1
märe,die
,das
;-Ø
(für die
) /-Ø
.1.
›glaubhafter Bericht, Nachricht, Kunde über eine Begebenheit, ein Ereignis, das als wahr (im Sinne von fakten- wie von glaubenswahr) aufgenommen und erzählt wird‹; speziell: ›Evangelium als gute märe
‹; steht im Reim auch für den Inhalt der folgenden Aussage (vgl. z. B. den Beleg Bell, G. Hager, s. u.); offen zu
.2
Literarische und bildungssprachliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
avisen
bericht
der
) 1, bescheid
beschied
botschaft
gehorchte
1
geschichte
gewissen
das
) 4, grus
laut
der
) 4, zeitung
erzälung
historie
kundschaft
Syntagmen:
die / eine m. sagen / hören / vernemen
(jeweils mehrmals), jm. eine m. sagen / bringen
; die m. erschellen
, (jm
., z. B. dem keiser
) [wo / wohin] kommen
; sich der märe freuen
; die böse / gute
(mehrfach) / leidige / liebe / neue / seltsame m
.Belegblock:
Luther, WA
19, 552, 11
(1526
): weyl mir die gute mehr zukamen, das E. K. M. dem Euangelio geneigt were.
Ebd.
35, 459, 28
(1533-35
): Vom himel hoch da kom ich her, | ich bring euch gute newe mehr.
Enders, Eberlin
3, 279, 7
(o. O. 1526
): da Christus dise mere
[von der
ehebrecherin]
hoͤret, macht ehr kain geschrey dauon, schweyg aber styll, vnd wiche von dannen. Karnein, Salm. u. Morolf
115, 2
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): Da der heiden uß entran | und man zu hoffe die mere vernam, | da sprach der listige man: | [...].
Jahr, H. v. Mügeln
1065
(omd.
, Hs. 1463
): die boten das vernamen sidr | und ilten zu Naturen widr | und seiten ir die mere glich.
Chron. Nürnb.
2, 36, 31
(nobd.
, 1421
): daz ewͤr soldner einr [...] widerumb zu eẅch muͤg komen seyn, der ewͤch die und andre mer muntlich auch wol mag gesagt haben.
Bell, G. Hager
440, 2, 1
(nobd.
, 1595
): jch hab ver numen newe mer, | wie Das zu vns seÿ kumen her | Ein frembter singer Eben.
Bächtold, N. Manuel. Bic.
24, 12
(Bern
um 1590
): z‘ Gamalot kamend üch die märe, | wir wärend nümmen me wit.
Morrall, Mandev. Reiseb.
143, 1
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): wenn núwe merr komend in das land, so hond sie
[Tataren]
den sytten das sie gar bald botschafft durch das land tuͦnd. Primisser, Suchenwirt
6, 109
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Daz man in manigen landen | Sagt mær von seiner milde.
Klein, Oswald
35, 5
(oobd.
, 1409
/10
): Des freut sich da die frummen all | auf erden und zu helle | Der neuen mër, wie das an swër geboren wër | ain sun von rainer maide.
Mollay, H. Kottanerin
28, 39
(moobd.
, 1439
/40
): do komen die mër, daz der Kung von Polan zu alten Ofen wër vnd wolt her vber dẏ Tuenaw ziehen.
Goedeke u. a., Liederb.
314, 50
; Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
289, 132
; v. Keller, Ayrer. Dramen
1621, 19
; Bihlmeyer, Seuse
66, 4
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
19, 20
; Bernoulli, Basler Chron.
6, 261, 13
; Sappler, H. Kaufringer
6, 45
; Chron. Augsb.
2, 170, 27
; Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
24, 12
; Turmair
1, 564, 14
; Kummer, Erlauer Sp.
2, 19
; Maaler
75r
; Schwäb. Wb.
4, 1466
.2.
›glaubwürdige Auskunft, Mitteilung über einen im Vergleich zu 1 eher statisch gedachten Sachverhalt, über ein Faktum‹; steht (teils im Reim) auch als Stellvertreter für den Inhalt einer folgenden Aussage: märe, wie [...]
