kränken,
V.;
Fortsetzung von
mhd.
krenken
(Lexer
).1, 1720
1.
›jn. / etw. schwächen (an Kraft); (die Wache) mindern, reduzieren‹; vgl.
krank
(Adj.) 1; 3.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; erzählende Texte.
Bedeutungsverwandte:
ausmergeln
matten
schlaffen
schwächen
verderben
verheren
Gegensätze:
kräftigen
stärken
Syntagmen:
den leib / leichnam / menschen / magen, die gier / natur / sele / sünde / warte, das knie / liecht / unheil, die glieder k.
Wortbildungen:
kränkern
Belegblock:
Bobertag, Schwänke
158, 2
(o. O. 1555
): Der selb guͦt mann kam in ein seer grosse kranckheit, durch welche er lange zeit hart vnd übel gekrenckt ward.
Chron. Nürnb.
1, 184, 15
(nobd.
, 1388
): der hauptman sol auch die wart sterken und krenken, wenn in dunkt, daz ez nutz [...] sey.
Weitz, Albich v. Prag
167, 4
(Hs. ˹nobd.
, 2. H. 16. Jh.
˺): wan er ist hart in dem magen, so nympt er clisteria, do methe vorderbt vnd kranket er sich.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1993
(alem.
, 1. H. 15. Jh.
): Du solt nu gemach an Cristus leben gedenken, | Das es dich nit tüge krenken.
Chron. Strassb.
411, 6
(els.
, A. 15. Jh.
): wart zuͦ beden siten me volkes erslagen, denne [...] ie was erslagen, und hievon wurdent sü gekrenkert.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3156
(˹wohl Straßb.
˺ 1509
): Du vast zuͦ vil vnd krenckest din glider.
Lemmer, Brant. Narrensch.
31, 23
(Basel
1494
): so wurt von we der lib gekrenckt | Das er nit an die sel gedenckt.
Maaler
252r
(Zürich
1561
): Krencken / Kranck / Mugloß oder krafftloß machen.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 135
(halem.
, 15. Jh.
): Nit ist besser gnaͮde ze behalten denn abgeschaiden luterkait, waͮn groͮss andaͮcht mag krenken, hoͮhe schowen mag slaͮffen.
Barack, Zim. Chron.
2, 647, 25
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): das schandtlich saufen [...] welches doch den leib und die seel krankt und schwecht.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
169, 9
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): das stet, sterkt ir nicht und das gekrennkt ist, das kreftiget ir nicht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
16, 28
(oobd.
, 1349
/50
): des menschen stimm sterkt sich von dem vierzehenden jâr unz an daz alter, sô krenkt si sich dann.
Ebd.
278, 36
: diu lieb, die man hât in diser werlt zuo vergancleichen dingen, diu krenkt leib und sêl.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
113, 13
(tir.
, 1464
): sein leben das würt gechrenkhet mit dem schmerczen.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
89, 33
(tir.
, 1466
): Die lieb Kchristi die ist [...] nicht kchrënkchen, aber sÿ ist stërkchen.
Schöpper
52a
; Stackmann u. a., Frauenlob
5, 12, 19
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 151, 24
; Banz, Christus u. d. minn. Seele
1063
; Chron. Strassb.
593, 12
; Lauchert, Merswin
30, 8
; Pfeiffer, a. a. O.
139, 21
; 411, 6
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
33, 4
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
206
; Schwäb. Wb.
4, 683
; Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 63
.2.
›jm. / e. S. Schaden zufügen‹; auch: ›etw. zerstören‹; vgl.
krank
(Adj.) 7.Bedeutungsverwandte:
zerstören
Syntagmen:
den schild, die luft / wurzel, das erdreich / gold / haus k.
Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
847
(rib.
, 1444
): Da mit uch billich genoegen sal | Sonder myn huys zo krencken off zo stoeren.
Ebd.
4099
: Dat eme alle andere wapen neit eyne lijse | Noch eyne male mochten krencken.
Loesch, Kölner Zunfturk.
58, 25
(rib.
, 2. H. 15. Jh.
): sowilch man sinen schilt [...] aen deme breide krenkde [...] der sall 4 m. zo boessen gelden.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
11, 16
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): Das leben hie [...] krenckent und vergiftent die luft.
Gille u. a., M. Beheim
425, 23
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): er ist geleich dem slangen | [...] | sein grosse wider wertikait sol mich nit krangen.
