mündlich,
Adj.
1.
s. mund
(der
) 2.2.
›mündlich, gesprochen, durch persönliche Übermittlung‹, damit auch: ›direkt, offen, von Angesicht zu Angesicht‹; die Bewertung von mündlich
ist teils neutral, teils tendiert sie je nach z. B. tatsächlicher oder fingierter Gesprächssituation zu ›persönlich verantwortlich‹; ›religiös offenbart‹; ›ausdrücklich‹, teils zu ›bloß äußerlich dahingesagt‹ (damit im Unterschied zu würklich
›tatsächlich‹ stehend), ›ohne Ernst, nicht herzlich‹ (im Sinne von herzlich
2); zu
mund
(der
) 4.Phraseme:
der mündliche unterricht
›Katechismus‹.Bedeutungsverwandte:
ausdruckenlich
wortlich
Gegensätze:
brieflich
schriftlich
Syntagmen:
m. appellieren / herausfaren / predigen, etw. m. anzeigen / begeren / behandeln / errichten / beweisen / dartun / erweisen / erzälen / geloben / melden / sagen / übergeben, jm. etw. m. befelen / vorbringen, jn. m. lieb haben, für sich laden, sünden m. geschehen
; der mündliche beweis / schein, die mündliche beichte / klage / rede, das mündliche geschäft / gespräch / herz / schwert / testament / urteil / versprechen / wort
.Belegblock:
Lappenberg, Fleming. Ged.
164, 174
(1636
): was jender von mir zeugt, | der mündlich mich hat lieb und herzlich doch betreugt.
Ebd.
203, 219
(1638
): [Ich] leiste, was ich kan, behalte, was ich schenke, | ein mündlichs Herze stets.
Luther, WA
10, 1, 1, 717, 16
(1522
): darumb ists gar trostlich, ßo dich ettwas schreckt oder beschedigt, das du mundlich erauß farist, Christum bekennist.
Ebd.
12, 531, 5
(1523
): das wortt ist da und wirt mundlich predigt fur aller welt.
Ebd.
17, 2, 234, 8
(1525
): Wie kans eyn mensch fassen, das eyn leyblich muͤndlich wort solle vom tod erloͤsen ewiglich?
Ebd.
46, 737, 17
(1537
/8
): das muͤndliche Schwert sol bleiben bey den Predigern und demnach bey den Weltlichen Regenten das Faust ampt.
Mylius
G 6r
(Görlitz
1577
): Catechismus Muͤndliche vnterricht.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
187
(Nürnb.
1517
): (Sie, [gedanken]) beflecken das herz und sein ein anfangk der sunden, alswol in denen, die müntlich, als die würklich beschehen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 443, 9
(Hagenau
1534
): Er [Got] woͤlle den Juden auff dreyerley weise zu wissen thun was sein wille sey / durch mündtlichs reden / durch gesichte / unnd durch treüme.
Maaler
295r
(Zürich
1561
): Mundtlich berichten vnd vnderweysen. [...]. Mundtlich sagen vnd mit nam͂en / Außtruckenlich maͤlden vnd erzellen.
Höver, Bonaventura. Itin. B
616
(moobd.
, 1450
/60
): wenig ist zegeben der zung vnd muͤndleichem gespraͤch, vnd gar vil ist zegeben jnnigem lústlen vnd frolocken.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
137, 12
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): des seyn gnad im anfannckh durch sein schreyben und mundlich begert het.
Winter, Nöst. Weist.
1, 997, 23
(moobd.
, 1512
): so mag der ambtman baid tail für sich laden [...], brieflich oder mündlich, si gegen einander verhören.
Reithmeier, B. v. Chiemsee
70, 4
(München
1528
): der mensch sol [...] die begangen sünd mit [...] worten durch mündliche peicht verraten.
Luther, WA
46, 577, 12
; 54, 74, 16
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
22, 26
; Rosenthal. Bedencken
16, 30
; Köbler, Ref. Franckenfort
71, 16
; ders., Stattr. Fryburg
52, 28
f.; 70, 13
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
206, 15
; 252, 36
; Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
77
; Grothausmann, Stadtb. Karpfen
40, 13
; Rwb
9, 983
.‒
Vgl. ferner s. v. absolution
1, bakmeister
.