1
plaz,der
;platzes/plätze
, auch -Ø
+ Uml.;zu
mhd.
pla(t)z
›freier Raum‹
(Lexer
), dies über 2, 278
afrz.
place
›weiter, offener, freier Raum, Kampfplatz, Ort, Stelle‹
aus spätlat.
platea
/ griech.
plateı̃a
›breiter Weg, Straße, freie öffentliche Fläche in der Stadt‹
(Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
).1993, 1018
1.
›offene (größere oder kleinere) Raumfläche, Platz, Ort, Stelle‹.Belegblock:
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 305, 14
(rib.
, 1461
): dat moechten sij doin up anderen, bequemen steiden ind plaetzen buissen gemeine verkeronge des volks.
Chron. Köln
2, 7r, 15
(Köln
1499
): die wassere die waren vnder dem firmamet in eyn plaitze.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
762
(rhfrk.
, um 1405
): Nu bijden ich uch das ir uch vor den wegen | Huͤdent alletzijt und pletzen.
Ebd.
11716
: Von diesem pletze ich nummer kommen kann.
Sachs
14, 226, 30
(Nürnb.
1552
): Den [ingwer] leg ich auff ein platz alwegen, | Sprich darob meiner bschwerung segen.
Dasypodius
298r
(Straßb.
1536
): der Blatz vor der thür / zwischen dem weg vnd dem hauß.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
725
(schwäb.
, 1453
): Sie [...] fůrtent also schamlich mich | Für das gezelt uff ainen blacz.
Rauwolf. Raiß
25, 1
([Lauingen
] 1582
): alß darinen [gärten] gruͤne vnd schattechte schoͤne bletz zu finden.
Memminger Chron.
1, 25
(Ulm
1660
): auff dem Platz, wo jetzt das Rathauß stehet.
Ebd. Chr.
13, 2
: darzu gab die Statt 40 fl. vnd den Blaz.
Bihlmeyer, Seuse
341, 13
(alem.
, 14. Jh.
): Ich und du bekomen einander nit uf einem rise ald uf einem platze.
Ukena, Zuger Trag.
1762
(halem.
, 1598
): So lang mir Gott gibt platz vnd zill.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
22, 25
(moobd.
, 1305
): di hailigen maist werdent gescholten an den pletzen, da di topler und di vreihait zu vart haben.
Moscouia
B 3r, 16
(Wien
1557
): Ich siech khain platz darauff wir mit fueg steen muͤgen.
Voc. inc. teut.
cviijr
; Dasypodius
12v
; 350v
; Schöpper
41b
; 73a
; 106b
; Serranus
38v
; 137r
; Hulsius
B iijr
; N iijr
; Henisch
409
f.; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
363
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 147
; Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 179
; 1943, 429
; Dief./Wü.
803
; Bad. Wb.
1, 253
; Schwäb. Wb.
1, 1176
; Schweiz. Id.
5, 254
; Öst. Wb.
3, 310
f.2.
›(größere oder kleinere) Ortschaft, Ort‹.Belegblock:
Buch Weinsb.
4, 38, 39
(rib.
, 1588
): als dissen tag die kirmiss in der capellen zu Hierusalem am platz [...] gehalten wart.
Luther, Hl. Schrifft.
1. Chr. 14, 9
(Wittenb.
1545
): DA sie aber kamen auff den platz Chidon / recket Vsa seine hand aus.
v. Birken. Erzh. Österreich
65, 17
(Nürnb.
1668
): inmassen ihm allbereit etliche plätze waren abgenom̄en worden.
Ebd.
69, 41
: alsdann sich der Stadt Winterthur / auch anderer plaͤtze in der Gravschaft Kyburg / zu bemächtigen.
Chron. Augsb.
7, 426, 15
(schwäb.
, zu 1564
): sagten all, es gefiel inen der blatz und die herberg zů Augspurg dergestalt wol.
Lauater. Gespaͤnste
25r, 5
(Zürich
1578
): radtschlagtend in einem Capitel zů Wümpffen / wo sy komlichē platz darzů moͤchtend finden / Bern gfiel jnen am basten.
3.
›(größere oder kleinere) freie Fläche innerhalb einer geschlossenen Ortschaft, Markt-, Dorfplatz, Platz‹.Belegblock:
Buch Weinsb.
2, 1, 24
(rib.
, um 1560
): wie die richterboden bemelten Wilhelm uber den platz leiten.
Gille u. a., M. Beheim
453, 48
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Des nachts er auff den plaz hintrat | und nam der purger in der stat.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
121, 12
(Nürnb.
1548
): Auff den Bletzen / in gassen / da der hauff vn̄ das geschrey / die vnzucht / vnd der mutwil am groͤsten ist.
Morrall, Mandev. Reiseb.
2, 5
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): so tůt man es all weg enmitten uff dem platz oder mitten in der statt.
Chron. Augsb.
3, 15
(schwäb.
