nar,
die
;-Ø/–
;– Im mittleren Frnhd. auslaufend; meist Verstexte.
1.
›Lebensunterhalt‹; vorzüglich (speziell:) ›Nahrung‹, gesehen als Ertrag mühevoller Arbeit; teils Öffnung zu ›Fristung des Lebens; Hilfe; Lebensgrundlage‹; vereinzelt mit Bezug auf Tiere gesagt; vgl.
nären
1; 2.Bedeutungsverwandte:
speise
alimenta
aufenthalt
aufhabung
brot
leibesnotdurft
leibnar
leibzucht
Syntagmen:
(die) n. geben
(z. B. dem küchel, durch liebe
) / gewinnen
(z. B. mit der nadel / spindel
) / nemen
(z. B. von js. milte, von der erde
) / reichen (aus den brüsten) / schaffen / suchen, jm. n. abschatzen / geben / bringen / nemen / tragen / versagen / zusammentragen
(z. B. mit arbeit
); die n
. (des salamanders
) hitze sein
; durch (die) n
. [wohin] kommen / streichen, nach n. reiten / klimmen, arbeit um die n. brauchen
; des leibes n
. (mehrfach); die leibliche n
.Belegblock:
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
13744
(omd.
, 1338
): das di erde brenge vrucht | Zu nar den luten vur di sucht.
Ebd.
15244
: Da van wan er [visch] wendet dar | Sinen gyl und suchet nar.
Hübner, Buch Daniel
4120
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Alle vogil ire ner | Namen von siner
[des
suns]
milde. Jahr, H. v. Mügeln
1302
(omd.
, Hs. 1463
): von dem kind ir sult verstan, | Wie es die reine meit gebar | und uß ir brüsten reichte nar.
Ebd.
2074
: dem küchel gibt durch libe nar | der vogel: sunder libe kan | die werlt in keiner schicht gestan.
Lemmer, Brant. Narrensch.
73, 86
(Basel
1494
): [Gar wenig] die durch gotts willen dar
[in die
kloͤster]
| Kumen / vnd nit mer durch jr nar. Primisser, Suchenwirt
41, 883
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Mit spindel, nadel, spelden | Hastu gewunnen hie dein nar.
Klein, Oswald
11, 63
(oobd.
, um 1423
): Die freunde mein, | solt ich vor in erkrumben und erlamen, | e das mir ainer gäb sein nar.
Ebd.
112, 174
(1438
): der pawer darzu ist gewant, | das er sein arbeit teglich brauch | umb unser nar.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
322, 5
(moobd.
, 1473
/8
): da möcht erneren sich der salamander, | seit das sein nar nicht ist dann few͂res hitze.
Hübner, a. a. O.
8105
; Stackmann u. a., Frauenlob
1, 20, 1
; 7, 22, 1
; 9, 19, 18
; Jahr, a. a. O.
1247
; Gille u. a., M. Beheim
58, 4
; Päpke, Marienl. Wernher
6960
; 12987
; Primisser, a. a. O.
18, 241
; 22, 1
.‒
Vgl. ferner s. v. armleute
2.2.
metaphorisch als ›rettende Labung, Speise, Erquickung gedachte Minne, Liebe einer Frau‹; teils mit gen. explicativus.Belegblock:
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3, 5
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): ir habt meine lichte sumerblumen, meiner wünne nar, mir aus meines herzen anger jemerlichen ausgereutet.
Pyritz, Minneburg
2509
(nobd.
, Hs. um 1400
): Sich, also wirt vergeßen | Mins hungers von der sußen nar!
Klein, Oswald
16, 52
(oobd.
, v. 1407
?): Mein freundenmacherinne, | meins herzen zucker nar, | du hast mir herz und sinne | benomen sunder gar.
Ebd.
20, 95
(1415
): mein herz, sich an deins leibes
[bei
liebesHaltaus
, Liederb. Hätzlerin 1, 20, 91: ]
nar, | die mich ie weisst von tadels par. Pyritz, a. a. O.
4609
.3.
›heilbringende sakramentale Nahrung, Speise‹ (mit Bezug auf das Abendmahl).Bedeutungsverwandte:
vgl. labe
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
3033
(nrddt.
, 14. Jh.
): Jenez manne, daz do namen | Die juden durch des vleisches nar, | Nimt unser geist zu sich gar, | Der iz geistlich eischet.
Gille u. a., M. Beheim
440, 111
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): wann er [gat] kain ander speiss neusset zu kainer friste, | wann dise nar | und speisung sunder par, | dy er dann selber ist für war | von der gathait und ach menschait.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
41, 77
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): chraft und witze / hast du [herre] gare, | hie todleicher menschen nare, | o werder tischgefert sunderbare.
4.
›metaphorisch als Labung gedachte Rettung (der sele
); Seligkeit, Heil‹; auch: ›Halt, Sicherheit‹ (dies im nicht sakramentalen Sinne); vgl.
nären
5.Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
23241
(preuß.
, um 1330
/40
): daz alliz durch der sêlin nar | sich ûz ungeloubin sloufte | und cristenlîch dô toufte.
Jahr, H. v. Mügeln
762
(omd.
, Hs. 1463
): des sal din [keiser] sin sin sam ein rink, | der aller sin gar ummefar | und menschen sinne gebe nar
(›Halt‹).
Mayer, Folz. Meisterl.
23, 19
(nobd.
, v. 1496
): all woch im ersten jare | Gib ich ein spend fur ware | Deiner selen zu nare, | Dar nach jerlich ich das bestet.
Thiele, Minner. II,
14, 227
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): ist das dir got der selden gan | das er dir lengert zyt und tag, | soͤlich fruͦcht vor in trag | das du dort muͤgest haben nar.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 71
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): das tauffen geit der sele nar, | öl, chrisem machet sünden par.