Sachs
20, 494, 12
(Nürnb.
1563
): Derhalb, mensch, wo du das bedenckest, | Der hoffart wurtzel du bald krenckest.
Chron. Strassb.
112, 21
(els.
, 1362
): ich [...] habe daz ertrich gekrenket daz es unfruhtber worden ist.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 74, 4
(schwäb.
, 1491
): Der waiss wechst bas in der trucknen statt und der wiss waiss wirt minder gekrenck in der fúchti.
UB ob der Enns
9, 195, 7, 20
(moobd.
, 1377
): ob das Haws von dem fewͤr, alter oder andern sachen chrenchtt wuͤrd oder gestoͤrt.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
206
.3.
›jn. (an / in seinen Rechten) beeinträchtigen, einschränken, schädigen; ein Rechtsabkommen verletzen, brechen, mißachten; ein Gelübde brechen‹; vgl.
krank
(Adj.) 4.Phraseme:
kein härlein kränken
, eine frau kränken
.Bedeutungsverwandte:
angreifen
beeinträchtigen
beleidigen
beschädigen
1
beschweren
hindern
kümmern
mindern
niedern
schädigen
schänden
schwächen
uneren
verletzen
vernachteiligen
veruneren
verunrechten
züchtigen
Gegensätze:
höhen
Syntagmen:
einen artikel / brief / bürger / eid / punkt, eine (die) besitzung / conscienz / ere / freiheit / gabe / gewonheit / gnade / herschaft / ledigung / macht / ordnung / würde / zunft, ein erbe / gebot / gelübde / gemächtnis / gericht / gewissen / gut / handwerk / recht k.
; jn. an
(z. B. an einem recht
) / in etw.
(z. B. in den freiheiten / nützen
) k
.Wortbildungen:
kränkung
Belegblock:
Schöpper
20b
(Dortm.
1550
): Nocere Letzen verletzen verunrechten beleidigen beschedigen vernachteiligen ¶ krencken schwächen.
Große, Schwabensp.
119, 12
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): daz her daz Riche Richte bescherme an sinem Rechte / vnde he dat Rike wille hogen vnde nicht krenken.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
112, 14
(wmd.
, 1634
): Kein blättlein sie zerbeissen, | Kein härlein kränckens nicht.
Thiele, Minner. II,
28, 44
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): dorch eme enchrenche ich nemmerme | myn wyflich er, myn stedicheyt.
Kurz, Waldis. Esopus
18, 60
(Frankf.
1557
): Er sprach: dat thut mein gluͤbt nit krencken.
Gerhard, Hist. alde e
787
(omd.
, um 1340
): Sine tochter Dina [...] der vurste hochgemut, | Crenkte und ir tet gewalt.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5615
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): ab si dich vordencken | unnd dinen lumund dar umme krencken, | wi wiltu danne ym gethu?
Gille u. a., M. Beheim
234, 34
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): so vleissent sy sich ye | wider cristen gelauben hie | mit unczeitlichen worten, wie | sy den nidern und krenken.
UB Zug
1, 221
(halem.
, 1366
): were, das jeman [...] die zúnfte und die burger gemeinlich der statt krenken oder kúmbern wolte.
Chron. Augsb.
1, 150, 21
(schwäb.
, 1370
): daz wir [...] beholfen sein wollen [...] wider allermeniclich, die sie in iren erben, besiczungen, rechten, guten gewonheiten, freiheiten, gütern und nuͤtzen hinderten, schedigten oder mit gewalt krenkten.
Sappler, H. Kaufringer
9, 229
(schwäb.
, Hs. 1464
): du krenkest mir vil ser | gar oun alle schuld mein er.
Koller, Ref. Siegmunds
344, 17
(Hs. um 1474
): sye [montze] wirt gesetzt und das golt geschwechet; do seind eyd und er von gekrencket worden.
Primisser, Suchenwirt
21, 132
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Daz chrencht di pot, di got gepot.
Piirainen, Stadtr. Sillein
144b, 28
(sslow. inseldt.
, 1378
): Noch crenket [man] nymant an lantrecht noch an lehen recht.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 431, 27
; Chron. Köln
1, 5846
; Behrend, Magd. Fragen
27, 29
; Ermisch, Freib. Stadtr.
253, 18
; Chron. Nürnb.
