pfeil,
der
;-s/-e
, auch -Ø
;zu
mhd.
phîl
›Pfeil, Pfeileisen‹
(Lexer
), dies aus 2, 245
lat.
pı̄lum
›Wurfspieß mit Eisenspitze‹
(Kluge/S.
).1995, 539
1.
›aus einem Schaft (meist aus Rohr oder Holz) mit einer daran befestigten Spitze bestehendes Gescho, Pfeilß‹.Bedeutungsverwandte:
1
bolz
geschos
Syntagmen:
feuriger / fliegender / gefiederter / geschliffener / scharfer / schneller / vergifteter pf; pf. und bogen, geschos und pf.; den pf. ritzen / (ver)schießen; jm. den pf. nachsenden
.Wortbildungen:
pfeilschiesser
pfeilschifter
pfeilschus
Belegblock:
Joachim, Marienb. Tresslerb.
183, 39
(preuß.
, 1402
): 33 m. 13. scot und 10 pf. vor 100 schog und 30 pfhile.
Ebd.
193, 9
(preuß.
, 1402
): 4 tonnen pfhyle und 2 buchsen von Rastenburg ken Marienburg zu furen.
Ebd.
400, 11
(preuß.
, 1406
): 200 schog phile und gewant ken Labyow zu furen, das vor dem voythe of die Thobis solde.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
35, 30
(preuß.
, 1427
): Harnschkamer: […] 8 schog pfyle, 8 schog gestelter pfeil, 2 wintarmbrost, 18 stegereifarmbrost.
Ebd.
39, 29
(preuß.
, 1447
): Harnaschkamer: […] item 38 armbrost, item 6 tonnen pfeile.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
268, 4, 5
(preuß.
, 1414
/22
): 1150 schok pfile, item 40 nuwe armbroste.
Ebd.
102, 17
(preuß.
, 1437
/8
): 2 wynden, 176 schok pfeile, item 1 grose steynbuchße.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
260, 38
(preuß.
, 1392
): pfile gnug czu stegereiffarmbrosten und ruckarmbrosten off des kompthurs gemach.
Ebd.
424, 19
(preuß.
, 1446
): Geschos uffim huwsse: […] item 6 steynbuchsen, item 9 tarrasbuschsen, item 300 schog pfeyle.
Schöpper
107a
(Dortm.
1550
): iaculum, Schäfflein pfeil / boltz geschoß.
Chron. Köln
1, 2501
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Sere schois men aff myt den pylen | de myn en saich men neyman ylen, | sy geingen zo sturme algemeine.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
103
(Köln
1476
): Dat weychter horn blyes myt yll, | Dat dayr in eynre kortzer wyll | vyll donrekloet ind stelen pyll | Manchen froemen rachten.
Ebd.
1117
: Dat man steetz zo allen stonden | Pylstycker had zo werck syttzen, | Dye man manchen pyll sach ryttzen.
Ebd.
1130
: Dye pijll oeuer hondert tonnen | Vyssz der stat Nuyssz in dem beleegh | Dayr geschossen syn mancher weegh.
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 189, 5
(Köln
1582
): Sie drucken ab in aller eil | Vnd schiessen auff sie diese pfeil.
Schmitz, Schiltb.
155, 18
(Frankf.
1597
): wann Schuͤtzen vnter jn weren so were am besten / dz man es mit einem Pfeil abschuͤsse.
Anderson u. a., Flugschrr.
12, 9, 32
(Wittenb.
1522
): das sie dir helffẽ / yff dastu gut pfeil schissẽ mogst.
Strauch, Par. anime int.
89, 35
(thür.
, 14. Jh.
): daz der phil daz zil triffit, daz inist fon siner craft nicht.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
109, 21
(thür.
, 1474
): allen geczugk, der zcur were gehoret, also armborst, lyren, buchßen, pafeyßin, phile unde pulver.
Lippert, UB Lübben
2, 152a, 10
(osächs.
, 1439
): 18 g. vor 6 sch. schefte zcu phylin.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
412, 16
(osächs.
, 1523
/4
): ein gespannen armbrust in seinen henden und ein pfeil darauf gehabt; […] hat er euch den pfeil in eueren leib geschossen.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 65, 12
(omd.
, 1421
): Andres […] ist geechtit, das her […] hot mit eynem boltzen geschossen noch Cadauwen sone und sprach: du hurson, hir synt noch scharffer pfeile genug.
Mylius
I 6r
(Görlitz
1577
): Sagitta Ein Pfeil oder Poltzen.
