lein,
der
,
-(e)s/–
,
leinen
(Substantivierung des Adj.
leinen
; nicht immer von diesem trennbar),
das
.
2 und 3 Metonymien zu 1.
1.
›Lein, Flachs, Pflanze der Gattung lineum‹; in einer Reihe von Belegen steht
lein
neben
flachs
, ohne daß das Verhältnis zwischen beiden bestimmbar wäre, im einzelnen wohl Vermischung mit
hanf
; metonymisch: ›Faser des Flachses, wie sie zu Geweben gebraucht wird‹.
Wortbildungen:
leinengarn
›Garn aus Flachsfasern‹,
leinhaupt
›Knolle der Flachspflanze‹,
leinmetze
›Hohlmaß für Leinsamen und Getreide (vor allem in Gebrauch als Abgabesatz für Getreide)‹ (a. 1368 ff.).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 534, 26
(
preuß.
,
1453
):
keyn freye noch Prusse seyneme gesinde keyn leyn sal segen obir seyn lon bey der busse.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 149, 11
(
rib.
,
1420
):
were sache, dat die [sardoicher] mit linengarne gevelscht wurden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
60, 16
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Da fürm jahr das kraut gestanden, säet man heuer lein hin.
Ebd.
252, 13
:
Lein und hanf säe 8 tage fur pfingsten.
Voc. Teut.-Lat. rjr (
Nürnb.
1482
):
knoch od’ knauff auff dem flachs. adulta leyn haupt od’ poll.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 249, 15
(
Straßb.
1466
):
Dorumb der leine
[Luther
1545
:
Flachs
]
vnd die gerste ist versert.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
866, 29
(
halem.
,
1491
):
das die baͤginen [...], die byßhar gewaͤben haben, hinfúr flaͤchsis und lynis waͤben mogen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 36, 3
(
schwäb.
,
1574
):
mag ein jeder sollich braachveld mit rüeben, flachs, lein [...] besaumen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 137, 27
(
schwäb.
,
1591
):
soll kain weylerbaur [...] kain gersten noch lein macht haben in die brach zue sehen.
Rot
324
(
Augsb.
1571
):
Lein vom Latein linum, flachs / har.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 43, 2
;
Küther, UB Frauensee
352, 13
.
Wintterlin, a. a. O.
1, 13, 22
;
Voc. Teut.-Lat. z iiijv;
Schmitt, Ordo rerum
204, 7
.
2.
›Leinen, in Kette und Schuß aus Flachs- oder Hanfgarnen bestehendes Gewebe, Leinentuch (sowohl als gewebtes Material wie metonymisch als daraus hergestelltes Tuch); leinenes Bettzeug‹; auch: ›einzelnes Kleidungsstück (z. B. eine Art Rock)‹; Leinenherstellung und -besitz begegnen mehrfach als Gegenstand von Gewerberegeln und Vermächtnissen.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
leinenakzise
›Warensteuer auf Leinen‹,
leinenampt
a) ›Zunft der Leinenweber‹; b) ›Gewerbeberechtigung für Leinenweber‹,
leinenampter
, ˹hierher(?):
leinenbüchse
›bischöfliche Zollkasse in Straßburg‹ (a. 1453)˺,
leinendecke
(a. 1592),
leinenelle
(seit 1. H. 16. Jh.; vgl.
leinwatelle
),
leinenfärber
,
leinenfärberampt
,
leinengerät
›Leinentücher, Leinenwerk‹,
leinengezaue
›Werkzeug zur Herstellung von Leinen, Webstuhl‹,
leinenkleid
,
leinenknappe
›Leinenwebergeselle‹ (a. 1591/2),
leinenkrämer
(E. 14. Jh.),
leinenmähersche
,
leinensak
,
leinenwerk
›Leinentuch‹,
leinenwirker
,
leingaden
›Laden zum Verkauf von Leinenzeug‹ (a. 1320/21),
leingeding
ein Teil der Gerade,
leinig
›aus Leinen‹,
leinrok
,
leinseide
wohl ›mit Leinen durchwirkte Seide‹,
leinware
,
leinwepfe
›Einschlaggarn aus Leinen‹ (a. 1446),
leinwirken
.

Belegblock:

Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
307, 22
(
preuß.
,
1423
):
tenetur 20 sc. vor leynen und kanefas.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
120, 26
(
preuß.
,
1519
):
29 lederseck, 10 leyneseck.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 59, 18
(
md.
,
1613
):
dreyhundert stück gute luftige zwo ellen breite leinwar.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 40, 28
(
rib.
,
1392
):
Dit sint die punte ind gesetze, die onse herren zerzijt v. r. gesat [...] havent, under den linenverweren.
Ebd.
1, 44,
Anm. c (
1397
):
die meistere ind broidere gemeinligen van dem lijnenverwerampte.
Ebd.
1, 149, 36
(
1420
):
sowilch man linenwerk wirken wilt, de mach des morgens [...] wirken bis eichte uiren.
Ebd.
1, 167, 29
(
1469
):
so en soelen die sijdemechersen [...] anders gein lijn doin machen dan van lijnsijden ind indracht van goulde of silver.
Ebd.
