landvogt,
der
;-s/-en
, auch + Umlaut;landfoit, landfoget
); aus
mlat.
vocatus
, einer Kürzung von lat.
advocatus
›Rechtsbeistand, Sachwalter‹
(Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt. 1993, 1521
).– Zur Sache: Lex. d. Mal.
5, 1681
; Hrg 2, 1597
.1.
›Statthalter, Landesverweser, Regent einer Herrschaftseinheit, der dem jeweiligen Landesoberhaupt direkt untergeordnet ist und dessen Herrschaftsgewalt stellvertretend ausübt‹; es handelt sich zum Teil um eine reichsunmittelbare, zum Teil um eine territoriale Funktion; vgl. land
8; offen zu 2.Bedeutungsverwandte:
gouverneur
kanzler
landpfleger
stathalter
Belegblock:
Reissenberger, Väterb.
38469
(md.
, 14. Jh.
): ,Als ich uch sagete nechten, | Der widersatz des rechten, | Decius, der landevoget, | Der quam nechten gezoget.
Thiele, Chron. Stolle
366, 3
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): der hagenbach [...], | der des von burgundien lantvoyt was | unnd regirete uss hoffart.
Sachs
16, 212, 2
(Nürnb.
1562
): Wilhelm Thell [...] | Gieng für den hut gar sorgenloß [...] | Das vertroß den landvogt gar sehr.
Chron. Nürnb.
2, 147, 19
(nobd.
, 1449
): Ott von Sliwen, lantvoit zu Lusitz, mit allen mannen des lantz.
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 656
(alem.
, um 1380
): etwenne der kantzler, da er landtvogt waz in Swaben, verhies fuͥr herzog Růdolf [...] 5000 guldin.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
56, 32
(halem.
, 1533
): Es soll och der landvogt von Toggenburg was im der glichen notwendigs [...] begegnot, ouch unverzogen zů wüssen thůn.
Rennefahrt, Statut. Saanen
238, 19
(halem.
, 1623
): sintemalen alle partyen [...] jeder zyt under einer [...] hohen oberkeit durch unseren landvogt zu Sanen also beherrschet und als für ein land und herrschaft gehalten werdend.
Maaler
262
(Zürich
1561
): Landuogt. Præfecti prouinciarum. landuogt (der) Præses, Proconsul.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 649, 7
(schwäb.
, 1454
): waß wir [...] vischer von Buchaw [...] söllichen straffen verfallent, dieselben dem edlen herren, [...] des reichß landvogten in Schwaben, unserem gnedigen herren und einem jeden landvogt in Schwaben zugehören.
Chron. Augsb.
9, 119, 21
(schwäb.
, 1544
/45
): die land- und stattvögt, wöliche zu erhaltung des reichs gerechtigkait mit dem bann über das blut zu richten von dem römischen königen und kaisern belehnet [...] worden send.
Barack, Zim. Chron.
1, 258, 25
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): kaiser Otto ordnet an deren vieren obgenannten ambtleuten statt vier landtvögt im reich.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
50, 6
(oobd.
, 1438
/9
): so gebieten wir auch unserm lantvogt zu Elsasz [...].
Turmair
5, 7, 6
(moobd.
, 1522
/33
): Die Schwaben fluhen zu Dieterich von Bern, kaiserlichem lantvogt im nidergang, paten in umb [...] hilf wider die Franken.
Sachs
16, 213, 19
; 23, 304, 13
; Köbler, Stattr. Fryburg
71, 6
; Müller, a. a. O.
242, 5
; Rennefahrt, Stadtr. Bern
147, 19
; 182, 11
; ders., Statut. Saanen
227, 33
; Gehring, a. a. O.
3, 167, 21
; Koller, a. a. O.
177, 15
; 277, 27
; Bremer, Voc. opt.
41049
; Alberus AA iijv;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
294
; Rwb
8, 677
; Bad. Wb.
3, 364
; Schwäb. Wb.
4, 975
.2.