, 1452
): do ist ain weiter plats in derselben stat und mit grosser zier.
Ebd.
7, 360, 4
(schwäb.
, zu 1559
): hat der statvogt auf allen pletzen der stat umbblasen und von aines rats wegen ausruͤfen lassen.
Ebd.
8, 42, 13
(schwäb.
, zu 1560
): hat ain e. rat ausruefen und verpieten lassen die abendtäntz, raienlieder, abentfeur und alles spil auf allen blätzen und würtsheusern.
Ebd.
8, 424, 17
(schwäb.
, 1556
): Volgen die 8 bevelchsleut, so auf die vier pletz der statt im fall der not geordnet sendt.
Sappler, H. Kaufringer
3, 137
(schwäb.
, Hs. 1464
): der baur da seins geschäftes pflag | auf des hailigen freithofs platz.
Ebd.
4, 183
: da sach er über den platz gaun | den jungen künig wolgetaun.
Heydn. maister 36 V,
9
(Augsb.
1490
): Do soͤllichs den wuͤtrich anlanget / berůft er alles volck zesamen auff den platz.
Memminger Chron.
16, 11
(Ulm
1660
): brachten Vieh her das beitet man / vnd theilt es auß selbigen Tag auff dem Blatz bey der Metzg.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
87, 1
(halem.
, 1562
/4
): Frombd krömer söllen allain an offnen blätzen fail haben.
Ebd.
101, 32
(halem.
, 1564
/5
): so man das hochzit mal gessen hat und gabet, mag man mit thrumen und pfyfen uf den platz gon und den růf thůn.
Rennefahrt, Gebiet Bern
793, 21
(halem.
, 1599
): wyn, den sy alhie in unser statt uß den kellern und nit uf dem platz koufent.
Dirr, Münchner Stadtr.
75, 3
(moobd.
, 1315
): daz wir [...] ze Muͤnchen den margt gevreyet haben und vreyen ze einem gemainem margt und platz, daz man darauf chauffen und verchauffen sol.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 2, 2825, 16
(moobd.
, 1441
): dass sie das in der stat auf den pleczen auch offenlich beruffen lassen.
4.
›offene oder eingeschlossene Fläche für verschiedene Zwecke (z. B. Kampf-, Turnier-, Tanzplatz)‹.Belegblock:
Schöpper
106b
(Dortm.
1550
): Kamp anbieten vff den platz heischen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 193, 19
(Straßb.
1522
): Sie kamen uff dem Blatz zůsamen und machten ir Spiegelfechten.
Chron. Augsb.
3, 135, 5
(schwäb.
, E. 15. Jh.
): die unsern daselbs gewunnen ain roß und ain ochsen, auch ainen platz mit gespil.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
171, 6
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): [herczog Ludweig] cham mit den seinen auf den placz und vacht als lange da ritterleich mit den veinden.
Klein, Oswald
11, 86
(oobd.
, 1431
/2
): Turnier und stich, louff, tanz und spring | auf ainem weiten platz.
Ebd.
45, 44
: Zwar güter kurzweil sicht man vil | da mitten auf dem blatze, | mit tanzen, springen, saitenspil.
5.
›Stelle, Platz in einer Ordnung‹.Syntagmen:
plaz haben / halten / machen
.Belegblock:
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
317
(Köln
1476
): Man stalt sych dayr myt vpsatz | Vp sent Romanus dach | To treden in der vyant platz.
Gille u. a., M. Beheim
84, 74
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Auss kunglichem placz walt er gan | deins megtlichen leibes.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
162, 31
(nobd.
, n. 1525
): Wa ich aber [...] platz behalten wurd, beger ich aus christlicher milte gegen meinen widertailen [...] kain gegenstraf.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 115, 9
(Nürnb.
1631
): Christi lehr ist ein thewrer Schatz, | Macht in dem Himmel guten platz.
Kurz, Murner. Luth. Narr
2975
(Straßb.
1522
): Sie wöllen ein concilium han, | Vnd hon kein blatz zů zoͤgen an.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 7, 29
(Straßb.
1533
): Die Herrenn ruckten zusamen und machten ihm Platz auff einer Fuͤrbanck.
Wickram
4, 36, 22
(Straßb.
1556
): sovil sie mocht raum und blatz haben / packt sie irer kleider zůsamen.
Goldammer, Paracelsus
2, 129, 14
(1530
/5
): wiwol sie die eußern nicht angehen und ungerechts vor gott nit platz hat.
Maaler
48r
(Zürich
1561
): Außweychung (die) weñ einer eim platz gibt.
Grimm, Weisth.
2, 276, 14
(1554
): also das desselbigen abuerstorbenen [...] platz ledigh stehe.
6.
›Stück, Stelle (eines fortlaufenden Textes)‹.Belegblock:
Opitz. Poeterey
54, 17
(Breslau
1624
): so das sich Virgilius selber nicht geschaͤmet / gantze plätze auß andern zue entlehnen.