1, 127, 15
; Heydn. maister
34v, 21
; Hör, Urk. St. Veit
109, 20
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
194, 5
; Winter, Nöst. Weist.
3, 588, 1
; Rwb
7, 1394/6
; Pfälz. Wb.
4, 543
.4.
›jn. / etw. krank machen, schwächen‹; vgl. krank
(Adj.) 1; 3; eng an 1 anschließbar.Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
schwächen
vergiften
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 497, 40
(Nürnb.
1631
): Er sach daß er der Hoͤll zu lieff, | Das hat jhn kraͤncket.
Sachs
9, 76, 27
(Nürnb.
1551
): Wen augenwe und zanwe krencken, | Dem könn wir ein segn an halß hencken.
Menge, Laufenb. Reg.
2471
(Hs. ˹nalem.
, um 1470
˺): Das die übunge sye gar | Gemessen [...] sú sol sin | Nit zeuil da sú dich krenke.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
8
(schwäb.
, 1455
): Die gifft krenckt weib und man.
Sudhoff, Paracelsus
9, 233, 10
(1531
/5
): das der mensch an seiner creatur gesunt ist, aber die welt ist der tot, die krenkt in und toͤt in.
Luther, WA
41, 369, 11
; Rieder, St. Georg. Pred.
193, 9
; v. Groote, Muskatblut
57, 61
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
206
; Schwäb. Wb.
4, 683
.5.
›sich sorgen; jn. / sich betrüben, beschweren, erniedrigen, plagen, beleidigen, herabsetzen; das Herz betrüben‹; vgl.
krank
(Adj.) 2.Bedeutungsverwandte:
vermühen
Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
165, 3748
(Magdeb.
1608
): WEnn ich dis alles wolt bedencken | Vnd mit solchen sorgen mich krencken.
Opitz. Poeterey
45, 17
(Breslau
1624
): Wer wuͤndtschet kraͤnckt sich jeder zeit / Wer todt ist / ist ohn alles leidt.
v. Ingen, Zesen. Ged.
389, 30
(Breslau
1641
): Mein liebster Schatz in meinem Hertzen | Er macht / daß ich mich stuͤndlich kraͤnck.
Pyritz, Minneburg
4402
(nobd.
, Hs. um 1400
): Ich sprach: du solt dich nicht krenken | Dar umb und niht betruben.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
7, 48
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): die zornlikeit, das ist die kraft der sel [...] die ist nü enseczt und verworffen und gekrenckt.
Bihlmeyer, Seuse
381, 26
(alem.
, 14. Jh.
): daz kein úwer schefli gekrenket werde an siner sele.
Rieder, St. Georg. Pred.
84, 6
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): daz [hertz] wirt me gekrenket denn gesterket.
Bachmann, Morgant
66, 25
(halem.
, 1530
): so gar hat er daz hertz kränckt uß ursach der schnellen verrendrung des leidtz in fröud.
Schmidt, Rud. v. Biberach
82, 7
(whalem.
, 1345
/60
): ob der geist nv̌t wirt vber wunden gentzlich vnd ertoͤdet, so wirt er dicke doch gekrenket und vermuͦt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 5, 7
(schwäb.
, 1471
): Ach, senen krencket mich so hart | Nach dir, mein liebste frawe zart.
Langmantel, Schiltb. Reiseb.
56, 11
(oobd.
, n. 1427
): Dein hocher mut [...] der sol gekrengkt werden an dir und an aller deiner macht.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2800
; Froning, Alsf. Passionssp.
2905
; Opitz. a. a. O.
24, 3
; Thiele, Minner. II,
13, 109
; Koppitz, Trojanerkr.
21549
; Haltaus, a. a. O.
1, 7, 8
.6.
›etw. (das Unrecht) verhindern, abwehren‹.Belegblock:
Große, Schwabensp.
119, 9
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): her [...] sal in den eit vier dingh nemen / dat her dat recht sterke / vnd daz vnrecht krenke.
Leman, Kulm. Recht
2, 2, 22
; Piirainen, Stadtr. Sillein
62, 36
; 142, 39
.7.
›sich nach jm. / e. S. sehnen‹.Belegblock:
v. Ingen, Zesen. Rosenw.
49, 56
(Hamburg
1642
): Wer will mag immer toll sich krencken | Nach Reichthum trachten fuͤr und fuͤr.
Goedeke u. a., Liederb.
20, 8
(Nürnb.
1539
): das herz in mir | krenket sich nach dir.