traurig,
trauriglich,
jeweils Adj.
/ Adv.
– Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
1.
›traurig, betrübt, aufgrund eines persönlichen Verlustes Schmerz und Trauer empfindend, sorgenvoll, ohne Lebensfreude, ohne Hoffnung‹ (von Personen und personenabhängigen Bezugsgrößen gesagt); vereinzelt auf natürliche Gegebenheiten (wie z. B. das Wetter) bezogen; dann: ›trüb, schlecht, das Gemüt beeinträchtigend, auf das Gemüt schlagend‹; im Unterschied zu 2 als Zustand einer durch äußere Umstände verursachten, meist zeitlich begrenzten Eintrübung des Gemüts verstanden; vgl.
trauern
(V.) 1.Bedeutungsverwandte:
angsthaft
arm
bekümmert
betrübt
leidenhaft
leidig
leidsam
melancholisch
schwer
schwermütig
trübig
trübselig
unmütig
betrübig
betrüblich
getraurig
herzbetrübt
kleinmütig
kummerhaft
weinlich
Gegensätze:
freudig
fro
frölich
Syntagmen:
t. sein / wesen / werden, js. wille t. sein
; jn. t. machen, etw
. (z. B. ein flor
) t. anzusehen sein
; t. abgehen / aussehen, leben / reden / sprechen
, [wo] sitzen / stehen, [wohin] gehen, sich t. beklagen / erzeigen / gebaren / stellen, von jm. t. scheiden, t. zu jm. kommen, die gogelheit t. in ein keichen abgeraten
; der traurige gedanke / gesang / lauf / mut, die traurige farbe / frau / gestalt / pein, das traurige beginnen / gedenken / gemüt / herz / lied / werk / wetter, die traurigen augen
.Wortbildungen:
traurigen
Belegblock:
Schöpper
26a
(Dortm.
1550
): Leidig vnmuͤtig traurig leidenhafft truͤbig betruͤbt trubselig bekuͤmmert.
Luther, WA
41, 584, 21
(1536
): es wird sich nicht so wechseln noch so unbestendig ding sein, [...], heut froͤlich, morgen traurig, jtzt stehend, bald gefallen.
Alberus, Barf.
93, 4
(Wittenb.
1542
): Als nu seine MitGefangene trawrig waren / da war Franciscus freidig vnd guter dinge.
Beckers, Bauernpr.
52, 12
(Köln
1515
/18
): Gefelt der kerstach vp eynē saterdach, so wyrt [...] trurich wedder mit vyl wyndes.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
718
(pfälz.
, 1436
): Darümb, so das mensch frolich ist, so ist es bas geferwet, wann aber ist, das die sele jn trurigen, leidsamen gedencken ist, so [...].
Perez, Dietzin
1, 316, 23
(Frankf.
1626
): als er [Noe] [...] keinen Menschen vmb sich sahe [...] vnd daruͤber auß Mitleyden der verderbten Welt in trawrige Gedancken gerieht.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
21, 13
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): anders ich unmutig und sie [die kinder] traurig immer wesen müßen.
v. Ingen, Zesen. Ged.
392, 27
(Breslau
1641
): daruͤber war ein duͤnner schwartzer Flor gebreitet [...] sehr traurig anzusehen.
Henschel u. a., Heidin
1001
(nobd.
, um 1300
): Der grave trvriclichen ane sach | Die vrowen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 104, 17
(Nürnb.
1631
): so ist auch billich im singen der vnterschied [...] zu halten, dz man bei froͤlicher zeit froͤliche, bei trauriger trawrige Gesaͤnger singe.
Vetter, Pred. Taulers
53, 37
(els.
, E. 14. Jh.
): er [der guͦte man] machet eine guͦte ruͦte und zerslecht sú [die kint] wol, das sú also trurig werdent alsu sú ie fro wurdent.
Roloff, Brant. Tsp.
752
(Straßb.
1554
): die richter khommen schon | Und vil die sich gar traurig stellen | Die hie ir urtheyl suchen woͤllen.
Wickram
4, 21, 26
(Straßb.
1556
): Da ist yederman zimlich froͤlich gewesen / allein Robertus der hatt [...] sich gantz trawrig erzeiget.
Thiele, Minner. II,
7, 349
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): ich sach die werden frawen an | mit drurigen augen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
98, 25
(whalem.
, 1345
/60
): So ein mensche trurig ist vmbe geislichen gebresten iemans vnd sich froͮwet geistliches zvͦ nemens [...], das ist ein zeichen, daz der mensche in minne ist gesetzzet.
Klein, Oswald
12, 26
(oobd.
, 1416
): Wie möcht mein leib | nu traurig sein, wen ich gedenck von ort zu end.
Ebd.
26, 38
(oobd.