2, 323, 8
(
1400
):
Also as die van dem lijnenampte lange zijt her mit den Olvonden binnen Coelne zwistich undereinander sijn gewest.
Ebd.
2, 323, 17
(
1400
):
alsodat die Olvonde [...] halden moegen, ungewunnen tgain iemande, 6 lijnengezouwen ind niet me, 4 tirteisgezouwe ind niet me.
Ebd.
2, 331, 22
(
2. H. 15. Jh.
):
U. g. goitwillige, getruwe burgere die meistere ind gemeine broedere der sardoichs- ind lijnenampter.
Ebd.
2, 367, 41
(
1420
):
Sower zo huise of zo hoeve sijtzt ind dat linenampte gewunnen hedde ind sardoich gerne weven ind wijrken woulde, [...] so sall ind mach der linenwijrker dat sardoisampt winnen.
Ebd.
2, 435, 14
(
1500
):
bidden wir, u. g. sulchs, und dat ouch linwirken und parger zo slain gein ampt belangt, betrachten willen.
Ebd.
11, 463, 3
(
M. 14. Jh.
):
3 par slaflachen, 6 par linenkleider, 3 hantvas.
Lau, Qu. Neuß
368, 22
(
rib.
,
1501-02
):
Van der linenzisen [...] 8 alb.
Buch Weinsb.
2, 309, 24
(
rib.
,
1575
):
An linenwirk: [...] 3 alder smaler taifel-tweilger, 1 alte baitkap, 1 alt heubtdoich.
Ebd.
3, 341, 19
(
rib.
,
1586
):
sunst moisten es wapensticker, hanschenmecher, kussenmecher, [...] perlestickerschn, linenneherschn [...] von innen kaufen.
Hübner, Buch Daniel
6584
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wiz linin schein sin gewant.
Beyer, UB Erfurt
2, 342, 26
(
thür.
,
1354
):
ichlichen kirchenere [...] szwene phenninge, dy da mit linrokken zcu kore sten.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
411, 8
(
osächs.
,
1523
/
4
):
kasten mit aufgehoben lieden, do die frauen ire gerete und gerade inne beschlißen, alles garn, roe und gesotten, lein.
Lippert, UB Lübben
2,
Eltg, 53, 34 (
osächs.
,
1563
):
6 ar. g. Gertzsche Raben, das sie das leinengereth in die kirch gewaschen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
8, 121, 16
(
Straßb.
1466
):
Er macht sein seulen silberin vnd sein lainen
[
Froschauer
:
saͤssel
;
Dietenberger
:
sitz
;
Eck
:
baͤt
; Luther
1545
:
Decke
]
guldein.
Rohland, Schäden
466
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
mach plaster von lynen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2279
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Und wundent inn [lip] in ain wÿss klaid, | Was lin gar von guͦter wat.
Rennefahrt, Recht Laupen
255, 31
(
halem.
,
1664
):
St. Galler lynwaadt und flächsig, auch hieländisch lynig tuͦch [...], vom centner ½ batzen.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
182
(
1658
):
ein lÿnigs tuoch.
Bremer, Voc. opt.
17104
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
Regillum [...] linrock [...] sluck [...] lin.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 309, 32
(
schwäb.
,
1502
):
in iren todfällen ir claidung und hauptrecht, darzu insonder von den frowen ir bettgewät, tuch, garnwerck, lein.
Staub, Qu. Wien
3, 1, 1320, 6
(
moobd.
,
1381
):
hat irew recht und leingeding aufgeben [...] an dem haus vndern Hafnërn.
Winter, Nöst. Weist.
3, 722, 23
(
moobd.
,
1570
):
so soll der richter zwen oder drei geschworn zu im nemen und das leinen beschawen.
Rechn. Kronstadt
1, 617, 32
(
siebenb.
,
1525
):
pro vectura duorum magnorum funium lÿn de ecclesia ad turrim asp. 2.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 324, 5
;
2, 325, 20
;
2, 367, 1
;
2, 368, 18
;
Wiessner, Wittenw. Ring
4231
;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2334
;
Bremer, Voc. opt.
17105
;
Rwb
8, 1177
 f.;
Öst. Wb.
4, 1246
.
Vgl. ferner s. v.
absterben
 1.
3.
›Leinsamen, Flachssamen‹.
Bedeutungsverwandte:
leinsame
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
518, 33
(
preuß.
,
1419
):
1 scheffil leyn, 1 scheffil hanfzomen.
Brinkmann, Bad. Weist.
218, 15
(
rhfrk.
,
1567
):
auch rubsamen oder lein uf das kornvelt zu säen ist.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
76, 21
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die alt und verständige hausmutter frau Mechild [...] nahm fur diesen gebrechen [igelskalb
s. d.]
sayffen, weinstain, lein und hafern und kochets mit kofent und goß es dem viech also ein.
Keil, Peter v. Ulm
161
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym ein viertal wein, j lb fenum grecum, j lb leins.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
303
(
Genf
1636
):
lein / oder leinsamen / davon der Flachß waͤchst.
Ziesemer, a. a. O.
519, 35
.
Vgl. ferner s. v.
leinkuche
.