meisterin,
die
.1.
s. meister
2.2.
›Person, die einer Gruppe von Menschen (im weiten Sinne von meister
3) oder einer Gemeinschaft (z. B. einem Kloster) vorgesetzt ist‹; ütr.: ›meist positiv herausragende und dadurch zu entsprechender Lebensweise, entsprechenden Haltungen und Haltungen verpflichtende ästhetische oder geistige Gestalt‹; zu
meister
3.Bedeutungsverwandte:
amptleute
anfürerin
frau
hauptfrau
lererin
priolin
meistersche
Syntagmen:
eine m. haben / minnen, etw. heissen
; die m
. (Subj.) jm. etw. geben, jn. etw. inne machen
; j., hoffart / masse / Euphonia / js. weib eine m. sein, j. als eine m. gebaren, liebe die m. über alle gesetze sein
; der m. etw. zu behalten
›aufzubewahren‹ geben
; die m. des klosters, der burg, der jungfrauen
; die m. in der siechstube, über jn. / etw
. (z. B. über das vermögen
), von anschlägen
; die andächtige / ersame / fürneme / geistliche / weise m
.Belegblock:
Luther, WA
14, 233, 13
(1523
): lib ist meisterin und frau, der sol gehorchen alles.
Ebd.
17, 2, 92, 7
(1525
): Alle wort [...] sagen, das die liebe meysterin sey uber alle gesetz.
Thiele, Minner. II,
27, 101
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): want ich habe eyn meysterynne, | de ich boven allen vrouwen mynne.
Ebd.
32, 681
: als dich vrauwe Venus, daz edel wyf, | onser alre meisterynne, | auch woil hait gemachet ynne.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
7496
(rhfrk.
, um 1405
): Des bin ich [Hoffart] frauwe und anfuererynne, | Heubtfrauwe und meisterynne | Von allen anslegen.
Karnein, Salm. u. Morolf
589, 1
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): Die der jungfrauwen meisterin was, | sie hieß ir dar tragen einen stul.
Sievers, Oxf. Benedictinerregel
8, 20
(hess.
, 14. Jh.
): wan die gehorsamkeit die man der meistern irbudet, die wirt gode gedan.
Ebd.
9, 7
: Sprechin und leren gecimet der meisteren, swigen und horen gevellet der jungersen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 16
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Astronomia, des gestirnes meisterin, hilfet da nicht mit irem sterengewalte.
Pyritz, Minneburg
3032
(nobd.
, Hs. um 1400
): ,hie schuß mit stichen! | Wer sich daz gesinde mein!‘ | So sprach der burg meisterin.
Bihlmeyer, Seuse
14, 20
(alem.
, 14. Jh.
): Si [ewige wisheit] gebaret etwen als ein wisú meisterin, etwen hielt si sich als ein vil weidenlichú minnerin.
Adrian, Saelden Hort
4923
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): so man den [swestran, nunnen] git ain maisterin, | ain priolin, ain abtissen | dú nur kan zelen, klaffen.
Bachmann, Morgant
169, 5
(halem.
, 1530
): Darumm mach ich üch frow und meysterin über mich und über all min vermügen.
Maaler
287v
(Zürich
1561
): Meisterin (die) Ein meisterlich weyb / Regiererin / Fürnembste. Magistra.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
31, 29
(wohl ˹Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺): Die Euphonia, dy ist des lauts wolstand, die diser ding fürnaͤmste maisterin vn lererin ist, soll hie auch gelten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
306, 6
(oobd.
, 1349
/50
): mâz ist ain maisterinn aller werk.
UB ob der Enns
10, 132, 15
(moobd.
, 1382
): Agnes die Stadlerin, die zeit maisterin des heiligen Geystes chloster.
Winter, Nöst. Weist.
3, 348, 9
(moobd.
, Hs. um 1400
): was (man) dann der maisterinn
[›Aufseherin in einem Badehaus‹]
zu behalten gibt, verleust si ettwas, si sol es bezallen. McClean, Havich
4890
(moobd.
, Hs. 15. Jh.
): mein weib ist maisterinn | pey der chüniginn.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 540, 21
(moobd.
, 1485
): Der maisterin in der syechstuben ordenung. Item ain yede maisterin soll verpflichtet sein, ob vnd bei den armen in der syechstuben zu sein vnd aufzesehen, das [...].
Koller, Reichsreg. Albr. II.
126, 9
; 182, 26
; Leisi, Thurg. UB
6, 270, 10
; 7, 145, 4
; Rennefahrt, Recht Laupen
25, 13
; Dirr, Münchner Stadtr.
591, 1
; Vogel, a. a. O.
1, 239, 11
.3.
›die Mutter Gottes als religiös herausgehobene Person‹; tropisch: ›als Person gedachte abstrakte Gegebenheit (wie die ewige weisheit
)‹; vgl.
meister
5.Bedeutungsverwandte:
vgl. 1
arche
bewarerin
gottesgebärerin
milterin
stern
Belegblock:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
212
(rhfrk.
, um 1405
): Ich [Gottes Gnade] bin von allem meisterynne | Und von allen bosen artzetynne.
Mayer, Folz. Meisterl.
30, 19
(nobd.
, v. 1496
): Du ler der zwelffpoten gemein | Und der ewangelisten meysterin, | Aller merterer sterke zwar.
Ebd.
54, 67
: Gegrusset seist, meinsterin frey, | Du hoch wirdig jungfraw Marei!
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 115, 4
.