1
stam,
stamme,
der
 ;
-(e)s/-e
+ Uml. (für
stam
),
-ens/-n
(für
stamme
).
1.
›Baumstamm gehöriger Stärke, zwischen Wurzel und Astwerk liegender Teil des Baumes‹; von einerseits
wurz(el)
, andererseits
ast
 1,
dolde
,
zweig
unterschieden; auch ›verholzter Pflanzenstengel‹; ›unteres Ende des Stammes, Klotz‹; teils mit Tendenz zu ›Baum‹, mehrfach bildlich oder ütr., dann z. B.: ›Stütze‹.
Phraseme:
weder stok noch stam
›nichts‹.
Bedeutungsverwandte:
bloch
 1,
kloz
 1; vgl.
stok
 1.
Syntagmen:
den s. abbrocken / verderben
;
das herz als ein s. sein, ein s. des rechten sein
(ütr.);
harz von dem s. fliessen, die wurz vom s. abschlagen, aus dem s. ein kraut wachsen, der zweig aus dem s. kommen, etw. / jn. an einen s. binden, ein loch in den s. boren
;
der s. des baumes / glauben / rechten
;
der grüne / junge / aufschossende s
.
Wortbildungen:
stambloch
(dazu bdv.: vgl.
stamplütsche
),
stamende
,
stamfalke
(ein Vogel, möglicherweise ›Kranich‹),
stamfeile
(auch
stäm-
; Schreibung jeweils mit
-pf-
; möglicherweise Zuordnung zu
stampfen, stämpfen
), ˹
stamgeld
,
stammiete
,
stamrecht
, jeweils ›Recht auf Erhebung einer Gebühr für das Fällen eines Baumes‹; als Metonymie: ›die Gebühr selbst‹˺,
stämling
›kleiner Baum‹,
stamlöse
›Abgabe für die Zuteilung von Bauholz‹ (a. 1551 f.),
stämmen
1 ›etw. glätten, hobeln‹,
stamort
›dickeres, der Verzweigung entgegengesetztes Ende des Pfropfreises‹,
stamplütsche
›Trumm, dickes Stück Rundholz‹ (a. 1541; dazu bdv.:
stambloch
,
toz
; zur Zuordnung: Schweiz. Id.
5, 239
),
stamreid
›gekräuselte Zeichnung des Holzes‹ (Gw zu mhd.
rîden
›winden‹, 2. Hochstufe; Lexer
2, 422
),
stamreis
(dazu bdv.:
spros
),
stamrinde
,
stamstecke
,
stamtrager
›Person, die schwere körperliche Arbeit verrichtet, Schlepper‹ (a. 1558),
stamtrum
(a. 1567; Gw zu mhd.
drum
›Endstück‹; Lexer
1, 471
),
stamwort
,
stamwurzel
.

Belegblock:

Schöpper
74a
(
Dortm.
1550
):
TRVNCVS. Klotz stamm bloch.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
243, 40
(
preuß.
,
1452
):
1 reisefeile, item 1 stampfeyle, item 1 reyszhoken.
Schottelius. HaubtSprache
127, 7
(
Braunschweig
1663
):
Teutsche Stammwoͤrter / welche meist alle einsilbiges lautes sein / [...] von treflicher Anzahl [...] bequem zur ableitung [...] geschikt.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 21, 6
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
naturlich recht ist, swa die vrucht sich bildet nach ir stamme. .
Ebd.
23, 5
:
dem [boum] sin saf daz beste | mit veüchten vromt uz stammes adel
. 12, 4, 10 (Hs.˹nobd., 3. V. 15. Jh.˺):
ieslichez obez man smecket | nach sines stammes art
[zu dieser Inhaltsgruppe s.
Tpma
11, 11, 104].
v  Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 490, 1
(
mosfrk.
,
1582
):
dessen sol der hausman zu stamrecht geben den herren von iedem stam holz zween pfenning.
