meiligen,
V.;
2-4 als Ütr. zu 1 auffaßbar. – Gehäuft obd.
1.
›jn. schmutzig machen, verschmutzen; etw. (z. B. den brief
) beschädigen‹; vgl.
meilen
1.Belegblock:
Sexauer, Schrr. in Kart.
236, 29
(nöst.
, v. 1450
): daz die tuech ycht gemayligt werden. do man sew aufsetzt.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
31, 39
(moobd.
, 1393
): recht als ainem menschen nicht güt wêr, mit ainem harbigen menschen zu ringen, wann der würt gemailigt.
Rwb
9, 437
.2.
›sich belasten, in Schwierigkeiten bringen‹; vgl. meilen
2, zweite Nuance.Bedeutungsverwandte:
kümmern
vermeiligen
anfechten
auflegen
bedrucken
begreifen
behangen
bekümmern
bürden
Belegblock:
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
1117
(tir.
, v. 1496
): Das wir mit des trugners leben | Uns selbs kümmeren und vermayligen nicht: | Gebt in hin für Pilatus gericht.
3.
›etw. (meist: religiös oder moralisch hoch bewertete Bezugsgrößen) / (seltener:) jn. entehren, beschmutzen, beflecken, in seiner Würde kränken, antasten, (bis hin zu:) jn. verderben; (eine Frau) schänden‹; vgl.
meilen
2.Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
ane / sonder meiligen
(verwahrformelhaft).Bedeutungsverwandte:
leidigen
mässigen
meilen
unheiligen
unsaubern
verschmähen
Gegensätze:
heiligen
Syntagmen:
jn
. (z. B. das weib, die meid
, Maria) m., j. die bescheidenheit, das christentum / gewissen, den tempel mit der sünde m., die sünde die sele, die unkeusche leib und sele m.
; j. / etw
. (z. B. das kat
) e. S.
(Gen.obj., z. B. der heiligkeit
) m.
Wortbildungen
meiligung
befleckung
beschlichung
vermasigung
vermeiligung
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
22162
(nrddt.
, 14. Jh.
): alle die seligen | die sich nicht sunden meligen | Und sich mit tugenden turen.
Gille u. a., M. Beheim
189, 64
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): unkeüsch mailigt mit ein | leib und sel zu dem swechsten.
Ebd.
452, 101
: des würt zu himel yeder mann | vil grasse frad han sunder mailgen.
Barack, Teufels Netz
4093
(Bodenseegeb.
, 1. H. 15. Jh.
): Es sol nieman sin so vermessen | Der das almuosen tuot essen | Das er der welt uppikait mit trib. | Es masgot
[Var.:
mailget]
im sel, er und lib. Niewöhner, Teichner
464, 1249
(Hs. ˹moobd.
, 1370
/80
˺): daz sie
[Maria]
nie gmailigt wart | auff der gemainen sünden vart. Werbow, M. v. Amberg. Gew.
715
(omd.
/oobd.
, v. 1382
): die meyligung die do geschiet ym slaffe an dem menschen.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
28, 27
(moobd.
, 1393
): Ander svndt maÿligent doch allain dÿ sel.
Ebd.
29, 73
: Weib, hastu dich von deinem wirt gechert vnd ausgetreten vnd pist gemailigt worden vnd hast peÿ einem andern mann geslaffen, so [...].
Buijssen, Dur. Rat.
14, 5
(moobd.
, 1384
): die pözzen [...] mayligen di heilichait.
Ebd.
29, 8
: nicht daz das chot der hent mailig der goͤtleichen heilichait.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
201, 38
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Das weib ist ein tempel gots, der ym yn der tauff ist gewichet, vnd darvmb weͤr es vnczimleich, das ich den mit meiner sünd mayliget.
Schmitt, Ordo rerum
280, 10
(oobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Contagium befleckunge beslichung [...] vermásgung [...] mayligung.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
19, 18
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Zehant wart Rom die stat mit plut gemailigt, wan Remulus sein bruder Remum tötet.
Barack, a. a. O.
1533
; Rudolf, a. a. O.
29, 64
; Werbow, a. a. O.
679
; Schmitt, a. a. O.
280, 10
; Rwb
9, 437
.4.
›etw. (ein Gebot) mißachten, übertreten‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. bekrenken
irhalten
kränken
Belegblock:
Rössler, Stadtr. Brünn
376, 32
(mähr. inseldt.
, 1. H. 14. Jh.
): daz si
[Übergeordnete]
daz gepot und unsern willen und unser lehenschaft an chaim tail czubrechen und mailigen.