trüb,
Adj.
1.
›unklar, undurchsichtig‹; speziell: ›unrein, dreckig, schmutzig, verunreinigt, ungenießbar‹ (von Flüssigkeiten wie z. B. Wein und von Gewässern); ›schleimig‹ (vom Nasenschleim); ›gärend‹ (vom Wein, Most); auch ütr.Phraseme:
alle wasser trüb machen
›für alles verantwortlich sein‹; die trübe hefe aussaufen
›die Suppe auslöffeln‹.Bedeutungsverwandte:
gemenget
glum
grau
impur
mat
Gegensätze:
klar
lauter
rein
sauber
Syntagmen:
das wasser t. sein / werden, die brühe / lake t. werden
; das wasser t. machen
; der trübe anlauf / buz / hafen / kengel / trank / wein, die trübe eiche
(im Gegensatz zu lautere eiche
) / hefe
, das trübe mer / wasser
.Wortbildungen:
trübe
die
) 1 ›Gär-, Kelterrückstand bei der Weinherstellung; Bodensatz‹ (dazu als Wortbildung: trübeiche
›Maß verschenkten, noch trüben Weines‹; a. 1621; Genaueres: Pfälz. Wb.
; 2, 553
Schwäb. Wb.
), 2, 409
trübe
das
) ›abfließender Gesteinsschlamm im Bergwerk; Grubenwasser‹; trübwein
trübzisterne
grundsuppe
kotlache
misthüle
mistlache
pfütze
Belegblock:
Schöpper
77b
(Dortm.
1550
): LACUNA. Mistlach kottlach pfuͤtz grundsuppen misthuͤle truͤbcistern.
Luther, WA
44, 393, 9
(1543
/5
): Das ist der Teuffel, Wenn das Wasser truͤb wird, so fischt er gern.
Ebd.
52, 366, 37
(1544
): Wie sie [die sich lassen duncken, sie seind klug] in dem Juͦdischen volck sind hinweg geworffen, unnd allein die trübe hefen davon geblieben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
49, 185
(Magdeb.
1608
): So wol hab jhm geschmecket nicht / | Was er sonsten [...] | [...] aß vnd tranck. | Als das truͤb Wassr so in der flucht / | Sein durst zu leschen wart gesucht.
Quint, Eckharts Pred.
2, 603, 5
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): gienge ich über ein wazzer und wære ez gemenget und trüebe, sô enmöhte ich mîn antlütze dar inne niht gesehen.
Dedekind/Scheidt. Grob.
200, 2
(Worms
1551
): Ein sauber wasser ist dein nutz / | Ein truͤbs wischt dir nit ab den schmutz.
Perez, Dietzin
1, 132, 1
(Frankf.
1626
): damit das alte Sprichwort wahr bleib: [...] das truͤbe Wasser de͂ Fischern sonderlich bequaͤm.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
215, 2
(omd.
, 1554
/1633
): Weschen werden uf den stollen nicht gestattet, damit die mit den trüben nicht verschlemmet.
Keil, Peter v. Ulm
475
(nobd.
, 1453
/4
): sol meyden als trübs tranck vnd wasser.
Gille u. a., M. Beheim
267, 36
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Sie hat ain zweidig nasen, | [...] | dar auss so hangen vasen | von puczen und von kengel trub.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
224, 14
(Nürnb.
1548
): werffen sie den Christen allen jammer [...] auff den halß / [...] alß haben sie [...] allein alle wasser truͤb gemacht.
Sachs
18, 295, 17
(Nürnb.
1566
): Zulecz aber der gottloß hauffen | Der muß die trüb hefen außsauffen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
213r, 12
(Hs. ˹nalem.
, um 1400
˺): Wer welle truͤben win luter machen, der / nem winstain.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
182, 8
(Augsb.
1553
): damit die brie nit trieb werd, múgt aúch ain wenig haúsenblater daranthon.
Winter, Nöst. Weist.
1, 291, 31
(moobd.
, 1. H. 16. Jh.
): so hebt sich die trueb an, so ist er di trueb dem pergherrn verfallen sambt dem völligen pergrecht.
Ebd.
303, 21
: kombt er vormittag mit wolgeschmachen trüeben most, so soll sich der herr zallen lassen.
Luther, WA
23, 28, 28
; Gille u. a., a. a. O.
257, 25
; Morrall, Mandev. Reiseb.
36, 7
; 166, 19
; Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26a
; Maaler
410r
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
537
; Pfälz. Wb.
2, 552-555
; Schwäb. Wb.
2, 409
; 410
.‒
Vgl. ferner s. v. 1
abliegen
2, anlauf
5, ast
1, aufheben
7, baldrian
, brül
.2.
