tanzen,
V.
1.
›sich nach dem Takt der Musik in bestimmten Schritten und Figuren rhythmisch bewegen‹; auch ütr.: ›sich vergnügen, feiern; fröhlich sein‹; offen zu 2; zu
tanz
1.Phraseme:
nach js. pfeife t
.; um jn., etw.
[z. B. um die braut, um den brotkorb
] tanzen
›sich um etwas bemühen‹.Bedeutungsverwandte:
reien
springen
ausreien
Syntagmen:
den keraus t
.; mit jm. t., auf der hochzeit t., in einem reien t., nach einem getöne / dem pas t
.; frölich / heidnisch / hübsch / unerlaubt / ungestüm / welsch t
.; t. und buhurdieren
, t. und springen
(häufig).Wortbildungen:
tanzung
tanz
Belegblock:
˹In Sprichwörtern:
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 65, 19
(Hagenau
1534
): Wenn dem esel zu wol ist / so gehet er auffs eyß tantzen / und bricht eyn beyn.
Ebd.
306, 2
: Wer lust zu tantzen hat / dem mag man leicht pfeiffen.
Ebd.
539, 17
: Es ist keyn kynderspill wenn eyn alts weib tantzet
.˺
Lichtenstein, Lindener. Katzip.
208
(o. O. 1558
): Dasselbige zarte [...] sewberliche fräwlein kundt wol singen [...] unnd auff das hüpscht tantzen: teütsch, wälsch, polnisch.
Luther, WA
30, 3, 224, 28
(1530
): Es [...] gehet nicht nach dem recht sondern nach dem gluͤck, wer die braut haben sol, und hilfft nichts darumb tantzen.
Froning, Alsf. Passionssp.
1822
(ohess.
, 1501ff.
): darzu wel ich uwer eygen synn | und myt uch danczen und springen | und myt uch frolichen singen!
Schönbach, Adt. Pred.
16, 26
(osächs.
, 1. H. 14. Jh.
): ubertrank, unkuscheit, tanzen und turney und ander suͦndliche dinc.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
140, 29
(Nürnb.
1548
): Daher ist es ye vnnd ye / auch bey den Christen gewest / das man auff hoͤchzeyten froͤlichkeyt gepfleget / baß gessen vnd truncken / gedantzet / vnd sonst ehrliche ergetzung gesucht hat.
Bihlmeyer, Seuse
242, 114
(alem.
, 14. Jh.
): Hie
[Himmelreich]
sihet man vroͤlich oͮgenblicke von lieb ze liebe gan; hie harphen, gigen, hie singen, springen, tanzen, reien und ganzer vroͤde iemer phlegen. Koller, Ref. Siegmunds
183, 8
(Hs. ˹Basel
, um 1440
˺): in der kirchen mit iren mentelen und schyter sint sie [tuͦmfroͮwen] geystlich, aber uszwendig sint sye weltlich; sy farent zuͦ den hoͤfen, sy tantzent.
Sappler, H. Kaufringer
8, 182
(schwäb.
, Hs. 1464
): da was manig süeß gedön, | darnach die frawen tanzten schön.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 248, 23
(schwäb.
, 1546
): Welcher an den hayligen sambstagen, sontagen [...] in den würzsheüßern oder an ander orten spilt, kartet, danzet, unzümblich zuetrinckt und schwert [...], der ist der fraw abtißin verfallen tags ain guldin und nachts zwen guldin.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
5930
; Opitz. Poeterey
10, 17
; Skála, Egerer Urgichtenb.
207, 16
; Reichmann, a. a. O.
147, 6
; Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 712, 18
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
346, 2
; Spanier, Murner. Narrenb.
50, 66
; Roloff, Brant. Tsp.
550
; Müller, Lands. St. Gallen
64, 32
; 101, 6
; Barack, Zim. Chron.
4, 67, 18
; Heidegger. Mythoscopia
5, 8
; Klein, Oswald
19, 168
; West, Dasypodius.
1989, 376
; Wiessner, Wittenw. Ring
1259
; 6250
; 6380
.‒
Vgl. ferner s. v. abspülen
, anfrischen
1, auch
8, aufpfeifen
1, auskommen
2, ausreien
, paduaner
, bald
4, 1
pas
6, buhurdieren
.2.
›sich bewegen‹; oft: ›sich ungestüm bewegen; toben, rasen‹; auch bestimmte Bewegungen bezeichnend, z. B.: ›jn. umkreisen; hüpfen‹; im Unterschied zu 1 vereinzelt auch von Gegenständen oder Körperteilen gesagt; zu
tanz
3.Phraseme:
mit den zänen tanzen
›essen‹; mit händen tanzen
wohl: ›schunkeln‹; auf dem haupt tanzen
›überschwenglich sein‹.Bedeutungsverwandte:
rasen
Syntagmen:
auf und ab / um etw. t
.Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
77, 1081
(Magdeb.
1608
): wie die verachte Haußfliegen / | So vns teglich fuͤr augen liegen / | Geboren werdn / vnd ohn verderben / | Jm Sommer leben / im Winter sterben. | Wie jhr halb Brust tantzt ohne bauch.
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 77, 2
(Köln
1583
): O Jesu [...] Vmb dich dantzt die Jungfrewlich kron.
Wyss, Limb. Chron.
64, 13
(mfrk.
, zu 1374
): da irhup sich ein wunderlich gedinge uf ertrich [...], also daz lude huben an zu danzen unde zu rasen [...], unde in dem danzen so filen si etwan dicke nider uf di erden unde lißen sich mit fußen dretten uf iren lip.
Sachs
15, 108, 26
(1559
): Ich wolt gern mit den zenen tantzen, | So wil der koch nicht richten an.
Thiele, Minner. II,
18, 5
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): doch so gön ich lieber uff den fuͤssen, | wenn das ich uff dem höpt tantz.
Sappler, H. Kaufringer
16, 179
(schwäb.
, Hs. 1464
): der tiufel [...] ratet oft dem torothen weib, | das si hupf, danz oder ring, | ungewär trett oder spring.
Buch Weinsb.
5, 337, 2
; Luther, WA
33, 73, 16
; Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 25
; Menge, Laufenb. Reg.
5980
; Lemmer, Brant. Narrensch.
6, 78
; Fuchs, Murner. Geuchmat
152
; Schwäb. Wb.
2, 59
.