mis-
[+ V.],
misse-
[+ V.]; zur Auswahl der folgenden Bildungen s. mis-
[+ Subst.].›etw. der Bedeutung des Verbs Entgegengesetztes oder sie Verfälschendes tun‹.
misachten
misansehen
verschmäen
, verwerfen
), misbacken
misbak, misbecker
, a. 1340), misbauen
misdenken
die liebe
), misdienen
misdienst, misdienstig
), misfelen
misfliegen
misfruchten
misfüren
misgebären
misgedeihen
misgelten
misgewirken
misgeziemen
misgreifen
greifen
14 und Wortbildung: misgreifung
), mishenken
ingesiegel
), mishoffen
misjehen
abreden
2, verleugnen
, verneinen
, versachen
), miskennen
miskennung
), miskeren
insiegel
); 2 ›etw. verunstalten‹ (z. B. js. antliz
); 3 ›jm. etw. übel auslegen‹, mislauten
mislautig, mislautung
), mismachen
mismalen
mismannen
misnennen
misquemen
misreiten
misschreiben
missebären
missedingen
missefügen
missegeniessen
missehaben
misselegen
missenöten
missetieren
miscitare
, dann: ›den Glauben verwässern, Ketzer werden‹?), missetraben
missewaren
missewären
missewenden
missewende
1), mis|stehen
läugnen
1) sowie ›teilnahmslos herumstehen‹, mistönen
mislauten
; dazu Wbg.: mistönung
), mistragen
es misträgt
›es macht einen Unterschied, ob [...]‹), misweiben
mismannen
; s. o.), miswerben
miswerken
miswürken
miszehenten
miszieren
Belegblock:
Zu misachten:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
376
(preuß.
, um 1330
/40
): allein si sêre misse- | achtin dâ des schatzis war.
Zu misansehen:
Schmitt, Ordo rerum
676, 17
(rhfrk.
, 1414
): Despicere vorsmehen [...] verwerffen [...] mißansehen.
Zu misbacken:
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 303, 2
(mosfrk.
, 1396
): die Bürgermeister haben die mangel oder gebrechen an gewicht, elen, maß, misback, fleisch oder dergl. ufzuheben.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
870, 17
(halem.
, 1491
): umb das misßbachen sol die buͦsß j lib. v ₰ sin.
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 85
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
242
; Schweiz. Id.
4, 956
; 961
.Zu misbauen 1:
Rennefahrt, Recht Laupen
273, 26
(halem.
, 1600
): das einer under unserem handtwerch einem syn werch [...] mißbauwen wurde, [...], es were huß, stufen, speycher.
Zu misbauen 2:
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
242
.Zu misdenken 1:
Henschel u. a., Heidin
1184
(nobd.
, um 1300
): Si sprach dv hast missedaht | An dirre selben stvnt.
Zu misdenken 2:
Karnein, de amore dt.
230, 241
(moobd.
, v. 1440
): Ain klain wenig argkwan macht in der lieb missdenncken.
Zu misdienen:
Chron. Köln
2, 458, 15
(Köln
1499
): dat nie cristenkeiser si [kirche] spalden woulde of afgescheiden hait van der keiserlicher ordenungen des richs ind unbillich, sunder ir misdienen, van dem hilligen lichnam durch unrechte gewalt afgescheiden soulde werden.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 65, 16
(Straßb.
1520
): das es kein opffer sei [messe ieben] / [...] / vnd mißdienstig denen die das anders bruchen denn es von christo vffgesetzet ist.
Schmitt, Ordo rerum
675, 4
.Zu misfelen:
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 360, 4
(Nürnb.
1631
): Sag ich daß in dir ohn Tratz, | Man viel sachen zehle, | Darvon GOtt vnd seinem Gsatz, | Nicht ein Haar mißfehle.
Zu misfliegen:
Bihlmeyer, Seuse
159, 20
(alem.
, 14. Jh.
): etlichú [binlin] missfliegent und werdent verlorn.
Zu misfruchten:
Löffler, Columella/Österreicher
1, 199, 4
(schwäb.
, 1491
): als wirß warlich erfunden haben, den jaͤrling der fier wintruben traͤgt, geordnott und inn das ertrich geschickt also erwinden oder mißfrúchten von der muͤtterlichen fruchtbarkeit, das [...].
Zu misfüren:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
1014
(nrddt.
, 14. Jh.
): Die sich hir misgevurent nicht | Noch welgent in der sunde pful.
Ebd.
3801
: Doch sprichet Crist von Bethlehem | Kegen der stat zu Jerusalem, | Die sich hete misgevurt.
Zu misgebären:
Maaler
290v
(Zürich
1561
): Mißgebaͤren. Eijcere, Abortare. Das so da machet Mißgebaͤren / oder das einer an der geburt mißlinget.
