mässig,
Adj.,
in adv. Gebrauch vereinzelt mit
mässiglich
.1.
›eine mittlere Größe, Stärke, einen mittleren Zustand zwischen zwei Extremen habend, aufweisend‹; von physikalischen Bezugsgrößen gesagt; vgl. am ehesten 1
masse
(die
) 1; 13.Wortbildungen
mässigen
gemässigt
getempert
Belegblock:
Chron. Köln
2, 470, 27
(Köln
1499
): Coellen [...] liget under einre suesser ind goider constellacien [...], niet zo heisse noch zo kalt, in gueder gemessichder lucht.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
20, 24
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): Dy drittin
[von
v leyge krenyche]
sint mesik sam unse krenyche. Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
72, 24
(oobd.
, 1349
/50
): daz feur erlischt oft von übrigem plâsen und wirt wider enzunt von mæzigem plâsen.
Ebd.
318, 11
: daz auzer tail
[des
apfels]
hitzet, daz mitter tail ist mæzig warm daz dritt, daz inwendig ist sam des apfels herz, daz küelt. Pfälz. Wb.
4, 1210
.2.
›das gültige Maß enthaltend (von Behältnissen‹); zu
1
masse
(die
) 6.Belegblock:
Schweiz. Id.
4, 1440
(a. 1559
/60
).3.
›in Haltung und Verhalten kontrolliert, beherrscht, diszipliniert, ein vernünftiges Maß beachtend, jedes Extrem meidend, jede Leidenschaft bändigend, selbst in Tugenden besonnen, abwägend, das Augenmaß wahrend‹; auch gradadverbial gebraucht; vgl. 1
masse
(die
) 14, auch 13.Oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
abbrüchig
behende
billich
demütig
geschikt
nüchtern
sittig
vernügt
verständig
weise
ziemlich
züchtig
geschiklich
mügelich
Gegensätze:
vgl. gach
taubsüchtig
Syntagmen:
m. (an der rede, an essen / trinken, in wort / werk) sein, m.
(Gradadv.) weise sein, der leib m. werden
; m. trinken, bäder üben, (in trank / speise) leben, sich m. halten, etw. m. geschehen
; jn. m
. ›als maßvoll‹ (präd. Attr.) achten
; die mässige senung / traurigkeit / trunkenheit, das mässige volk / wolgefallen
.Belegblock:
Schöpper
14b
(Dortm.
1550
): Temperans. Mässig abbruͤchig ¶ nuͤchtern.
Luther, WA
10, 1, 1, 32, 5
(1522
): das [mensch] sich ynn allen solchen stucken weyß feyn messig, tzuchtig und tapffer tzu hallten.
Ebd.
22, 38, 10
(1544
): wo die Seele wacker und nuͤchtern ist, da wird auch der Leib messig und geschickt Gottes Wort zu hoͤren.
Große, Schwabensp.
92a, 21
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): her sol ouch mezic sin an trinkende vnde ouch an ezzene vnd an allen dingen.
Opitz. Poeterey
26, 10
(Breslau
1624
): Newe woͤrter / [...] macht auch den getichten / wenn es maͤssig geschiehet / eine sonderliche anmutigkeit.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
223
(Nürnb.
1517
): Wöllest nit mer weis sein, dann not ist! Bis mesig weis!
Sachs
1, 208, 4
(Nürnb.
1530
): ein weyb an allen ort | Sey messig inn werck unde wort, | In kleydung, speyß und tranck noch mehr!
Franck, Decl.
345, 7
(Nürnb.
1531
): wer messig lebe / verlengere vnd werffe jm selbs zu das leben.
Menge, Laufenb. Reg.
3078
(Hs. ˹nalem.
, um 1470
˺): Das man me muͦs sloffen ye | Nach grosser frässerye | Denne obe man messig sye.
Schmidt, Rud. v. Biberach
17, 19
(whalem.
, 1345
/60
): Der vatter, [...], hat gvͥgeben sin svn [...] ze einem tranke kvͥscher vnd messiger trvnkenheit.
Ebd.
23, 17
: Das ander zeichen ist messigvͥ truͥrikeit vnd froͤde des gemvͤtes, das ist, das tu dich enheines zitlichen dinges ze vil froͮwest noch lidigest.
Maaler
281v
(Zürich
1561
): Maͤssig / Der in allem maaß halt. [...]. Haͤfftig Maͤssig vnd standthafft syn. Pollere moderatione & constantia. [...]. Maͤssiger zimlicher mensch / Mit kleinem wol vernuͤgt.
Heydn. maister
17v, 4
(Augsb.
1490
): So du gelückhaftig bist bis maͤssig.
Bauer, Geiler. Pred.
96, 7
(Augsb.
1508
): So geet in des menschen gemuͤt ettwann auf ain bewegung gaistlicher freüd / und ain maͤssigs wolgefallen.
Drescher, Hartlieb. Caes.
133, 15
(moobd.
, 1456
/67
): Er [heylig geist] ist heylig, manigvaltig, aynig, behend, maͤssig, erkennig, pewegig, unvermailigt, gewis und súsz.
Feudel, Evangelistar
149, 5
; Stambaugh, Friederich. Saufft.
43, 5
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 8, 8
; 2, 482, 14
; Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
9b, 28
; Franck, a. a. O.
350, 14
; Sachs
3, 529, 14
; Bell, G. Hager
522, 1, 11
; Plant u. a., Main. Naturl. 296vd,
6
; Chron. Augsb.
4, 352, 3
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
214, 13
; Ulner
306
.