J. W. von Cube. Hortus
95, 6
(
Mainz
1485
):
Der stam ruchet woͤl vnd ist suße.
Ebd.
133, 8
:
Der wilde saffran stam glichet by nahe de͂ heymschen allein disser an dem stam nit bletter hait.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5528
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
eins menschen hertz ist alss ein stam | der in ein garten dar ynne quam, | das man dar uff gepropte ein riss.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
107, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Schneide darnach die spitzen von der stammrinden [...] hinweg.
Ebd.
110, 17
:
Nim ein lang propfreis unde beuge dasselbige fein gemach. Propf es mit dem stammort und wippel in den stamm.
Ebd.
220, 18
:
als das stammende dicker ist als das wippelende.
Ebd.
241, 22
:
das die hester fein gezogen werden mit den wurzeln und insonderheit die stammwurzel soviel muglich vorschonet werde.
Lippert, UB Lübben
2, 286a, 33
(
osächs.
,
1572
):
von den 4 eichen stamgeltt, von ider 1 g.
v. Groote, Muskatblut
83, 51
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
der [vursprech] solt des rechten sin ein stam.
Voc. Teut.-Lat.
ee viijr
(
Nürnb.
1482
):
Stamreyße oder sproß od’ pawmes ast.
Vetter, Pred. Taulers
9, 26
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
als alle die zwige kumment uz dem stamme des boͮmes.
Ebd.
161, 31
(
1359
):
halt dich an dem stammen des woren lebendigen geloͮben.
Illing, Albert. Sup. miss.
421
(
els.
,
n. 1380
):
nement ein glichnisse an eime boͮme, an dem [...] vil este in ein stam vnd ettewenne vil stemme oder selp boͮme in eine wurzel werdent vereinet.
Schorer, Sprachposaun
78, 11
(o. O.
1648
):
[Troja ward] gar eingeaͤschert / daß man bald weder Stock noch Stam davon zusehen gehaht.
Päpke, Marienl. Wernher
3750
(
halem.
,
v. 1382
):
Und wart der boͮm sich do zehant | Nider naigen uf das lant | Und in der heren mægte schoͮs. | Sin stam was lang und groͮs.
Dasypodius
35v
(
Straßb.
1536
):
Codex, Dz stambloch am baum.
Bremer, Voc. opt.
44126
(
schwäb.
,
1441
):
Grus krie [...] kranch [...] kranich [...] stamfalk.
Maaler
384r
(
Zürich
1561
):
Stam͂ des baums vnde͂ võ der wurtze͂ auff biß an die aͤst. Von einem Stammen eines baums gemachet. [...]. Stam͂blütsche (das) Der vnderist totz einer tannen. [...]. Stam͂reit / Flader sagend etlich. Molluscum.
Ebd.
387r
:
Stemmen / Mit dem schroͤteysen ebnen.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 71, 24
(
schwäb.
,
1431
/
2
):
6 wagen in daz Bindorfer tal nach zimerholtz, aim wagen 24 ß., zu stammüt dem schützen.
Sappler, H. Kaufringer
17, 73
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
sind das die est, wie mag dann so | der stamm so gar volkommen sein!
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 214
(
schwäb.
,
1471
):
Der Apfel will nach dem stam͂ | Geraten.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 895, 14
(
schwäb.
,
1531
):
dem holzwarten ist man schuldig für sein sta(m)miet von jedem ℔ hlr. 1 ₰ hlr.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
12, 25
(
smoobd.
,
1637
, Hs.
E. 17. Jh.
):
solle der, welcher den iberhang
[der Baumfrüchte]
hat, die 2 thail zu dem stamen legen, den 3ten thail aber mag er behalten.
Ebd.
193, 33
(Hs.
17. Jh.
):
in denselben wälden soll sich niemand unterstehen zu schwenden noch zu reiten und kain stamstecken abzumaissen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
417, 20
(
m/soobd.
,
1506
, Hs.
