letzen,
V.
1.
›die Ausführung von etw. behindern, hemmen; js. Handlungen oder Gefühle beeinträchtigen; jn. an etw. hindern, stören, sich jm. entgegenstellen; jn. täuschen; sich e. S. (z. B. einem gebot
) entgegenstellen; etw. zu Ende bringen‹; speziell: ›jn. gefangen nehmen‹; refl.: ›sich trüben (von der Freude)‹; sich heben
(von einer Stimmung); vgl. 1
letze
2; offen zu 2.Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
abhalten
bedrangen
bekümmern
irren
leidigen
abhindern
stören
Gegensätze:
ergetzen
Syntagmen:
die freude sich l.
; etw.
(z. B. den hof, die liebe / treue, das gebot / gesez / trauren
) l., jn.
(z. B. mit worten, an treuen, an dem bund, an seinem sitze
) l., jn. l., das [...], der sin, die (ehafte) not jn. l., die werke die engel l., die furcht gottes die hochfart l
.; subst.: seinen mut sonder letzen volbringen
.Wortbildungen:
letzenis
letzung
letzer
der
).Belegblock:
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
5757
(preuß.
, 1331
): Di vorchtte Gotes leczet | Di hochvart.
Leman, Kulm. Recht
2, 5, 43
(Thorn
1584
): Kumet yener der noch des is do ist vnd beret das yn eheaste
[sic für
ehaft]
not abe gelettzit der richter sal ym syn teil wedir geben (Belegschreibung auch als
abletzen lemmatisierbar).
Fischer, Brun v. Schoneb.
7528
(md.
, Hs. um 1400
): ab mich min sin nicht letzet
(›täuscht, im Stich läßt‹),
| so vloz uz sime libe saf. Quint, Eckharts Pred.
1, 200, 6
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): ob sie [engel] iht geletzet werden von den werken, daz sie unser hüetent.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
5151
(rib.
, 1444
): So dat en wenich letzenisse | Mir brechte groisse hyndernisse.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
157
(mrhein.
, um 1335
): Ich hade ez allen minen sin | mit flize dar vf geseczet, | wie ich hede geleczet | bit hoffart vnd mit frazheit | daz [...].
Hübner, Buch Daniel
7005
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Er [norden kung] volbrenget sinen mut | Volleclich sundir letzen, | Sich da widir setzen | Niemant tar.
Goedeke u. a., Liederb.
333, 104
(o. O. o. J.): der ar begrifs; do wart sich ir freud lezen.
Gille u. a., M. Beheim
234, 139
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): davon sol ein iglicher crist | dis petrieger und checzer | Und die verkerten leczer | vermeiden und in wider stann.
v. Keller, Ayrer. Dramen
19, 26
(Nürnb.
1610
/8
): [Eur gnad] Soll keinen zweiffel an vns setzn, | Daß eur gebot wir solten letzn.
Matthaei, Minner. I,
12, 273
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): do man mit unstaͤtem muͦt | lieb und trúw wolt letzen.
Thiele, Minner. II,
6, 153
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): wan ich mynen bulen an sich | [...] | so wirt myn drurn geleczt | zu hand er mich ergeczt | unmutes.
Chron. Strassb.
38, 7
(els.
, 1362
): der wolt den hof zuͤ Frankefurt letzen und irren.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110a, 18
(Basel
1494
): die sich zuͦ disch duͦnt setzen | Vnd andere an dem sytzen letzen | Die vor jn soltten syn gesessen.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
406
(Zürich
1560
): Vil minder uns der Cyrus letzt | der gaͤgen uns ein flieg wirt gschaͤtzt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 35, 29
(schwäb.
, 1471
): Mein trauren tuͦst du letzen |Vnd pringst mir fräden.
Barack, Teufels Netz
36
(Bodenseegeb.
, 1. H. 15. Jh.
): der tüfel die welt mit striken hat überlait. [...] ,Wer mag den striken allen usgan?‘ | [...] ,Ain recht diemütig man‘; | Der zeit im durch sin netz, | Da ain andra inn wirt geletzt.
Ebd.
42
: wir hangend in sinem netz | Und werdend allsament geletzt.
