mistun,
V., unr. abl.
1.
›übel handeln; Verkehrtes tun, freveln, ein Verbrechen, eine Straftat begehen‹, auf die volle Breite des Fehlverhaltens in alltäglichen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen Zusammenhängen verbaler wie gewalttätiger Art bezogen;
zu
mis-
[+ V.],
tun
(V.) 3.
Rechtstexte, didaktische Texte.
Bedeutungsverwandte:
angreifen
 10; 11,
freveln
,
mishandeln
 1; 2; 3,
schalken
 2,
vergreifen
,
verschulden
.
Syntagmen:
j. m
. (z. B.
an jm., an den gesetzen, gegen / wieder jn., js. ere
);
mangerlei m
.;
die mistunde suster
; subst.:
etw. ein mistun heissen
;
das kleine mistun
.
Wortbildungen:
mistäter
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4335
(
rib.
,
1444
):
Want so wat misdaen wirt of misprochen, | Dat wirt zer stunt van dē swerde gewrochen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
38, 14
(
hess.
,
14. Jh.
):
Die [suster] da missedunt, die sal man vor in allen berespen.
Ermisch, Freib. Stadtr.
220, 30
(
osächs.
,
1335
):
he mac in wol ufhalden mit gewalt [...], he missetut dran nicht.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
266, 8
(
Bamb.
1507
):
darumb die aussfluchtigen misstetter jr gut verwuͤrckt hetten.
Adrian, Saelden Hort
6131
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
ob aber sie
[Ehefrau]
bevinde | daz ir dehaines misse tuͦ, | dem red sie tugentlichen zuͦ.
Welti, Stadtr. Bern
340, 25
(
halem.
,
n. 1437
):
weͣre ouch, das deheinr, [...], mißtaͤte wider sin ere, als verr das dz antwerk beduͤchte, [...], dz sol das antwerk bringen fuͥr vnsren schultheissen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 240, 7
([
Augsb.
]
1548
):
So enhabt ir nicht sehr missethan | Sprach der Fuchs / Ir thets in zuͦ guͦt.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
103, 33
(
Ulm
1486
):
Merck wie er das ain schimpff haist und nit ain mißtuͦn oder übel.
Ebd.
104, 21
:
wann ye groͤsser und wirdiger ain person ist ye minder er mißtuͦn soll.
Ebd.
118, 19
:
Sie maint es widerwertig. als so wir mengerlay mißtüend.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
138, 33
(
smoobd.
,
17. Jh.
):
Inquirirung uber der müsstäther aussag.
Meijboom, a. a. O.
1632
;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
881
;
Sievers, a. a. O.
15, 11
;
Pyritz, Minneburg
3902
;
4044
;
Thiele, Minner. II,
10, 212
;
Roder, Stadtr. Villingen
131, 8
;
Leisi, Thurg. UB
8, 322, 6
;
Roth, E. v. Wildenberg
7, 21
;
Schöpper
15b
.
2.
›im Sinne christlicher Lehre übel handeln, etw. tun, das als Sünde gegen Gott und seine Gebote interpretiert wird‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
mishandeln
 4,
sünden
 1,
sündigen
; vgl.
2
befelen
,
4
brechen
 8.
Syntagmen:
j. m
. (absolut);
j. mit etw
. (z. B.
mit
›durch‹
missetat, mit
›mit Bezug auf‹
gehorsam / keusche / armut
),
wieder jn
. (z. B.
wieder got
)
m
.;
j. etw. m
.; als Part. Präs.:
j. missetunde sündigen
; subst.:
die mistunden gottes wort mispreisen
.

Belegblock:

Schöpper
15b
(
Dortm.
1550
):
Peccare. Suͤnden suͤndigen mißthun mißhandlen.
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
24, 16
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
di missetatigen haben missetan, mit missetat der obirtreter haben si missetan.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
11514
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
[Daz wir] alle einen mut | An dem gelouben heten | Und nimmer misgeteten.
Ders., H. v. Hesler. Nicod.
4066
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
daz er sin obez iht eze | und daz paradis beseze | [...] | ob er niht missetete.
Quint, Eckharts Trakt.
237, 5
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ie sich der mensche gebrestenlîcher vindet und mêr missetân hât, ie mêr er ursache hât sich an got ze bindenne.
Froning, Alsf. Passionssp.
2745
(
ohess.
,
1501ff.
):
nach men hon ich [Maria Magdalena] dan tusent stund | widder got missethayn!
Vetter, Pred. Taulers
209, 9
(
els.
,
1359
):
hat man út misseton, des enwellent si nút vergeben.
Niewöhner, Teichner
347, 42
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wann iegleich orden gemacht ist | von drin stukchen zu aller vrist: | gehorsam, chausch und armuͦt. | mit den drin man misetuͦt.
Ziesemer, a. a. O. Hes.
25, 12
;
Helm, H. v. Hesler. Apok.
16892
;
20088
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 85, 2
;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
331
.