monstranz,
die
;-Ø/-en
;zu
mhd.
monstranze
(Lexer
), dies über 1, 2166
mlat.
monstrantia
aus lat.
mōnstrāre
›zeigen‹
(Kluge/S.
).2011, 633
1.
›(in der Regel) kostbares Gefäß für die geweihte Hostie (als Leib Christi), seltener für Reliquien‹; vereinzelt tropisch für die Mutter Gottes (vgl. dazu das Bildfeld unter stern
3).Gewisse Beleghäufung für wirtschaftsbezogene und berichtende Texte.
Phraseme
auf die monstranz
(statt z. B.: auf das sacrament
) hantieren / zugehen
›es bei den Vorbereitungen belassen, nicht zum Kern des Vorhabens kommen‹.Bedeutungsverwandte:
christbüchse
gottesleichnamhaus
bild
1; 4, geschmeide
(das
), kelch
, kleinat
, kreuz
3; 5, mesgewand
, sprengkessel
.Syntagmen:
eine m. ankommen / besorgen / küssen / machen / vergulden, (aus der kirche) nemen / zerschlagen
, [wohin] stellen, von sich setzen, monstranzen gegen Rom bringen, eine m
. (in einem gesicht
) mit sich füren
; der glaube eine m. sein
; den monstranzen es
[wie] ergehen
; die monstranzen messing sein
; einen stein auf eine m. werfen, den leichnam aus der m. schütten, in der m. etw. tragen / zeigen / aufbehalten, das sacrament in der m. sein, etw. in eine m. setzen, ein heiltum in die m. tun, mit monstranzen gulden schaffen, das herz zur m. weihen / zubereiten
; die m. gottes
; die m. mit heiltum
; die ewige / geringe / gezierte / grosse / guldene / gute / hülzene / köstliche / kupferne / silberne / lebendige m
.Wortbildungen:
monstranzendeuter
monstranzenhaus
Belegblock:
Joachim, Marienb. Tresslerb.
286, 21
(preuß.
, 1404
): 6 m. Willam goldsmydt vor machelon, eyne monstrancze uf das hus in die kirche zu machen, [...] und 6 m. 1 fird. vor 6 nobeln, die monstrancze zu vorgulden.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
47, 12
(preuß.
, 1415
): In der kirchin: 2 gancze ornaten, [...], 1 silberyn crucze, 1 monstrancia.
Luther, WA
1, 271, 2
(1518
): das ist so heilig und so hoch, das man es in kein Monstrantz, in kein Silber oder gold setzen mag.
Ebd.
6, 82, 17
(1520
): Solch unterricht hab ich meynen lieben propheten, den Monstrantzen deuter und genß kuͤcker, guter meynung nit wollen bergen auff diß newe Jar.
Ebd.
21, 457, 18
(1544
): da der heilige Geist des Menschen hertz [...] weihet zum heiligen Haus und Wonung, Tempel und Monstrantzen Gottes.
Ebd.
21, 488, 30
: Der Glaube mag wol ein klein und gering Monstrantz oder Buchslin sein, es ligt aber darein ein solch edel Kleinot, [...], das Himel und Erden nicht behalten kan.
Ebd.
30, 2, 251, 43
(1530
): Procession vmb die kirchen mit fannen, kertzen, sprengkessel, Monstrantz, Himel.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 11, 118
(Frankf.
1557
): Man stellet jns Monstrantzen hauss | Ein Mewsfal, da fing man ein Mauss.
Skála, Egerer Urgichtenb.
24, 3
(nwböhm.
, 1562
): dj Monstrantzen sein nur Messig gewesenn.
Mayer, Folz. Meisterl.
87, 22
(nobd.
, 1517
/8
): Dw
[Maria]
arch und aüch monstrancze, | Dar in das edel manna lack. Baumann, Bauernkr. Rotenb.
340, 9
(nobd.
, n. 1525
): kelch, monstranzen und andere clainoter sampt anderm stellten sie zu aim rat.
Ders., Bauernkr. Oberschw.
180, 19
(schwäb.
, v. 1542
): Sy namen den pfarhof [...] ein, namen monstrantz, creutz und cleinhat.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
148
(schwäb.
, 1455
): Du wol geziertu monsterancz, | Der gotheit spiegel und luczern.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
463, 23
(halem.
, 1509
): Was aber von monstrantzen, gurtel, ring und subtilerer arbeit gemacht wurdt, daͧ sol ein jeder mit dem goldschmid verkomen umb sin lon.
Bremer, Voc. opt.
12038
(halem.
, 1328 f.
): Ciborium [...] kristesbuͤchse [...] cristbúchs [...] monstrantz [...] est piramidalis structura decenter ornata pro custodia sanctissime sacramenti.
Chron. Augsb.
2, 92, 20
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): wa sie
[Hussiten]
monstrantzen ankamen die namen sie und schutten gots leichnam darauß. Barack, Zim. Chron.
2, 425, 6
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): aber wie man sagt, so hats der Adler verleugnet und ist also uf die monstranz und nit ufs sacrament zugangen.
Ebd.
615, 15
: do es an ain treffen gieng, do leugnet er auch und het nur uf die monstranz gehandirt.
Bastian u. a., Regensb. UB
422, 48
(oobd.
, 1375
): hintz dem tum in die gustrey mein gutew grozzew monstrantz, daz man mir einen ewigen jartag haben soll.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 182, 34
(schwäb.
, um 1522
): da er dar kam, ließ er ein groß kostlich musterantz machen von sylber vnd thet darein daz hochwirdig haltum.
Ziesemer, a. a. O.
123, 6
; Luther, WA
6, 81, 32
; 6, 374, 24
; 28, 572, 23
; Wyss, Limb. Chron.
79, 11
; Palmer, Tondolus
995
; Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
479, 18
; 485, 40
; Kisch, Leipz. Schöffenspr.
396, 4
; Sachs
6, 372, 4
; Goldammer, Paracelsus
5, 181, 23
; Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
129, 4
; Chron. Augsb.
8, 360, 4
; Straus, Juden Regensb.
168, 22
; Eschenloher. Medicus
53, 20
; 55, 7
; Turmair
4, 666, 15
; Zingerle, Inventare
46a, 16
; Rot
329
; Rwb
9, 850
.‒
Vgl. ferner s. v. almutzie
1, auszucken
2, pacem
1.2.
›Anzeichen, Anzeiger für etw. Wunderhaftes‹.Bedeutungsverwandte:
weiser
unterrichter
zeiger
anzäugung
anzeige
anzeigen
das
).Wortbildungen
monstrieren
weisen
zeigen
Belegblock:
Rot
329
(Augsb.
1571
): Monstrantz, Ein zeyger eines wunderlichen dings / Ein vnterrichter / weyser / lehrer. [...]. Monstrirn, Zeygen / weysen.
3.
tropisch für ›Mensch‹; motiviert über ›Mensch als gottes bild
‹.Belegblock:
Luther, WA
22, 370, 12
(1544
): Und was ist des Menschen Leib weder ein schoͤne Monstrantzen, darin der unfletige, stinckender Heilige sitzet (der Bauch).
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
67v, 4
(Leipzig
1588
): Darumb auch vnser HErr GOtt wil / solch edel Bilde vnd koͤstliche Monstrantzen / von menniglichen / hoch / thewer / lieb / vnd werdt / gehalten haben.