leuchten,
V.
1.
›eine Lichtquelle benutzen, um einen Weg (auch ütr.) durch Beleuchtung anzuzeigen‹.Wortbildungen:
leuchthof
leuchtrahe
rahe
›Stange‹, Lexer
).2, 335
Belegblock:
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 195, 2
(hess.
, 1489
): man soll auch des nachts keyn garn setzen, auch nit leuchten.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
309, 122
(nobd.
, Hs. M. 17. Jh.
): thür, die da gehet auf den leuchthof.
Dirr, Münchner Stadtr.
420, 23
(moobd.
, um 1365
): Swer wagenlaͤwt [...] herberget, der sol in mit uͤnsliecht laͤwchten.
Klein, Oswald
6, 54
(oobd.
, um 1425
?): got, schepfer, leucht mir Wolkensteiner klar!
Sappler, H. Kaufringer
5, 142
; Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 195
.2.
›leuchten, glänzen, strahlen, Licht werfen (von Bezugsgrößen, denen das Leuchten als wesenhaft zugeschrieben wird)‹; vielfach tropisch.Bedeutungsverwandte:
brehen
scheinen
glänzen
glästen
Syntagmen:
der bliz / comet / funke / himmel / mond / scheiterhaufe / stern, die
˹kerze / sonne
(jeweils mehrfach)˺, das liecht
(häufig) l
.; die leuchtende fackel / lucerne, das leuchtende liecht
.Wortbildungen:
leuchtekerze
leuchtepfanne
leuchtkrone
leuchtschirbel
leuchtsel
leuchtung
Belegblock:
Joachim, Marienb. Tresslerb.
362, 36
(preuß.
, 1405
): 5 m. an 1 frd. vor 5 messinges luchtkronen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
308, 31
(preuß.
, 1420
): 6 holczynne luchtekerczen, 1 czenynne lampekanne.
Ebd.
591, 11
: 3 beslagene eymer, 1 luchtschirbil.
Quint, Eckharts Pred.
1, 326, 9
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Sô diu sunne ûfbrichet, daz ist des morgens lieht; dar nâch sô liuhtet si ie baz.
Ebd.
2, 30, 6
: daz [oberste der sêle] in dem liget bedecket als ein ursprunc alles guotes und als ein liuhtende lieht, daz alle zît liuhtet, und als ein brinnender brant.
Chron. Köln
2, 2v, 7
(Köln
1499
): dye historien synt gelych als luchtende fackelen vnd reytzung off stuppung zo den doegenden.
Ebd.
606, 35
: die [kertze] luchte so schoin ind so clair.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
153
(pfälz.
, 1436
): mit hilffe jres [sele] liechts, das da lüchtet der vernonfft.
Voc. inc. teut.
p ir
(Speyer
um 1483
/4
): Liecht das võ im selbs scheint vnd leucht.
Jürges u. a., Waldecker Chron.
350, 15
(wmd.
, 1546
): 2 luchte pfannen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
367b, 13
(Frankf./M.
1649
): wie in vnserm lieben Teutschlandt [...] die Scheiter hauffen / Leuchten.
Feudel, Evangelistar
5, 27
(omd.
, M. 14. Jh.
): daz licht luchtete in dem vynsternysse.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
5, 15
(osächs.
, 1343
): nimant intzundet eine lucerne und setzit si undir eine mâz, abir ûf einen lûchter, ûf daz si lûchte
[
kertzstalMentel
14752
f.: ]
alle den die [...]. v. d. Broek, Suevus. Spieg.
151r, 39
(Leipzig
1588
): nach absterben Keyser Ludwigs / hat auch ein Comet 3. Monat lang geleuchtet.
Böhme, Morg.R.
13, 18
(Hs. ˹schles.
, 1612
˺): als so viel hunderttausend Sonnen leuchten werden.
v. Keller, Ayrer. Dramen
915, 4
(Nürnb.
1610
/8
): O grechter Richter [...] | laß leuchten die Sonn der Grechtigkeit!
Vetter, Pred. Taulers
378, 22
(els.
, 1359
): Ze gelicher wis als die klare sunne schinet, so verblendet si alle die lúchtunge der sterne.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
7, 37, 17
(Straßb.
1466
): diser auslegung ditz buͦchs hab ich gegeben ein kurtze wach zeit bey dem leuchtscherben.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
7, 18
(noobd.
, 1347
/50
): der [himel] haizzet der feurein himel, davon, daz er an im selber zemal leuhtend und prehend ist.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
1, 12
(tir.