.Bedeutungsverwandte:
rede
Belegblock:
Wyss, Limb. Chron.
85, 8
(mfrk.
, 3. Dr. 14. Jh.
, Hs. 2. H. 16. Jh.
): du salt wißen, daz ich von dem konige keine gude mere weiß zu schriben.
Froning, Alsf. Passionssp.
6959
(ohess.
, 1501ff.
): und salt en sagen die mere: | wie mer getreymmet hot gar sere, | das Jhesus sulde uffsten.
Sachs
23, 64, 11
(Nürnb.
1555
): Ich nam ain herz, fragt ain der mer, | Was hantwercks die geselschaft wer.
Lauchert, Merswin
29, 31
(els.
, 1352
/70
): ich wil dir zuͦ dem ersten sagen guͦte mere die dich wol erfroͤwen mag.
Roloff, Brant. Tsp.
697
(Straßb.
1554
): Dochter wir bringen dir newe mehr | Die woͤllest dir nit lassen ligen schwer | Es ist ein reicher ehren mann.
Wiessner, Wittenw. Ring
9412
(ohalem.
, 1400
/08
): Wie vil aber wäre derschlagen, | Der mär getar ich euch nicht sagen.
Chron. Augsb.
2, 143, 8
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): als der bischoff die mör hört, daß er möcht 1000 fl. haben, die hett er nu geren gehapt.
Klein, Oswald
55, 32
(oobd.
, 1422
): hett ich gehabt ain peutel swër | als euer genad, vernempt die mär, | von meiner frauen wër mir bas gelungen.
Kummer, Erlauer Sp.
2, 6
.3.
›inhaltlich nicht verbürgte, mit Tendenz zu einer bloß erdachten, erfundenen Aussage, Erzählung; Gerücht, dessen warheit
in Frage steht‹; der Zweifel findet sich teils durch Konjunktive im Belegumfeld indiziert.Phraseme:
etw. zu märe brengen
›unter die Leute, ins Gerede bringen‹.Bedeutungsverwandte:
gedank
gerücht
rede
sage
geschrei
gleichheit
gleichnis
leben
das
) 4, legende
Wortbildungen:
˹mären
märlen
Belegblock:
Voc. Ex quo, F
7
(rhfrk.
, 1414
): Fabulari [...] meren.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
252a, 4
(Frankf./M.
1649
): wann sie
[Priester]
etwan eine Fabel oder alt Maͤhrlein von Zaubrischen hoͤren / [...] / so nehmen sie dasselbig nicht anders auff / alß wãs ein Evangelium wehre. Ebd.
347a, 29
: mit solchen seinen Gedancken vñ Maͤhrlein die gantze Statt dermassen erfuͤllet / daz keiner dem andern getrawet.
Palm, Veter Buoch
28, 16/19
(schles.
, Hs. E. 14.
/A. 15. Jh.
): Ob mir ein bruder vremde mere bringet, sol ich in bitten swigen? [...] Swige wir zv vnsers bruder meren, da mitte nimet er wol bilde.
v. Groote, Muskatblut
79, 28
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): nu fluͦch dyne nageburen | die smeichafft sint vnd ir kint | leren heymelichen losen | vnd alle ding brengen zuͦ mer.
Schottenloher, Flugschrr.
100, 29
(Bamb.
1523
): von etlichen des Frenckischen Adels geben die lewt von den oberlendischen Reichstetten, [...], boͤse mer auß.
Sachs
6, 363, 4
(Nürnb.
1559
): Als, was du hörest auff und nider, | Tregst also merlein hin und wider.
Roloff, Brant. Tsp.
343
(Straßb.
1554
): Vorauß yetz mit den newen meren | Thuͦt man der warheit zwagen und scheren.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 86, 2
(whalem.
, 1484
): sind uf Petri und Pauli mere gen Regenspurg komen, der kúng von Polant habe den merenteil des kúngrichs ingenomen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
316, 6
(Genf
1636
): Maͤre außbringen / [...], Famam promulgare.
Chron. baier. Städte. Regensb.
502, 2
(noobd.
, 1403
): Da rait herzog Steffan geen Freising zu den zbaien herrn, aber mit schön märn, und hiet gern lenger gefridt.