Ebd.
7413
: Die rechten ler und gesetzt | Werdent ietz von küngen geletzt.
Chron. Augsb.
3, 366, 7
(schwäb.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): wer der rapp nit worden geletzt, | die vogthey het er auch besetzt.
Leman, a. a. O.
2, 5, 63
; Haltaus, a. a. O.
1, 47, 38
; Rwb
8, 1242
; Schles. Wb.
2, 808
.2.
›jn. physisch oder psychisch verletzen, jm. körperlichen oder finanziellen Schaden zufügen; jn. e. S. berauben, an der Ehre kränken; (ein Tier) verletzen; jn. töten‹; speziell (mit Bezug auf Sachen): ›etw. schädigen, zerbrechen, vernichten‹; vgl.
1
letze
2.Phraseme:
jm. das leben letzen
.Bedeutungsverwandte:
beleidigen
beschädigen
bestricken
kränken
kratzen
1
leichen
reissen
schädigen
schlagen
schmähen
schmälen
schwächen
verderben
verletzen
vernachteiligen
verseren
verunrechten
verwunden
angreifen
bekrenken
bekümmern
1
beschweren
betrüben
demütigen
freidigen
leidigen
lützen
uneren
verkleinen
Syntagmen:
etw.
(z. B. ein gut / geschüz, eine bürgschaft, js. ere, den leumund / stam, ein pferd
) l., eine grobheit jn. l., jn
. (z. B. den begaber, das weib, die frommen, den verzagten
) l., jm. ein werk l., jn. e. S
. (Gen., z. B. der zeit
) l., jn. an das haupt, am mute, an dem leibe l., den schalk mit schalk l
. ›einen schalk schalk
nennen (Verbalinjurie)‹; am gemächt geletzet sein
; das falsche letzen
(subst.).Belegblock:
Schöpper
20b
(Dortm.
1550
): Nocere. Letzen verletzen verunrechten beleidigen beschedigen vernachteiligen ¶ krencken schwächen.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
3858
(nrddt.
, 14. Jh.
): wer Gote widerstrebit, | Sine zit her halb nicht enlebit, | Die Got im hat gesetzet | Her enwerde ir [zit] geletzet, | Daz sie der tot undervat.
Ebd.
16282
: Die sich dir wider setzen | Und nu din ere letzen | Mit valschlicher lere.
Luther, WA
2, 89, 23
(1519
): Welche seyn aber die frucht? [...], Kratzen, Reyssen, Lettzen, und kein guth worth.
Chron. Magdeb.
2, 176, 3
(nrddt.
, Hs. 1601
): do haben der Doctor und sein Vicarius wiederumb heraber geworffen und ein Schmedeknecht hart ans Heupt geletzt.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
8398
(preuß.
, um 1330
/40
): [si] letztin | mit den spern der cristinen pfert.
Reissenberger, Väterb.
18888
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Der mac vil wol in [stam] letzen, | Daz er joch gar virtirbet.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
655
(rib.
, 1444
): De groffheit mochte sij wale me letzen | Dan de salve kunde ergetzen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
150, 16
(Frankf.
1535
): Wer geletzt were an dem gemecht / der neme diß puluers.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 2, 195
(Frankf.
1557
): Wer einen schalck mit schalck wil letzen, | Der muß ein auff die schiltwacht setzen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 95
(Frankf.
1560
): die unversehen Geschuͤtz letzen mehr.
Bergmann, Ambr. Liederb.
225, 48
(Frankf.
1582
): kein ritter lebt im lande, | der jhn [Hector] mocht letzen auff seinem pferd.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2150
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): [di trunkenheit] da man den lümund letzet mete.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
6, 28
(osächs.
, 1343
): Bittet vor di, di uͤch letzin
[
laidigentMentel
1466 / Froschauer
1530: ;
beleidigenLuther
1545: ].
Lutz, Buch Alfadol
31ra, 5
(obd.
, n. 1478
): [Dein feindt] gedenken nymer so groslich dich zu letzen alß sy es vor gewölt han.
Pyritz, Minneburg
1261
(nobd.
, Hs. um 1400
): Netze, kalter regen risel! | Letz, arger winter sur und kalt!
