1
märe,
die
,
vereinzelt
das
;
(für
die
)
/-Ø
.
– Sehr eng vernetztes Bedeutungspektrum; 1-6 auf Bezugsgegenstände eher sprachlicher Art, 7 und 8 auf Bezugsgegenstände eher sachlicher Art bezogen; Trennung zwischen den beiden Bedeutungsblöcken in vielen Fällen kaum möglich; generell Offenheit der Bedeutungsansätze zu einander.
1.
›glaubhafter Bericht, Nachricht, Kunde über eine Begebenheit, ein Ereignis, das als wahr (im Sinne von fakten- wie von glaubenswahr) aufgenommen und erzählt wird‹; speziell: ›Evangelium als
gute märe
‹; steht im Reim auch für den Inhalt der folgenden Aussage (vgl. z. B. den Beleg
Bell, G. Hager, s. u.); offen zu
2
.
Literarische und bildungssprachliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
avisen
,
bericht
(
der
) 1,
bescheid
 2,
beschied
 1,
botschaft
 1,
gehorchte
 2,
1
geschichte
 7,
gewissen
(
das
) 4,
grus
 2,
laut
(
der
) 4,
zeitung
; vgl.
erzälung
 2,
historie
,
kundschaft
 2.
Syntagmen:
die / eine m. sagen / hören / vernemen
(jeweils mehrmals),
jm. eine m. sagen / bringen
;
die m. erschellen
, (
jm
., z. B.
dem keiser
) [wo / wohin]
kommen
;
sich der märe freuen
;
die böse / gute
(mehrfach)
/ leidige / liebe / neue / seltsame m
.

Belegblock:

Luther, WA
19, 552, 11
(
1526
):
weyl mir die gute mehr zukamen, das E. K. M. dem Euangelio geneigt were.
Ebd.
35, 459, 28
(
1533-35
):
Vom himel hoch da kom ich her, | ich bring euch gute newe mehr.
Enders, Eberlin
3, 279, 7
(o. O.
1526
):
da Christus dise mere
[von der
ehebrecherin
]
hoͤret, macht ehr kain geschrey dauon, schweyg aber styll, vnd wiche von dannen.
Karnein, Salm. u. Morolf
115, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Da der heiden uß entran | und man zu hoffe die mere vernam, | da sprach der listige man: | [...].
Jahr, H. v. Mügeln
1065
(
omd.
, Hs.
1463
):
die boten das vernamen sidr | und ilten zu Naturen widr | und seiten ir die mere glich.
Chron. Nürnb.
2, 36, 31
(
nobd.
,
1421
):
daz ewͤr soldner einr [...] widerumb zu eẅch muͤg komen seyn, der ewͤch die und andre mer muntlich auch wol mag gesagt haben.
Bell, G. Hager
440, 2, 1
(
nobd.
,
1595
):
jch hab ver numen newe mer, | wie Das zu vns seÿ kumen her | Ein frembter singer Eben.
Bächtold, N. Manuel. Bic.
24, 12
(
Bern
um 1590
):
z‘ Gamalot kamend üch die märe, | wir wärend nümmen me wit.
Morrall, Mandev. Reiseb.
143, 1
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wenn núwe merr komend in das land, so hond sie
[Tataren]
den sytten das sie gar bald botschafft durch das land tuͦnd.
Primisser, Suchenwirt
6, 109
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz man in manigen landen | Sagt mær von seiner milde.
Klein, Oswald
35, 5
(
oobd.
,
1409
/
10
):
Des freut sich da die frummen all | auf erden und zu helle | Der neuen mër, wie das an swër geboren wër | ain sun von rainer maide.
Mollay, H. Kottanerin
28, 39
(
moobd.
,
1439
/
40
):
do komen die mër, daz der Kung von Polan zu alten Ofen wër vnd wolt her vber dẏ Tuenaw ziehen.
Goedeke u. a., Liederb.
314, 50
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
289, 132
;
v. Keller, Ayrer. Dramen
1621, 19
;
Bihlmeyer, Seuse
66, 4
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
19, 20
;
Bernoulli, Basler Chron.
6, 261, 13
;
Sappler, H. Kaufringer
6, 45
;
Chron. Augsb.
2, 170, 27
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
24, 12
;
Turmair
1, 564, 14
;
Kummer, Erlauer Sp.
2, 19
;
Maaler
75r
;
Schwäb. Wb.
4, 1466
.
2.
›glaubwürdige Auskunft, Mitteilung über einen im Vergleich zu 1 eher statisch gedachten Sachverhalt, über ein Faktum‹; steht (teils im Reim) auch als Stellvertreter für den Inhalt einer folgenden Aussage:
märe, wie [...]
.
Bedeutungsverwandte:
rede
 5b.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron.
85, 8
(
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
du salt wißen, daz ich von dem konige keine gude mere weiß zu schriben.
Froning, Alsf. Passionssp.
6959
(
ohess.
,
1501ff.
):
und salt en sagen die mere: | wie mer getreymmet hot gar sere, | das Jhesus sulde uffsten.
Sachs
23, 64, 11
(
Nürnb.
1555
):
Ich nam ain herz, fragt ain der mer, | Was hantwercks die geselschaft wer.
Lauchert, Merswin
29, 31
(
els.
,
1352
/
70
):
ich wil dir zuͦ dem ersten sagen guͦte mere die dich wol erfroͤwen mag.
Roloff, Brant. Tsp.
697
(
Straßb.
1554
):
Dochter wir bringen dir newe mehr | Die woͤllest dir nit lassen ligen schwer | Es ist ein reicher ehren mann.
Wiessner, Wittenw. Ring
9412
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Wie vil aber wäre derschlagen, | Der mär getar ich euch nicht sagen.
Chron. Augsb.
2, 143, 8
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
als der bischoff die mör hört, daß er möcht 1000 fl. haben, die hett er nu geren gehapt.
Klein, Oswald
55, 32
(
oobd.
,
1422
):
hett ich gehabt ain peutel swër | als euer genad, vernempt die mär, | von meiner frauen wër mir bas gelungen.
Kummer, Erlauer Sp.
2, 6
.
3.
›inhaltlich nicht verbürgte, mit Tendenz zu einer bloß erdachten, erfundenen Aussage, Erzählung; Gerücht, dessen
warheit
in Frage steht‹; der Zweifel findet sich teils durch Konjunktive im Belegumfeld indiziert.
Phraseme:
etw. zu märe brengen
›unter die Leute, ins Gerede bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
gedank
 2,
gerücht
 4,
rede
 4; 6c,
sage
 4; 5; vgl.
geschrei
 10,
gleichheit
 2,
gleichnis
 4,
leben
(
das
) 4,
legende
 2; 5.
Wortbildungen:
˹
mären
,
märlen
˺ ›fabeln‹.