17. Jh.
):
so soll auch an den klain schossen oder stämbling gar kein asst [...] abgeschlagen [...] werden.
Ebd.
24
:
die waltgesteng zum zeinen, so aus jungen stämblein oder schießling gemacht.
Ziesemer, a. a. O.
238, 9
;
Lamprecht, a. a. O.
2, 333, 4
;
Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 441, 35
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
54, 1
;
56, 6
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 101, 5
;
Sermon Thauleri
2rb, 5
;
Ermisch u. a., a. a. O.
114, 26
;
Adrian, Saelden Hort
4859
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1587
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
117, 22
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 487, 27
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
163, 17
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
57, 15
;
Voc. Teut.-Lat.
ee vjv
;
Volkmar
679
;
Mylius
E 5r
;
Schweiz. Id.
14, 1013
;
Schwäb. Wb.
5, 1625
 f.;
Öst. Wb.
3, 1161
.
Vgl. ferner s. v.
abbrocken
 2,
abstimmig
,
aderlassung
 2,
ast
 1,
aufbersten
,
ausschlupfen
,
1
bast
 1,
baum
 3.
2.
›bearbeitetes Stück Holz, Balken‹; speziell: ›Stamm des Kreuzes; Kreuz‹; ›Kerzenständer‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
ständer
 1.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
44, 15
(
Hamb.
1646
):
wie er [Christus] am Stam des Creuzes sein leib vnd blut gegeben [...] habe.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
4, 34, 6
(
Straßb.
1466
):
dise machung des kertzstals die was von gegossem golde als wol das mittels stamm
[
Luther
1545, 4. Mose 3, 4:
schaft
]
als auch alle ding der rore.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
52, 19
(
tir.
,
1464
):
in des selbigen hënde enpfhilch ich mein geist, den tu erlöst hast an dem stam des chreüczes.
Starzer, Qu. Wien
1, 5, 5927, 29
(
moobd.
,
1640
):
ain floß zwystöß mit 32 stämb, ain jeder 24 oder 25 schuech lang.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2190
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
94, 21
.
Vgl. ferner s. v.
aufrichten
 1.
3.
›Geschlecht, Familie meist adligen Standes und eines über dem Durchschnitt liegenden Alters; Geschlechterlinie, -folge; Darstellung der Geschlechterlinie; Stammbaum (dazu speziell: Lex. d. Mal.
8, 43
); Zuchtstamm von (Haus)tieren; Volksstamm, Volk‹; tropisch auch (ausgehend von ,Alter‘): ›Herkunft, Ursprung (bezogen auf unterschiedliche Bezugsgrößen)‹; erstgenannte, sehr häufig belegte Variante vielfach unter herrschaftlichen, herrschafts- und traditionsgeschichtlichen sowie erbrechtlichen Gesichtspunkten des Entstehens, Alters, Unterganges, der Funktion angesprochen; mehrfach gemeinsames Vorkommen mit Ausdrücken wie
1
blut
4,
gezücht
.
Phraseme:
von gutem stamme sein
.
Bedeutungsverwandte:
art
(
die
) 8,
blutstam
,
burt
 3,
geburt
 4,
geblut
(
das
) 3,
freundschaft
,
geschlecht
(
das
) 7,
gezüchte
 1,
haus
 9,
herkommen
(
das
) 2,
linie
 3,
same
,
stok
 3,
volk
,
zücht
; vgl.
baum
 20,
stem
.
Syntagmen:
einen s. aufrichten / ausreuten / austeilen / / örtern / verkaufen, einen s
. [woraus, z. B.
aus leid
 ]
füren, einen s. in kupfer stechen
;
der s. dahin / nimmer sein, sich teilen, js. s. von königlicher art sein
;
dem s. vertilgung entstehen
;
aus einem s. geboren sein, aus / von einem s. entspriessen, von einem s. sein / (her)kommen, an einem s. ane erben bleiben, in gleichem stand gegen einem s. stehen
;
der s. Juda, Davids, der s. der kinder Israel, der s. Steir, von Österreich, der s. des fleisches / geschlechtes, der herschaft / anmutter, der eltern, des Levi
;
der s. des fleisches
;
der adenliche / berümte / edle / eheliche / erliche / geringe / habsburgische / hohe / jüdische / königliche / fürstliche / (hoch)löbliche / manliche / mütterliche / väterliche s
.;
das weib von js. stamme, das absterben / blut, die verwandten, die erzälung des s
.