Gille u. a., M. Beheim
104, 589
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Wann sich ainer auff schupfet | und im wasser an plasset, so | warn wol zwainczig pfeil in im do, | e er sich recht erlupfet.
Ebd.
453, 1205
: Auch hetten sie in diser weil | an gezewg, pulver und pfeil, | Auch an püchssen mangel und czat.
Ebd.
453, 1307
: Sie gewunnen in disen weiln | zadel an pulver unde pfeiln.
v. Birken. Erzh. Österreich
67, 25
(Nürnb.
1668
): Die Glantzenberger platzten heraus / stürmten mit Pfeilen und Schleudersteinen auf die Schiffe loß.
Vetter, Pred. Taulers
414, 25
(els.
, E. 14. Jh.
): ime geschiht rehte also eime menschen der do het einen pfil in sime libe.
Cirurgia H. Brunschwig
18r
b (Straßb.
[1497
]): künig Mathias […] Wart mit einem pfil geschossen in ein arm.
Morrall, Mandev. Reiseb.
74, 24
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): Da töd Lamech, Noes vatter, Cain mit ainem pfil.
Ebd.
120, 11
: Aber die mit in fechten und die das wissend, die ladent gros schiff mit pfilen.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 141, 41
(schwäb.
, 1439
/40
): 14 lb. han ich geben dem raut zu Rotemburg umb ain tussend pfil.
Ebd.
145, 27
: 4 beh. aim boten nach aim wagen, der pfuler und pfil durch Rotemburg fürt.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
31, 6
(schwäb.
, v. 1542
): Da kam Claus Köchlin und seine gesellen an in und schössen ain pfeyl in yn.
Barack, Teufels Netz
11261
(Bodenseegeb.
, 1. H. 15. Jh.
): Villicht so gat ain man | Rechte not an | So er wænt, er solle ain schiessen, | So tuot der pfil darab fliessen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
210v, 2
(Hs. ˹nalem.
, um 1400
˺): Nim stain varn vnd altes / schmer vnd stoss ze sament vnd bind / das vber die wunden: es zúhet das pfil / vss.
Ebd.
210r, 30
: Hie mit solt du den pfil vss der wunden / gewinnen.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
359, 25
(halem.
, 1403
): darzů soͤllen wir oͧch […] únser bestes tůn, es sie mit únsern búchsen, werchen, armbrosten, philen.
Adrian, Saelden Hort
4587
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): och soltu nit gestatten | irem vergiften pfil | belibendes kain wil, | ald ir gelúppe tůt dir schaden.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
12
(halem.
, 1410
): Also wir wellen […] dz die selben búchsen, ir gerúst und pfil hinfúr der obgen. statt ewenklich warten und beliben.
Heidegger. Mythoscopia
11, 6
(Zürich
1698
): Dise weren gleichsam seine feurige Pfeil / die allerding weiter drungen / alß er selbst.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
18, 1
(moobd.
, 1305
): Ob auch ieman pfeille mit eysen in der hant tragent werent begriffen innerhalb der stat, der geb dem richter zwen und sehtzich phenning.
Dirr, Münchner Stadtr.
286, 14
(moobd.
, um 1316
/9
): pheil, spanbeche oder swelherlay chlaineit daz sint, di diu stat angehoͤrent.
Primisser, Suchenwirt
13, 105
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Daz maniger ward des lebens mat | Von stainen und von philen.
Klein, Oswald
85, 16
(oobd.
, 1431
/2
): das mangem ward gezogen ain spann lange niet | von ainem pfeil, geflogen durch armberost gebiett.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
227r, 12
(md.
/oobd.
, 1446
/8
): Nu sich abdy bunde sey gestochen worden / als mit einnem meßer […] ader mit einem pfeille ader mit deß gleche.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
389, 3
(moobd.
, 1473
/8
): Ein pfeil geschliffen newe | damit er [Hercules] Nessum durch sein hertze schoss.
Ebd.
488, 4
: er hett von starcker gift gemacht ain pfeil, | damit schoss er zer versen in behende.
Weber, Füetrer. Poyt.
180, 3
(moobd.
, 1478
/84
): Alls Poytislier vmb wenndet | vnnd si im all entritten, | ain pfeil im nach gesenndet ward.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
108, 24
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): das dye pawrn iren zewg vast verschussen, pulver und pheyl.
Zingerle, Inventare
72b, 18
(tir.
, 1484
): vier lagl vnd ain vessl mit phffeiln vnd taussent phfeyl.
Ebd.
77b, 2
(tir.
/vorarlb.