Belegblock:

Voc. Ex quo, F
7
(
rhfrk.
,
1414
):
Fabulari [...] meren.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
252a, 4
(
Frankf./M.
1649
):
wann sie
[Priester]
etwan eine Fabel oder alt Maͤhrlein von Zaubrischen hoͤren / [...] / so nehmen sie dasselbig nicht anders auff / alß wãs ein Evangelium wehre.
Ebd.
347a, 29
:
mit solchen seinen Gedancken vñ Maͤhrlein die gantze Statt dermassen erfuͤllet / daz keiner dem andern getrawet.
Palm, Veter Buoch
28, 16/19
(
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Ob mir ein bruder vremde mere bringet, sol ich in bitten swigen? [...] Swige wir zv vnsers bruder meren, da mitte nimet er wol bilde.
v. Groote, Muskatblut
79, 28
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
nu fluͦch dyne nageburen | die smeichafft sint vnd ir kint | leren heymelichen losen | vnd alle ding brengen zuͦ mer.
Schottenloher, Flugschrr.
100, 29
(
Bamb.
1523
):
von etlichen des Frenckischen Adels geben die lewt von den oberlendischen Reichstetten, [...], boͤse mer auß.
Sachs
6, 363, 4
(
Nürnb.
1559
):
Als, was du hörest auff und nider, | Tregst also merlein hin und wider.
Roloff, Brant. Tsp.
343
(
Straßb.
1554
):
Vorauß yetz mit den newen meren | Thuͦt man der warheit zwagen und scheren.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 86, 2
(
whalem.
,
1484
):
sind uf Petri und Pauli mere gen Regenspurg komen, der kúng von Polant habe den merenteil des kúngrichs ingenomen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
316, 6
(
Genf
1636
):
Maͤre außbringen / [...], Famam promulgare.
Chron. baier. Städte. Regensb.
502, 2
(
noobd.
,
1403
):
Da rait herzog Steffan geen Freising zu den zbaien herrn, aber mit schön märn, und hiet gern lenger gefridt.
Schweiz. Id.
4, 361
.
4.
›sprechsprachlich gekonnte bis literarisch ausgestaltete Kleinform fiktiven Inhalts mit Zeichenwert für etwas hinter dem Wortlaut Stehendes, damit in der Nähe zur Fabel, zur Anekdote, zum Gleichnis; rhetorisch gezielt eingesetzte Kleinform mit Tendenz zur Unterhaltung bis hin zur Täuschung des Zuhörers, dabei reduzierter Wahrheitsgehalt‹; oft Oszillation zwischen Belehrung, Erbauung, Unterhaltung.
Bedeutungsverwandte:
erdichtung
 2,
fabel
,
fabelei
,
gedicht
(
das
) 1,
sage
 7,
tand
 1; vgl.
gerücht
 4.