Schweiz. Id.
4, 361
.4.
›sprechsprachlich gekonnte bis literarisch ausgestaltete Kleinform fiktiven Inhalts mit Zeichenwert für etwas hinter dem Wortlaut Stehendes, damit in der Nähe zur Fabel, zur Anekdote, zum Gleichnis; rhetorisch gezielt eingesetzte Kleinform mit Tendenz zur Unterhaltung bis hin zur Täuschung des Zuhörers, dabei reduzierter Wahrheitsgehalt‹; oft Oszillation zwischen Belehrung, Erbauung, Unterhaltung.Bedeutungsverwandte:
erdichtung
fabel
fabelei
gedicht
das
) 1, sage
tand
gerücht
Belegblock:
Schöpper
94b
(Dortm.
1550
): Figmentum. Fabel gedicht mär märly fabeley / tandt fundt fuͤndlin traum / geiffer.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
149, 20
(els.
, 1362
): Dirre sant Iohannes seite gewonlich den lúten die mit ime wonetent ein merlin, wie [...].
Ebd.
154, 36
: Ein merlin seite sant Johannes daz er die lúte bewegete zuͦ erbarmeherzikeit.
Enders, Eberlin
1, 147, 20
(Basel
1521
): das auch jetz das christlich volck vast verdrüssig ist worden zuͦ hoͤren sollichen maͤrlin der prediger, vnd ire seelen sind dürstig nach dem laͤbendigen wort gottes.
Dasypodius
66v
(Straßb.
1536
): Fabula, Ein gemein red / od’ ein erdichtung / die der warheyt gleych ist / ein merle.
Bächtold, N. Manuel. Abl.
123, 301
(halem.
, 1525
): Bin ich am kanzel menchmal gestanden | Und hab vablen und märli gedicht, | Die alle dahin warend gericht, | Dass man ablass koufte.
Maaler
281r
(Zürich
1561
): Maͤrle (das) Fabel. Apologus, Nugæ, Fabulæ. Maͤrlin hoͤren / oder der fablen zuͤlosen. Aduertere aurem fabulis.
Chron. Augsb.
9, 68, 6
(schwäb.
, 1544
/5
): Daß ire beschreibungen der historien mer ainem märlein oder selbs erwaxen gedicht dann ainer warhafftigen historien gleichsehen.
Barack, Zim. Chron.
131, 33
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): darauss
[
historias]
dann sovil kurzweiliger und lieblicher merlen und sagen erwachsen, wie das in den tafelrundt- und andern ritterbüecher zu finden. Luther, WA
24, 243, 21
; 27, 278, 15
; Vetter, Pred. Taulers
42, 12
.5.
›leeres, hohles, keinem anerkannten Zweck dienendes Gerede, Geschwätz, Geklatsche; verbales Ergehen in Nichtigkeit‹; jeweils im Gegensatz zur warheit
eines Bezugssachverhaltes; offen zu 6.Phraseme:
jn. zu märe machen
›jn. ins Gerede bringen‹.Bedeutungsverwandte:
fabel
geplärre
2
geplär
geschwäz
weiberteiding
geblätze
geflik
geifer
gelfen
das
), geklaffe
gekläpper
geschmäz
tänderling
Gegensätze:
warheit
Wortbildungen:
märezäler
märleindichter
märleinprediger
Belegblock:
Luther, WA
33, 326, 39
(1531
): sie haben [...] die predigt des Euangelij unter die benck gesteckt, Ablas, Fabeln, Merlin und ander gepler her fuͤr gesucht.
Ebd.
41, 533, 16
(1535
): Ipsi ad 1. botschafft haltens fur weiber teiding, merlin.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 64, 7
(Köln
um 1490
): Dae mit meicht yr mich zu meren.
v. Keller, Ayrer. Dramen
348, 23
(Nürnb.
1610
/8
): Oder habt jr was bsonders drauß? | Villeicht Fabel vnd Merle sagn?
Sexauer, Schrr. in Kart.
235, 6
(Basel
, um 1510
): Im
[dem
kuchinmeister]
zimpt nit ze sitzen in den zellen / mêrlin vßzerichten. es begeb sich dann das einer kranck lige. Dasypodius
66v
(Straßb.