Wortbildungen
stambuch
(dazu bdv.:
geschlechtregister
; wohl auch ›Verzeichnis von Freunden‹),
stamhaber
›Haferabgabe an den Landesherren‹ (a. 1557),
stammen
1 ›abstammen‹,
stamregister
,
stamvater
.

Belegblock:

Schöpper
58a
(
Dortm.
1550
):
GENVS. Stamm geschlecht gezicht geburt zucht herkummen.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
62, 1
(
preuß.
,
1399
):
8 suwe und 1 ber czu dem stamme.
Luther, WA
16, 16, 22
(
1524
):
das Haus zu Sachsen, das Haus Brandenburg, das ist: der Stam [...] zu Sachsen.
Ebd.
16, 101, 34
(
1524
):
und werden erzelet Mosi und Aarons Geschlechte und Stamregister.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
577, 2252
(
Magdeb.
1608
):
Koͤnig in Poln / der seines stammes / | Alle verwanten vmbgebracht.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1074
(
Köln
1476
):
Van dyr ouch, frauw Elizabeth, | Ist er [Landtgraf Herman] gestampt na mynsch geseth.
Ulner
224
(
Frankf.
1577
):
Geschlecht. Stamm / gebluͤth / haus / herkommen / vrsprung / samen.
Stoltzius, Chym. Lustg. Vorr.
11
(
Frankf./M.
1624
):
Derhalben gedachte ich mir ein solch Stamm: Freund: vnd Gesellenbuch zuverfertigen.
Gille u. a., M. Beheim
22, 22
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Praunswich ist auch von erst entsprossen dau | her ausser Paiern, von dem rechten stam.
Harsdoerffer. Trichter
3, 434, 7
(
Nürnb.
1653
):
Stamm oder Geschlecht. Weil die Geschlechte gleichsam die Aeste sind / welche aus dem Stammvater / oder desselben Hauses Anfaͤnger und Urheber herstammen / werden sie billich mit einem Baumen vergliche͂.
Koller, Ref. Siegmunds
312, 6
(Hs.
um 1474
):
der wer am reich bruchig worden und wer keiner getrewer cristen mer geheissen nach seim stam keiner freyheit werd mer genossen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
2263
(
Basel
1519
):
eyn eelich frouw [...] | Die von jüdschem stam wer kummen.
Grundmann u. a., A. v. Roes
197, 21
(
alem.
,
15. Jh.
):
weliche die eygenschafften an yn hant, die sint von edelem stamme der Walhen komen.
Golius
100
(
Straßb.
1579
):
Genealogia [...], geschlecht register / stam͂buch.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
502
(
Genf
1636
):
Stammbuch / n. livre d’amie, Liber amicorum.
Sappler, H. Kaufringer
12, 249
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
herr, trinkt den cläffner! | der kompt her von guotem stam.
Ebd.
29, 9
(Hs.
1472
):
lieb hat ainen guoten stamm: | das ist die tugent lobesam.
Chron. Augsb.
7, 111, 14
(
schwäb.
, zu
1598
):
darin ain staininer tisch gestanden, darauf der stammen von Österreich mit vilen schriften geetzt.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
39, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ich sag sein stamm und purdte – | ist doch von hoch und küngclicher art.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
83, 12
(
moobd.
,
1478
/
81
):
das dise aller cristenlichisten künig, [...], ir liny und ursprung haben warlich aus dem edlen stamen und pluet der herren des grossen hawss der Pfaltz.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
23, 2
(
tir.
