knüttel,
der
;–/-Ø
.1.
›(Holz)stück, starker Stab‹; als Verteidigungswaffe oder Strafinstrument gebraucht, auch als Hirtenstab; Hunden als Mittel der Bändigung angehängt (s. die Syntagmen und Belege).Phraseme:
jn. durch die knüttel jagen, jn. durch knütler wald füren
›jn. Spießruten laufen lassen‹.Bedeutungsverwandte:
bengel
flegel
keule
knebel
knüppel
kolbe
sper
spies
stab
stecke
Syntagmen:
einen k. aufwinden / schneiden, einem hund einen k. anhängen, an den hals binden; jn. / etw. mit einem k. austreiben / bläuen / schlagen / streichen / wunden, auf den k. schweren, mit knütteln werfen; k. von eisen; birkener / eichener / grosser / weidener k.
Wortbildungen:
knütlerwald
knüttelächtig
knüttelhübsch
knüttelminne
knütteln
knüttelschlag
knüttelstrafe
bengelstrafe
knüttelsuppe
Belegblock:
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 369, 11
(Frankf.
1563
): der jüngling [...] kondte sich erschrocken nit wehren, derhalben ihm diese morgen- und knüttelsuppen übel bekam.
Froning, Alsf. Passionssp.
7612
(ohess.
, 1501ff.
): loß vorbaß dyn klaffen, | das ich dich nicht bas darff dreffen | adder mit eym knittel streichen.
Feudel, Evangelistar
48, 4
(omd.
, M. 14. Jh.
): do quam Judan der czwelfer eyner unde mit ym vil scharen mit swerten unde mit knuttelen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
153, 36
(thür.
, 1474
): darzu drey slege mit eynem knottel geslagen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
257, 34
(osächs.
, 1570
/7
): stecke birkene oder weidene knüttel [...] ehlen tief gedrange in die erden.
Luther, WA
17, 2, 151, 32
(1525
): Der knuͦttel ist dem hunde an den hals gebunden.
Henschel u. a., Heidin
1676
(nobd.
, um 1300
): Hin zv velde er do reit | Dri knvttel er do sneit.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
51, 3
(nobd.
, 1341
/2
): Wer auch den andern sleht mit zalbaumen oder mit knuteln [...] der sol 8 wochen rumen die stat.
Gille u. a., M. Beheim
99, 309
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): etlichen slug man daz hirn ein | mit knuteln, keuln und flegeln.
Thiele, Minner. II,
13, 361
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): man solt sie billich bluwen | mit knütteln gros.
Wiessner, Wittenw. Ring
1049
(ohalem.
, 1400
/08
): sein knüttel was von eisen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 89, 42
(schwäb.
, 1471
): Wie knüttelhübsch dunckt sich der knab, | Er zämt sich hoch ze aller frist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
333, 24
(oobd.
, 1349
/50
): von des paums holz macht man gar guot knütel ze kämpfen und ze vehten.
Klein, Oswald
102, 37
(oobd.
, 1427
?): Ir treue, die was hol | zwar das vernam ich klaine, | bis das ich ward durch knüttler wald | gefüret vast unraine.
Dirr, Münchner Stadtr.
525, 6
(moobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Swer iemant wundet fliezzender wunden mit steken oder mit knuͤteln [...] der geit dem richter 10 sol dn.
Niewöhner, Teichner
614, 84
(Hs. ˹moobd.
, 1469
˺): aber mit der knutel mynn | wart sy pestat und geraint.
Winter, Nöst. Weist.
1, 235, 27
(moobd.
, A. 16. Jh.
): ob ein herter verluer ein viech [...] so sol er [...] schweren bei seinen aiden auf seinen knuttl.
Ebd.
3, 681, 6
(Hs. 1. H. 15. Jh.
): hat ain vogt von wandel wegen von zukchen [...] stainwurf knüttelsleͣg, was solher wandel geschëhent, die stënt unserr herschaft leͣuten pei sechzig phenning.
Piirainen, Stadtr. Sillein
48, 23
(sslow. inseldt.
, 1378
): Von dem gesworen manne der eynen man vmb eynen faust slac oder knutel slac beclaget wirt.
Mollay, Ofner Stadtr.
190, 5
(ung. inseldt.
, 1. H. 15. Jh.
): Man sol sÿ mit knoͤtteln dar von schlaen vnnd In dem pranger setczen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
333, 2277
; Schmitt, Ordo rerum
235, 25
; Küther, UB Frauensee
386, 33
; Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
22, 52
; Luther, WA
30, 3, 471, 4
; 32, 236, 14
; Gille u. a., a. a. O.
318, 31
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
4, 85, 5
Var.; Schlosser, H. v. Sachsenh.
3575
; Bastian u. a., Regensb. UB
420, 4
; Niewöhner, a. a. O.
543, 31
; Gierach, Märterb.
2035
; Winter, a. a. O.
1, 729, 27
; Kummer, Erlauer Sp.
3, 599
; Voc. Teut.-Lat.
r jr
; Maaler
58r
; 247r
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
280
; Stieler
1, 998
.‒
Vgl. ferner s. v. aufwinden
, austreiben
2, jagen
3.2.
›Geschwulst, Auswuchs‹.Bedeutungsverwandte:
drüse
geschwulst
tüssel
Belegblock:
Dasypodius
360r
(Straßb.
1536
): ein Knüttel oder düeffel bey den oren / oder in dem schlund / odder vmd die gemaͤcht vnd schamm.
Maaler
93v
; Schweiz. Id.
3, 768
.3.
›Knöchel an der Hand‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. knöchel
Belegblock:
Bobertag, Eulensp.
141, 9
(Straßb.
1515
): da zuckt er die hand wider zuͦ im da waren im die knittel besudelt.