patron,
der
die
-en
, auch -s/-en
, auch lat. Flexion;zu
mhd.
patrôn
›Schutzherr‹
(Lexer
), dies letztlich aus 2, 213
lat.
patrōnus
über verschiedene Vermittlersprachen (Schulz/Basler
; 2, 425-428
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
; 1943, 414/5
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
).1993, 982
1.
›Beschirmer, Schutzherr, Sachwalter‹; speziell auch für den Rechtsbeistand vor Gericht gebraucht.Bedeutungsverwandte:
advocat
beistender
beschirmer
ratgebe
schirmherre
treutrager
Wortbildungen:
patrona
patronin
Belegblock:
Schöpper
90a
(Dortm.
1550
): ADVOCATVS. Beschirmer beistender trewtrager rathgeber aduocat patron.
Göz. Leichabd.
267, 8
(Jena
1664
): Maͤchtige Patroni, Hochgeehrte Praeceptores, Grosse Foͤrderer.
Rot
336/7
(Augsb.
1571
): Patron, ein schirmherr / der ein mindern […] beschirmet / Aigentlich aber heyst der ein Patron / der einen vor Gericht verspricht Also ist Jesus Christus / aller Glaubigen Patron vnd beschuͤtzer. Bey den Heyden war etwo kein Hauß / Landt / Statt / zunfft / rc. oder es hett seinen besondern Patron. Was die Christen gehabt / vnd noch haben ausser Christo dem einigen Patron / weiß man wol. […]. Man braucht Patrona, Ein bschuͤtzerin / versprecherin / beschirmerin.
A. à S. Clara. Glori
55, 24
(Wien
1680
): daß GEORGIUS seye ein Trost⸗reicher Schutzherr / ein Schutz⸗reicher Helffer / ein Huͤlff⸗reicher Patron der gesamten Christenheit.
Serranus
134v
; Diefenbach
417
; Schulz/Basler
2, 426/7
; Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 39
; Möller, Fremdwörter.
1915, 123
.2.
›Patron, Schutzheiliger, Schützer besonders von Kirchen, aber auch von Einzelpersonen, Städten usw.‹.Zur Sache:
LThK
.8, 187-192
Wortbildungen:
patronin
patronerin
Belegblock:
Chron. Köln
1, 5851
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): want dyr hilpt in allen stryde | sente Peter dyn patroin.
Rosenthal. Bedencken
20, 8
(Köln
1653
): sie alsdann durchs Gebett eben denen Heiligen / als Patronen beym Herrn dieselbige befehlen / auff daß sie jhnen behuͤlfflich seyen.
Palmer, Tondolus
1264
(Speyer
um 1483
): ich bin es rudan din patron by dem din begerung von recht sin sol.
˹Ütr. in: Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
166, 7
(Frankf.
1535
): Das gesicht der vmbstehnden erblendet er [Steyn] / darumb so heyßt er auch ein patron / wann er macht sein beitrager als weren sie vnsichtig
˺.
Chron. Nürnb.
4, 273, 5
(nobd.
, 15. Jh.
): der lieben junckfrawen sant Barbera und unserm lieben pattranen sant Mertein zu lob.
Sachs 15,
514, 27
(Nürnb.
1562
): Ein ieder sein patron außschryer | Für alle ander heyling schier.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 5, 18
(Nürnb.
1631
): Sein
[des Namenspatrons]
Leben dir zum Spiegel setz, | Vnd jhn fuͤr dein Patronen schaͤtz. Eschenloher. Medicus
1, 12
(Augsb.
1678
): massen dieselbe nicht nur einen Geliebten / sondern mehrer / verstehe vil HH. Patronen zehlet.
Palmer, a. a. O.
1257
; Anderson u. a., Flugschrr.
1, 12, 10
; Sachs
8, 642, 15
; Geier, Stadtr. Überl.