Zu misgedeihen:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
11481
(nrddt.
, 14. Jh.
): Daz waz ein jameric unheil | Daz die werlt so misgedech.
Zu misgelten:
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2940
(Köln
1476
): Sweerlych moyssen wyr mysgelden | Vnser offenbaerre sunden.
Zu misgewirken:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
18363
(nrddt.
, 14. Jh.
): Da berichte ich sie der tat | Die sich nu misgewirken.
Zu misgeziemen:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
755
(nrddt.
, 14. Jh.
): Gnugen luten misgezimet, | Die wunder dar umme nimet, | Sint daz diz buch ist also swar, | Daz ich michz underwinden tar, | In dutsch diz buch zu tichtene, | So starken sin zu richtene.
Zu misgreifen:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
1401
(rhfrk.
, um 1405
): Thuschen uch und mir waz ein guder satz, | Der uns wol underscheiden was, | Das wir nit missegriffen | Odir auch wieder striffen | Eine wieder die ander.
Ebd.
3048
: ,Sicher‘, sprach sij [Wißheit], ,du [Aristotules] haist recht gesait | Und da mit nit missegriffen gehait.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 6, 17
([Zwickau
] 1524
): dardurch er vns selig machen will / vñ sunst durch kein ander werck dañ durch festen glaube͂ vñ ware lieb / on mißgreyffu͂g
[verwahrformelhaft].
Zu mishenken:
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
209, 35
(schwäb.
, 1363
): ob der insigel ains oder mehr bruͤchig, zerdruͤkt oder misshenkt wuͤrden.
Zu mishoffen:
Thiele, Minner. II,
32, 371
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): so brint hi voirt in jamers geluͦte | en moensheft an synre mynnen.
Ebd.
379
: wanneir ome Czwivel wil virdriben | en meishoffen hait ontsont, | so [...].
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 647
(els.
, E. 14. Jh.
): daz leste punt, do men stonde inne mag bliben sunder missehoffen.
Zu misjehen:
Schöpper
94a
(Dortm.
1550
): Diffiteri. Verneinen verleugnen abreden mißjähen empfallen versachen abred thun vnbekennig sein kein gestand thun abredig stehen.
Grimm, Weisth.
4, 142, 30
(els.
, 15. Jh.
): wer das der erste huͦber dem nochganden huober den koͮff wolte missejehen, so [...].
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
243
.Zu miskennen:
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
2, 212, 1
(Straßb.
1466
): wann in misskennung
[
vnwissendLuther
1545, 1. Thim. 1, 13: ]
tet ich dise ding in dem vn gelauben. Ebd.
9, 507, 8
: er eret den gott den sein vetter miskannten.
Zu miskeren 1:
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
243, 33
(schwäb.
, 1375
): waͤr ob der insigel ains oder mer ... zebrochen wrd ungevarlich, misskert oder misshenkt wrd [...] daz sol ... dehainen schaden bringen.
Zu miskeren 2:
Palm, Veter Buoch
7, 2
(schles.
, Hs. E. 14.
/A. 15. Jh.
): Dar kom ein munich mit sime kinde, dem hete der tufel sin antlicze missekeret.
Zu miskeren 3:
Chron. Köln
1, 4213
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Dat in darff in neyman miskeren, | want ich ducke wail vernomen, | dat [...].
Zu mislauten:
Schmitt, Ordo rerum
472, 8
(omd.
, 1466
): Dissonus [...] misselutig [...] eynczwez ludig [...] mißtenung [...] vnmitlawttig [...] misslautung.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
6, 177, 21
(Straßb.
1466
): Ich bitt dorumb dich so das dein red nit misselaut.
Zu mismachen:
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 496, 29
(rib.
, 1400
): dat einich zeuwer einich doich mismachde, [...], der zeuwer sal sins amptz darven.
Zu mismalen:
Mollwo, Rotes Buch Ulm
148, 37
(schwäb.
, 1403
): Beschaͤch aber das, [...], daz dehain muͥller in soͤlicher mass missmuͤle oder vermischte.
Zu mismannen / misweiben:
Grimm, Weisth.
5, 28, 23
(halem.
, 1352
): ob gotshuslute miswibeten oder mismanneten, was ein vogt dazuo tuon sol.
Zu misnennen:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
7086
(rhfrk.
, um 1405
): Alt bin ich, du haist mich aber myssenant | Dar an das du stinckende haist gesprochen.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
243
.Zu misquemen:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
109
(rib.
, 1444
): Mer sere misquam mir dat | Dat yederman in de schone stat | Nyet mochte komen zo de͂ ingange.
Zu misreiten:
Thiele, Chron. Stolle
193, 3
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): do her ubir den heldersteyn in der nacht reyd. Do wart her erre unnd hatte missereten.