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
88, 25
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Die knecht sollenn sich verhuten einander selbst zu schlagen oder zu leczenn.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
412, 14
(nobd.
, n. 1525
): Ir vil wurden [...] mit dem geschutz an iren leyben und glidern schwerlich verwundt und geletzt.
Sachs
16, 482, 12
(Nürnb.
1562
): Mit käuffen in den stich ihn setzen, | Mit borgen oder bürgschafft letzen.
Ebd.
16, 505, 6
: Der spötter, die mit irn honwortn | Fromb leut fatzen [...] | [...] | An glimpff und ehren sie zu letzen.
Ebd.
20, 175, 11
(1560
): last uns alle wehr besetzen, | Auff daß die Römer uns nit letzen!
Mayer, Folz. Meisterl.
34, 375
(nobd.
, v. 1496
): als der sunnen scheine | Dring durch die fenster eine | Und sie nit lecz.
Bell, G. Hager
620, 5, 8
(nobd.
, 1591
): das hercz, das schlecht oft den man | Dut ein ver zagten leczen.
Matthaei, Minner. I,
12, 704
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): das er mit valschem wencken | die frowen haut in laid gesetzt | das sie an hohem muͦt letzt.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4413
(˹wohl Straßb.
˺ 1509
): Hab ich die frummen drinn geletzt / | [...] / | Das es mir ist von hertzen leidt.
Bihlmeyer, Seuse
397, 20
(alem.
, 14. Jh.
): boͤse zungen hant mich geletzet.
Jörg, Salat. Reformationschr.
332, 2
(halem.
, 1534
/5
): fand da comun / da schryer / da sunder personen / [...] / geletzt von disemm gifftt / und bestricktt jn diser tüfelspündtnus.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
739, 4
(halem.
, 1539
): Wellicher stuben gsell dem andern sin werck letzt, [...], derselbig soll für ein straff [...] vervallen sin.
Köbler, Stattr. Fryburg
103, 3
(Basel
1520
): weñ die begabt person / den begaber letzte oder schmechte / an sine͂ eren / lyb oder guͦt / mit worten oder wercken.
Fuchs, Murner. Geuchmat
374
(Basel
1519
): Kein wyb vff dise erd ye kam, | Die ich geletzet hab, frow scham.
Maaler
269r
(Zürich
1561
): Edelgestein / Letzen oder braͤchen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 39, 8
(schwäb.
, 1471
): Fraw, ich furcht ser der claffer mund | Vnd auch ir valsches letzen.
Hör, Urk. St. Veit
180, 13
(moobd.
, 1414
): Wir suͤllen awch das egenantt guͤet stiftleych [...] inhaben noch in chainerley weizz smeln noch letczen.
Gierach, Märterb.
3134
(Hs. ˹moobd.
, A. 15. Jh.
˺): der chaiser enpot in herwider do | ineinen gluenden ofen sey seczen | und ïr leben also leczenn.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
11, 1
(tir.
, 1464
): si verschrenkhten seine wëg, vnd die strik richtetten si zu läczen seinen füessen.
Strehlke, a. a. O.
495, 16612
; 567, 22828
; Kurz, a. a. O.
1, 9, 63
; 2, 48, 17
; Gerhard, Hist. alde e
1889
; Thiele, Chron. Stolle
133, 19
; 402, 28
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
291, 29
; Kisch, Leipz. Schöffenspr.
167, 9
; Chron. Nürnb.
1, 158, 15
; Reichert, Gesamtausl. Messe
4, 39
; Sachs
13, 26, 26
; 111, 30
; 15, 541, 10
; 17, 464, 18
; 494, 9
; 18, 45, 37
; 18, 149, 6
; 18, 481, 23
; 20, 429, 34
; Chron. Strassb.
690, 9
; Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 285, 4
; Bihlmeyer, a. a. O.
85, 3
; 109, 6
; Bernoulli, Basler Chron.
4, 4, 219, 15
; Koppitz, Trojanerkr.
5909
; 11508
; Rennefahrt, Stadtr. Bern
416, 23
; Müller, Alte Landsch. St. Gallen
64, 22
; V. Anshelm. Berner Chron.