620, 1
; Müller, Lands. St. Gallen
51, 28
; Boner, Urk. Zofingen
525, 5
; Roth, E. v. Wildenberg
42, 35
; Golius
4
; Schulz/Basler
2, 425-427
.3.
›Inhaber, Begünstigter eines Kirchenamtes, Kirchenherr, Kollator‹; auch ütr. auf den Inhaber einer Funktion in einer Sekte.Belegblock:
Wyss, Limb. Chron. U
137, 43
(mfrk.
, 1385
): daz wir mẏt willen […] dez erbern herren hern Ludewiges dechens in deme stiffte sente Georgen […], der eẏn patrone unde collator ist unser parkirchen […], eẏne cappelle gemachet han.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
370, 15
(nobd.
, 1513
): als rechte lehenherren und patron der vicarei des altars sant Jacobs.
Leisi, Thurg. UB 7,
749, 18
(halem.
, 1390
): die der obgenanten kilchen ze Bussnang patroni sint und die selben kilchen lihent.
Ebd.
1010, 24
(1387
): mit vorwüssen unser, des vor geschribnen abbt Wernhers als rechtmessigen patronen.
Schib, Urk. Laufenb.
363, 34
(halem.
, 1620
): das besagte patroni die gefäll […] ihnen selbsten zue aignen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
138, 26
(schwäb.
, v. 1542
): suntag, […] da hat der recht patron und forgenger der wuderteufer widerrieft.
Rieder, Gottesfr.
220, 1
; Leisi, a. a. O.
747, 30
; 1015, 3
; Rennefahrt, Recht Laupen
83, 3
; ders., Staat/Kirche Bern
198, 27
; Müller, Alte Landsch. St. Gallen
51, 28
; Schulz/Basler
2, 425/6
.4.
›j., der über ein Wirtschaftsunternehmen verfügt‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. hausherre
lehenherre
Belegblock:
Köbler, Ref. Wormbs
237, 27
(Worms
1499
): ist der patron oder verlyher nit schuldig dẽ der ein gůt vmb ein nemlich Sum zinss. gübt […] von misswachs wegen an der pension icht ab zuschlagen.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 172, 14
(hess.
, E. 16. Jh.
): lästerhafftige und theils eigenutzige patronos und truckhere funden, wellche ihnen hierinen vorschub und vorlag thun und mit der truckherej dienen.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 436, 8
(omd.
, 1432
): daß ich sam ein leenherr und patron meinen willen dazu wolte gebenn, daß ein eleemosina wurde erhabenn.
Diefenbach
417b
; Schulz/Basler
2, 426
; Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 39
.5.
›Schiffsführer, Herr über ein Schiff, Kapitän‹.Obd.
Bedeutungsverwandte:
schifherre
Syntagmen:
p.
(Subj.) die segel richten, j. kiel und p. sein
; weiser p
.; schif ane p
.; p. des schiffes, p. in / von dem schiffe
.Belegblock:
Mylius
I 5v
(Görlitz
1577
): Nauarchus Schiffherr / Patron.
Sachs
3, 145, 28
(Nürnb.
1542
): Das der mensch nicht waiß, was er thut, | Und fert mit so zerstrewtem mut, | Gleich wie ein schiff on ein patron.
Thiele, Minner. II,
17, 147
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): da enngker rúrt der froͤden grůnt. | da bist du kiel und patträn.
Wickram 4,
28, 3
(Straßb.
1556
): hat Robertus all sein hab und gůt zů schiff verordnet / und als es dem Patron des schiffs geschickt gewesen / hatt er alle die erforderen lassen / so […].
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 122
(Basel
1494
): Es würt an die schyfflüt ouch geroten | Vnd ouch zů letst / an die patron | Das schyff důt wuͤst jnn schwaͤnckẽ gon.
Schib, H. Stockar
18, 30
(halem.
, 1519
): do wier zu nacht assend, kam unser battron zu uns uber disch.
Bachmann, Morgant
214, 12
(halem.
, 1530
): Es wǎrend zwen pattronnen im schyf, der ein hieß Cyrot, der ander Jason.
