tönen,
2
donen,
V.;
vereinzelt mit Präfix
gedonen,
getönen
; zu
mhd.
dœnen
›singen, spielen, tönen‹
(Lexer
).1, 447
1.
›akustisch wahrnehmbar sein, werden; klingen, ertönen (allgemein)‹; auch: ›laut erschallen, laut sein‹; dies häufig subst.: ›Lärm, Getöse (unterschiedlicher Ursache)‹.Bedeutungsverwandte:
2
blecken
brasteln
knallen
schallen
bellen
1
gallen
1
hellen
läuten
Wortbildungen:
tönend
Belegblock:
Hübner, Buch Daniel
7573
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Glich ir mitte
[›gleichzeitig mit Susanna‹]
begunde | Donen der alden bleken (›Geschrei‹).
Böhme, Morg.R.
154, 30
(Hs. ˹schles.
, 1612
˺): daß alles schallet und darinnen [in der goͤttlichen kraft] thoͤnet / darauß die sprache und unterscheid aller dinge erfolget.
Pyritz, Minneburg
5151
(nobd.
, Hs. um 1400
): Da hort ich [...] | [...] donen manchen schal.
Sachs
2, 396, 25
(Nürnb.
1535
): da war ein knallen, | Ein prastlen, dönen und ein schallen, | [...] | Inn maß als ob der donner schlüg.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 388, 7
(Nürnb.
1631
): Dein stimm laß lieblich thoͤnen.
Päpke, Marienl. Wernher
14845
(halem.
, v. 1382
): Mit allem lobe sange | Durch alle hymel doͤnent
(hier als Part. Präs. aufgefasst).
Welti, Stadtr. Bern
674, 6
(halem.
, 1539
): Deßglychen soll niemants an derselben gassen [...], als lanng die praͤdig weret, klopffen noch gethoͤmer machen, weder mit holtzschyttenn noch anndernn thoͤnenden werchenn.
Schmidt, Rud. v. Biberach
160, 26
(whalem.
, 1345
/60
): da toͤnd ein wort, daz nvͥt dvͥ zit begrift.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
281, 1
(moobd.
, 1473
/8
): Do Achilles das dönen | hort’, und den / hellen dos, | [...] | der weibes claid macht’ er zue handt sich ploss.
Schöpper
34a
; Maaler
403v
.2.
›nachklingen, wider-, nachhallen‹; Spezialisierung zu 1.Phraseme:
jm. etw. in den oren tönen
›sich nachhaltig einprägen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. 1
gellen
Belegblock:
Hübner, Buch Daniel
1213
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): An dirre worte ende | Wart ein schal vil behende | Donende da uber al.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
198
(Nürnb.
1517
): Durch die innerlichen [zungen] redt der geist, durch die euserlichen tonet der leib.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
97, 2
(els.
, 1362
): so duncket mich doch alle zit die stimme toͤne in minen oren, die do sprichet: [...].
Strauch, Schürebrand
48, 22
(els.
, E. 14. Jh.
): daz die wort des jüngesten urteiles [...] one underlos in uwern oren toͤnent.
3.
›tönen (als potentielles Vermögen von Metallen)‹.Bedeutungsverwandte:
1
hellen
1
klingen
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
1. Kor. 13, 1
(Wittenb.
1545
): WEnn ich mit Menschen vnd mit Engel zungen redet / vnd hette der Liebe nicht / So were ich ein donend
[
lautendMentel
1466: ]
Ertz oder eine klingende Schelle (hier negativ als Bild für leeres Geschwätz; vgl. 4).
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
478, 27
(oobd.
, 1349
/50
): kupfer [...] hillt wol und dœnt und ist von nâtûr warm.
Ebd.
479, 25
: daz eisen dœnt haiserleichen.
4.
