2
pelzen,
V.;
zu
mhd.
belzen
›pfropfen‹
(
Lexer
1, 176
), dies aus
gallorom.
impeltāre
(
Kluge/S.
1989
, 534);
weitere Lit. s. v.
pfelzen
.
1.
›gärtnerisch tätig sein, Obstbau treiben; Obstgehölze pfropfen, durch Einsetzen eines Edelreises veredeln‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›(Edelreiser) auf-, einsetzen‹; in mannigfacher Hinsicht ütr. gebraucht.
Zur Sache: zu
pelzbüchern
s.
Lex. d. Mal.
6, 1865
; zur Verbreitung in den Schreiblandschaften s.
Besch, Sprachlandschaften.
1967, 237-239
mit Karte.
Bedeutungsverwandte:
aufstecken
,
einpflanzen
,
einsenken
 1,
einsetzen
 1,
einzweigen
,
impfen
 1,
pflanzen
 2,
1
pfropfen
 1,
säen
 1,
setzen
,
zweigen
.
Syntagmen:
den apfel / baum / wein, die frucht p., etw
. (z. B.
den ast
)
in etw
. (z. B.
den stok
)
/ auf etw
. (z. B.
den stam
)
p
.;
gepelzter ast / baum
;
kunst des pelzens
.
Wortbildungen:
pelzfrucht
(16. Jh.),
pelzgarten
(dazu bdv.: vgl.
pelzstat
),
pelzmeister
,
pelzobstbaum
,
pelzerreis
,
pelzreis
(dazu bdv.:
2
pelzer
 3,
pelzzweig
,
pflanzreis
,
schüsling
,
spiesling
),
pelzstat
(wohl: ›Obstgarten‹; dazu bdv.: vgl.
pelzgarten
).

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 27
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wie sie [...] heuser den swalben geleich kleiben; pflanzen und pelzen, baumgarten machen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
101, 40
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die zweige brechet [...] und grabet die im letzten virtel des Christmonden in ein kühles erdreich [...], bis so lange ihr die belzen wollet.
Ebd.
108, 6
:
Belzen oder propfen. So ihr den zweig zu dem belzen schneiden wollet.
Ebd.
126, 26
:
nemet gepülferten weyrauch oder hirschhorn, wann ir belzet, und thut es zwuschen die rinden ein.
Pyritz, Minneburg
1690
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die sußen beltzriser | Diner gut tuͤ in in pfropffen.
Ebd.
2232
:
ich geliche dich eim edeln baum, | Der uff einen unedeln stam | Ist gebeltzet.
v. Groote, Muskatblut
75, 10
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
truwe vnd warheit ist worden knecht, | schande laster siet man beltzen.
Gille u. a., M. Beheim
239, 37
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das cristenleicher nam | gepelczet ist auf euren stam.
Fastnachtsp.
420, 3
(
nobd.
,
n. 1494
):
Daß kainer ist so stolz, | Ich will in pelzen auf ain holz.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
8, 92, 6
Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
):
ich macht gerten [...] vnd ich zweiget
[Var. ZS-Oa:
peltzet
]
sy mit manicherhant geschlecht der baum.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 60, 30
(
schwäb.
,
1471
):
So kan ich selber peltzen | Yeglich frucht nach meiner hennd.
Henisch
276
(
Augsb.
1616
):
Die gebeltzte zweig schlagen gewohnlich vor de͂ Brachmonat nicht auß [...]. Jn die schelb / in den kern beltzen / impfen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
21, 5
(
oobd.
,
1349
/
50
):
Die vinger sint in die hend gepelzet.
Ebd.
341, 17
:
man schol die pirpaum in dem næhsten mônn vor dem merzen pelzen.
Niewöhner, Teichner
104, 37
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ein edel zwey | daz peltzt man in ein posen stokch.
Primisser, Suchenwirt
27, 44
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der gartener got selber ist, | Der peltzet wochen, tag, und vrist.
Schmitt, Ordo rerum
405, 3
(
oobd.
,
1481
):
pelczreiz [...] spißling [...] pflanczreis dicitur ramus dum procrescit [...] schüssling [...] pelczer reyß [...] pelcz czweil [...] pelczer.
Turmair
1, 558, 30
(
Ingolst.
1516
):
olitores, hortulani, frondator ,peltzmaister‘.
Ebd.
4, 93, 12
(
moobd.
,
1522
/
33
):
muesten die leut von im ackern säen schneiden dreschen malen pachen pelzen, viech ziehen, imp setzen, paumgärten züglen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee
24, 8
(
München
1528
):
hat luciper zwayerlay gelid, wie ain paem hat zwaierlay esst, etlich so mit jm aufgewachsen, seinn paemstocks natur [...], etlich so aufnn stockh gepeltzt, seinn ainer andern natur vnd dannoch dem paem eingeleybt.
Winter, Nöst. Weist.
2, 982, 4
(
moobd.
,
v. 1355
):
von der lantstras nach fur des herzogn wald unzt auf an di polzstat, und von der polzstat oben uber unzt gen Ringleinstal.
Ebd.
3, 192, 22
(
um 1598
):
drei frei weg [...], den andern weg füer den pelzgarten.
Ebd.
753, 6
(
E. 16. Jh.
):
so ainer ainem andern auf dessen grunt gebölzte paumb außgrueb.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
448, 5
(
m/soobd.
,
1644
):
allerlei wilt- oder pelzobstpaumb.
Ermisch u. a., a. a. O.
107, 31
;
Pyritz, a. a. O.
1038
;
Gille u. a., a. a. O.
96, 12
;
162, 58
;
Mayer, Folz. Meisterl.
36, 47
;
Kurrelmeyer, a. a. O.
1, 120, 23
Var.;
3, 426, 4
Var.;
Löffler, Columella/Österreicher
157, 5
;
275, 16
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin a. a. O. II,
60, 71
;
Niewöhner, a. a. O.
106, 27
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst., S. 
291
;
Turmair
1, 423, 22
;
24
;
432, 32
;
Winter, a. a. O.
3, 748, 30,
A. 22;
Diefenbach
300
c;
Voc. inc. teut.
s vv
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
72
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
265
;
Schwäb. Wb.
1, 840
;
Öst. Wb.
2, 980
;
986
.
Vgl. ferner s. v.
apfel
 1,
ausknopfen
,
bachen
(V.) 1,
bauen
 5.
2.
›flicken, ausbessern‹; ütr. zu 1; der Beleg ist möglicherweise als zufällige metathetische Schreibung von
bletzen
zu lesen (
Frnhd. Gr. § L
64, 2
).
Bedeutungsverwandte:
bletzen
 1,
flicken
,
1
lappen
,
1
putzen
 1.

Belegblock:

Schöpper
87a
(
Dortm.
1550
):
Sarcire. lappen flicken butzen buͤtzen beltzen blessen bletzen.