trieb,
der
;
–/-Ø
;
auch
treib,
der
; im Oobd. auch mit Verdumpfungsschreibung
trub
. – Bei relativ geringer Beleglage funktional polysem in Anlehnung an
treiben
(V.); je nach Diphthongierungsstand lässt sich nicht immer eindeutig zwischen
-ei-
und
-ie-
differenzieren.
1.
›das Treiben von Vieh; der Viehtrieb‹; metonymisch dazu:
a) ›Weidgang‹;
b) ›Viehweg, -weide‹;
c) rechtssprachlich: ›Weiderecht‹; häufig in den Paarformeln
trieb und trat
(vgl.
trat
);
trieb und trab
(vgl.
treppe
 2) verwendet: ›das Weide- und Wegerecht; das Recht, sein Vieh auf ein bestimmtes fremdes Gundstück zu treiben‹; öfter auch im Zusammenhang mit weiteren Paarformeln gebraucht (z. B.
steg und weg, wunne und weide
); zu
treiben
(V.) 1.
Obd.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
auchtweide
,
blumgesuch
,
ehehaft
(
die
) 1,
feld
,
grund
 6,
hirtschaft
 1,
holz
 1,
steg
 3,
stos
 1,
weg
,
weide
,
weidegang
,
wunne
›Wiesenland‹,
zwänger
; vgl.
2
anker
 3,
ausker
 3,
ausschlag
 6,
gewande
 1,
treiben
(
das
).
Gegensätze:
2
ban
 3; vgl.
banwiese
.
Syntagmen:
einen t. beschreiben / haben / zufügen, auf die almende machen
;
j. etw. in einem t. verschulden, mit t. handeln, jn. mit seinem t. überschlagen
;
der t. in das holz, mit der herde, mit dem vieh
;
der eigene t
.;
ein brief um den t., (etw.) vom t
.
Wortbildungen:
trieblücke
›Gatter, Tore; Lücken für den Viehtrieb‹.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb.
489, 15
(
nobd.
,
1525
):
dieweyl Wyndshaim von meinem gnedigen herren marggrafen in [pawrn] vil weg betrangt, sonderlich mit dem trib.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 149, 10
(
els.
1521
):
muͦß man si bschützen und schirmen und mit trib und trab und holz fürsehen.
UB Zug
2125, 20
(
halem.
,
1518
):
Sol ouch tweder theil dhein treib machenn uff die alment ǎn des andernn gunst.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
248, 66
(
halem.
,
1575
):
darvon von wegen des trib und tratts und bluemen gesuechs ettwas irrungen fürgefallen.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
327, 5
(
schwäb.
,
1407
):
eyn pryef um den tryb bey Helberyng in dye Aw.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 164, 18
(
schwäb.
,
1484
):
Vom trib, velder und waid
(Überschrift).
Barack, Zim. Chron.
1, 391, 38
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
als Aichhalden das dorf bemeltem Hannsen von Rechberg zugehörte und aber solchs an Waltmessingen mit trib und trat stost.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 47, 20
(
schwäb.
,
1639
):
das steeg und weg, trieb und trab dardurch unverlegt bleiben.
Ebd.
505, 37
(
1570
):
alle ösch-, meh-, schlaif-, trib- und hert-lucken sollen [...] geofnet werden.
Ebd.
817, 21
(
1550
):
wo sie einen oder mehr sehen, der sie an ihrem waydgang, auch andern, an wohn, wayd, zweng, penn, trieb oder tratt, [...], wolte übertreiben.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
157, 18
(
smoobd.
,
1585
):
wer aber nit aigen trib und grund hat, dem soll solch viech auf ander leüt schaden ze treiben und ze halten gar nit gestattet werden.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
61, 41
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
219, 5
;
Welti, Urk. Rheinfelden
694, 13
;
Kläui, a. a. O.
287, 30
;
Argovia
2, 135, 32
;
Gehring, a. a. O.
358, 10
;
Wintterlin, a. a. O.
2, 460, 28
;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
148, 27
;
Schweiz. Id.
14, 168
ff.;
1452
;
Schwäb. Wb.
2, 376
ff.
Vgl. ferner s. v.
auchtweide
,
ausschlagen
 8; 22,
stos
 1.
2.
s.
treiben
(V.) 2.
3.
s.
treiben
(V.) 4.
4.
s.
treiben
(V.) 5.
5.
s.
treiben
(V.) 7.
6.
s.
treiben
(V.) 9.
7.
s.
treiben
(V.) 10.
8.
s.
treiben
(V.) 11.
9.
›Antrieb, Drang (zu etw.)‹ (bezogen auf die Angabe des Beweggrundes einer Handlung oder eines Vorgangs); auch: ›(äußere oder innere) Kraft‹; verstärkt: ›Nötigung; Zwang zu etw. (durch eine vorausgesetzte äußerlich oder innerlich gedachte Kraft)‹;
zu
treiben
(V.) 6.
Überwiegend späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
anreizung
 1,
bewegnis
 5; 6,
brunst
 5,
durst
 1,
incitament
,
kraft
 1; 3,
nötigung
 1,
reizung
 1,
zwang
; vgl.
anbringung
 4,
anrürung
 2,
antreibung
,
anweigung
 3,
bewegung
 3,
1
lust
 1.
Syntagmen:
der t
. (Subj.)
auf das hohe sehen
;
j. aus t. zu viel trinken, jn. lieben, etw. verfassen, aus seinem t. heim müssen, etw
. (Subj., z. B.
die hitze
)
durch t. geboren werden, etw
. (Subj.)
sich mit dem t. regen
;
der t. des geistes, der vernunft, der natur, einer qualität
;
der t. zum werk
;
ein eifriger / eigener / fleissiger / gotseliger / starker t
.
Wortbildungen:
triebleben
.

Belegblock:

Oorschot, Spee. Trvtz-N.
146, 5
(
wmd.
,
1634
):
Da reget sich mitt starckem trieb, | Von Ein, vnd Einer seyten, | Ein hoch, vnd hochgespannte Lieb, | Ohn Anfang, End, vnd Zeiten.
Böhme, Morg.R.
142, 25
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
dieweil der verderbten natur trieb nur auff das hohe siehet / als eine stoltze / wilde / geile und hurische frau.
Ebd.
154, 3
:
in derselben [Creaturen] trieb leben / da beisset / stoͤsset und neidet sich alles nach der qualitaͤten arth.
Gajek, Köler. Maÿen-Lust
65, 4
(
Breslau
1642
):
Weil dann gedachtes Chor / der weisen Pierinnen | [...] | Die schoͤne Mayen⸗Lust / von Niemand anverlaßt | Auß eignem trieb vnd thurst in Reime han verfaßt.
Maaler
408r
(
Zürich
1561
):
Trib / Reizung. [...]. ¶ Trib / Laͤstige würckung / Das schwaͤr für nemmen vnd underston. [...]. Trib / Zwang und noͤtigung zum werck. [...]. So man einen redlich treybt vnd noͤtiget zuͦ wercken.
Mieder, Lehmann. Flor.
218, 16
;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
7, 6
;
Böhme, a. a. O.
150, 15
;
Schorer, Sprach-Verd.
40, 4
;
Schwäb. Wb.
2, 376
.
Vgl. ferner s. v.
incitament
.