mat,
Adj.,
in 4 auch zur Interj.
tendierend; Einheit des Wortes fraglich (dazu Kluge/S.
sowie 2002, 605
Tazi, Arabismen im Dt.
); hier aufgrund der semantischen Zusammenhänge 1 Zeichen angesetzt.1998, 214
1.
›körperlich schwach, matt, erschöpft, kraftlos, müde‹ (von Menschen, Menschengruppen, auch Körperteilen, vereinzelt von Tieren gesagt).Bedeutungsverwandte:
amächtig
ausgemergelt
ausgezert
kraftlos
krank
las
müde
schwach
verlegen
abläge
ablägig
anmächtig
1
hellig
machtlos
teig
Syntagmen:
j. m. werden
(z. B. der träger einer bürde
) / sein
(z. B. der sieche
) / bleiben, der orden, das volk, die natur, die hände, der straus m. sein, j. des streites, vom hunger m. sein
; j. des lebens m. werden
(poetisch für ›sterben‹), fische m. werden
; etw
. (z. B. die stat, das land
) m. machen, sich m. arbeiten
; der matte bruder / herre / mund, die matte fliege, das matte glied
.Belegblock:
Schöpper
41b
(Dortm.
1550
): Lassus. Matt muͤd lasss verlegen.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
1018
(preuß.
, um 1330
/40
): Dô sînen ordin sach sô mat | wesin dirre gotis helt.
Ebd.
7030
: dô mit âchte swinde | des tûvils gesinde | daz lant durchvarin hatte | und gemacht sô matte.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
375, 3625
(Magdeb.
1608
): Die Haͤnde math / die Fuͤsse lahm / | Ein jedes ward jhm selber gram.
Ebd.
521, 446
: Math gemacht vnd gar auß gezert / | Rieffen die Bawren / Weib halt ein / | Odr es sol dein letzter trunck sein.
Mieder, Lehmann. Flor.
466, 11
(Lübeck
1639
): Leicht Burd wird in die laͤnge auch schwer / wenn der Traͤger mud vnnd matt wird.
Ralegh. America
23, 27
(Frankf.
1599
): vnd war vnser Volck so matt / daß sie schier vergiengen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
14484
(omd.
, 1338
): Sint der struzs gephidere glich | Dem valken und dem habche hat | Und ist doch zu vligene mat
›unfähig‹
. Löscher, Erzgeb. Bergr.
68, 11
(omd.
, 1544
): Dan mancher wohl so math wirth
[vom
bir],
dos ehr nicht wol erbeten [...] kan. Ermisch u. a., Haush. Vorw.
200, 5
(osächs.
, 1570
/7
): Wann fohren und andere fische vom fahren und tragen uber land matt worden
›dem Verenden nahe sind‹
. v. d. Broek, Suevus. Spieg.
147v, 24
(Leipzig
1588
): Manche [...] sind aber vom Hunger so math vnd schwach / das sie kaum die Hende auffheben koͤnnen.
Gille u. a., M. Beheim
110, 172
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): und Ram die stat | er noten würt und machen mat.
v. Keller, Ayrer. Dramen
2200, 33
(Nürnb.
1610
/8
): Dann ich bin außgemergelt matt. | Mein gantzer Leib kein krafft mehr hat.
Primisser, Suchenwirt
8, 70
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Di [Riter] wurden an der selben stat | Gevangen und wunt, dez lebens mat.
Strehlke, a. a. O.
5455
; Luther, WA
10, 1, 2, 437, 18
; 34, 2, 389, 4
; Peil, a. a. O.
146, 3005
; Allg. Schau-Buͤhne
37, 39
; v. Ingen, Zesen. Ged.
391, 3
; Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
232r, 3
; Koppitz, Trojanerkr.
4596
; Päpke, Marienl. Wernher
2366
; Memminger Chron. Beschr.
21, 16
; Primisser, a. a. O.
13, 104
; Klein, Oswald
111, 177
; 114, 20
; Dasypodius
378r
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
317, 10
; Schwartzenbach
L vr
.‒
Vgl. ferner s. v. ausfretten
.2.
›matt, verzagt, schlaff‹ (vom Menschen und seinen Geistes- und Gemütskräften gesagt); Ütr. zu 1, in einzelnen Belegen kaum davon trennbar.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
blöde
jamerig
kraftlos
müde
verzagt
weibisch
weich
zaghaft
gek
herzlos
las
Syntagmen:
j
. (z. B. der ketzer
) m. sein, j. an freuden m. sein, etw. m. sein
(z. B. das herz, die lüge
) / werden
(z. B. der gedanke / mut / sin / spruch, das gezänk / wort
); etw.
(z. B. einen spruch
) m. machen, jn. mit reden m. machen, j. der worte mat
›sprachlos‹ [wo] sitzen
; das matte herz
.Wortbildungen:
4
matte
Belegblock:
Luther, WA
1, 179, 3
(1517
): das [hertz] do matt ist und jamerig, das beweist sich.
Ebd.
1, 321, 2
(1520
): Ich weysz fast wol, das das wortlein ,lieben‘ denn Bapst und seine Romanisten blod, muhd und matt macht.
Ebd.
10, 3, 140, 23
(1522
): [Doctores] haben disen spruch [...] mat gemacht.
Ulner
302
(Frankf.