Zu misschreiben:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
1351
(nrddt.
, 14. Jh.
): Sterbe ich, so wirt lichte | Vorkart min getichte, | Daz der schriber misseschribet.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
346, 32
(schwäb.
, 1409
): der brief yendert ungefarlichen missschriben were oder ichtz darinn vergessen und überhebt were ...; daz sol in alles kain schad sein.
Zu missebären:
Adrian, Saelden Hort
609
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): daz beschah nie frowen me | we, schuld, misse bernder not, | die Eva hat verdienot.
Zu missedingen:
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
190, 27
(schwäb.
, 14. Jh.
): übermitz diz wis so ist in den tieren gedinge unde ouch missegedingen.
Zu missefügen:
Reissenberger, Väterb.
8348
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Zwar daz misse fuget, | Ez mac dir ouch vil wol geschaden.
Zu missegeniessen:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
5900
(nrddt.
, 14. Jh.
): Da von sulle wir gewarnet sin | Daz wir den win icht giezen, | Daz wir is nicht missegeniezen | An der bekorunge.
Zu missehaben:
Koppitz, Trojanerkr.
2414
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Du soltt dich nit misse haben, | Nieman wil dir geben stritt.
Zu misselegen:
Chron. Mainz
1, 129, 27
(rhfrk.
, 15. Jh.
): daz der gemeinde frunde dor in 3376 g. 7½ ß. der schulde vorgerurt misselegt und der zu viel in irer verzeichenisse geseczt haben.
Zu missenöten:
Leman, Kulm. Recht
2, 2, 64
(Thorn
1584
): wirt eyner gewundet vnd myssenotet vnd wil her nicht clagen. der richter mag den man nicht twyngen tzu clagen.
Zu missetieren:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
18450
(preuß.
, um 1330
/40
): dô, [...] | dî dît sich hatte missetirt | und zu dem lestin vornoigirt.
Zu missetraben:
Niewöhner, Teichner
325, 142
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): also ist der sel stoz | daz in sein gewizzen strafft, | wa er indert missetrafft, | daz er furicht dw chunftig not.
Ebd.
545, 60
(Hs. ˹nobd.
, E. 14. Jh.
˺): ob ein rauber misse traft, | daz rewt in und denkt dar an.
Zu missewaren:
Reissenberger, Väterb.
26443
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Vil gerne ich enpurne | Daz liehte, wan ichz han missewart.
Zu missewären:
Bartsch, Reinfrid
4072
(halem.
, Hs. 14. Jh.
): swer sînen willen ziuhet | an allez daz des er begert, | wirt der wîlent missewert, | des enist kein wunder.
Zu missewenden:
Rennefahrt, Statut. Saanen
24, 20
(halem.
, 1397
/8
): das die substanci und materie des briefes [...] nuͥt verendert noch miswendet werden sol.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
243
.Zu mis|stehen:
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
324, 34
(Genf
1636
): Mißstehen / laͤugnen / [...], Negare.
Behrend, Magd. Fragen
195, 27
(omd.
, um 1400
): uff das sy den toden begraben mochten sundir irnüsse
(Var. W:
ane irer groszer missestehen unde beschemung).
Zu mistönen:
Schmitt, Ordo rerum
472, 8
(alem.
, 1487
): misselutig [...] mißtenung [...] misslautung.
Ebd.
665, 13
(salem.
, 2. Dr. 15. Jh.
): Dissonare misse leuten [...] misdoͤnen [...] vnmlawtten.
Maaler
291r
.Zu mistragen:
Reissenberger, Väterb.
40833
(md.
, Hs. v. 1406
): Dann als vil daz missetreit | Ob yeman hat me rainichait | Oder me an ubeltat, | Daran er lästerlich stat.
Zu
misweiben
s. mismannen
.Zu miswerben:
Mollay, Ofner Stadtr.
399, 22
(ung. inseldt.
, 1. H. 15. Jh.
): alls schier aber die naͤchsten sechs wuchen alls vorstat darnach verluffend, ist im nieman verbunden ze antwurten, on joch damitt mißworben ist.
Zu miswerken:
Welti, Stadtr. Bern
515, 2
(halem.
, 15. Jh.
): das die werk [rebwerk] von im nit mißwerkett werden.
Zu miswürken:
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
15, 8
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): wann hette ich mich verwürket
[Var. H:
mißwürket]
gen got [...] das hette er an mir gerochen.Zu miszehenten:
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
902, 34
(halem.
, 1628
): sich der abstraffung malefitzischer sachen [...], als marchsteynen verenderen, mißzehenden [...] uͤberheben.
Zu miszieren:
Buch Weinsb.
2, 9, 9
(rib.
, um 1560
): und haben das alte gebeue [...], dissen tag laissen abbrechen, das den gank seir misszeret.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
243
.