,
1464
):
Wartholomeus, der was ëdel von dem stam des fleisches.
Luther, WA
12, 456, 19
;
16, 101, 36
;
20, 219, 27
 f.;
20, 555, 19
 ff.; Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
3, 244, 14
;
Köbler, Ref. Nürnberg
215, 9
;
ders., Stattr. Fryburg
132, 30
;
173, 11
;
181, 18
;
Chron. Nürnb.
5, 792, 1
;
v. Keller, Ayrer. Dramen
26, 21
;
35, 24
;
3233, 33
;
Adrian, Saelden Hort
6947
;
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 134, 14
;
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 82, 15
;
5093
;
Rennefahrt, Zivilr. Bern
75, 3
;
795, 17
;
ders., Statut. Saanen
152, 28
;
213, 1
;
Rieder, Gottesfr.
61, 19
;
Chron. Augsb.
9, 84, 5
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
228, 23
;
Roth, E. v. Wildenberg
52, 17
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
124, 26
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2711
;
2761
;
Voc. Teut.-Lat.
ee viiv
;
West, Dasypodius.
1989, 373
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
502
;
Schöpper
58a
;
Maaler
384r
;
Ulner
124
;
Schwäb. Wb.
5, 1625
;
Schweiz. Id.
11, 396
.
Vgl. ferner s. v.
absteigen
 4,
abtilgen
 1,
adellich
 1,
anmutter
,
aus
 8,
ausgeschlossen
 3,
ausklauben
 2,
austeilen
 8,
auswechsel
,
stieffreundschaft
.
4.
›herausragende Einzelperson (Maria, die Minnedame), auch Allegorie innerhalb eines poetisch überhöht verstandenen „Stammes‹, insofern an 3 anschließbar.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Wortbildungen:
stam
(Adj.).

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
11, 93
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
dugent wunsam, | stam adels bris, | vlis ist an dir [fraw] zumal ergangen.
Ebd.
32, 539
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
vrauwe
[bezogen auf
vrouwe Stede
]
der vreuden stam, | durch ur dogent syt mer nit gram | of ich geczwat vragen mois.
v. Groote, Muskatblut
71, 37
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ich sprach: „got grüsz dich juͦnffraue stam, | was ist din sendes clagen“?
[Adj.; möglicherweise fehlerhaft]. Päpke, Marienl. Wernher
1023
(
halem.
,
v. 1382
):
Du edler stam, | Dem aine zam | Der hoͤste nam | Ze paradys ie kam.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
37, 29
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Da die genadenreich zeit cham, | das got erlösen wolt Adam, | da wuchs ain säldenricher stam | Maria machet got so zam.
Vgl. ferner s. v.
anedeln
,
aufgehen
 5.
5.
›Person oder Gruppe verwandter Personen, die gemeinsam mit anderen solchen Personen(gruppen) gegenüber jm. hinsichtlich e. S. in rechtlich festgelegter Weise berechtigt und verpflichtet ist‹; auch: ›Erbe‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
bürge
 1,
erbe
(
der
) 1.
Wortbildungen:
stamgut
,
stamteil
, jeweils ›von einer Person oder Personengruppe (s. o.) bewirtschaftetes und rechtlich vertretenes Gut‹,
stämmen
2 ›als Bürge eintreten‹.

Belegblock:

Loersch, Weist. Boppard
202, 18
(
mosfrk.
,
v. 1536
):
sollen die hern anstund iren schultheiss lassen dingen uf die gueter, da der zinß uf liegt, und ob die nit gnungsam weren, möchten sie alle stamgueter indingen desselbigen zinß.
Ebd.
206, 2
(
1588
):
wieviel stemme sein sollen zu dem gelde, haber und hoenerzinsen? Sie sagen: vier [...] oder sie sagen auch: man sol sich an den guetern erholen.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 314
(
rhfrk.