Belegblock:

Schöpper
94b
(
Dortm.
1550
):
Figmentum. Fabel gedicht mär märly fabeley / tandt fundt fuͤndlin traum / geiffer.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
149, 20
(
els.
,
1362
):
Dirre sant Iohannes seite gewonlich den lúten die mit ime wonetent ein merlin, wie [...].
Ebd.
154, 36
:
Ein merlin seite sant Johannes daz er die lúte bewegete zuͦ erbarmeherzikeit.
Enders, Eberlin
1, 147, 20
(
Basel
1521
):
das auch jetz das christlich volck vast verdrüssig ist worden zuͦ hoͤren sollichen maͤrlin der prediger, vnd ire seelen sind dürstig nach dem laͤbendigen wort gottes.
Dasypodius
66v
(
Straßb.
1536
):
Fabula, Ein gemein red / od’ ein erdichtung / die der warheyt gleych ist / ein merle.
Bächtold, N. Manuel. Abl.
123, 301
(
halem.
,
1525
):
Bin ich am kanzel menchmal gestanden | Und hab vablen und märli gedicht, | Die alle dahin warend gericht, | Dass man ablass koufte.
Maaler
281r
(
Zürich
1561
):
Maͤrle (das) Fabel. Apologus, Nugæ, Fabulæ. Maͤrlin hoͤren / oder der fablen zuͤlosen. Aduertere aurem fabulis.
Chron. Augsb.
9, 68, 6
(
schwäb.
,
1544
/
5
):
Daß ire beschreibungen der historien mer ainem märlein oder selbs erwaxen gedicht dann ainer warhafftigen historien gleichsehen.
Barack, Zim. Chron.
131, 33
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
darauss
[
historias
]
dann sovil kurzweiliger und lieblicher merlen und sagen erwachsen, wie das in den tafelrundt- und andern ritterbüecher zu finden.
Luther, WA
24, 243, 21
;
27, 278, 15
;
Vetter, Pred. Taulers
42, 12
.
5.
›leeres, hohles, keinem anerkannten Zweck dienendes Gerede, Geschwätz, Geklatsche; verbales Ergehen in Nichtigkeit‹; jeweils im Gegensatz zur
warheit
eines Bezugssachverhaltes; offen zu 6.
Phraseme:
jn. zu märe machen
›jn. ins Gerede bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
fabel
,
geplärre
(s. v.
2
geplär
),
geschwäz
,
weiberteiding
; vgl.
geblätze
,
geflik
,
geifer
,
gelfen
(
das
),
geklaffe
,
gekläpper
 1,
geschmäz
,
tänderling
.
Gegensätze:
warheit
.
Wortbildungen:
märezäler
,
märleindichter
,
märleinprediger
.