1577
): Matt machen. Weich vnd weibisch machen / [...] / kraftlos machen. Das Alter macht matt vñ schwaͤchet den Menschen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
13779
(omd.
, 1338
): ist daz hertze min | Irschrocken und von vorchten mat.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
291r, 7
(Leipzig
1588
): das der heilige Geist [...] gegeben werde / das er [...] die matten Hertzen / mit seinem kuͤlen sausen erfrische.
Pyritz, Minneburg
4245
(nobd.
, Hs. um 1400
): Ich weiz: sin lip, sin hertze, sin muͦt | Ist ewig an den freuden mat.
Koppitz, Trojanerkr.
10860
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Daz ich iemer an diere statt | Müste sitzen wortte matt.
Klein, Oswald
51, 6
(oobd.
, 1409
/10
): Herz, müt, sin, gedanck ist worden mat.
Ebd.
93, 20
(v. 1408
?): wild mild mein herz begriffen hat | quat mat
(Konstruktion und genaue Aussage unsicher).
Niewöhner, Teichner
564, 3486
(Hs. ˹moobd.
, n. 1460
˺): also ist der chetzer mat, | wann er hat den angel florn, | christenleichs gelauben vorn.
Luther, WA
7, 280, 31
; 7, 622, 32
; 13, 211, 10
; 17, 2, 47, 14
; 29, 234, 22
; Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1104
; Klein, a. a. O.
125, 8
; Serranus
122r
.3.
steht in weiteren, jeweils schwach belegten Übertragungen für eine gewünschte oder erwartete, aber nicht erreichte Qualität, z. B. ›schwach (von donnerschlägen
)‹; ›fahl (vom Mond)‹; ›naß, stickig (von einem Keller)‹; ›lasch (vom Geschmack)‹; ›unwirksam, stumpf‹ (von Pfeilen, ütr. von Sprüchen); ›trüb, unsauber (von Öl)‹.Wortbildungen:
matächtig
Belegblock:
Luther, WA
6, 228, 27
(1520
): wie soltenn die Romischen donnerschleg szo matt werdenn!
Ebd.
13, 70, 10
(1524
): Languet oleum das öl ist madt, confusum mustum schentlich stehet der wein.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
200, 14
(wmd.
, 1634
): Nitt hinführo wacht albeyden, | Schlaff, o matter
(›fahler‹)
Monet, schlaff. Thiele, Chron. Stolle
437, 6
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): do mosten sy das wasser uss den kellern trage, unnd dye kellere worden sere mad.
Maaler
284v
(Zürich
1561
): Matt
(›lasch‹)
/ nit raͤß. Hebes gustu. Mattaͤchtig / Halbfaul. Fracidus, Mucidus, Raucidus. Luther, WA
15, 75, 18
; 18, 163, 15
.4.
›matt gesetzt, ohne weitere Handlungsmöglichkeit, zu Ende‹; als Subst.: ›Niederlage, Mattsetzung, Ende‹, jeweils mit Bezug auf das Schachspiel und (ütr.) auf eine ähnlich gesetzte Lebenssituation (in letzterem Falle Nähe zu 2).Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen
(teils ansatzweise phrasematisiert): j. m. sein, etw. m. werden
; es ist m. um jn.
; jn. m. kriegen
; jm
. (auch: dem teufel
) m. bieten / geben / legen / tun / sprechen
(z. B. an der stärke
), e. S
. (z. B. den schanden
) m. sprechen, zu jm. m. sprechen, der mat jm. nahe liegen
›j. geht seinem Ende zu‹; leides mat
(gen. explicativus).Wortbildungen:
mat
der
).Belegblock:
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
1684
(preuß.
, 1331
): Wen ir [maget] wille ist so muͤr | Daz si schaches buzet vuͤr, | Wen betrubt der sunder stat | Und im nahin lyt der mat.
Ebd.
4993
: Daz er den menschen troste | Und én ouch wol irloste | Von dem tuvel, dem er mat | Gab.
Pyritz, Minneburg
4659
(nobd.
, Hs. um 1400
): Mich hat gebracht und bringet noch | Daz miner freuden snelles roch | In leydes mat sich topelt.
Mayer, Folz. Meisterl.
2, 81
(nobd.
, v. 1496
): Kirr wie ein spacz, | Mags sein ich schach und matcz
[Var.:
Dan wird er faül vnd matz; dies zu 2; 3].
Barack, Teufels Netz
7666
(Bodenseegeb.
, 1. H. 15. Jh.
): Darumb sprich ich zuo in mat und schach.
Päpke, Marienl. Wernher
5589
(halem.
, v. 1382
): In was gesprochen balde mat, | Als der sin spil verlorn hat | Das er allerest beginnen wil.
Sappler, H. Kaufringer
19, 126
(schwäb.
, Hs. 1472
): die spilent da mit follem rat, | biß das es würt schach und matt.
Primisser, Suchenwirt
4, 568
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): so sprichet er den schanden mat, | Und wirt sein nam mit lob getziert.
Ebd.
7, 18
: Dem hat der tot gesprochen mat | An seines lebens sterke.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
6323
; Karnein, Salm. u. Morolf
242, 5
; Päpke, a. a. O.
6882
; Adrian, Saelden Hort
1688
; Sappler, a. a. O.
4, 304
; Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 372
; 1932, 154
f.