,
1380
):
daz hye sich gestemmit hat fur in fur eyn gulden, daz (her) in nit gelosz.
Köbler, Ref. Wormbs
210, 12
(
Worms
1499
):
so ne͂men sie ein Stamteil souil irem Vatter oder Muͦtter gepürt hett.
Ders., Ref. Franckenfort
99, 16
(
Mainz
1509
):
von der vff gifft vñ vsserung wegen so sich an des Reichs gericht verhandelt / dz ein persone oder stãme / od’ mer personen oder ste͂me sich eins andern erbguͦtes oder mehr güttere / die doch jn einen zinß gehoͤren / gegen dem zinß herren [...] entüssern / vnd für die zinß ligen lassen woͤllen / So sol der jhene oder die jhenen so die güttere ligen lassen / vnd vsserung thuͦn woͤllen das jnsatze vnd jnschryb gelt zu geben schuldig sein / Nemlich acht vnd virtzig heller / vnd sol man es halten nach anzal der personen oder ste͂men.
Ders., Stattr. Fryburg
173, 4
(
Basel
1520
):
hett einer vnder deß vatters sünen driu / ald viere / oder me kind verlassen / die alle nement deß orts nit me dañ ein teil / wie ir vatter [...] / das heißt ein stam͂ teil.
Ebd.
178, 8
:
Doch das die stieffbruͤders kind ein stam͂teil emphahen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
95, 20
(
mslow. inseldt.
,
1611
):
Nach ihrem Tod aber śollen Zwa Theil auf die Verlaßne Tochter, alß rechten Stammen vnd Erben [...] fallen.
Cirullies, a. a. O.
313
;
Schwäb. Wb.
5, 1626
.
6.
in einer Reihe meist poetischer Verwendungen bildlich oder tropisch, darunter mit Adjektivatribut oder genitivus explicativus im Sinne von ›Ursprung; Wesen, essentielle Eigenschaft, Wurzel‹.
Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.; oft Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
begin
 6; 7.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
8684
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz her [Crist] uns mochte brengen | Hin wider an den selben stam | Dar uns der tuvel abe nam.
Ebd.
22398
:
Gende von deme stule, | Gotes und des lammes, | Des vor alden stammes | Der ie was und immer ist.
Reissenberger, Väterb.
15366
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Also nutz ist der stam | Der vorhte; swer druf pfropfet, | Daz im sine herze clopfet | [...] | Dem wirt wol aller suche buz.
Fischer, Brun v. Schoneb.
5212
(
md.
, Hs.
um 1400
):
Ditz wazzer machet uns sunden vri | [...] | ditz wazzer ist der ruwe stam. | sin smak ist suer und bitter.
Mayer, Folz. Meisterl.
81, 45
(
nobd.
,
1517
/
8
):
Vil mer die im erkos | Got der vatter zw amen | Dem libsten süne sein, | Von dem er erbsünd stamen, | Do Adam uns fürt ein, | Tet rechtlich wider prüche.
Stackmann u. a., Frauenlob 5, 117G,
8
(Hs. ˹
alem.
,
1. H. 14. Jh.
˺ V.):
der künste stam | mit sange noch uz in
[den mhd. Dichtern]
loubet.
Henisch
65
(
Augsb.
1616
):
Hoffmaͤgd / stauenmaͤgd / Huren vnd am͂en sind von einem stammen.
Niewöhner, Teichner
342, 37
(Hs. ˹
moobd.
,
1560
/
70
˺):
Wer dann tracht fruͤ und spat | daz er trew und worhait hat, | der ist nicht ein werltleich stam.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 113
.
7.
›Erzgang‹.

Belegblock:

Siegel u. a., Salzb. Taid.
198, 6
(
smoobd.
,
1300
/
50
, Hs.
15. Jh.
):
Auch sol man niemand sein paw durch wüst und durch offenvert an gewinnen, nuer durch ganzen stam, da kluft an kluft geet.