partei,
die
;-Ø
oder -en/-e
oder (meist) -en
, vereinzelt: -Ø
;zu
weitgehend paralleles Bedeutungsfeld s. v. mhd.
partîe
›Ableitung‹
, dies aus afrz.
partie
(Lexer
); 2, 209
part
.1.
›Teil einer Gruppe, konstitutiver Teil einer größeren sozialen Einheit, einer Handlungsgemeinschaft‹; im einzelnen z. B. ›Ehehälfte‹; ›Vertragspartei bei Geschäftsabschlüssen‹; vereinzelt auch ›isolierter Teil einer Einheit‹ sowie ›Truppenteil‹; im Unterschied zu 3 wird das Nebeneinander (seltener) oder Miteinander (meist) mit anderen Teilen betont.Belegblock:
Wyss, Limb. Chron.
31, 19
(mfrk.
, zu 1349
): was ir leben also, daz igliche partie gingen drißig dage mit der geiselen von einer stat zu der andern.
Thiele, Chron. Stolle
331, 17
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): das dry heir do byennander worn […]; iglich partige wolde sine manschafft bewisse, unnd troten alle gliche zu an die stad an drien enden.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
74, 42
(nobd.
, 1407
): so haben wir, bede parteye obgenant, gebeten den erbern herrn Johansen […], das er sein eygen insigel henke an disen brif.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
248, 27
(Nürnb.
1548
): Solche zwo partey haben sünden / aber an dem feylets jn / das sie solche suͤnden / nicht […] erkeñen woͤllen.
Sachs 17,
420, 18
(Nürnb.
1563
): Ein erber rath selb darein-sach | Und setzt auf dise drey parthey | Auch gar wercklicher straffe drey.
Vetter, Pred. Taulers
138, 25
(els.
, 1359
): Die vierde partie von den súndern das sint selige minnekliche súnder.
Koller, Ref. Siegmunds
72, 34
(Hs. um 1448
/52
): wie aber lieben und truwe von beyden parthyen gehalten wirt, siecht man wol.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
170, 11
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Ainer klainen partey freyhait machen nicht ein gemain recht.
Uhlirz, Qu. Wien 2, 2,
2723, 2
(moobd.
, 1440
): vier parteien der ganczen landschaft in Österreich.
Köbler, Stattr. Fryburg
94, 10
; Vetter, a. a. O.
132, 19
; Roder, Hugs Vill. Chron.
80, 20
; Uhlirz, a. a. O.
2813, 8
; Öst. Wb.
2, 370
; Jones, French Borrowings
488
.2.
›Teil, Brocken, Bruchstück eines konkreten Gegenstandes‹ (z. B. eines Topfes).Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2229
(rib.
, 1444
): So sleet entzwey zo male den pot | Zo cleynen scherveren in vil partien.
3.
›Gruppierung, Partei, die mit einer anderen Gruppierung einer Gesamtheit in rechtlicher (meist), sozialer, religiöser, militärischer Auseinandersetzung steht‹; vereinzelt Tendenz zur Verwendung als Synekdoche i. S. v. ›Einzelperson innerhalb einer Partei; Person, die eine streitende Partei bildet‹.Bedeutungsverwandte:
faction
1
rotte
sekte
Gegensätze:
wiederpartei
wiederteil
Syntagmen:
eine / die p. machen / fürdern / verhören / abfertigen / richten, die p. wohin weisen, die p. zu etw. anhalten
; p
. (Subj.) etw. bezalen / begeren / fürbringen / geloben / heischen, p. nach dem erbe sprechen, beweisung tun, sich vergleichen, js. p. sein
; einer p. dienen / folgen / glauben, einer p. anhängig / zugetan / gehässig sein, einer p. etw. abschneiden / entziehen / auflegen / verkünden / zuleiten / zustellen / tag geben
; zu einer p. gehören
; klagende / appellierende / kriegende / behaltende / verlustige / grosse / faule p
.; p. der obersten
; anklage / antwort / rede / geschichte / tat / wissen / wille / beger / vorbringen / erscheinung einer p., verwandte einer p., unkosten der p
.; rede für die p., bote zwischen parteien
.Wortbildungen:
parteimacher
Belegblock:
Dat nuwe Boych
433, 8/9
(rib.