Ebd.
17
: Die pattronnen und fuorlǔt ruofftend Machmet an.
Maaler
315v
(Zürich
1561
): Die obersten herren vñ Patronen der schiffen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
113, 26
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): Wann ain patron von dem schiff erkante den stern der da Polus Antarcticus haisset.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3789
(schwäb.
, 1453
): Die küngin bald ain botten sant | Naͮch ainem wisen batteron.
Rot
337
(Augsb.
1571
): Es wirdt auch der Obrist schiffherr auff dem Meer patron genant.
Primisser, Suchenwirt
8, 153
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Die patron und di noclier | Jr segel chunden richten schıͤr.
Rauwolf. Raiß
10, 27
; 18, 15
; 20, 8
; Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
223, 3
; Dasypodius
144v
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
357
; Schweiz. Id.
4, 1807
; Öst. Wb.
2, 472
; Schulz/Basler
2, 425/6
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 228
.6.
›Muster, Modell, Schablone für die Herstellung von Waren, Gegenständen u. ä.; Gestalt, Prägung von jm./etw.‹.Bedeutungsverwandte:
abgus
figur
form
geschuf
gestalt
die
) 1, 2
mas
model
modelwerk
muster
vorbild
zeichen
Syntagmen:
den / einen p. machen / malen / schneiden, einen p. haben, jm. seinen p. geben
; p. des metzen
; p. zu leinwand, p. aus pergament
(als Code bei der Nachrichtenübermittlung).Wortbildungen:
patronbuch
patronenbret
patrongiesser
Belegblock:
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 201, 5
(rib.
, 1397
): sowanne man werk machen sall, dat gelijch is, van herrenleverien of van geselschaf, sowe den irsten patroin macht, die sal id dem anderen gutligen lenen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
2380
(rhfrk.
, um 1405
): Were yemands der sine gestalt | Wolde wissen, dem wolte ich balt | Sinen geschuff und patron geben.
Ebd.
2439
: Wann ieclich mit sime nesten frieden hait, | So wirt die gestalt und patron gemacht, | Das winckelmaße, da von ich han geredt | … |. Die figure und der patron | Ist ein zeichen des tabellion, | Mit dem sollent sin | Alle gude testamente getzeichent fin.
Opel, Spittendorf
211, 43
(osächs.
, um 1480
): die kirche was nicht gewelwet, sondern mit patronenbretern bekleidet.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
2, 8, 36
(nobd.
, 1573
): do aber einer eins gesellen zum possirn oder patronmachen notürftig.
Ebd.
287, 27
(1600
): Auff Peter Flöttner, kunst- und patrongiessers, supplicirendes beschweren.
Ebd.
445, 6
(1612
): das Meine Herren die patronen auff ihren costen mahlen lassen solten, ist befohlen.
Maaler
69r
(Zürich
1561
): Bildner (der) die erst form vnd gstalt eines yeden dings […] der raͤcht patron / original.
Ebd.
315v
: Patron ein vorbild / nach dem mã ein ding machet.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2340
(oobd.
, 1607
/11
): Zwo tieffe schubladen und ein seüchte, fast voller pleyener patronen und abgüß.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
498, 14
; 510, 35
; Bauer u. a., a. a. O.
1684
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
357
; Wolf, Mathesius.
1969, 271
; Schwäb. Wb.
6, 1595
; Öst. Wb.
2, 474
; Schulz/Basler
2, 428
; Wolf, Mathesius.
1969, 271
.7.
›Patrone, Hülse als Ladung einer Büchse‹.Bedeutungsverwandte:
büchsenladung
Wortbildungen:
patron(en)tasche
Belegblock:
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
357
(Genf
1636
): Patron / f. Ein Buͤchsenladung.
Jones, French Borrowings
503
(seit 1592
); Helbling, Milit. Fremdw.
1912, 47
; Schulz/Basler
2, 428
; Öst. Wb.
4, 803
.