mustern,
V.
– 1-4 gehäuft berichtende Texte.
1.
›sich zur Musterung sammeln; sich der Öffentlichkeit zeigen‹ (in militärisch relevanten Angelegenheiten).Belegblock:
Chron. Nürnb.
5, 611, 9
(nobd.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): da mustreten sich die von Nürmberg pei sant Johanns auf des Starcken wisen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
37,
Anm. 2 (wobd.
, 1533
/6
): Auf ain zeyt zugen sy zu Bregetz hinaus, wollten sich mustren, kamen ful zu roß.
Schweiz. Id.
6, 610
.2.
›mustern, die Prüfung der wehrfähigen Mannschaft vornehmen‹; trans.: ›jn. / Personenkollektive / Sachen (kriegsrelevanter Art) mustern, kritisch prüfen‹; es handelt sich um Maßnahmen, die mit Zählungen und Einträgen in einschlägige Register verbunden waren; ütr.: ›(das Wort) prüfen, genau betrachten‹; offen zu 3.Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): aufmerken
1; 2, beschauen
2, besichtigen
2, einschreiben
, erzälen
1, examinieren
, probieren
2, schätzen
6, zälen
.Syntagmen:
j. mustern
(absolut bzw. elliptisch; selten); jn
. (z. B. die einwoner / knechte / kriegsleute / knaben / schützen, untertanen
) / ein Kollektiv (z. B. die bürgerschaft, das her / landvolk / fänlein
) / etw
. (z. B. den zeug, die büchsen / wägen / pferde
) m
.; das gemusterte kriegsvolk
.Wortbildungen
musterplan
musterplaz
Belegblock:
Luther, WA
49, 345, 7
(1544
): Non mustert verbum Dei, sed accipit, wie sie da stehen.
Ders. Hl. Schrifft.
Jes. 10, 28
(Wittenb.
1545
): Er zeucht durch Migron / Er mustert
[
wirt bevelenCranc
, M. 14. Jh. / nd. Bibel 1478: ;
enphilchtMentel
1466: ;
wird lassenDietenberger
1534: ;
erzeletEck
1537: ]
seinen zeug zu Michmas. Ebd.
Jer. 52, 25
: den Heerfürsten / der das Landvolck zu mustern pflegt
[
vorsuchteCranc
, M. 14. Jh.: ;
eynschreybFroschauer
1530: ;
probiertEck
1537: ].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
556, 1554
(Magdeb.
1608
): WJr muͤssen dennoch auch zeit haben / | Zu mustern vnd ruͤsten die Knaben.
Chron. Nürnb.
2, 251, 18
(nobd.
, 1449
): man mustret auch zu zeiten die wegen [...]. Jtem man mustret auch alle monet die püchsen und armbrostschützen, und welche untügelich worn, die verwarf man.
Ebd.
5, 671, 22
(E. 15.
/A. 16. Jh.
): Am montag darvor mustret (man) und schraib sie in dem zwinger pei der Hül.
Bachmann, Haimonsk.
90, 20
(halem.
, 1530
): der keyser fieng an mustern, zevernemmen, wie vil volcks er hett.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
330
(Genf
1636
): mustern / Besichtigen / was tuͤglich zum Streit ist.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
211, 18
(schwäb.
, v. 1542
): Darnach [...] kamen ful knecht her [...], und am 11 tag Julii mustertet man hie, wurden bey 700 angenomen.
Chron. Augsb.
8, 32,
Anm. 1 (schwäb.
, zu 1560
): und inen mit ernst eingebunden, sich anhaimbs gerüst zuͤ enthalten, darzuͤ etliche ir landtvolck gemustert.
Ebd.
426, 29
(1556
): auf den 15. tag junii hat man die vier und an dem andern tag hernach die zwai fendlen in der Rossenau gemustert.
Müller, Stadtr. Ravensb.
302, 19
(oschwäb.