, 1396
): darvmb ouch die Scheffene vnd yre partijen grosen hass vnd nijt vp die andere partijen droegen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
394
(Köln
1476
): Gheen nemen wy gefangen. | Ghy syt eyn vuyll parthij!
Ebd.
767
: Sus dreyff dye eyn parthye dayr | Sweerlych dye ander offenbayr | Myt anxt ind noyt zo quellen.
Wyss, Limb. Chron.
90, 19
(mfrk.
, zu 1396
): da wart ein große zweiunge in dem rade zu Collen, also daz ein partie der mogesten unde obersten an sich namen di gemeinde.
Köbler, Ref. Wormbs
74, 9
(Worms
1499
): Wo einich parthy in hangendem krieg der appellacion nuwerung fürneme.
Ders., Ref. Franckenfort
879, 7
(Mainz
1509
): So vf anrůffen der behaltenden parthy volstreckung der vrteil begert wirt.
Beyer, UB Erfurt
2, 210, 23
(thür.
, 1345
): und habin die vor uns mit beydir partige willen eyntrechticlichen […] berichtet.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
321, 1
(thür.
, 1474
): daz eß von beyden partien wissen unde willen geschen ist.
Kehrein, Kath. Gesangb. 1, S.
72, 6
(Bautzen
1567
): viel menschen von vnserem vralten Christlichem glauben abgefuͤret, in mancherley Secten vnd parthein.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 173, 22
(nobd.
, 1464
): welcher partheye man glawben will, stet zu der herrschaft.
Voc. Teut.-Lat.
qq vijv
(Nürnb.
1482
): Zwytrachtiger. kriegisch’. parteyisch’. parteymach’. sediciosus.
Köbler, Ref. Nürnberg
396, 6
(Nürnb.
1484
): WO die partheyen nach dem entschied oder außspruch vngehorsam erschynen.
Chron. Strassb.
1, 78, 27
(els.
, 1362
): der wart von partien die zů Kolmar worent, us der stat getriben.
Bernoulli, Basler Chron.
6, 510, 18
(alem.
, 1525
): Die habend […] die parthien inn ein usztreglich recht veranlaszt […] zu erschinen.
Köbler, Stattr. Fryburg
50, 12
(Basel
1520
): Wie vil reden ein yeder Fürsprech für sin parthy thůn mag.
Edlib. Chron.
14, 20
(ohalem.
, um 1500
): jetwedere party der andren von tag ze tag gehesser ward.
Roder, Hugs Vill. Chron.
179, 4
(önalem.
, 1529
): das die Lutersen die forstatt for der Hochen Bruck inhatten […] und ir geschucz von großen buchsen uff baiden parthygen gegen ainander richtend.
Müller, Nördl. Stadtr.
55, 9
(schwäb.
, 1390
): daz zwaierlai parti nach dem erb sprehen, die an der sippe in ainer lini stunden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
194, 42
(m/soobd.
, 17. Jh.
): selbiger solle ohne ainiche ausrödt der partei schuldig sein.
Aubin, Weist. Köln/Brühl
180, 8
; Dat nuwe Boych
429, 19
; 431, 19
; 440, 4
; 441, 17
; 443, 24
; Köbler, Ref. Wormbs
30, 29
; 67, 24
; 114, 9
; Ders., Ref. Franckenfort
14, 10
; 24, 10
; 101, 4
; Kollnig, Weist. Schriesh.
77, 12
; 158, 6
; 203, 39
; Österley, Kirchhof. Wendunmuth
2, 171, 19
; Thiele, Chron. Stolle
518, 8
; Grosch u. a., a. a. O.
237, 7
; 287, 23
; Löscher, Erzgeb. Bergr.
148, 20
; 153, 9
; Weise. Jugend-Lust
132, 5
; Gille u. a., M. Beheim
108, 381
; Mon. Boica, NF.
2, 1, 25, 19
; 77, 9
; Dinklage, Frk. Bauernweist.
80, 2
; Fastnachtsp.
862, 35
; Chron. Nürnb.
