oheim,
der
;
-s/
auch
sowie
-en
;
für eine hohe Anzahl von Belegen ist das genaue Verwandtschaftsverhältnis nicht sicher bestimmbar; vgl. dazu auch
Rwb
10, 283-86
.
1.
›Onkel mütterlicherseits, Mutterbruder‹.
Bedeutungsverwandte:
mutterbruder
.

Belegblock:

Schmitt, Ordo rerum
79, 9
(
omd.
,
1466
):
Auunculus oͤhme.
Voc. Teut.-Lat.
x viijv
(
Nürnb.
1482
):
Obeym. muterbruder. auunculus.
Köbler, Ref. Nürnberg
277, 14
(
Nürnb.
1484
):
Wo yemant andern seinen frewnden. als bruͤdern schwesstern. vettern. Oheimen. muͦmen. pasen. vñ dergleichen personen. auf die seitten gefrewndt. [...] In seinem verlassen geschefft vil. oder wenig. schickte. das mag es mit velle͂ vnd widerfellen verpynde͂ nach freye͂ wille͂.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 137, 2
(
Straßb.
1466
):
Do sy het gesechen jacob
.
vnd weste sy zesein sein niftel: vnd die schaff labans seins oheims
[
Luther
1545, 1. Mose 29, 10:
seiner mutter bruder
]
er welczt ab den stein.
Bremer, Voc. opt.
3031
(
halem.
,
1328
/
30
):
Auunculus oͮhein [...] est frater matris mee. Et videtur diminutive dictum ab auo, quia est filius aui materni.
Voc. rerum
19v
;
Mylius
H 6r
.
2.
›Onkel, männlicher Verwandter in der Elterngeneration‹ (ohne beleggestützte klare Entscheidungsmöglichkeit über die Zugehörigkeit zur Linie des Vaters oder der Mutter); mehrfach Bezug auf den als Vertrauten gesehenen Landesherren, vereinzelt auch auf den Lehrherren sowie (abwertend) auf den nicht ernst zu nehmenden älteren Verwandten / Bekannten; Entscheidung für diesen Ansatz auch aufgrund der Parallelität von
bruder / schwester
mit
vetter / oheim
.
Phraseme:
schlump mein oheim
steht für die Unberechenbarkeit des Verwandten (ütr.: des
glückes
).

Belegblock:

Luther, WA
33, 329, 1
(
1531
):
wie den alhier des herrn Christi bluthsfreunde gewesen sind, seine vettern und Ohem von seiner mutter.
Wyss, Limb. Chron.
121, 26
(
mfrk.
,
1371
):
so han ich besast hern Gerlache mẏme omen, deme predeger mẏnen wingarten gensẏt der Lane gelegen.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 85, 23
(
rib.
,
1456
/
1463
):
Ouch wurde einich lerjunge gewar of verneme, dat sijme oemen of meister, dar hei bij zo wonen qweme einche untruwe geschege, id were [...].
Chron. Köln
2, 10v, 4
(
Köln
,
1499
):
Lamech [...] schoiss synē oemen doit.
Goerlitz, Magd. Schöff./Posen
117, 36
(
omd.
,
1400
/
36
):
Do wedersprochin dy swegern, der kinder ohemen: „H(er) d(er) r(ichter). Wir bekennen, das der kynder mutter unse eliche swester gewest ist [...]“.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
285, 34
(
thür.
,
1474
):
daz er Nigkeln Schultheyßin, synem ohemen, syner formundeschafft gute rechenunge getan hat.
Ermisch, Freib. Stadtr.
23, 30
(
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ab he wol brudere oder swestere, omen oder veteren hat, di haben chein erbeteil daran nicht.
Gille u. a., M. Beheim
453, 3245
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ain claget iren vater, | die ander iren frater | Oder pruder klagen began, | ir sün, öhem, vetern und man.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
80, 27
(
nürnb.
,
1446
):
do sie ir öm der pychof vom Bamberg wolt y eym andern fürsten geb.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
8, 83, 7
(
Straßb.
,
1522
):
vnd habend alle gerret on Luther mein guͦten oͤhem / der schwebt da herein christlicher freiheit von freihen stucken.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 460, 13
(
Hagenau
1534
):
Schlump mein oͤhem / das ist / das glück hatt yhn troffen / Schlump mein oͤhem.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
491, 15
(
halem.
,
1415
):
als er ouch pflichtig were, getrulich czuͦ raten und czuͦ helfen, so woͤlten wir ouch widerumb gegen im, als unserm lieben oheimen und fuͥrsten, tuͦn, was wir soͤlten.
Hauber, UB Heiligkr.
2, 222, 21
(
schwäb.
,
1437
):
als der gestreng min lieber oͤhem, herr Eberhart von Lanndoͧw ritter mir vor ziten die fruͥntschaft geton und mir den Talhoff [...] nach sinem toͧd ergeben hett.
Klein, Oswald
103, 21
(
oobd.
,
1432
):
und mein öheim hinder dem ofen wër, | das wër ain besser stampanie, | wan das uns der peutel ler | wirt zu Placenz.
Munz, Füetrer. Persibein
372, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
alls in her Gaban ane sach, | zw hannd den öhaim sein er wol erkannde.
Karnein, Salm. u. Morolf
570, 3
;
Ermisch, a. a. O.
66, 26
;
Boner, Urk. Aarau
510, 8
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
61, 18
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
113, 21
;
Niewöhner, Teichner
29, 18
;
Raabe, Wortsch. Murner
2, 509
.
3.
›naher Verwandter‹, wohl: ›Blutsverwandter‹, darunter: ›Vetter zweiten Grades‹; Zuordnung der Belege teils auch zu Ansatz 2 möglich.
Bedeutungsverwandte:
blutsfreund
; vgl.
blutsverwandte
,
cognat
,
gesippe
(
der
) 1; 2,
liedmag
,
mag
 1; 2.
Wortbildungen
oheimschaft
(dazu bdv.:
freundschaft
).

Belegblock:

Voc. inc. teut. r vij r (
Speyer
um 1483
/
4
):
Ohem Affinis. [...] Ohemschafft Affinitae.
Hübner, Buch Daniel
7612
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ez waren ir beneben | Vater, muter, ire kint, | Omen, mage, swaz der sint, | Clagende in den stunden.
Bentzinger, Erf. Historienb., Gen.
28, 1
(
thür.
,
15. Jh.
):
ge czu Mesopotamiam zcu Laban dime oͤhemen
[
Luther
1545:
deiner mutter Vater
].
Küther, UB Frauensee
241, 15
(
thür.
,
1480
):
so hab er auch daselbst zu derselbin tzit gehabt tzwen ohemen genant dy Tzornmenner.
Maaler
311r
(
Zürich
1561
):
Oehen (der) Naher bluͦtsfreünd. Propinquus. Oehenhafft
[sic!]
(die) Nahe freündschafft.
Ebd.
312r
:
Ohen (der) Cognatus. Oehen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
20, 6
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
646
.