staude,
die
.
1.
›Staude, Busch, buschartiges Gewächs‹; allegorisch auch auf Christus und Maria bezogen; vereinzelt obszön.
Phraseme:
über stöcke und stauden
;
hoch in die stauden schlagen
›zu viel fordern‹;
sich aus den stauden machen
›fliehen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
busch
 1,
gewächs
 1,
stok
 1.
Syntagmen:
stauden zeichnen, eine s. für ein gespenst ansehen
;
die s. brinnen
(bezogen auf den brennenden Dornbusch im Alten Testament);
j. die staude sein
;
in / durch die, zwischen den stauden kriechen, den kopf in die s. verbergen, jn. unter eine s. schleifen, jm. etw. bei seiner s. bieten
;
s. von bonen
;
die blühende s
.;
knöpfe an den stauden
.
Wortbildungen
staudecht
(dazu bdv.:
buschecht
,
das
),
stauden
›zu Büscheln ausschlagen, mehrere Halme treiben (von Getreide)‹,
staudenförster
›Förster einer Klosterherrschaft‹ (im Unterschied zum fürstlichen Förster),
staudenjungherre
›Faulpelz, Tagedieb‹,
staudenkorn
›stark aussprossendes Getreide‹, ˹
staudenhünlein
,
staudenritter
,
staudenschnapper
, jeweils ›Strauchdieb‹ (dazu bdv.:
hagschelm
,
strauchdieb
)˺,
staudenstern
›meersternähnliches Kunstgebilde‹,
staudenwald
›Niederwald‹ (Beleg s. v.
ampt(s)herre
).

Belegblock:

Luther, WA
7, 251, 1
(
1521
):
nit das sy [arme priester] faul staudenjunckherrn oder gassentreter wurden, sonder [...].
Bobertag, Schwänke
326, 12
(
Frankf.
1563
):
Ein edles staudenhünlein kompt umb in der buß.
Skála, Egerer Urgichtenb.
108, 23
(
nwböhm.
,
1573
):
hab er ein Pergkman [...] erschossen [...] hetten er vnd Pillich Erhardt Ine vntter ein Stauden geschleifft vnd bescharret.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
57, 34
(
osächs.
,
1570
/
7
):
wie man das staudenkorn, daran man den dritten theil des samens erspahren kann, uber winter aussäen soll.
Ebd.
59, 1
:
Dasselbe korn staudet sehr, ob es gleich nicht so gar uberig dick gesehet wird.
Fastnachtsp.
786, 1
(o. O. o. J.):
Das peut ich dir pei deiner stauden
[obszön]
, | Die dich gar oft und dick macht schnauden, | Und urtail recht on neid und gunst, | Es muß sunst dein stauden in der kue prunst.
Voc. Teut.-Lat. ee viijr (
Nürnb.
1482
):
Stawdecht. puschecht.
Bihlmeyer, Seuse
216, 20
(
alem.
,
14. Jh.
):
dar umbe, du [Herr] seldenzwi, du meienris, du roter rosen bluͤjendú stude, schlús uf din arme, zertuͦ und zerspreit die gebluͤmten este diner goͤtlichen und menschlichen nature!
Fuchs, Murner. Geuchmat
885
(
Basel
1519
):
wol an / er fardt do hyn | Vber studen vnd über stocken!
Päpke, Marienl. Wernher
14648
(
halem.
,
v. 1382
):
Her Moyses och also sprach: | ,Sú [Maria] ist dú stude die ich sach | Brinnen, und doch nút verbran‘.
Lauater. Gespaͤnste
19v
, 8 (
Zürich
1578
):
weñ wandle͂d lüt / so es [...] tunckel nacht ist / etwan stein / stude͂ / stoͤck [...] für Gspaͤnst vnd vnghür ansaͤhend.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
504
(
Genf
1636
):
Staudicht / voll stauden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
332, 11
(
oobd.
,
1349
/
50
):
der paum haizt paz ain staud denn ain paum, wan er ist klain.
Klein, Oswald
42, 53
(
oobd.
,
vor 1408
?):
Stauden stock | machet schock | rauhen rock | als ain bock, | löblichen bedecket.
Winter, Nöst. Weist.
1, 708, 17
(
moobd.
,
1511
):
welcher herr oder closter sein selbs vorster hat und man haisst ainen staudnforster, ob der ainen begreift der da schaden tuth in seins herrn holz, der soll in darumb pfentn.
Turmair
5, 27, 30
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Dahin brach auch durch über pirg, holz, wasser, stöck und stauden herzog Dieth mit all seim volk.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
214
(
oobd.
,
1607
/
11
):
ein wunderbarlicher meerstern, genannt stella arborescens oder staudenstern, mit vil ästen und zincken.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
17, 22
;
Sachs
15, 538, 32
;
16, 499, 23
;
17, 136, 3
;
20, 24, 20
;
Österley, Steinhöwels Äsop
79, 23
;
Koller, Ref. Siegmunds
257, 25
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
792, 20
;
Pfeiffer, a. a. O.
198, 28
;
Bauer, Geiler. Pred.
82, 15
;
Bauer u. a., a. a. O.
259
;
318
;
2691
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 502
;
Bremer, Voc. opt.
48015
;
Voc. Teut.-Lat. ee vijv; viijr;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
504
;
Schwäb. Wb.
5, 1669
.
Vgl. ferner s. v.
amomum
,
artischocke
,
aufarbeiten
 4,
ausser
(Adv.) 3,
papier
 1.
2.
›Buschwerk, Gebüsch‹.
Wortbildungen:
staudicht
›Buschwald‹,
stäudig
.

Belegblock:

Ralegh. America
13, 33
(
Frankf.
1599
):
welche allenthalben mit dicken finstern Waͤlden / Hecken vnd Stauden dermassen bewachsen vnd vmbgeben waren / daß [...].
Gille u. a., M. Beheim
7, 40
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
den prudern sein [Cayn] und auch den iren chinden | er mit den seinen lait und chumer schuf. | Er hielt auf seu in heken, stauden, auf dem veld.
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb.
16
:
dumetum staudicht.
Ebd. :
parva silva ein hag oder staudicht.
Löffler, Columella/Österreicher
38, 13
(
schwäb.
,
1491
):
die clawen bevand baß in den [...] stúdigen welden dann an den stainigen enden.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 32, 36
(
schwäb.
,
1574
):
welcher uber die marcken, högcken oder stauden abhawcht, der ist zehen guldin verfallen.
Leidinger, A. v. Regensb.
606, 7
(
oobd.
,
um 1430
):
Dy waren eines tags nach irer gwonhait am gayd und under den dikchen stauden in dem wald.