trennen,
V.;
häufig mit Rückumlaut; Kausativum zu
mhd.
trinnen
, 2. Hochstufe (Lexer
).2, 1514
; 1516
1.
›jn. / sich / etw. zerstreuen, zerschlagen, auseinandertreiben‹ (bezogen auf Gruppen, militärische Einheiten u. Ä.); unter Betonung des Aspekts konkreter Gewalt auch: ›etw. (z. B. das Herz) durchstechen‹.Bedeutungsverwandte:
angreifen
scheiden
schlagen
verblenden
abhauen
abtun
aufzerren
zersprengen
zerstreuen
Syntagmen:
das volk sich t
.; einen haufen, die spitze der feinde, die armada, die frösche t., jm. das herz t
.; das volk unter sich getrent sein
.Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
414, 4800
(Magdeb.
1608
): Als Zweyspalt sie [Froͤsche] verblendt vnd trant | So nimpt denn auch solch Regiment | [...] sein End.
Ebd.
634, 4006
: [So wollen wir] Nicht allein trennen jhren hauffen / | [...] | Sondern allsampt so gar erschrecken / | Das [...].
v. Groote, Muskatblut
28, 79
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): daz sper | daz her Longinus brachte, | Da mit er trant [...] | dem fursten reyn daz hertze sin.
Chron. Nürnb.
2
, 181f., Anm. 2 (nobd.
, 1449
/50
): in meynung daz sie nü sicher wern, trat unser fußvolk auß seiner ordnung und geschick und trantten sich.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
116, 24
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): domit wurd der feind spicz getrant vnd werlos.
Anderson u. a., Flugschrr.
18, 7, 4
([Straßb.
] 1523
): Dasselbig schwert schlecht nit leiblich wunden / aber tre͂net vnd scheydet alles was võ gott abwe͂det.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
811
; Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
9, 14
; Schweiz. Id.
14, 1071
.2.
›jn. (als einmütig gedachte Gruppen) / etw. (als Einheit Gedachtes, z. B. einen Bund, eine Freundschaft) auseinanderreißen, trennen, spalten; (ein Land, Reich) aufteilen, zerteilen, auflösen, zerstören‹; bei Personengruppen auch reflexiv, dann: ›auseinandergehen; sich entzweien, aufspalten‹; auch bezogen auf Stoffe, Gewebe, Nähte u. Ä., dann: ›etw. auftrennen, zertrennen‹.Bedeutungsverwandte:
ablassen
2
rotten
schleissen
teilen
verfüren
verlieren
zweien
ausreizen
geteilen
parteien
Gegensätze:
vgl. einigen
samnen
vereinen
zusammenbringen
zusammenfügen
Syntagmen:
die kinder, die herzen sich t., sich nimmermer t
.; die hintersassen, den bok
›Böcklerbund‹, die freundschaft / ordnung / samlung, die einigung der stände, das reich, das volk, die gestikten stücke t., etw. ser, durch verkleinerung
t.; die getrenten christen
.Wortbildungen
trennung
schisma
die/das
), uneinigkeit
zwietracht
Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
598, 2921
(Magdeb.
1608
): [Wenn] jhr [lieben Kind] euch trennet nimmermehr / | So bleibt jhr wol bey Gut vnd Ehr.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
12, 23
(Frankf./M.
1626
): Dahero / wie gemeldt / entstunde eine Trennung vnd Vneinigkeit.
Ebd.
16, 15
: Drumb macht vnser Poet da erst den Anfang / wie Gott [...] die getrenten Christen wieder zusammen bringt.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 549, 10
(Bautzen
1584
): Wie Corah, Dathan, Abiron, | [...] | Namen gar ein erschrecklich lohn, | Die GOttes ordnung tranten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
129, 20
(Nürnb.
1548
): dz letzlich die hertzen sich trennen / vn̄ die liebe sich gar verleurt.
Goedeke, Fischart Schiff/Kehrab
550
(Straßb.
1576
): [Wie iene] unterstehn durch ir los schwetzen | Die leut in ainander zu hetzen, | Und durch der stend verklainerung | Zu trennen der stend ainigung.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
64
(Zürich
1560
): Biß der wybsch küng Sardanapal | regiert / der trennt srych überal.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
533
f. (Genf
1636
): Die freundtschafft (trennen) [...]. Trennung Vneinigkeit / Zwytracht [...] Schisma. Trennung anrichten.
Vock u. a., Urk. Nördl.
2442
(schwäb.
, 1448
): Die Gült darf nicht geändert oder geteilt (trenen) [...] werden.
Chron. Köln
2, 363, 19
; Rosenthal. Bedencken
8, 17
; Anderson u. a., Flugschrr.
11, 3, 15
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
224, 36
; Maaler
407r
; Ulner
235
; Schweiz. Id.
14, 1071
.3.
›jn. / sich / etw. als Teil von jm. / etw. absondern, abspalten, abgrenzen, isolieren‹ (ohne Auflösung der jeweiligen Ordnungseinheit); auch: ›sich e. S. / P. entziehen, befreien; sich von jm. / etw. wegbegeben‹; mit Bezug auf persönliche Bindungen, auch auf die Ehe: ›sich scheiden, trennen‹; bezogen auf Gegenstände: ›etw. von etw. unterscheiden, ablösen‹.Bedeutungsverwandte:
abfallen
abschleiken
absondern
abtrennen
abwerfen
abziehen
austreten
4
brechen
entziehen
scheiden
unterscheiden
verändern
verlassen
abgesellen
abscharten
abscheiden
abteilen
abtreiben
ausschieden
äussern
besondern
grenzen
sondern
Gegensätze:
vermischen
Syntagmen:
ein reich sich von der untertänigkeit t., j. sich von der ehefrau t
.; die zwei speisen [brot / leib] t
. (statt: unterscheiden
), jn. von den freunden t., etw. von der ordnung t
.Wortbildungen:
trant
trenne
trenner
trennung
sonderung
zweiung
Belegblock:
Rosenthal. Bedencken
41, 20
(Köln
1653
): zur staͤrckung im Catholischen Glauben gehoͤrt. daß wider allerley jrrthumben vnnd trennungen gehandelt werde.
Koeniger, Sendgerichte
189, 10
(mosfrk.
, 15.
/16. Jh.
): Dan sullen eme [gnedigsten herren] die seintscheffen entgegen comen gereden myt an den trant.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 16
(Frankf./M.
1626
): damit sie von jhren Freunden vnd guten Bekandten nicht wolten getrennet noch gescheiden [...] seyn.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 50
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): der helle stifter; der erden kloßes bauer; des meres streum trenner; der luft unstetigkeit mischer.
Gille u. a., M. Beheim
109, 86
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): vil reich der kristenhait | sich van der undertenikait | der romschen kirchen trennen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
533
(Genf
1636
): trennen / von einander scheiden [...]. Trenner [...] Disiunctor. trennung / Scheidung / Sonderung.
Andreae. Ber. Nachtmal
80r, 18
([Augsb.
] 1557
): Dise Lehrer trennen bayde speyß [Brot / Leyb Christi] / so sy es allain solten vnderschayden.
Ebd.
27v, 5
; Maaler
407r
; Ulner
235
; Schweiz. Id.
14, 1071
.‒
Vgl. ferner s. v. abfüren
4, abtrennen
, austreten
5.