Belegblock:

Luther, WA
33, 326, 39
(
1531
):
sie haben [...] die predigt des Euangelij unter die benck gesteckt, Ablas, Fabeln, Merlin und ander gepler her fuͤr gesucht.
Ebd.
41, 533, 16
(
1535
):
Ipsi ad 1. botschafft haltens fur weiber teiding, merlin.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 64, 7
(
Köln
um 1490
):
Dae mit meicht yr mich zu meren.
v. Keller, Ayrer. Dramen
348, 23
(
Nürnb.
1610
/
8
):
Oder habt jr was bsonders drauß? | Villeicht Fabel vnd Merle sagn?
Sexauer, Schrr. in Kart.
235, 6
(
Basel
,
um 1510
):
Im
[dem
kuchinmeister
]
zimpt nit ze sitzen in den zellen / mêrlin vßzerichten. es begeb sich dann das einer kranck lige.
Dasypodius
66v
(
Straßb.
1536
):
Fabulor [...], Jch schwetze / rede. [...]. Fabulator, Ein maͤrle dichter.
Enders, Eberlin
1, 16, 30
(
Basel
1521
):
do durch solich buchvaͤtter vnd maͤrlin prediger allweg zu schaffen haben mit den leüten, so sy parnosisch im gewissen vrtailen vnd erschrecken.
Wiessner, Wittenw. Ring
51
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Secht es aver ichts hie inn, | Dar weder nutz noch tagalt pring, | So mügt ïrs haben für ein mär.
Ebd.
4773
:
Die bösen valscheu märe sagend | Und nicht, daz wir verdienent habent.
Maaler
281r
(
Zürich
1561
):
Maͤrle sagen / Vnnütz geschwaͤtz treyben. Nugari. Maͤrlesager. [...]. Maͤrlezeller Adoleschos.
Ukena, Luz. Sp.
581
(
halem.
,
1575
):
Beitt du [Cayphae diener] frissest mich nitt so gschwind / | Du Tellerschlecker vnd Orenträger / | Falltthans / hälschlyffer / märisäger.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
250, 19
(
oobd.
,
1349
/
50
):
und treibent ir unfuor mit küssen, mit unzimleichen reden und mit mærlein und verunrainent sich lesterleich.
Niewöhner, Teichner
365, 76
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dem haecht er ein langen mantel an. | wann der veint geit im den wan | daz im wol ist mit dem ding, | [...] | so pringt ers der werlt zu maͤr | daz di gehaim wıͤrt offenbaer.
Turmair
4, 7, 12
(
moobd.
,
1522
/
33
):
davon geschiden dasjenig, so mêr ungrüntlichen torhaiten, gedichten, märlein dan gegründter wârhait gemeß war.
Schweiz. Id.
14, 582
.
6.
›Lügengeschichte, Unwahrheit‹.
Bedeutungsverwandte:
fabel
,
geschwäz
,
2
lied
 1,
lügenmäre
,
lügmäre
,
narrenteiding
; vgl.
abenteuer
 7,
gaukelmäre
.
Gegensätze:
war
(
die
).
Wortbildungen:
märetand
(a. 1523),
märlügner
,
märsage
(dazu bdv.:
lüge
 1).

Belegblock:

Luther, WA
12, 497, 30
(
1523
):
die groben Sew, die also unnutz davon [Euangelio] schwatzen, als were es eyn history von Dieterich von Bern ode sunst ein meerlin.
Ebd.
17, 2, 208, 24
(
1525
):
[fabeln ...], Der die Kriechen [...] vol sind [...] wie bey uns die merlin, so die weyber [...] sagen.
Sachs
5, 326, 33
(
Nürnb.
1533
):
Der märlügner. Nach dem sah ich ein andern man | An dem berg [luͤgenberg] etwas höhers stan, | Der schray Leicht mir ein layterr her! | Ich hab gesagt viel newer mär.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 191, 19
(
Straßb.
1466
):
das hat er [lucas] gethan dorumb das sy [kriechen] icht wúrden enthalten allein in den iudischen merlein
[Var. 1476-1518:
lugmaͤren
]
ketzerischer valscheit: vnd auch dorumb das sy icht mit der ketzer dorechten sorgueltiglich wurden vallen von kristenlicher war.
Maaler
281v
(
Zürich
1561
):
Maͤrsag.
Sappler, H. Kaufringer
31, 71
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
das ist war und nicht ain mär | also sprach der Teichnär.
Schweiz. Id.
7, 378
;
13, 1616
.
7.
›Ereignis, Geschehen, Geschichte, Begebenheit in Faktenwahrheit voraussetzender sprachlicher Fassung (z. B. eines Berichtes, einer Nachricht)‹; mehrfach Reduktion des Inhalts in Richtung auf eine bloße Zusammenfassung des Umtextes bis hin zu pronominalem
das, das alles
(u. ä.); mit Adjektivattribut und speziell bei Reimzwang Tendenz zur Verlagerung des Inhalts von
märe
auf das Attribut.
Phraseme:
zwischen den mären
›inzwischen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
begebenheit
,
begebung
 4,
gefarnis
,
geläufte
 3,
lauf
 7; 8,
tanz
 4.
Syntagmen:
die / eine m. erfaren / künden, kund tun
;
die m. geschehen
;
etw. eine (böse) m.
›ein Verhängnis‹
sein
;
jn. der märe fragen / unterrichten
;
die böse / erschrekliche / glükliche / klägliche / leide / seltsame m
.

