lochret,
löch(e)rig,
löchlecht(ig),
Adj.;
Suffix ersterer Bildung auch -echt, -icht, -ot, -ach
(lochrecht, locherecht, lochricht, lochericht, lochrot, locherot, lochrach, locherach
); letztere beiden Bildungen seltener belegt.1.
s. loch
1.2.
s. loch
8.3.
›unzuverlässig, unbeständig, zweifelhaft, unvollkommen, falsch, ungültig (von Absprachen, Verträgen, von der Zunge)‹; vgl. loch
1 (Phras.).Phraseme:
die stube wird lochret
›die Verhandlungsbasis entfällt‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. launig
läunisch
leichtsinnig
machtlos
Belegblock:
Schade, Sat. u. Pasqu.
1, 62, 235
(o. O. 1542
): Ob wir künden ein löcherigen friden machen.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 452, 23
(preuß.
, 1500
): wie sie keinen bestendigen radt finden mogen, nachdem der handel lochrich sei.
Luther, WA
7, 627, 11
(1521
): der grosz hauff [...] hat forteyl, mit eytell ritzichten, locheretten, loszen stucken bestehen.
Ebd.
23, 99, 32
(1527
): Was wil Zwingel sagen zu solcher loͤcherichten sachen?
Ebd.
28, 341, 13
(1529
): Alles was sie in der Anklage fuͤrbringen, Das ist loͤcherich.
Ebd.
41, 645, 24
(1536
): Ego non venio, quod multa feci [...], ut non sis heimlich hesser Euangelii. Et tamen quanquam noch lochericht.
Ebd.
45, 286, 17
(1537
): haben sich die Ketzer unterstanden solche klare Spruͤche mit jren Glosen loͤchericht zumachen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
10221
(rhfrk.
, um 1405
): Ich
[Habgier]
sagen dir [Pilger]
das sij [zonge] so locherecht | Ist von sweren und sagen unrecht. Baumann, Bauernkr. Rotenb.
192, 35
(nobd.
, n. 1525
): dann sunst wer es ain lochereter frid, blib ain ay im nest ligen.
Ebd.
202, 26
: und wer also die stub löcheret worden, darfur er nit könnt.
Luther, a. a. O.
51, 652, 211
.4.
›bröckelnd, rissig, voller Löcher‹; vgl. am ehesten
loch
2.Phraseme:
in einen löchreten beutel sammeln
.Belegblock:
Luther, WA
41, 330, 22
(1535
): Der Prophet Haggai saget von den geitzigen, das sie ,jnn einen loͤcherten beutel‘ samlen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
164, 10
(Frankf.
1535
): [Salniter] Jst warm vnd trucken im andern grad / [...] / das liecht ist / brichig / schipfferig / blaͤterig / loͤcherig / hol.
Turmair
4, 837, 7
(moobd.
, 1522
/33
): Ietzo flogen daher swarz, löcheret, pesengt pimsenstain und ander verprent zersprungen stain von der prunst.
Ebd.
28
: under dem himel muest man fürchten der löchreten und g’ringen pimsenstain fallen.
5.
›löchrig, durchlässig, in seiner genuinen Funktion / Qualität beeinträchtigt‹, von Bezugsgegenständen unterschiedlicher Art gesagt (oft von Kleidungsstücken); vgl.
loch
6.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
augelechtig
beschaben
durchlochret
gebresthaft
malig
1
masig
Syntagmen:
das insiegel l. sein
; das kraut l. machen
; der löchrete ars
/ 1
hafen / sak / schuh, die löchrete büne / kutte, das löchrete fas
(mehrfach).Wortbildungen:
lochrechte
die
) personif. für leckerei
Belegblock:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
10450
(rhfrk.
, um 1405
): Das ist ein geslechte lude die | Von eime locherten sack machent yren got.
Ebd.
10583
: Durch sij bin ich ubermessig bekant, | Dar umb bin ich locherechte genant
[vgl. ebd. 10463:
,Leckerie‘, sprach sij, ,ich die | In mynen lochereten sack stoßen so wil | Das is da inne wirt smacken viel‘].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
24, 14
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): ein mensche [...] ist ein besmirter binstock, [...], ein faules aß, ein schimelkast, ein bodenloser sack, ein locherete tasche.
Palm, Veter Buoch
30, 24
(schles.
, Hs. E. 14.
/A. 15. Jh.
): Do sach er einen menschen wazzer schepfen vz eime sode vnd schuttez in ein locherecht vaz; dar vz ran ez wider in den sot.
Fastnachtsp.
527, 26
(nürnb.
, v. 1494
): Ein lochereter ars der hat kein herren.
Ebd.
894, 1
(Straßb.
o. J.): Die ab eim zun ein anspraach brechend | Und etwan ein armen mann ansprechend | Umb ein löchlete haselnuß.
Vetter, Pred. Taulers
184, 32
(els.
, 1359
): dise unreinen wúrme [...] essent das edel guͦt krut und machent es locherechtig.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
269, 36
(schwäb.
, 1386
): Wer, das der insigel aller ains oder me bruͤchig oder misshenkt, wuͤrden [...] oder wi diser brieff mausig, misshandelt, loͤchrot oder gebreschaft wurde, [...], das sol ... dehain schad sin.
Barack, Zim. Chron.
2, 649, 26
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): iez war er uf der bösen, löchereten binin, dann hoch im turn doben.
Drescher, Hartlieb. Caes.
381, 9
(moobd.
, 1456
/67
): Sein [prior] angesicht was vast playch, sein kwtt lochratt und beschaben.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
62, 33
(Venedig
1483
): vnd den lon den ir gesamet habt den habt ir in einen loͤcherethen sack gelegt.
Vock, a. a. O.
342, 39
; Bremer, Voc. opt.
10112
; Voc. inc. teut.
p ijv
.‒
Vgl. ferner s. v. augelechtig
.