, 1464
): Als das materleich liecht nücz ist, das da leüchten ist den menschen in den vinstern [...] wëgen.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
10, 1
; Luther, WA
22, 369, 10
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
86, 1352
; Quint, a. a. O.
240, 4
; Jahr, H. v. Mügeln
1026
; 2118
; 2343
; Vetter, a. a. O.
333, 9
; Steer, Schol. Gnadenl.
5, 75
; Sappler, H. Kaufringer
17, 192
; Brévart, a. a. O.
34, 7
; Volkmar
238
; Pfälz. Wb.
4, 958
.‒
Vgl. ferner s. v. asterion
.3.
›leuchten, glänzen, angenehmen hellen Schein geben (von Bezugsgrößen, denen das Leuchten als auszeichnende Eigenschaft zukommt oder zugeschrieben wird)‹.Bedeutungsverwandte:
fünkeln
glänzen
glästen
2
gleissen
scheinen
schimmern
Syntagmen:
der carfunkel / palast / stein, die krone / lasur, das antliz / gold / gut l., etw. sam ein liecht, als das feuer l
.; der leuchtende stein, das leuchtende har
.Wortbildungen:
leuchtig
leuchtnis
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21986
(nrddt.
, 14. Jh.
): Ir
[der
stein Krisoparus]
luchtnisse sulchen schin treit | Daz sie luchten in dem vinstern. Wunderlich, Fierrabr.
51, 15
(Simmern
1533
): Diese Jungkfraw [...] het ein leuchtend har / als das schoͤn gold.
Karnein, Salm. u. Morolf
9, 2
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): Ein kron trug die kunigin, | die luchte recht als der sonnen schin.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
168, 2
(Frankf.
1535
): Peridonius ist ein steyn der leuchtet ann der farb als das feur.
Strauch, Par. anime int.
138, 21
(thür.
, 14. Jh.
): wan Got ein spigil ist in deme alliz gut lûchtit.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
58, 33
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): wen her [rubyn] luchtit sam eyn licht unde burnit glich eyme vugir.
Pyritz, Minneburg
369
(nobd.
, Hs. um 1400
): Irs namen luchtig gymme | Its durch sußet als ein zimme.
Gille u. a., M. Beheim
267, 18
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): ir antlut leuchtet alz ein schmit vor tag.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
465, 17
(oobd.
, 1349
/50
): Vertillus ist ain läuhtend stain genuog klâr.
Klein, Oswald
34, 1
(oobd.
, 1416
): Es leucht durch graw die vein lasur.
Belkin u. a., a. a. O.
64, 10
; Lauchert, Merswin
9, 26
; Weber, Füetrer. Poyt.
323, 2
; Alberus
Kk iijr
.‒
Vgl. ferner s. v. abnemen
(V.) 18, abwischen
1, baldekin
1.4.
›an-, hereinbrechen (vom Tag)‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anblicken
anfallen
anstossen
2
aufbrechen
aufgehen
hereinfallen
herfürbrechen
herfürkommen
Wortbildungen:
leuchtig
Belegblock:
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
23, 54
(osächs.
, 1343
): der tag was der vorbereite tac, und der sunâbint lûchtite în.
Pyritz, Minneburg
4793
(nobd.
, Hs. um 1400
): Ez sy luchteg oder tymber, | So get vor uz von ir [wip] ein schimber.
Bechstein, a. a. O., Mt
28, 1
.5.
in einer hohen Anzahl von Belegen ütr. von Gott, Gottes Allmacht, von religiös durch Herrschaft oder sonstige Qualitäten ausgezeichneten Persönlichkeiten, auch von der Minnedame, der Seele u. ä. gesagt; ›in hellem Licht erstrahlen, leuchten, glänzen, in etw. / jm. aufleuchten‹.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
als ein drek / eine rostige pfanne leuchten
.Bedeutungsverwandte:
brehen
brennen
glinstern
glühen
scheinen
glorieren
Syntagmen:
ein liecht
(Akk.) l.
; got, Christus, das kindlein, Darius, der herre, der heilige, der mensch, der beichter, Maria, die fraue, die magd, das weib, der frommen leib, das angesicht gottes, die sele, die almächtigkeit / einigkeit / keuschheit / liebe, das evangelium / liecht / wort, js. lob, die werke l.
; die leuchtende anweisung / warheit
.Wortbildungen:
leuchterin
leuchtig
leuchtung
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
3487
(nrddt.
, 14. Jh.
): Des [Crist] luchtene sulche craft truc | Daz sie den tuveln wider sluc.
Luther, WA
10, 1, 1, 628, 18
(1522
): blindheyt, die das Euangelium nit sihet, obs wol leuchtet.
