maulwurf,
der
;–/
meist -en
, auch -e
und -Ø
;etymologisch stark deformiert;
in der Folge hochgradige Formenvarianz: Erstglied auch mault- / molt- / mult-
sowie mu-
(z. B.: maultwurf, moltwurf, multwurf, muwurf
), Zweitglied auch -fel, -werf, -worf, -wurm
(z. B.: maulwurfel, maulwerf, maulworf, maulwurm
), s. Dwb
und 6, 1811
Kluge/S.
. 2002, 606
– Zur Wortgeographie von ,talpa / Maulwurf‘ in den rezenten dt. Mundarten s.
Dwa
.3
›Maulwurf‹; über die Zuschreibung von ,Blindheit‘ auch ütr., dann dehumanisierend für: ›subversive, der Mehrheitsgesellschaft entgegen handelnde Person‹ (z. B. von Juden, den Kölner Webern geagt); als Metonymie (vereinzelt): ›Maulwurfshügel‹.
Zum ,Wissen / Denken‘ über den Maulwurf s.
Lex. d. Mal.
.6, 409
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): eidechse
, fledermaus
, grutsch
, hamster
, maus
1, otter
(der
) 1, raz
, scher
, schermaus
, wiesel
, werwerf
(wer-
,Wetter‘?), windwerf
.Syntagmen:
den m. ausgraben / fangen / vertreiben, einen m. anbeten
(als abgot
), den m. in einen hafen tun
(zur Arzneiherstellung); der m. arbeiten / aufwerfen
(letzteres elliptisch), haufen machen, jn. verwittern, im garten sein, die wiese durchboren, blind / listig / schwarz / unrein sein,
˹in blindheit bleiben, das liecht scheuen, nicht glauben, das [...], unter der erde liegen
˺ (jeweils von Personen); der geizige gleich einem m. alles aufeinander haufen
; die leber von einem m. nemen
(zur Herstellung von Tierarznei); der blinde / irdische / irrische m
.Wortbildungen:
maulwurffaher
maulwurfshaufe
Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
2, 20
(preuß.
, M. 14. Jh.
): an deme tage wirt eyn mensche wegwerfen di abgote [...], das er anbette moltwerfe
[
maulwerffenWormser Proph.
1527: ;
SchaͤrenFroschauer
1530: ;
MeulwürffeLuther
1545: ]
und vledirmuse. Chron. Köln
3, 711, 22
(Köln
1499
): mer doch envonden si [heren] niet vil: die wever moisten moultwurme werden ind laegen under der erden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
78, 26
(osächs.
, 1570
/7
): Das auß einer tragenden kalben ein gute nutzbare melkkue werde. So nimb von einem maulwurf die ganze leber.
Ebd.
129, 6
: Wann nun in einem garten [...] sehr viel maulwurfe seind, soll der maulwurffaher [...] ausgehen und [...].
Ebd.
263, 6
: Winter und Fastenzeit [...] mag man [...] die hügel und maulworf zurzihen
[hier: ›-hügel‹].
Mylius
B 4v
(Görlitz
1577
): Grumus Moltwurffhauffen.
Fastnachtsp.
70, 15
(nürnb.
, v. 1486
): Ich weiß, das sie dir gereit selbs milch geit, | So hat sie ein wisen an eim ort, | Dan das sie die maulwerfen haben durchport, | Und ist nit ferr von dem mistgraben gelegen
(obszön).
Mayer, Folz. Meisterl.
103, 206
(nobd.
, um 1480
): und tu irdische maulberff, barumb magstu auch nit glauben daz Got mocht machen daz ein juckfrawe mocht gepern?
Ebd.
346
: O du irrische maülberff
[Bezug auf die Juden],
bleibst noch in deiner plinheyt? Franck, Decl.
343, 18
(Nürnb.
1531
): Zu anderer faͤl außzuoͤrttern vnd zuerkennen haben sie vil augen / zu jren eygen felen seind sie blindt als die maulwerffen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 394, 20
(Straßb.
1466
): vnd die edechs. vnd der maulwerff
[
MaulworffLuther
1545, 3. Mose 11, 30: ]
: alle dise ding die sint vnrein. Dict. Germ.-Gall.-Lat.
317, 18
(Genf
1636
): maulwerffshauffe / m. La motte d’vne taulpe, Talpæ gleba.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 286, 18
(schwäb.
, 1491
): von den tieren die underm ertrich wonnent, als den missen, scherer oder muwerffen.
Deinhardt, Ross Artzney
339
(oobd.
, 1598
): Nimb ain neuen haffen, thue darein ain müllwerffer oder schern – mach im woll zue – vnd prenn ihn zue puluer.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
236, 32
; Luther, WA
7, 638, 17
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
133, 2785
; Ermisch u. a., a. a. O.
128, 21
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
160, 21
; Schmitt, Ordo rerum
306, 18/23
; Brack
d 6r
; Mylius
D 3r
; Hulsius
O iiijv
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
317, 16
; Tpma
8, 150
; Pfälz. Wb.
4, 1239
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
236
.