, 1607
): hat ain e. r. sich [...] entschlossen, das si alle drew jar, [...], die gantze burgerschaft zwischen ostern und pfingsten in iren ristungen mustern wölle.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
59, 34
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): mustrotten und zalentten das volckh und merckhten das auff.
Turmair
4, 115, 3
(moobd.
, 1522
/33
): Alle jar mustret man, jerlichen schoß man gemainlich auß iedem gericht und dorf auß den hundertesten man.
Ebd.
142, 14
: so haben unser vorvodern alle jar gemustert und in fremde land volk geschickt.
Luther, WA
16, 133, 28
; Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
12, 1
; Rennefahrt, Recht Laupen
94, 12
; Chron. Augsb.
7, 99, 11
f.; Qu. Brassó
5, 542, 12
; Dasypodius 382v /
383r
; Maaler
296v
; Rwb
9, 1067
; Schweiz. Id.
4, 545
; 5, 104
; Schwäb. Wb.
4, 1485
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
250
.3.
›die als wehrfähig erkannte Mannschaft zum Heeresdienst aufbieten, ausheben‹; resultativ zu 2.Gehäuft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
aufbieten
ansagen
anschlagen
1
aufbrechen
aufbringen
aufkündigen
aufmanen
berufen
beschreiben
Belegblock:
Kollnig, Weist. Schriesh.
287, 6
(rhfrk.
, 1668
): Würdt vom oberambt jedesmahls, wan der außschuß daselbst gemustert und exercirt wirdt, uff erforderung die taugliche junge mannschaft geschickt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 85, 25
(Hagenau
1534
): fande er [Keyser] disen fug / die Landßknechte zu mustern / da durch die Schweitzer also sind zu gericht worden / daß sie schier nymmer alt werden.
Bachmann, Morgant
223, 3
(halem.
, 1530
): Der keyser wirt morn all sin volck versamlen lăssen mustren.
Jörg, Salat. Reformationschr.
188, 12
, Marg. (halem.
, 1534
/5
): da wot Zinglj mustren / damit jmm dest me wurd.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
159, 12
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): man soldt das landtvolckh im lanndt an allen endten mustern [...], damit man der veindt im lanndt auffhyelt.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
165, 32
(tir.
, 1525
): wann man dem landsfŭrsten hat stew̆rn, mŭstern und raysen sollen, so [...].
Schweiz. Id.
4, 546
.4.
›(ein Tier, im Beleg: ein Pferd) trainieren, für Turnierzwecke abrichten‹.Bedeutungsverwandte:
abrichten
abtragen
adjustieren
ausrichten
1
bereiten
1
gewenen
Belegblock:
Knape, Messerschmidt. Bris.
13, 2
(Frankf./M.
1559
): Brissometus vnd die Venediger beritten sich alle morgen darauff
[auf dem
stechblatz],
musterten sie jhre Geul, damit sie [...]. Ebd.
32
: ritten [...] auff den ren̄platz / liessen die Geul lauffen / musterten sie mit huͤbschen spriengen / damit sie wol vnd thedig abgericht vnd hurtig wurden.
5.
›jn. zurechtweisen, auf Vordermann bringen‹.Bedeutungsverwandte:
demütigen
strafen
züchtigen
meistern
Belegblock:
Luther, WA
12, 409, 24
(1523
): denn Got wirt yhn zwueschen die sporn fassen und wol mustern, das er muͤrb werd, und wirt keyner an leyden muͤgen zu Christo kommen.
Ebd.
30, 2, 183, 13
(1529
): Der Tuͤrcke weis den Adel zu mustern und zu demuͤtigen, die buͤrger zu zuͤchtigen und gehorsam zu machen.
Ebd.
49, 793, 32
(1545
): wo wiltu bleyben? Er wird dem Turcken zu teyl werden, der kan wol dich mustern.
6.
›etw. (z. B. ein Tuch) mit Mustern versehen‹.Belegblock:
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 212
.