1536
): Fabulor [...], Jch schwetze / rede. [...]. Fabulator, Ein maͤrle dichter.
Enders, Eberlin
1, 16, 30
(Basel
1521
): do durch solich buchvaͤtter vnd maͤrlin prediger allweg zu schaffen haben mit den leüten, so sy parnosisch im gewissen vrtailen vnd erschrecken.
Wiessner, Wittenw. Ring
51
(ohalem.
, 1400
/08
): Secht es aver ichts hie inn, | Dar weder nutz noch tagalt pring, | So mügt ïrs haben für ein mär.
Ebd.
4773
: Die bösen valscheu märe sagend | Und nicht, daz wir verdienent habent.
Maaler
281r
(Zürich
1561
): Maͤrle sagen / Vnnütz geschwaͤtz treyben. Nugari. Maͤrlesager. [...]. Maͤrlezeller Adoleschos.
Ukena, Luz. Sp.
581
(halem.
, 1575
): Beitt du [Cayphae diener] frissest mich nitt so gschwind / | Du Tellerschlecker vnd Orenträger / | Falltthans / hälschlyffer / märisäger.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
250, 19
(oobd.
, 1349
/50
): und treibent ir unfuor mit küssen, mit unzimleichen reden und mit mærlein und verunrainent sich lesterleich.
Niewöhner, Teichner
365, 76
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): dem haecht er ein langen mantel an. | wann der veint geit im den wan | daz im wol ist mit dem ding, | [...] | so pringt ers der werlt zu maͤr | daz di gehaim wıͤrt offenbaer.
Turmair
4, 7, 12
(moobd.
, 1522
/33
): davon geschiden dasjenig, so mêr ungrüntlichen torhaiten, gedichten, märlein dan gegründter wârhait gemeß war.
Schweiz. Id.
14, 582
.6.
›Lügengeschichte, Unwahrheit‹.Bedeutungsverwandte:
fabel
geschwäz
2
lied
lügenmäre
lügmäre
narrenteiding
abenteuer
gaukelmäre
Gegensätze:
war
die
).Wortbildungen:
märetand
märlügner
märsage
lüge
Belegblock:
Luther, WA
12, 497, 30
(1523
): die groben Sew, die also unnutz davon [Euangelio] schwatzen, als were es eyn history von Dieterich von Bern ode sunst ein meerlin.
Ebd.
17, 2, 208, 24
(1525
): [fabeln ...], Der die Kriechen [...] vol sind [...] wie bey uns die merlin, so die weyber [...] sagen.
Sachs
5, 326, 33
(Nürnb.
1533
): Der märlügner. Nach dem sah ich ein andern man | An dem berg [luͤgenberg] etwas höhers stan, | Der schray Leicht mir ein layterr her! | Ich hab gesagt viel newer mär.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 191, 19
(Straßb.
1466
): das hat er [lucas] gethan dorumb das sy [kriechen] icht wúrden enthalten allein in den iudischen merlein
[Var. 1476-1518:
lugmaͤren]
ketzerischer valscheit: vnd auch dorumb das sy icht mit der ketzer dorechten sorgueltiglich wurden vallen von kristenlicher war. Maaler
281v
(Zürich
1561
): Maͤrsag.
Sappler, H. Kaufringer
31, 71
(schwäb.
, Hs. 1472
): das ist war und nicht ain mär | also sprach der Teichnär.
Schweiz. Id.
7, 378
; 13, 1616
.7.
›Ereignis, Geschehen, Geschichte, Begebenheit in Faktenwahrheit voraussetzender sprachlicher Fassung (z. B. eines Berichtes, einer Nachricht)‹; mehrfach Reduktion des Inhalts in Richtung auf eine bloße Zusammenfassung des Umtextes bis hin zu pronominalem das, das alles
(u. ä.); mit Adjektivattribut und speziell bei Reimzwang Tendenz zur Verlagerung des Inhalts von märe
auf das Attribut.Phraseme:
zwischen den mären
›inzwischen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. begebenheit
begebung
gefarnis
geläufte
lauf
tanz
Syntagmen:
die / eine m. erfaren / künden, kund tun
; die m. geschehen
; etw. eine (böse) m.