›landesherrlicher Beamter in mittlerem bis höheren Verwaltungs- und Justizdienst‹;a) ›vom Landesherrn eingesetzter Richter, der dem Stadt- oder Dorfrichter übergeordnet ist‹;
b) ›Landeshauptmann, der für die Einhaltung des Landfriedens verantwortlich ist‹; vgl.
land
8.Bedeutungsverwandte:
hauptman
hofrichter
landrichter
anwalt
der
) 3.Belegblock:
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
126, 27
(omd.
, 1380
): wenne ir [vnser frowen, der herczoginne] lantfoit mit vnser stat erberichter czu dem rechte syczit an vnser stat recht.
Behrend, Magd. Fragen
34, 28
(omd.
, um 1400
): Beschuldiget man eyne stat [...] in eynem [...] bynnenwendigen gerichte vor dem lantvoite, scholtissen adir vor irem borggreven.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
38
(schles. inseldt.
, 1453
): Wir scheppin czeugin, wÿ das der erbir knecht Clos [...] ist komen vor vnser gehegite banc vnd hot vormant den lantfoyt vnd dy scheppin.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
326, 38
(nobd.
, 1432
): ob ymand [...] an den vorgenanten vier lantfrieden eynem virlantfridet wirdet und der lantvoigt und heubtman desselben lantfriden, darinne der also verlantfridet worden ist, daz den lantvoigten und houbtmannen der andern drier lantfriden [...] virkundet.
Rennefahrt, Recht Laupen
40, 26
(halem.
, 1441
): von des ... briefes wegen, von ... mins hern des kuͥngs lantvogt geben, der ouch gantz in kraft beliben [...] soͤlt.
Ebd.
67, 4
(1581
): niemandts zolfry halten söllind, dann unsere [Berner] rathsgesandten mit iren rütteren, ouch unsere stattweybel, löüfferspotten, und die nüwen landtvögt mit irem hußgsind, wan dieselben ab oder uffzüchend.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
408, 9
(halem.
, 1532
): söllend ouch die personen, so in sömlichen spittal genommen werden, [...] pflichtig und verbunden zesin, zimliche werch, [...] die sy vom landtvogt oder sinem underschaffner deß spittals geheißen werden, zethůn.
Merz, Urk. Wildegg
200, 6
(halem.
, 1646
): daß vmb vermydung künfftiger verneren irrung ein jehwesender landvogt vff Lentzburg zum richter ernamset [...] sein sölle.
Leisi, Thurg. UB
5, 451, 35
(Zürich
1353
): Da von gebiten wir allen lantvogten, lantrichtern, richteren und allen andern amptluten.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 21,
Note 3 (schwäb.
, 1582
): was inner des fleckens Oberdorf [...] unrecht befunden würdt, das soll [...] durch die dorfherrn, was aber außer des dorfs etter zu büeßen durch der graven zu Öttingen landvogt einig gestraft werden.
Goerlitz, Magd. Schöff./Posen
122, 27
f.; Bindewald, Texte schles. Kanzl.
142, 1
; Doubek u. a., a. a. O.
58
; 63
; Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
294, 25
; 295, 11
; Graf-Fuchs, a. a. O.
354, 30
; 422, 9
; Roder, Hugs Vill. Chron.
95, 23
; 137, 1
; Nyberg, Birgittenkl.
1, 61, 14
; Voc. Teut.-Lat. s ijv;
Rwb
8, 677
; Schwäb. Wb.
4, 975
.‒
Vgl. ferner s. v. anwalt
(der
) 3.3.
›Gutsverwalter‹; vgl.
land
4.Bedeutungsverwandte:
curator
gutpfleger
Belegblock:
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
182, 19
(preuß.
, 1402
/4
): Dovor stedt uns czu pfande eyn nuwe weyssilkane, den her uns satczte vor Samueln us der Nuwenstadt dem landtvoyte.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
325, 7
(preuß.
, 1404
): 1 m. dem landtvoythe vom Eynsedel gegeben umbe des willen, das her 3 falken brochte.
Rwb
8, 680
.