›artspezifische Geräusche, (unartikulierte) Laute hervorbringen‹ (von Lebewesen); im Einzelnen: ›summen, brummen‹ (z. B. von Insekten); ›zwitschern‹ (z. B. von Vögeln); überwiegend speziell auf die menschliche Stimme bezogen: ›sprechen; etw. sagen, laut aussprechen‹; auch: ›laut singen, jubeln‹; häufig abwertend; bei Luther speziell mit Blick auf religiöse Praktiken (Predigt, Litaneien) der katholischen Kirche: ›blöken, brüllen, herumschreien‹; gehäuft subst.: ›leeres Gerede, Getöne‹.Phraseme:
zu etw. tönen
›mit etw. übereinstimmen, zu etw. passen‹.Bedeutungsverwandte:
plappern
plaudern
schreien
singen
1
gellen
1
hellen
intonieren
1
klingen
lauten
plärren
pralen
tirilieren
Syntagmen:
j. etw
. (z. B. ein getöne / gesez, js. lob
) t
.; etw
. (z. B. die vögel
) aus süssen kelen t
., j. mit jm. t., mit etw
. (z. B. mit einer rede
) t
., j
. [wo] (z. B. in der kirche
) t
.; abscheulich / barmherziglich / bedrolich / fürbas / recht / verborgenlich t
.Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
2262
(preuß.
, um 1330
/40
): Von der gedult ouch sprichit sus | der gûte sente Gregôrius | [...] | Jêronimus ouch dâzû dônt: [...].
Ebd.
26669
: immer sî dir lob gedônt | von allir crêatûren munt!
Luther, WA
17, 2, 120, 34
(1525
): das geplerre, so man ynn kirchen und kloͤstern treybt, [...] so gar on alle weyßheyt, das sie solchs doͤnen und esel geschrey Gottis dienst und der seelen heyl gepredigt heyssen wurden.
Ebd.
31, 1, 141, 22
(1529
/32
): sie muͤssen singen, wie jhn der schnabel gewachsen ist, [...] Singen heis ich aber hie nicht allein das doͤnen odder laut schreien Sondern auch ein igliche predigt odder offentlich bekentnis.
Ebd.
41, 213, 28
(1535
/36
): Denn was nicht Christen sind, die konnen [...] weder recht Leren, Beten noch Opffern, ob sie [...] tag und nacht jnn den Kirchen opffern, plappern, singen und doͤnen.
Mayer, Folz. Meisterl.
27, 112
(nobd.
, v. 1496
): O mensch, sag danck | Dem sussen gsang | Der siben gsecz, | Die er zu lecz | Unß an deß krewczes schranck | [...] | Gedont hat so parmhercziclich!
Sachs
22, 459, 26
(Nürnb.
1548
): Wer mit in
[den personifizierten sittlichen Tugenden]
herumb-ging und dönt, | Der wurt in kurzer zeit gekrönt | Und lebt den selig durch die duegent. Bihlmeyer, Seuse
386, 29
(alem.
, 14. Jh.
): Und [der diener] gieng hin fúr den alter [...] und tonde verborgenlich daz gedoͤne: Benedictus qui venit.
Goedeke, Fischart, Mucken
48
(Straßb.
1610
): wie die hurnauß
[›Hornisse‹]
abscheulich | Und die immen tönen bedreulich. Lemmer, Brant. Narrensch.
102, 2
(Basel
1494
): Betruͤger sint / vnd faͤlscher vil | Die toͤnen reht zuͤm narren spiel.
Munz, Füetrer. Persibein
14, 1
(moobd.
, 1478
/84
): Vil mennger vogel dönen | hortens aus súessen kelen.
Luther, WA
30, 3, 549, 13
; Fischer, Brun v. Schoneb.
11704
; Kottinger, Ruffs Adam
4195
; Kummer, Erlauer Sp.
3, 275
; Schweiz. Id.
13, 222
.5.
›eine Aussage nach rhetorischen, literarischen, musikalischen Prinzipien gestalten, formen‹.Bedeutungsverwandte:
reimen
dichten
Belegblock:
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
2, 12
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Dein klage ist on reimen und on döne, davon wir brüfen, du wellest durch dönens und reimens willen deinem sinn nicht entweichen.
Schmitt, Ordo rerum 145, 31.
4
(oobd.
, 1481
): Prosod(ya)cus der jn latein ward recht gedönen [...] kan.