Belegblock:

Lemmer, Schernb. Frau Jutte
702
(
Eisleben
1565
):
Heiliger Vater vnd Herre / | Ich klage euch klegliche mehre.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
252
(
mrhein.
,
um 1335
):
Awe der leiden mere, | die sint mir alzu swere.
Pyritz, Minneburg
5095
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Min muͤt vor not erhischet | Daz ich die mere balde ervar.
Sachs
16, 47, 21
(
Nürnb.
1561
):
Ey, ey, das sind erschröcklich mehr, | Die von anfang deß reichs bißher | Zu keiner zeit seyen geschehen.
Roder, Hugs Vill. Chron.
78, 1
(
önalem.
,
1519
):
als nun die mer in der nacht von Schweningen herin uff die fulle kund ward gethon, hatt man ain raut.
Chron. Augsb.
3, 473, 27
(
schwäb.
,
1490
/
1500
):
under den meren kamen auch ain tail priester herein in die stat und hielten mess als vor.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
46, 9
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
‚Ein alter jud mich da began | der märe fragen so zuhant‘: | ‚sag mir, wachter, trawt salig man, | wer hat uns Bethlehem verprant, | was singest du, was hast du gesehen‘?
Sachs
16, 401, 20
;
Lemmer, a. a. O.
1271
;
Sappler, H. Kaufringer
9, 174
;
Chron. Nürnb.
2, 51, 6
;
Roloff, Brant. Tsp.
507
.
8.
›Tatsache, Sachverhalt, Umstände, Angelegenheit, Bewandtnis‹; auch: ›Argument, Vision‹; mit Adjektivattribut Tendenz zu Inhaltsverlagerung auf das Attribut (wie bei 7).
Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
gelegenheit
 2,
2
meinung
 2.
Syntagmen:
eine m. künden, sich klägliche m
. ›eine Schreckensvision, Fürchterliches‹
denken, jm. eine m. anzeigen
;
jn. durch m
. ›aus einem Grunde‹ [etw.]
fragen
;
die fremde / kluge / nötliche / ware m
.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb.
5973
(
md.
, Hs.
um 1400
):
vrunt bedute mir desen spruch, | des vrage ich dich durch mere | wenne Maria eine myrra were.
Jahr, H. v. Mügeln
1031
(
omd.
, Hs.
1463
):
das dütet fremde mer, | das ir sit alle kommen her.
Ebd.
1840
:
Theologia darnach sprach, | da sie die Warheit angesach, | waruf ir grunt gebuwet wer, | das sie ir kunte diese mer.
Pyritz, Minneburg
5462
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wann ich weiz daz wore mere: | Wer nuͤ ist von mynne krank | Und dem die mynne gibt kein dank | [...] | Kunde der einen syropel vinden, | Da von der smertz im abe gıͤng, | Er trunk sin ein trunk durch not.
Sachs
21, 406, 19
(
Nürnb.
1547
):
Der hausknecht zaiget an | Dem weib Xanti die mer, | Ir herr verhayrat wer.
Sappler, H. Kaufringer
28, 149
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
ich [jud] will mit cluogen mären | das noch ainest hie bewären, | das ir habt der götter mer | dann ainen.
Primisser, Suchenwirt
28, 79
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Des smorgens sind ez andrew maͤr, | So ist daz haupt im so swær, | Daz in niemen erwekchen mag.
Klein, Oswald
26, 34
(
oobd.
,
1427
):
ich swaig und redt da nicht vil wort, | ie doch gedächt ich mir nöttlicher mêre.
Kummer, Erlauer Sp.
4, 184
(
m/soobd.
,
1400
/
40
):
ich pin got gar unmaͤr: | ich nam die merhen all.
Wiessner, Wittenw. Ring
1203
;
Dasypodius
340v
.