kompas(t),
der
;
aus
ital.
conpasso
›Zirkel‹
; dies zu
lat.
-passus
›Schritt‹
(
Duden, Das gr. Fremdwb.
1994, 1994, 746
).
1.
›Vollzug von Prozeßhandlungen, besonders Zeugenverhören, durch ein Gericht für ein anderes‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
˹
compasbrief
,
compasschreiben
˺ ›Antrag auf den Vollzug einer Prozeßhandlung für ein anderes Gericht‹ (dazu bdv.:
befelbrief
 2,
botbrief
,
commissionsbrief
,
compulsorialbrief
,
forderbrief
,
hilfsbrief
).

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
101, 13
(
Mainz
1509
):
von eine͂ cõpaßbrieff mitsampt den jngelegten artickeln dauõ sol iiij schilling dem gerichtschryber [...] gegeben werden.
Ders., Ref. Wormbs
38, 7
(
Worms
1499
):
so soll der selb zügenfürer [...] fürdernus oder Compaßbriefe bithen oder begeren.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
82, 5
(
Bamb.
1507
):
Auch [...] Compulsorial- oder Compassbrieff zu geben, bieten, dardurch die zeugen zu der sage bracht werden moͤgen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 695, 53
(
schwäb.
,
1585
):
so soll der amman oder daß gericht an den andern amman oder gericht [...] bott- oder compassbrieff außgehen lassen.
Rintelen, B. Walther
27, 16
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Doch das der obsigendt / Thail dem Grundtherren von dem Gericht [...] ein ordenlich Compaß zubring.
Ebd.
118, 5
:
Wann einer sein Sibtschaft [...] beweisen will, soll er dieselben Zeugen durch ordenliche Forderbrief oder Compaß fordern.
Mell u. a., Steir. Taid.
69, 25
(
m/soobd.
,
1596
; Hs.
1. H. 17. Jh.
):
Für ain compaßschreiben zeugen zu verschaffen dem grichtsschreiber 24 d.
Köbler, Ref. Wormbs
38, 17
;
Chron. Nürnb.
4, 429
A.;
Gehring, a. a. O.
275, 30
;
Schöpper
97b
;
Schwäb. Wb.
4, 598
;
Rwb
7, 1196/8
.
Vgl. ferner s. v.
befelbrief
 2.
2.
›Gerät zum Bestimmen der Himmelsrichtung, Kompaß‹; ütr.: ›Richtschnur, Wegweiser‹.
Bedeutungsverwandte:
quadrant
 2,
sonnenur
,
sonnenzeiger
,
zirkel
.
Syntagmen:
den k. verdrehen; nach dem k. gehen, sich nach dem k. richten
.
Wortbildungen:
compaszirkel
.

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz
166, 22
(
preuß.
,
1578
):
wie wol ich nach dem compas gehen liß die gerade so vil moglich.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
96, 3
(
Frankf./M.
1568
):
In dem Compast ich sehen kan | Wo wir im Meer jrr gfaren sind.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
127, 18
(Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
darumb ich faß | mit dem compaß | das stundt glas thue ich wenden.
Mieder, Lehmann. Flor.
781, 28
(
Lübeck
1639
):
Wenn man etwas wil verboͤsern vnd verderben / so muß man ein Wurm in Handel setzen [...] den Compaß oder das Ziel verdrehen.
Sachs
1, 364, 6
(
Nürnb.
1531
):
ir schiflein [...] richtet sich auch umb und umb | Nach dem compast, dem Gottes wort, | Das zeygt ihm rechten weg und port.
Ebd.
23, 275, 12
(
1565
):
In dem campast ich sehen kon, | Wo wir im mer irr faren sind.
Barack, Zim. Chron.
4, 158, 13
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Graf Göttfridt [...] hat [...] vil kurzweil und frewdt gehapt mit grosen helfenbainin compassen.
Bauer, Geiler. Pred.
18, 19
(
Augsb.
1508
):
Geleich als daßs staͤchlin zinglin in dem compaßs / dass vornen ain wenig bestrichen ist mit ainem magneten.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2184
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein klein gefiert uhrl [...] thut man das platt ab, ist ein sonnenuhr und ein compas darauf.
Ebd.
2204
:
Ein ander compas circul [...] von eysen.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 290, 1
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 25
;
Sudhoff, Paracelsus
8, 300, 37
;
Bauer, u. a., a. a. O.
2167
;
Starzer, Qu. Wien
1, 5, 5814, 396
;
Maaler
376v
;
Henisch
611
;
Schwäb. Wb.
4, 598
;
Dietz, Wb. Luther
1, 377
;
Patocka, Salzwesen.
1987, 106
.
Vgl. ferner s. v.
alabanda
.