odem,
der
;atem
mit Verdumpfung des Anlautes und dem geographisch nahezu regelhaften Lautstand des Dentals; Vorkommen auch in nicht feierlichen und nicht von der Reformation beeinflußten Texten.1.
›Atmung, Atemtätigkeit, Atemzug (des Menschen und Gottes)‹; steht teils als Zeichen für ›Leben‹; offen zu 2.Phraseme:
bei dem odem unseres herren
›beim Leben Gottes‹ (Beschwörungsformel bei heilkundlichen Handlungen); den lezten odem schnappen
.Bedeutungsverwandte:
geist
luft
Wortbildungen:
ödmen
Belegblock:
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
1130
(preuß.
, 1331
): Beid den odem und di luft, | Durch daz uz der grosen guft | Wil ich nu daz beczeigen | Daz Got sich wolde neigen | Von himel.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 150, 6
(Wittenb.
1545
): ALles was Odem
[
laͤbtFroschauer
1531: ;
gaistDietenberger
1534 / Eck
1537: ]
hat / Lobe den Herrn. Ebd.
Hiob 10, 12
: Leben vnd wolthat hastu [Gott] an mir gethan / vnd dein auffsehen bewart meinen odem
[
gaistFroschauer
1531 / Dietenberger
1534 / Eck
1537: ]. Dazu Randgl.:
(Odem) Das ist / mein Leben / das der odem anzeigt. Ebd.
17, 1
: Mein odem ist schwach / vnd meine tage sind abgekürtzt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
149, 3268
(Magdeb.
1608
): Frisch auff mein liebe hend / | Vnd ruͤcket dem Manthier die Kapp / | Das es den letzten Odem schnapp.
Alberus
Ss ijv
(Frankf.
1540
): Arteria, pulsatilis uena, puls ader / odemader.
Strauss, A. v. Villanova dt.
148r, 35
(obd.
, Hs. 1421
): das der mensch eynen zurtzen oͤtdem gewynnet davon, wanne daz ist eyn schedlich eßen.
Sachs
7, 126, 13
(Nürnb.
1531
): Zu nacht ich offt kaum ödnen mag | Vor arbeyt, die mirn tag ze-steht.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
233, 14
(Nürnb.
1548
): das ist ein Herr der gantzen Creatur / vnd schoͤpffer / regierer / vnd fuͤrer / alles das odem hat.
Haage, Hesel. Arzneib.
9r, 13
(Hs. ˹noobd.
/md.
, E. 15. Jh.
˺): So peut ich dit, plat
[s.
blat 5]
daz du dich last pey dem othman unsz herren, daz du dich luftest.2.
›Atem, Atemluft, ein- und ausgeatmete Menge Luft‹; Metonymie zu 1.Phraseme:
jm. stinkt der odem nach dem schwert
.Belegblock:
Luther, WA
30, 2, 213, 21
(1530
): Da sihestu offenberlich den moͤrdisschen, aufrurisschen, rachgirigen geist, dem der odem nach dem schwert stinckt.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
10, 18
(Frankf./O.
1557
): die wir ohne in
[Gott]
nicht ein augenblick odem holen und leben koͤnnen? v. Tscharner, Md. Marco Polo
22, 11
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): dy schenkin unde dy becker, dy han alle iren munt bedakt mit sydinen tuchirn das ir odem dem herren mache keyn unlust.
Strauss, A. v. Villanova dt.
163v, 26
(obd.
, Hs. 1421
): Negelein machet guten otdem vnd dez menschen muͤnt wol smecken.
Sachs
16, 204, 15
(Nürnb.
1562
): Die [ein volck] haben gentzlich gar kein nasen, | Haben nur zwey kleine löchlein, | Dardurch der othem geht auß und ein.
Roloff, Brant. Tsp.
360
(Straßb.
1554
): Groß wunder ist das ich noch leb | Oder mein hertz noch meh othem geb.
Fuchs, Murner. Geuchmat
2042
(Basel
1519
): Hastu
[Rat der
Venus an das
wyppliche geschlecht]
ein otem, der nüt sol, | So red nit nuͤchter, sunder fol. Eis u. a., G. v. Lebenstein
34, 5
(oobd.
, 1. V. 15. Jh.
): Welschem menschen der odem stinckt, der trinck des wassers.