larve,
die
;–/-n
;aus
lat.
larva
›böser Geist, Gespenst, Maske‹
(Georges
).2, 568
1.
allgemein: ›Aussehen eines Schreckgespenstes; Maske, hinter der man sich verstecken kann bzw. hinter der sich das wahre Gesicht einer Person oder eines Sachverhaltes verbirgt‹; davon ausgehend in verschiedenen Übertragungen: ›Verkleidung‹; ›fratzenhafte, schreckenerregende Skulptur‹; ›Trugbild, Schein, nicht das wahre Wesen‹; ›Betrug, Betrügerei durch Vortäuschung falscher Tatsachen‹; ›verdeckte Andeutung‹; ›Marionette, deren Handlungen von einem anderen bestimmt werden‹.Bedeutungsverwandte:
antliz
Wortbildungen:
larvenbischof
larvenkirche
larvenspiel
larvensünde
larventier
larvenwerk
larviert
Belegblock:
Mieder, Lehmann. Flor.
332, 16
(Lübeck
1639
): Viel seynd so voll Tauben / daß sie eine Keyserliche oder Fuͤrstliche Larven auffsetzen / und die Leut narren / als weren sie der Keyser oder Fuͤrst selbst.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
65, 684
(Magdeb.
1608
): Wie die Liefflender an der Narwen / | Aus Menschen machen Wolffes larwen.
Schmitt, Ordo rerum
266, 11
(rhfrk.
, 1414
): Larua tewfels hopt [...] duuels antlas [...] eyn larfe.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. 396 b,
26
(Frankf./M.
1649
): Kann sich doch der Teuffel in einen Engel deß Liechts verstellen [...], warumb solte er sich dann nicht in die Gestalt vnd Larven eines vnschuldigen Menschens vermummen koͤnnen.
Reissenberger, Väterb.
41191
(md.
, Hs. v. 1406
): Auch ist so ungehewr | Daz larventier, der helle wirt, | Der ir gesicht nicht verpirt.
Luther, WA
10, 3, 362, 34
(1522
): Wer aber anders leret und scheinende, phariseische larven wercke vor gibt, wie es nun sere gemeyn ist.
Ebd.
17, 2, 262, 38
(1527
): Die das Euangelion yetz treiben, sind es nitt, die es thůn, sie sind nur aine larve und mummeley, durch welche Gott sein wercke [...] außrichtet.
Ebd.
22, 101, 28
(1544
): das unverstendige Fleisch [...] erschrickt noch fur der Larven des Tods.
Ebd.
30, 2, 281, 18
(1530
): So mus ich die alten larven erfuͤr zihen und den geistlichen jhre vergessene tugent fuͤr die augen stellen.
Ebd.
30, 3, 285, 11
(1531
): wenn sie hoͤren, das wir uns den verfluchten Bapst mit seinen larven also lassen effen, nerren.
Ebd.
32, 337, 38
(1532
): falle dem Bapst zu fusse und lasse uber sich urteilen was jm und seinen larven gefellet.
Ebd.
33, 641, 8
(1531
): es ist nicht die warheit, es ist nur eine Larva und ein lauter Fastnachtspiel.
Ebd.
34, 1, 321, 19
(1531
): Ker dich nicht an die fastnachts und larven sunden.
Ebd.
35, 413, 3
(1524
): das sie loß sollten werden | des teuffels laruenspiel und spott.
Ebd.
41, 157, 20
(1535
): Ob er [,heiliger schmuck‘] wol fur der welt nicht gilt [...], weil er nicht gleisset und treugt wie des Bapsts und seiner larven Bischove Krone und pracht.
Ebd.
49, 286, 24
(1543
): uns armen menschen ist gnugsam gepredigt, konnens nicht ausreden, moͤgen die brocken davon nemen, Das wirs aus wenig larven verstehen.
Ebd.
51, 409, 3
(1540
): Sondern aus grossem mütwillen machen sie solche larǔen auff das sie das predigampt dempfen.
Ders. Hl. Schrifft. Offb. Vorr.
2468, 36
(Wittenberg
1545
): Das heilige Bapstum mit seinem grossen geistlichen schein / Die [...] richten eine Laruenkirche oder eusserliche Heiligkeit an.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
145v, 41
(Leipzig
1588
): Wir sollen solche Zeichen vnd Wunder nicht mit schelen Augen / oder schlecht nach eusserlichen Laruen ansehen.
Weise. Jugend-Lust
108, 18
(Leipzig
1684
): Ist es moͤglich / daß dieser Verraͤther die Larve der Freundschaft vor sein boßhaftiges Gesichte binden wird?
Mylius
H 3r
(Görlitz
1577
): Personatus Der ein Laruen vor hat.
Sachs
21, 23, 19
(Nürnb.
1524
): So mainen dann die werckheyligen, solche Christen thun gar nichts mer, so sy mit irem larvenwerck nymer umbgeent.
Ebd.
21, 22, 33
: ist doch [...] eytel eüsserlich larvenwerck, darvon got nichts geheyssen hat.
Franck, Klagbr.
232, 15
(˹wohl Nürnb.
˺ 1529
): ir gleißnerische frombkeyt / die sy mit souil laruen vnd schatten verdecken.
Harsdoerffer. Trichter
3, 307, 9
(Nürnb.
1653
): Larv. [...] Vorgesicht. Die betruͤgliche / falsche / verstellte / Faßnaͤchtige / schwartze / ungestalte et. Larve / Masquen. [...] Die Larve hat die Deutung der Verstellung und deß Betruges.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
11, 10
(Coburg
1626
): wann der Gottlose wird [...] sich selbst angaffen / wie jhm der Teuffel garstige Larven angezogen [...] hat.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
296
(Genf
1636
): larv / f. ein solch ding damit man das Antlitz bedecket.
Heidegger. Mythoscopia
55, 14
(Zürich
1698
): es haben sehr vil der Roman-Schreiber under frembden Larven ihre eigne Liebes⸗Spruͤng außgesetzt.
Rot
324
(Augsb.
1571
): Laruen, vom Latein Larua / Schempart / butzpart / faßnacht angsicht / damit man die Kinder schreckt.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
2139
(oobd.
, 1607
/11
): Ein hoch uhrwerckh gleich einem turm, geht mit kugeln, die einer larven auß dem maul farn.
Luther, WA
41, 155, 23
; 41, 157, 20
; Franck, Klagbr.
226, 42
; Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 267, 25
; Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
17, 3
; Voc. inc. teut.
o iiijr
; Voc. Teut.-Lat.
s iijr
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
215
; Schweiz. Id.
3, 1381
); Foltin, Kopfbedeckungen.
1963, 223
.‒
Vgl. ferner s. v. abzwagen
.2.
›Tier, dessen Gestalt sich in einem frühen Entwicklungsstadium befindet und bis zum ausgereiften Zustand verschiedene Gestalten annimmt, Puppe, Engerling‹.Belegblock:
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
2, 531, 34
(Frankf.
1602
): Ein schöne fronick und die larb | Verendern sich gar offt und viel.