5, 637, 16
; Köbler, Ref. Nürnberg
61, 32
; 75, 3
; 149, 22
; v. Birken. Erzh. Österreich
71, 1
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
27, 16
; Edlib. Chron.
5, 11
; 13
; 6, 23
; 8, 18
; 15, 18
; 17, 11
; 20
; Vock, Urk. Hochst. Augsb.
302, 32
; Müller, Nördl. Stadtr.
93, 24
; Koller, Ref. Siegmunds
298, 13
; Schlosser, H. v. Sachsenh.
3135
; 3705
; Laufs, Reichskammergo.
94, 22
; 100, 7
; 157, 8
; 202, 7
; 277, 3
; Klein, Oswald
112, 71
; 345
; 350
; Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
190, 13
; Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
158, 28
; 166, 48
; Grothausmann, Stadtb. Karpfen
8, 3
; 58, 21
; 78, 1
; 90, 7
; Piirainen, Stadtr. Kremnitz
8
; 9
; 20
; Maaler
315v
; 398v
; 456r
; Rot
311
; Schwäb. Wb.
1, 655
; Öst. Wb.
2, 369/70
.‒
Vgl. ferner s. v. amptsregister
, angehen
14, angesehen
(Konj.) 1, anhängig
1, antwort
2, 3
auf
8, auflegen
15, auftreiben
14.4.
›Mißhelligkeit, soziale Unruhe, Empörung gegen die Ordnung, die man sich aus Parteiungen entstanden denkt‹.Bedeutungsverwandte:
absonderung
anhang
aufrur
has
mishelle
die
), 1
rotte
uneinigkeit
uneinhelligkeit
zweitracht
zweiung
zwist
Syntagmen:
p. haben, die p. abschneiden / fürkommen / vermeiden
; p
. (Subj.) entspringen
; sich der p. enthalten / müssigen
; grobe / grosse p
.; p. zwischen dem adel und der gemeinde
.Belegblock:
Dat nuwe Boych
430, 6
(rib.
, 1396
): alle dess vurg. zwist vnd zweyunge vnd partijen.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 568, 10
(rib.
, 1486
): updat under uns […] giene zweidracht noch partije up en erstae.
Welti, Stadtr. Bern
335, 18
(halem.
, n. 1437
): wa vil zuͥnften in stetten sint, das ouch da vil vnd dik groß partyen vnd misshelle entspringent.
Chron. Augsb.
3, 115, 11
(schwäb.
, E. 15. Jh.
): das solt weren fünf jar darumb, das sie als grob parthei under ainander hetten.
Ebd.
9, 174, 6
(1544
/5
): ain erber rat hat alle anheng, parteien, absonderungen und rotten […] hierinnen mit zeitigem rat fürkomen wollen.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 238, 22
(oobd.
, 1482
): soll vnnder euch personlicher has vnnd vneinigkeit, auch parthey vnnd ettlicher swester wider die obristen verpintung […] vermyten werden.
Chron. Augsb.
3, 227, 10
; 504, 5
; 9, 138, 23
; Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 50, 9
.5.
›parteilicher Standpunkt; Seite einer Partei‹.Belegblock:
Thiele, Minner. II,
30, 8
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): so das ich nae was verleit | verre in grozze melancolie, | want ich hatte gehort partye | beide von mannen und von wyven.
Weise. Jugend-Lust
126, 21
(Leipzig
1684
): wer Lust hat auf die gluͤckselige Partey zu treten.
Maaler
315v
(Zürich
1561
): Sy warend alle auff einer Partey. Eorũ erat una causa.
Chron. Augsb.
9, 94, 11
(schwäb.
, 1544
/5
): dieselben römischen bürger dem könig abwendig zu machen und auf der Römer parthei zu bringen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
111, 27
(moobd.
, 1478
/81
): Do ward ain ein grosser streit, darinn zu paiden partheien vil volks lag erslagen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
206, 32
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): haben die 17 hantwerken, die all auf dem marck ligennd, ganntz auf die partey gepracht.
Spiller, a. a. O.
34, 22
; 79, 12
; Schweiz. Id.
4, 1623
.6.
›Beteiligung e. P. an etw.‹.Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1612
(rib.
, 1444
): In hemelrich hait yr heerschaffie | Alleyne aen yemans anders partie.