›ein Verhängnis‹ sein
; jn. der märe fragen / unterrichten
; die böse / erschrekliche / glükliche / klägliche / leide / seltsame m
.Belegblock:
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
702
(Eisleben
1565
): Heiliger Vater vnd Herre / | Ich klage euch klegliche mehre.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
252
(mrhein.
, um 1335
): Awe der leiden mere, | die sint mir alzu swere.
Pyritz, Minneburg
5095
(nobd.
, Hs. um 1400
): Min muͤt vor not erhischet | Daz ich die mere balde ervar.
Sachs
16, 47, 21
(Nürnb.
1561
): Ey, ey, das sind erschröcklich mehr, | Die von anfang deß reichs bißher | Zu keiner zeit seyen geschehen.
Roder, Hugs Vill. Chron.
78, 1
(önalem.
, 1519
): als nun die mer in der nacht von Schweningen herin uff die fulle kund ward gethon, hatt man ain raut.
Chron. Augsb.
3, 473, 27
(schwäb.
, 1490
/1500
): under den meren kamen auch ain tail priester herein in die stat und hielten mess als vor.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
46, 9
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): ‚Ein alter jud mich da began | der märe fragen so zuhant‘: | ‚sag mir, wachter, trawt salig man, | wer hat uns Bethlehem verprant, | was singest du, was hast du gesehen‘?
Sachs
16, 401, 20
; Lemmer, a. a. O.
1271
; Sappler, H. Kaufringer
9, 174
; Chron. Nürnb.
2, 51, 6
; Roloff, Brant. Tsp.
507
.8.
›Tatsache, Sachverhalt, Umstände, Angelegenheit, Bewandtnis‹; auch: ›Argument, Vision‹; mit Adjektivattribut Tendenz zu Inhaltsverlagerung auf das Attribut (wie bei 7).Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. gelegenheit
2
meinung
Syntagmen:
eine m. künden, sich klägliche m
. ›eine Schreckensvision, Fürchterliches‹ denken, jm. eine m. anzeigen
; jn. durch m
. ›aus einem Grunde‹ [etw.] fragen
; die fremde / kluge / nötliche / ware m
.Belegblock:
Fischer, Brun v. Schoneb.
5973
(md.
, Hs. um 1400
): vrunt bedute mir desen spruch, | des vrage ich dich durch mere | wenne Maria eine myrra were.
Jahr, H. v. Mügeln
1031
(omd.
, Hs. 1463
): das dütet fremde mer, | das ir sit alle kommen her.
Ebd.
1840
: Theologia darnach sprach, | da sie die Warheit angesach, | waruf ir grunt gebuwet wer, | das sie ir kunte diese mer.
Pyritz, Minneburg
5462
(nobd.
, Hs. um 1400
): Wann ich weiz daz wore mere: | Wer nuͤ ist von mynne krank | Und dem die mynne gibt kein dank | [...] | Kunde der einen syropel vinden, | Da von der smertz im abe gıͤng, | Er trunk sin ein trunk durch not.
Sachs
21, 406, 19
(Nürnb.
1547
): Der hausknecht zaiget an | Dem weib Xanti die mer, | Ir herr verhayrat wer.
Sappler, H. Kaufringer
28, 149
(schwäb.
, Hs. 1472
): ich [jud] will mit cluogen mären | das noch ainest hie bewären, | das ir habt der götter mer | dann ainen.
Primisser, Suchenwirt
28, 79
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Des smorgens sind ez andrew maͤr, | So ist daz haupt im so swær, | Daz in niemen erwekchen mag.
Klein, Oswald
26, 34
(oobd.
, 1427
): ich swaig und redt da nicht vil wort, | ie doch gedächt ich mir nöttlicher mêre.
Kummer, Erlauer Sp.
4, 184
(m/soobd.
, 1400
/40
): ich pin got gar unmaͤr: | ich nam die merhen all.
Wiessner, Wittenw. Ring
1203
; Dasypodius
340v
.