, 1429
): ain trühel mit langen, angeschifften pfeilen auf eyben.
Ebd.
118b, 7
(tir.
, 1473
): ii pfeileyssen (sind syder geschift). vi geschiffter pfeyl.
Ebd.
129b, 31
(tir.
, 1484
): Ain wetzstain an ainem nagel. Funff gesliffen pfeil.
Piirainen, Stadtr. Sillein
52a, 28
(sslow. inseldt.
, 1378
): Dirre keyser otte | der rote wart geschozzen mit einem | gelupdem pheil vnd starb.
Joachim, a. a. O.
98, 13
; Thielen, a. a. O.
64, 16
; 67, 25
; 131, 30
; Redlich, Qu. Ratingen
262, 28
; 280, 42
; Meisen, a. a. O.
3127
; Lippert, a. a. O.
13b
, 5; Serranus
136r
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
360
; Dasypodius
391r
; Morrall, a. a. O.
145, 12
; Barack, Zim. Chron.
1, 283, 13
; Lemmer, Brant. Narrensch.
50, 14
; Voc. rerum
29v
; Maaler
316r
; Mylius
I 4v
; Auer, Stadtr. München
493, 4
; Bastian u. a., Regensb. UB
485, 9
; Zingerle, a. a. O.
36a, 22
; 108a, 18
; 122b, 5
; 125b, 34
; 148a, 34
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 146
; Lehmann, Rezeptb.
234
; Bad. Wb.
1, 196
; Schwäb. Wb.
1, 1031
; 6, 1639
; Öst. Wb.
3, 37
.2.
bildl., oft auch ütr. in Verbindung mit abhängigem Gen. ›Einfluß, Einwirkung‹, z. B. pfeil des almächtigen, hellewarten
›Teufels‹, der minne / unkiusche / Venus / verschmähung
.Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4161
(rib.
, 1444
): Dat an hertze noch in gedanck | Alsulchen pijl en kome, | Wie harde dat yeman schiessen konne.
Ebd.
10238
: Eynen pijl hadde sij, da mit sij mich schois | E ich sij spreche, des mich verdrois.
Ebd.
10668
: Do schois mich de alde mit yrē pijle | Int hertze dat ich dar neder vyele.
Luther, WA
33, 179, 20
(1531
): ist doch ein wort kein Pfeil oder Schwert. Item: der Pfeil kömet nicht aus deinem Köcher.
Luther. Hl. Schrifft.
Sach. 9, 14
(Wittenb.
1545
): der HERR wird vber jnen erscheinen / vnd seine Pfeile werden ausfaren / wie der Blitz.
Göz. Leichabd.
235, 12
(Jena
1664
): Ach sehet / die Pfeile des Allmächtigen stekken in mir.
Opitz. Poeterey
25, 22
(Breslau
1624
): Als / ich mag künlich nach der Deutschen gebrauche sagen: […] der Venus pfeile / nicht veneris.
Reissenberger, Väterb.
611
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Er gienc im vil geliche engegen | Mite strite unverdrozzen. | Swanne im iht kam geschozzen | Des hellewarten phile.
Ebd.
23984
: Doch mac ich niht enkeren | Ine werde wunt biwilen | Von der unkusche pfilen, Die mich in binnen rurent.
Vetter, Pred. Taulers
405, 26
(els.
, E. 14. Jh.
): der dise waffene der senftmuͤtikeit und demuͤtikeit hette, […] der kerte zů sime eigenen grunde und enpfinge die pfile in einer gesaster guͤtlicher gestalt.
Heydn. maister
23v, 7
(Augsb.
1490
): Dieweil aber er gar eins schaͤmigen gemuͤts wz vñ geleich als er mit eym ṽgüfften pfeil d’ verschmaͤhung geschossen waͤr / außschwadmet er sein sel zům tod.
Bihlmeyer, Seuse
131, 19
(alem.
, 14. Jh.
): Do zukte der boͤs geist sinen bogen her fúr und schoss ein fúrin pfil in dez brůder herze.
Ebd.
371, 7
: Als manig pfil dir wirt geschossen, als mengen rubin wirst du in der krone tragende.
Adrian, Saelden Hort
14
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): elút, witwan, mægde, knaben | wol loplicher mugent haben | frod und kurzewile, | dem diefel sus ze pile, | ze laster und zeschande.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 49
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): Hat ie hievor der minne pfeil | drei ganz person so gar subteil | geloket zu der liben eil.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
112, 21
(tir.
, 1464
): Vnd als pald wart er geschossen mit dem pfheil von dem pösen geist.