2, 81, 25
; Jörg, Salat. Reformationschr.
453, 11
; 493, 27
; 769, 5
; 924, 9
; Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk. 1, 3, 19
; Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
4094
; Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 195, 24
. Österley, Steinhöwels Äsop
1358
; Chron. Augsb.
5, 180, 8
; Primisser, Suchenwirt
8, 167
; Niewöhner, Teichner
306, 3
; Gierach, Märterb.
1258
; 12174
; Leidinger, V. Arnpeck
558, 2
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
11, 1
; Voc. Teut.-Lat.
k vjv
; Hulsius
L iijr
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
220
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 273
; Raabe, Wortsch. Murner
2, 437
.‒
Vgl. ferner s. v. ablegung
1, 4
bas
(Adv.) 4.3.
›sich von jm. / etw. verabschieden; mit jm. (den Zurückbleibenden) vor dem gehen, reiten, scheiden
einen Trunk, ein letztes Essen einnehmen und auf diese Weise den Abschied zelebrieren, dadurch Lebewohl sagen, eine Abschiedsfeier vollziehen‹; vgl. 1
letze
2; 3; offen zu 4.Vorwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
gesegnen
abdanken
abgnaden
abletzen
valete geben
Syntagmen:
jn. l.
; sich
(z. B. freundlich / lieblich
) l., sich etliche tage l., sich e. S.
(z. B. der ere, des kindes / weibes
) l., sich mit jm.
(z. B. mit den freunden
) / von jm.
(z. B. von dem könig, von der schar
) l.
; jn. l
.Wortbildungen:
letzetrank
leztrunk
letzetrunk
).Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
22146
(nrddt.
, 14. Jh.
): Wie dan der sich hie letzet | Der eren, gutes, libes, | Des kindes und des wibes | Und alles daz her ie gewan.
Luther, WA
26, 457, 33
(1528
): [Christus] fehet nu nach dem letzetrunck und abendmal ein newes an Und spricht, es sey sein leib, [...].
Ebd.
27, 103, 7
(1528
): ‚das ist mein leib‘, da sthet das newe abentmal, ubi den letztrunck geben hat.
Ebd.
41, 46, 10
(1525
/35
): et dat eis letz, Et auff den letz trunk dispertit.
Ebd.
46, 96, 33
(1537
): wie sich gute freunde unternander pflegen zu letzen.
Ders. Hl. Schrifft. Offb. Vorr.
2471, 24
(Wittenb.
1545
): Kompt im XX. Cap. auch her zu der Letzetranck / Gog vnd Magog
(hier ütr.).
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 113
(Frankf.
1583
): Also letzten sich diese zwey
[Liebenden]
wol mit einander. Wie es nun Zeit war, das sie von einander solten scheiden, | zeigt ihm die Frauw an, [...]. Sachs
2, 236, 1
(Nürnb.
1540
): Endtlich [...] | Letzten sie sich noch etlich tag. | Darnach sie [...] urlaub namen.
Warnock, Pred. Paulis
11, 134
(önalem.
, 1490
/4
): [do er] solt schayden, er sich mit inen [frúnden] frúntlichen waz letzen und daz jungst nachtmal mit inen begieng.
Bächtold, N. Manuel.
410, 611
(1523
/6
): wo die söltind werden gletzt, | Die lib und guͦt hand zuͦ uns gsetzt.
Chron. Augsb.
4, 150, 6
(schwäb.
, v. 1536
): Pfaltzgraff Oth Hainrich hat sich am 5. tag maii hie mit hertzog Wilhalm von Bayern geletzt und ist [...] gem hailigen grab zogen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
45, 29
(schwäb.
, v. 1542
): An dem tag, alß sy hinweg mußten faren, gab ich inen allen ze morgen zu essen, letzet mich mit inen.
Bäumker, Geistl. Liederb.
51, 11, 1
(oobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Leczt dich noch hie ain weyl von mir! | wer ways, wan mich mer sehen wirst!
