steft,
stift,
der
;
erstere Schreibung häufiger;
–/-e
, auch
-Ø, -er, -en
.
1.
›Stift, kleinerer Stab an Schlingen, Schnallen, Nesteln, Spangen o. ä. zum Befestigen leichterer Gegenstände; Stab von Nägeln (im Unterschied zum
kopf
)‹; ütr. auch: ›Pflanzenstengel‹.
Phraseme:
nicht ein stift
›nichts‹.
Bedeutungsverwandte:
nadel
 1; 2; vgl.
stiel
 1.
Syntagmen:
einen s. halben, die stefte (der hufnägel) zusammen hauen, die nestel keinen s. haben
;
etw. an einem s. herausziehen, etw. mit steften befestigen
;
der s. von einem nestel
;
der s. der viole
(ütr.);
der bleierne / eisene / geschmelzte / güldene / silberne s
.
Wortbildungen:
steften
›etw. mit Stiften befestigen‹ (a. 1516),
steftleuchse
›Leuchse mit Eisenspitze‹ (o. J.),
steftstude
wohl ›Spitzsäule‹ (a. 1520),
steftze
(wie
steft
1; a. 1517).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
603, 3072
(
Magdeb.
1608
):
DJe Koͤnigliche Kron zu letzt / | Er auff des Maulworffs heupthahr setzt / | Befestigt zur seiten mit hefften / | Vnd viel guͤlden Nateln vnd Stefften.
Bobertag, Eulensp.
74, 14
(
Straßb.
1515
):
[vlenspiegel] schüttet die huffnegel daruß vnd howet in die koͤpff ab, vnd die koͤpff zuͦsammen vnd die stefft auch also.
Hübner, Buch Daniel
2606
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Die vyol ist vervalwit, | Ir stift entzwei gehalwit.
Sachs
17, 107, 14
(
Nürnb.
1553
):
warbey kennst du ihn? | [...] | Ey, bey der nestl, die hat kein stefft.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 13, 12
(
Straßb.
1522
):
ich [Dochter] klag den guͦten Mantel mit den silberin Stefften, den er antregt, das ich in auch nit verzert hab.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
507
(
Genf
1636
):
Stifft / Krafft vnd schlinck / Vne graffe vn crochet, Vncinus.
Barack, Zim. Chron.
2, 550, 15
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Sie namens von ime an, tailten das, nit ein steften von ainem nestel haten sie ime darvon geben.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2717
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Drey bücher, [...], sein alle drey in gulden stuckh gebunden mit seiden nestell und guldenen stefften.
Sachs
20, 522, 18
;
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 223, 22
;
Mylius
F 3v
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz. 1989, S. 
294
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
338
;
Schwäb. Wb.
5, 1687
;
Schweiz. Id.
3, 1047
;
10, 1380
;
1465
;
1477
.
2.
›Stift als Handwerkszeug des Malers‹.
Bedeutungsverwandte:
griffel
 1,
steiler
.

Belegblock:

Rupprich, Dürer
1, 166, 193
(
nobd.
,
1521
):
Jch hab dem Gerhart noch zwier mit dem stefft die schön jungfrau conterfet.
Rupprich, a. a. O.
1, 159, 43
;
162, 11
;
Voc. Teut.-Lat.
ff jr
.
Vgl. ferner s. v.
beingeschwemt
.
3.
›Stachel (z. B. von Tieren, an Instrumenten, Spitze an Waffen o. ä)‹; ütr.: ›Stachel (der Sündhaftigkeit)‹.
Bedeutungsverwandte:
1
angel
 4,
dorn
 1,
spies
,
spitze
,
spreusse
,
1
stachel
 1.
Syntagmen:
einen s. aus dem fus ziehen, einen s
. (›Stachel der eigenen Gerechtigkeit‹)
an jn. heften, einen s. an eine hantel machen, der stecke einen s. haben
;
die steften jn. stechen
;
einen pfal mit steften schärfen, einen riemen mit einem s. beschlagen
(als Werkzeug der Geißler);
die stefte am rücken
(
des igels
);
der grosse / lange / scharfe / spitzige s
.
Wortbildungen:
2
stiftung
wohl ›Besatz eines Folterrades mit Eisenspitzen, Stacheln‹ (s.u. Belegkommentar).

Belegblock:

Luther, WA
32, 368, 14
(
1532
):
Bleibt aber der stifft jm hertzen, [...], so heist es [...] nicht von hertzen vergeben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
318, 1808
(
Magdeb.
1608
):
Die Schlang hat nie so toͤdlich gifft / | Der Jgel nie so scharffe stifft.
Reissenberger, Väterb.
4651
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sin begonden walten | Gedancken und in seren | Ein teil zuͦ iteln eren, | Die an in hefte iren stift, | Als ob er der genaden gift | Von sinen tugenden solte haben.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 250, 9
(
Frankf.
1563
):
zohe ich unden auß seinem fuß einen großen stefften oder spreussen.
Voc. Teut.-Lat.
ff ijv
(
Nürnb.
1482
):
Stifftung pawung gedenckung peyde antwerck, od’ zusamensetzung. oder werlt od’ gerust oder peinrad. machina
[Beleg mit Kumulation verschiedener Bedeutungen, vgl. die letzte deutschsprachige Angabe:
peinrad
].
Bihlmeyer, Seuse
43, 6
(
alem.
,
14. Jh.
):
Er hat im selber ein geisel gemachet uss einem riemen; den schuͦf er ime beschlahen mit moͤschinen spizzigen steften, die waren scharpf als ein grifel.
Luther, a. a. O.
54, 208, 23
;
Voc. Teut.-Lat.
ee viijv
;
Bihlmeyer, a. a. O.
40, 15
;
19
;
Schwäb. Wb.
5, 1688
;
Schweiz. Id.
10, 1464
.
4.
ein Weinmaß; hierher oder zu
stift
(
der/die/das
) 4?

Belegblock:

Schwäb. Wb.
5, 1688
(a. 
1595
).
5.
Pfropfunterlage; Pflanzenteil, auf das ein Pfropfreis aufgesetzt wird.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
pfropfstok
.

Belegblock:

Mylius
E 5v
(
Görlitz
1577
):
Truncus Stifft darauff mã pfropfft.