner
›betrügerischer Händler‹,
trugsam
›trüglich, täuschend‹ (2. H. des 14. Jhs.).

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
32, 607
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
hi si kirsten off hi si heiden, | vinde ich eme stede sonder droch, | ich lichte eme der mynnen joch.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 434, 39
(
rib.
,
1499
):
dat ir noch niemantz van uch einiche rouwe side [...] binnen unse stat brenget odir deit brengen mit geinerleie droch.
Buch Weinsb.
5, 138, 24
(
rib.
,
1579
):
Im kaufhandel ist groisser sorg, | Afsclag, drog, burgschaft, scholt und borg.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
3, 917
(
Köln
um 1490
):
Eyn vrouwe is aller dinge eyn lust. [...]. Ere deenst is sunder droch.
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 157, 1
(
Köln
1582
):
Ja selig ist der mann fuͤrwar, | Dem Got die suͤnde nicht auffmist, | Des geist on truͦg vnd falscheit ist.
Pyritz, Minneburg
255
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wann dez mannes bilde waz geliche | Gesetzet sunder triegel | Hinder der funf fenster spiegel.
Ebd.
733
:
Da von so wil ich mit ir schallen | Fur war sunder triegel. | Ir wirde luchtet als ein spiegel.
Sachs
5, 330, 3
(
Nürnb.
1533
):
Der trug-lügner
(Titel eines Kapitels über einen betrügerischen Händler).
Ebd.
17, 423, 3
(
1563
):
Ergriff man in
[den betrügerischen Krämer]
die nechst meß
[hier: ›Markt‹]
wider | Mit der gleich trug auff oder nider, | So haut man im noch ein glied ab.
Ebd.
458, 27
(
1562
):
Sein unart im in busen rinnt, | Die er seim gutthäter bewiß. | So wird bezalt sein trug und bschieß.
Maaler
410v
(
Zürich
1561
):
Trüg (der) oder falsch.
Loesch, a. a. O.
82, 12
;
Lauater. Gespaͤnste
22v, 21
;
23r, 1
;
Schöpper
16b
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
537
;
Jelinek
727
;
Schweiz. Id.
14, 661
ff.
Vgl. ferner s. v.
behendigkeit
 4.