läme,
leme,
die
.›Behinderung, Lähmung eines oder mehrerer Gliedmaßen des Körpers aufgrund einer vorausgegangenen (gewaltsamen) Verletzung oder aufgrund einer Krankheit (z. B. durch einen Schlaganfall)‹; daher auch ›Verletzung, Krankheit, (Glieder)schwäche; Beule; Verkrüppelung‹; als Synekdoche ›gelähmter Körperteil‹; speziell im Falle einer Lepraerkrankung: ›Schmerzunempfindlichkeit‹. Die semantische Offenheit der Belege läßt eine Differenzierung im Sinne von
lam
nur für einen Teil der Belege zu, deshalb hier Ansatz einer einzigen (generischen) Bedeutung; zu
lam
(Adj.) 1.Bedeutungsverwandte:
contractur
hindernis
krampf
paralysis
schade
der
) 8, siechtag
we
wunde
Syntagmen:
die l. befinden / besichtigen / erkennen / haben / kurieren / nennen / übersalben, jm. eine l. tun, die l. von etw.
(z. B. von den franzosen
) haben; eine l.
(Subj.) geschehen, die l. jn. ankommen / angehen, sich bleibhaftig einsetzen, aus etw. entspringen; in l. kommen, sich von l. erledigen; l. der füsse / des gliedes / der haut / des leibes / der medullen / der ossium; l. am leib, unter dem gürtel; haftende / hingefallene / scintillische / tödliche / zufallende l.; materie / ursprünge der l.; bad für die l.;
formelhaft: leme und wunden; leme wieder leme.
Wortbildungen
lämsüchtig
liedsüchtig
Belegblock:
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
168, 3
(Frankf.
1535
): Peridonius [...] ist wunderbarlich gůt wider die laͤme vnd geelsucht.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
743, 3
(osächs.
, 1523
/4
): Heinrich Hogendorf hat geclagt von seins sons wegen uber Kampfen son, das er seinen son gewundt, und die leme uberjerig sei worden.
Sachs
4, 402, 6
(Nürnb.
1544
): Lemsüchtig stich und herber schmertzen | All meine glieder het verderbet.
Dasypodius
370v
(Straßb.
1536
): Laͤme des leybs. Paralysis, lat. Dissolutio. Laͤmme an fuͤssen. Clauditas, Claudicatio.
Sudhoff, Paracelsus
2, 377, 26
(1525
/6
): aus dem entspringt lemi under dem gürtel, vergicht, krimen und der tot.
Ebd.
2, 461, 10
f.: die ursprüng der contractur und lemi der glidern. [...] ist am ersten not zu verstan, was contractur sei.
Ebd.
5, 446, 4
: wo eine wunden am leib were, darin gemerkt würd ein zufallende leme des glits.
Ebd.
7, 220, 28
: es wer die angeborne scherpfin nicht da zu offenen scheden, sonder sie wer [...] von den corporibus und materi der lemin.
Ebd.
7, 224, 14
: Nun sind aber derselbigen krankheiten mancherlei, daraus auch mancherlei lemin und beulen entsten.
Ebd.
7, 339, 22
: Also auch ist ein andere art der scintillische lemin, das sind die, so sich nach dem wetter enden, essen und trinken richten.
Ebd.
7, 448, 27
: daraus folgt die lemi der medullen, lemi der ossium, lemi der haut.
V. Anshelm. Berner Chron.
3, 454, 31
(halem.
, n. 1529
): Kam [...] sin êrliche husfrow des schreckens in toͤtliche laͤme und langen siechtag.
Bächtold, N. Manuel. Elsli
261, 109
(Basel
1530
): Pestilenz, bül, platern, lemen, potegran, | Gsücht und krampf, sant Töngen rouch gang dich an!
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
293, 7
(Genf
1636
): Laͤhme / Lahmigkeit / f. Paralysie, Paralysis.
Chron. Augsb.
5, 8, 2
(schwäb.
, 1523
/7
): Wie ain maien bad auffkam für die lemi und schäden von der Frantzosen plattern.
Ebd.
32, 20
: der margraff von Mantten [...] hat die lemi von den Frantzosen gehabt.
Hauber, UB Heiligkr.
2, 452, 32
(schwäb.
, 1542
): die lemy in aim ganzen arm oder schenkel sol in jarsfrist nach der tat ob ainer lam sey oder nit durch die arzt besichtigt [...] werden, und wa der enden lemy befunden wurt, soll es auch der hochen oberkait zuston.
Rot
335
(Augsb.
1571
): Paralys, Lemme des Leibs / der tropff oder schlag / verlurst der empfindligkeit vnd bewegnus eins theyls am leib.
Henisch
116/17
(Augsb.
1616
): Armut ist kein laͤme am leib / noch hindernuß an der sele͂.
Weitz, Albich v. Prag
153, 5
(Hs. ˹oobd.
, A. 16. Jh.
˺): Ain erczney fur das ver gycht vnd laͤm des leibs.
Chron. baier. Städte. Regensb.
406, 23
(noobd.
, 2. H. 14. Jh.
): lem wider lem. Item aug wider aug. [...]. Item hant wider hant.
Winter, Nöst. Weist.
2, 970, 28
(moobd.
, 1427
): Tuͤt ein man dem andern ein lem: ein aug oder ein or, ein füs oder ein hant, von ietwederem fuͤnf phunt phenning.
Ebd.
3, 384, 24
(Hs. 1591
): Ain swert ain messer zukchen ân schaden 12 ℔. [...] ain lem 5 lib.
Ebd.
3, 435, 21
f. (Hs. 15. Jh.
): man öffent umb ain hingevallen lem pfenning pfunt fünfew [...] vogt und richtern nach genaden. item, umb ain haftatew lem zu beschawen in jar und in tag pfenning pfunt dritthalb nach genaden.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
305, 18
(smoobd.
, Hs. 17. Jh.
): Raufer und schlacher mit henden oder mit feusten ôn andere were das ôn pluetrust oder ân leim ist, dem richter 62 Agler.
Piirainen, Stadtr. Sillein
72b, 21
(sslow. inseldt.
, 1378
): Von den wunden vnd von leme.
Große, Schwabensp.
156a, 20
; Belkin, a. a. O.
114, 6
; Kisch, a. a. O.
124
; Spanier, Murner. Narrenb.
7, 46
; Sudhoff, a. a. O.
3, 298, 30
; 6, 301, 2
; Unger, Richtes Stig
78, 19
; Dirr, Münchner Stadtr.
45, 3
; Klein, Oswald
117, 32
; Maaler
260v
; Mylius
C 1v
; Hulsius
L ijr
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
218
; Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 175
.‒
Vgl. ferner s. v. aussaz
3, lepra
.