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
140, 6
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Herczog Albrecht von Österreich und graf Meinhart von Tyrol [...] sich ze Augspurg liepleich leczten von chünig Rudolffen und riten von danne.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
37, 34
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): got letzt sich vor mit seiner schar
(auf den Abschied beim letzten Abendmahl bezogen).
Schmitt, Ordo rerum
672, 10
(oobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Valefacere [...] gesegen [...] vrlaub nemmen [...] leczczen oder gesegen.
Weber, Füetrer. Poyt.
107, 5
(moobd.
, 1478
/84
): Dy müed sich hett dy nacht von im geletzet, | er ging.
Turmair
4, 63, 4
(moobd.
, 1522
/33
): [drei herren] wolten sich vor von einander letzen, und in ein ewige gedechtnus machen.
Luther, WA
26, 461, 37
; Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 102, 5
; Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
56, 59
; Goedeke, Fischart Schiff
1076
; Spechtler, a. a. O.
41, 12
.4.
›jn. / sich an e. S. (an Speise, Trank, Geselligkeit, an der Natur) erfreuen, sich laben, sich erfrischen; sich mit jm. (einem Mann / einer Frau, auch erotisch) vergnügen‹; vgl.
1
letze
3; 4.Bedeutungsverwandte:
ergötzen
1
laben
lerzen
weiden
gäuchen
jubilieren
Gegensätze:
kränken
Syntagmen
jn.
(auch: sich
) l., sich erlich l., sich mit etw
. (z. B. mit gesange
) / jm
. (z. B. mit einem fräulein / weib
), an etw
. (z. B. am tanze
), zu etw
. (z. B. zum -essen
) l., die augen / sinnen l.
; subst.: jm. letzen geschehen
.Belegblock:
v. Ingen, Zesen. Rosenw.
10, 9
(Hamburg
1642
): Du Außbund aller Zier [...] | Wo ich mit uͤberfluß die Augen letz’ und weide.
Ebd.
10, 16
: Ich wolte tag fuͤr tag die matten Sinnen letzen | und mich mit diesem Volck [...] stets ergoͤtzen.
Ebd.
15, 2
: WOl dem / der sich [...] | letzen kann und laben hier.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
386, 15
(md.
, Hss. 14.
/15. Jh.
): den wolte ich vürbaz mit gesange letzen.
Opitz. Poeterey
24, 5
(Breslau
1624
): Jch wil weil ich kan mich letzen. | Bitte meine guete Bruͤder | Auff die music vnd ein glaß.
Gille u. a., M. Beheim
354, 160
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): daz yeder hete | ain fraulin an dem pete, | [...] | Da welt wir uns genug | mit in leczen und lerczen.
Chron. Nürnb.
5, 723, 4
(nobd.
, 1490
): [die erbarn frawen] baten sein küniglich wirde ze bleiben und sich mit in zu letzen am tantz.
Sachs
14, 84, 15
(Nürnb.
1550
): Derhalb ich noch ein monat bleib, | Zu letzen mich mit diesem weib.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 25, 88
(schwäb.
, 1471
): [du stoltzer Jüngeling] Ich will mich mit dir letzen.
Ebd.
2, 5, 66
: Geschach dir ye chain letzen | Von mir in langer zeitt.
Barack, Zim. Chron.
4, 82, 9
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): do wolt er sich mit dem grafen zum nachtessen letzen.
v. Ingen, Zesen. Ged.
385, 4
; Chron. baier. Städte. Regensb.
97, 24
.5.
›freundlich gegen jn. sein, sich mit jm. gutstellen‹.Belegblock:
Sachs
17, 246, 22
(Nürnb.
1562
): ich muß mich mit ihm letzen; Dann er wird ietzt gen himel fahrn. | Wenn ich auch komb hinauff nach jarn, | So wird er mir auch wider schencken.
6.
›etw. abgrenzen, eine Grenze ziehen‹; vgl.
1
letze
1.Bedeutungsverwandte:
begrenzen
2
bereinen
besteinen
grenzen
vermarken
Wortbildungen
(als Ütr. hier anschließbar): lezheit
Belegblock:
Schöpper
77a
(Dortm.
1550
): Conterminare. Grentzen letzinen.
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb.
118
: Extremitas i. finis vel finalitas leczhait.