mördlich,
Adj.
1.
›übel, übeltätig, verbrecherisch, heimtückisch, hinterhältig, gewalttätig, eine Tötung, einen Mord in Kauf nehmend oder beabsichtigend, todbringend, tödlich, mörderisch‹ (von Handlungen und Haltungen des Menschen und deren Bezugsgröße gesagt); speziell auf die Passion Christi bezogen; vgl.
mord
1; 2.Bedeutungsverwandte:
arg
dieblich
feindlich
freislich
frevenlich
gewaltig
giftig
raublich
tätlich
übel
verholen
Gegensätze:
schäfen
Syntagmen:
js. blik m. sein, m. etw. begehen
(z. B. eine grausamkeit
), mit jm. umgehen, jn. m. erschlagen / ertöten / niederlegen / verkaufen, auf einen zaun spiessen, jm. m. jn. nemen, jm. etw. m. entweren
; der mördliche has / neid, das mördliche mord, der / das mördliche mein, die mördliche geschichte / tat
; das mördliche ziel
.Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
1600
(preuß.
, um 1330
/40
): Sî ructin vreislîch mit unzucht | den mûtren den vil armen | dî kindir von den armen | und spîtztin sî mortlîchen sâ | ûf dî zûne.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21739
(nrddt.
, 14. Jh.
): Sie
[Martyrer]
ensazten lib und gesunt | Vor irre viende schult | in schefiner gedult, | Nicht durch mortlichen nit. Jahr, H. v. Mügeln
2500
(omd.
, Hs. 1463
): gar giftik ist sin
(des im Zeichen des Skorpions geborenen
menschen)
arger will, | sin blik ist mortlich und schil. Baumann, Bauernkr. Rotenb.
13, 20
(nobd.
, n. 1525
): das vil der weltlichen haupter, [...] sölichs alles uff iren aigen vortail und nutz, auch gewaltig, tetlich frevenlich, rauplich und mörtlich handlung und furnemen zu ziehen [...] understunden.
Matthaei, Minner. I,
10, 726
(Hs. 15. Jh.
): ich [Venus] won im gunstlich by | und han in auch alweg | gehabt in myner pfleg, | als ich dan furbaß wil, | biß in das moͤrtlich zil
[›der Tod‹]
| zu dienen myr benympt. Roder, Stadtr. Villingen
126, 2
(önalem.
, 1501
/16
): ob aber denen von Villingen etwas mortlich, roblich oder dieblich endtwert
[würde].
Päpke, Marienl. Wernher
10800
(halem.
, v. 1382
): Owe, wie hat man mir genun | So mortlich minen lieben sun.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
267, 2
(moobd.
, 1473
/8
): mordlichen und verholen, | in rechter diebes weyse, | habt ir mein guete statt mir vor verstolen!
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
1591
(tir.
, v. 1496
): Ich [Judas] han das unschuldig pluet | Verkawfft übel und mördleich.
Helm, a. a. O.
2694
; 6079
; Gille u. a., M. Beheim
99, 761
; Sachs
2, 362, 20
; 20, 182, 18
; Brandstetter, Wigoleis
204, 1
; Chron. Augsb.
1, 345, 10
; 2, 173, 18
; Turmair
4, 376, 34
; Wackernell, a. a. O.
1474
; 1596
.2.
›tödlich, zum Töten gebraucht oder geeignet‹ (von Waffen und waffenähnlichen Gegenständen gesagt); vgl.
mord
2.Belegblock:
Hertel, UB Magdeb.
3, 709, 34
(nd.
/omd.
, 1503
): Es sal nymant swert, messer, barten ander mortliche wehr tragen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
161, 20
(thür.
, 1474
): wy daz er [...] yme met syner morttlichin were in synen koph [...] gehouwen habe.
Winter, Nöst. Weist.
3, 486, 15
(moobd.
, Hs. E. 15. Jh.
): alle stecher und merlich
[Var.:
mordlich, mörderliche]
hacken sein verpoten.3.
›grausam, blutig, für den einzelnen nicht mehr kontrollierbar‹ (vom Gemetzel in Kriegen und kriegsähnlichen Zuständen gesagt); vgl.
mord
1; 2.Syntagmen:
jn. m. schlagen
›niedermetzeln‹; der mördliche krieg / überfal, die mördliche not, das mördliche niederlegen der stat
.Belegblock:
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
237, 38
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Als dann laider ain mortlicher krieg gewesen ist.
Roth, E. v. Wildenberg
10, 32
(moobd.
, v. 1493
): nach dem volget ein zehen järigs geleger und ein mördlichs niderlegen der stat Troia.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
6267
; Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
603
; Boner, Urk. Brugg
396, 3
.4.
drückt auf dem Hintergrund der in 1 bis 3 genannten Bedeutungsansätze den je nach Bezugsgröße spezifisch ausgeprägten Grad von etw. aus; im einzelnen z. B.: mördlich
(Gradadv.) feind
›todfeindlich‹, das mördliche geschrei
›überlautes Geschrei‹, die mördliche pein
›Pein der Hölle‹ usw.Phraseme:
etw. zum mördlichsten auslegen
›etw. zum übelsten auslegen‹; vgl. mord
1; 2; 3.Belegblock:
Luther, WA
22, 215, 2
(1544
): ER sticht und hawet hiemit umb sich auff die falschen Apostel und Prediger, Denn er ist moͤrdlich feind solchen tropffen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
355, 2997
(Magdeb.
1608
): So hebt sich ein murren vnd klagen / | Vnd endlich ein Moͤrdlich geschrey.
Mayer, Folz. Meisterl.
15, 48
(nobd.
, v. 1496
): Auff das dir fort an hang der graus | Zu flihen sülch groß mörtlich pein.
Lemmer, Brant. Narrensch.
84, 17
(Basel
1494
): Moͤrtlich schwür duͦt man by dem wyn | Vnd by dem spyel.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 97, 24
(Straßb.
1520
): gedencken das solche vbeldaten [...] vß menschlicher bloͤdigkeit beschehen / vnd nit in dem heiligen geist gesündet wurt / [...] / vnd nit alle ding also zuͦ dem mortlichsten vßlegten.
Luther, WA
30, 2, 288, 17
; 32, 324, 19
; Koppitz, Trojanerkr.
5943
; Kottinger, Ruffs Adam
385
.5.
s. mord
3.