Ebd.
33, 52, 23
(1530
): die Veter leuchten gegen jme [Moses] als ein Dreck in einer Latern.
Reissenberger, Väterb.
15359
(md.
, Hs. 14. Jh.
): So kumt die luterinne, | Die sunne rehter minne, | Die bringet vreude vollenkumen.
Froning, Alsf. Passionssp.
174
(ohess.
, 1501ff.
): ich [Lucifer] werde widder als ee | viel schoner dan die sonne | und luchte als eyn rostrige phanne!
Jostes, Eckhart
2, 3
(14. Jh.
): Cristus ist mir alle ding. Da geschiecht ein leuchen und ein widerleuchen sin selbes natur.
Ebd.
45, 30
: Di bildreich form gotz, [...] dar an leuhtet daz pild aller ding ungeformet in einvalticheit. Di selb form di leuht einvalticlich ein liht in allen geisten.
Strauch, Par. anime int.
46, 28
(thür.
, 14. Jh.
): ich were noch seliger ob ich volgite der lere und geordinit were zu der luchtunge der engle.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2402
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): thud der schonen kuscheit ere, | di luchtid vor andern togunden sere.
Pyritz, Minneburg
3411
(nobd.
, Hs. um 1400
): luchticlichen git er [munt] glitzen | Recht sam ein uber heller blitzen.
Gille u. a., M. Beheim
161, 543
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): das ein menschen pleüd | also chreftigen tute | Und freuet seinen müte | und sein leiden czu leuchtung wendt.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 5, 6
(Nürnb.
1631
): Der Frommen Leib wird leuchten schon.
Bihlmeyer, Seuse
244, 2
(alem.
, 14. Jh.
): die bihtere lúhtent in gruͦnender schonheit.
Chron. Strassb.
306, 5
(els.
, A. 15. Jh.
): Daryus [...], der do lühtet mit den götten von Persa, enbüte mime diner fröude.
Schmidt, Rud. v. Biberach
170, 13
(whalem.
, 1345
/60
): daz dv́ gotlich wúrkvnge lúchtet in dem menschen.
Päpke, Marienl. Wernher
14225
(halem.
, v. 1382
): Sú ist dú werde maget rain | An súnde und aͮne main | Dú inder welt lúcht allain.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 214, 7
([Augsb.
] 1548
): Ain Herr on Ehre / leüchtet also wol | Als ain schoͤn Saal / finsternuß vol.
Kummer, Erlauer Sp.
3, 946
(m/soobd.
, 1400
/40
): [jamer] umb den vil lieben herren mein, | der da leuchtet fuͤr der engl schein!
Bauer, Imitatio Haller
78, 26
(tir.
, 1466
): es geschicht etwenn, das der vnpekchant mensch leüchten ist durch das guet lob.
Luther, WA
21, 494, 16
; 22, 414, 6
; Quint, Eckharts Pred.
1, 31, 7
; 2, 277, 4
; ders., Eckharts Trakt.
111, 21
; 210, 15
; Hübner, Buch Daniel
6598
; Jostes, a. a. O.
75, 33
; Pyritz, a. a. O.
4788
; Kehrein, a. a. O.
1, 20, 1
; 2, 385, 6
; Bell, G. Hager
41, 3, 2
; 46, 3, 22
; Bihlmeyer, Seuse
186, 12
; 299, 21
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
466, 19
; 549, 20
; Gilman, a. a. O.
1, 85, 20
; Schmidt, a. a. O.
37, 16
; Sappler, H. Kaufringer
1, 89
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
119, 29
.‒
Vgl. ferner s. v. anhaftung
, anweisung
2, 2
aufbrechen
, ausbund
, auswendig
9.6.
›in den Sinnen als Bild erscheinen, als Bild aufleuchten‹; ütr.: ›etw. besagen‹.Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Wortbildungen:
leuchtung
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
18337
(nrddt.
, 14. Jh.
): zu der vesperzit | Ein luchtenunge schinet | Die nimmer mer vorswinet.
Hübner, Buch Daniel
760
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Kunic, sich, dich beduchte, | Als dir din sinne luchte, | Wie eine sule stu
e
nde | Vor dir. Vetter, Pred. Taulers
22, 14
(els.
, E. 14. Jh.
): Er sol ufston, surge, sprichet dis wort: ,stant uf‘; dis lúhtet iemer als ob der mensche darzuͦ tuͦn súlle, er muͦs ufston von allem dem daz Got nút enist.
Hübner, a. a. O.
3572
.