, 1422
): mein gogelhait
[›Ausgelassenheit‹]
mit aller gail | geriet vast trauriklich ab in ain keichen. Peil, Rollenhagen. Froschm.
279, 570
; 526, 607
; 570, 2015
; Steer, a. a. O.
722
; v. Keller, Amadis
390, 12
; Hoffmeister,
Kuffstein. Gef. A 2v, 10
; Gajek, Seidelius. Tych.
14, 26
; Pyritz, Minneburg
5015
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
84, 10
; Kehrein, a. a. O.
1, 202, 7
; Roloff, a. a. O.
49
; Thiele, a. a. O.
9, 137
; Goedeke, P. Gengenb.
131, 542
; Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
828
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
4141
; Wyss, Luz. Ostersp.
4344
; Sappler, H. Kaufringer
5, 692
; Dreckmann, H. Mair. Troja
50, 7
; Brandstetter, Wigoleis
233, 13
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
268, 1
; Kummer, Erlauer Sp.
3, 1017
; Bauer, Imitatio Haller
104, 3
; Brack
a 4r
; Maaler
406v
; Schwartzenbach
K vr
; N vijr
; Schwäb. Wb.
2, 336
.‒
Vgl. ferner s. v. 2
abschleichen
2, ächzen
, alsam
3, amächtig
3, 1
atlas
, beginnen
(das
) 1.2.
›das irdische Dasein (im Gegensatz zum ewigen leben
) von seiner Seinsweise sowie vom Zutun des Menschen her als zeit- und umständeübergreifend freudlos, trostlos, ohne metaphysische Zuversicht, gottverlassen empfindend‹; die Bestimmungen dieser Erläuterung sind jeweils an einzelne Belegaussagen gebunden; vgl.
trauern
(V.) 1.Texte der Sinnwelt ,Religion Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(als part. Adj.:) betrüben
erschrocken
leidig
sorghaft
verdrossen
krank
melancholisch
träge
Gegensätze:
fro
frölich
Syntagmen:
j. / alles, die sele t. sein / wesen / werden
; die bosheit t. machen, die erkentnis nicht t. stehen
(dies subjektbz. präd. Attr.); der traurige diener / mensch, die traurige rede / sele
.Wortbildungen:
traurigen
Belegblock:
Mieder, Lehmann. Flor.
761, 13
(Lübeck
1639
): Der Trawrig ist der Melancholey Wirthshauß.
Quint, Eckharts Trakt.
14, 16
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Waz wunders ist daz danne, daz ich leidic wirde und trûric bin?
Froning, Alsf. Passionssp.
3308
(ohess.
, 1501ff.
): Trurig ist myn
[Jesu]
sele byß yn den doit, | want ich weyß vor mer groisße noit! Strauch, Par. anime int.
65, 22
(thür.
, 14. Jh.
): daz dritte darumme wir uns betrubin mugin, ist daz wir so lange fon deme ewigin lebine gesunderit sin. ,ir sullit nu truric sin, daz ist in der zit [....]‘.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
9a, 33
(nobd.
, E. 14. Jh.
): Swenn dv [got] dein antlutz von in
[den Gläubigen]
kerest so werden si traurik. Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
15, 49
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): die trawrikeit betrubt, die betrubnuß trawrigt.
Langen, Myst. Leben
227, 10
(nobd.
, 1463
): Frey bekantnüß bedarff nicht fragen / noch nach plicken, wan es sey, ainvaltig in manigualtig geleich / in allen dingen stan trawrig noch fro.
Sachs
1, 284, 21
(Nürnb.
1532
): Verbirgst du [herr] aber dein angsicht, | Das du die erd gesegnest nicht, | So ist es alles trawrigklich.
Plant u. a., Main. Naturl.
293rb, 13
(ohalem.
, Hs. E. 14. Jh.
): die azzate Melancolici die artent nach der erden vn̄ sint sorghaft. gerne truric. gitic vn̄ habende.
Ruh, Bonaventura
326, 14
(oschwäb.
, 2. V. 15. Jh.
): die [poßhait] hat söllich art, das sy macht trurig in andrer gluglichait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
15, 8
(tir.
, 1464
): ich ge von der vinsternus in das liecht, [...] von dem zeitleichen zu dem ewigen, [...]. Hie pin ich albegen traurig.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
693
; Feudel, Evangelistar
56, 8
; Steer, Schol. Gnadenl.
5, 70
f.; Lemmer, Brant. Narrensch.
107, 93
; Bihlmeyer, Seuse
222, 24
; Barack, Zim. Chron.
4, 215, 6
; Bauer, Zist.-Pred. Haller
41, 10
.‒
Vgl. ferner s. v. ablas
5, amacht
2, aufheben
2, ausgang
13.