›trüb, dunkel, neblig, wolkenverhangen‹ (vom Wetter).Bedeutungsverwandte:
dunkel
finster
gewolkt
neblig
rau
schwarz
unruhig
wolkecht
wolkig
wüst
Gegensätze:
heiter
lauter
liecht
schön
1
hel
klar
Syntagmen:
der trübe himmel / tag, die trübe luft, das trübe wetter, trübe wolken
.Wortbildungen:
trübe
die
) 2 ›Dunkelheit‹ (von der Nacht).Belegblock:
Lappenberg, Fleming. Ged.
470, 22, 2
(1635
): Als eure Ankunft, Herr, uns wurde kund getan, | da hub die trübe Luft sich an bald abzuhellen.
Schöpper
32b
(Dortm.
1550
): Nubilum. Truͤb dunkell gewolckt wolcket wolckig neblich.
Beckers, Bauernpr.
58, 24
(Köln
1515
/8
): die son hait mail des morgens dair vnder drune wolcken.
Feudel, Evangelistar
113, 1
(omd.
, M. 14. Jh.
): alse her [hemel] des morgens rot ist, so sprechit ir, iz werde trube weter.
Maaler
410r
(Zürich
1561
): Truͤb waͤtter / Gar finster vnnd dunckel. [...]. Truͤber vnd raucher lufft.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
207, 23
(oobd.
, 1349
/50
): wan ain iegleich tier fräut sich des liehten lautern luftes mêr denn des trüeben.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
485, 6
(moobd.
, 1473
/8
): Darumb der nachte trüebe | des streites in da lenger nicht wolt gunnen.
Gajek, Seidelius. Tych.
10, 18
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
413, 17
; Munz, Füetrer. Persibein
15, 4
; Schöpper
75b
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
537
.‒
Vgl. ferner s. v. arbeiten
6, aufwelgen
, barre
2.3.
›stumpf, trüb (von den Augen, der Sehkraft); unscharf, schlecht sehend‹.Bedeutungsverwandte:
finster
beisehend
gläsern
Gegensätze:
klar
lauter
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
238, 72
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): dein augen sten in trüben plancz, | als wellestu erplinden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
261, 34
(oobd.
, 1349
/50
): all slangen habent trüebz gesiht und dar umb siht si daz ir widerwärtig ist selten.
Klein, Oswald
22, 138
; Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 285
.4.
›traurig, betrübt, schwermütig‹ (von Personen, der Seele, Tätigkeiten und Handlungen des Menschen); im Einzelnen z. B.: ›traurig blickend‹ (von den Augen); ›traurig klingend‹ (von Liedern).Gehäuft ˹älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.˺ – Bdv.:
bekümmert
1, betrübt
2, leidenhaft
1, leidig
2, traurig
1, trübig, trübselig, unmutig
; vgl. krank
(Adj.) 2, melancholisch
, melastos
.Wortbildungen:
trübhaft
trübheit
trüblich
trübsam
Belegblock:
Reissenberger, Väterb.
3203
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Sin truplich weinen was vil heiz.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
222, 36
(wmd.
, 1634
): Eia thut von hertzen klingen | Lauter trübe Liedelein.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10792
(rib.
, 1444
): Synt yr in deser groisser droifheit | Mir zo helpen sijt bereit.
Karnein, Salm. u. Morolf
347, 5
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): do erkant niemant den elenden man, | dar umb der tegen edele | vil trübe ougen do gewan.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 7, 5
(Hs. ˹schles.
, 14. Jh.
˺): Wer slug Egipten kummer tragender vlamme? | wer gap, verkoufter Joseph, heil der trüben sel?
v. Groote, Muskatblut
82, 46
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Der werlt glaub die macht mich druͤb.
Sachs
1, 465, 25
(Nürnb.
1542
): wo du hast auff mich [Glück] vertrawt, | So hast du auff ein eyß gebaut. | Ich mach trübsam das menschlich leben.
Niewöhner, Teichner
505, 12
(Hs. ˹oschwäb.
, 1368
˺): nuͦ sint die fuͤrsten truͤbhaft.
Ebd.
564, 2274
(moobd.
, n. 1400
): also ist auch truͤbhafft | von natur der geittig man.
Ebd.
325, 127
; Schöpper
26b
.5.
›verwirrt, irre, unverständlich, schwankend, unklar‹ (von Handlungen).Bedeutungsverwandte:
vgl. confus
hauptscheu
irre
Gegensätze:
lauter
klar
Belegblock:
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 258, 26
(halem.
, n. 1529
): [Risseg] hat zuͦ êren sinem allerheiligesten vater dem truͤben Luther einen kampf angeboten
(Wortspiel).
Ebd.
5, 20, 19
: dass si [oberkeit] weder ganz luther, noch ganz trieb kont sin, sunder [...] uf und ab handlet.
Primisser, Suchenwirt
13, 4
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Wie vor di maister han gelesen | Dy veynen wart auz trueben vesen.
6.
›vermischt, nicht eindeutig identifizierbar‹ (von Farben).Bedeutungsverwandte:
vgl. gemischt
Belegblock:
Sudhoff, Paracelsus
14, 419, 39
(um 1567
): Calcedonius ist ein stein von vil lautern und trüben farben.