klaue,
die
;–/-n
;zu
große Schreibvarianz.mhd.
klâ, klâwe
›Kralle‹
(Lexer
); 1, 1595
1.
›Kralle eines Vogels, eines Säugetiers‹; metonymisch auch: ›Fuß, Tatze‹; ›Hufe des Hornviehs‹; als Synekdoche: ›(Stück) Hornvieh‹ als Grundlage der Strafzumessung bei Tierschaden oder als Abgabe; daran wiederum tropisch anschließbar: ›Zwangslage, Klemme, Griff des Teufels, des Todes‹.Phraseme:
(nicht) eine klaue
›überhaupt nichts‹; etw. in der gespaltenen klaue treffen
›etwas genau treffen‹; die klauen saugen
›hungern‹.Bedeutungsverwandte:
fusnagel
horn
hufe
klaber
nagel
zehe
klatte
Syntagmen:
die klauen abziehen / aufklemmmen / ausbreiten / herfürlassen / wegtun; etw. / jn. aus den klauen lassen, etw. in js. klauen bringen, jn. / etw. in seinen klauen ergreifen / haben / halten / nemen, jm. in die klauen geraten, in js. klauen fallen, jn. mit den klauen drücken / meistern, etw. mit den klauen fassen / heften / tappen; klauen des drachens / geiers / teufels / vogels / zweifels, der katze, des pferdes / schweins; erene / gesalzene / geschärfte / gespaltene / geteilte / greuliche / krumme / lange / räubische / scharfe / spitzige / ungeheure / wiederkrümte klauen
.Wortbildungen:
klauengeld
klauenkle
klauenleder
klauenschmalz
klau(en)steuer
klau(en)zol
klauvieh
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
13589
(preuß.
, um 1330
/40
): von dem roube slugin | menlich al der Pruzin schar | behaldinde ir vie vil gar | daz ni abquam ein clawe.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
45, 24
(preuß.
, 1413
): 1 tonne claen
›Fleisch vom Hornvieh‹
gesolczet. Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8446
(rib.
, 1444
): Myns pertz clauwen greyff sij mit den tzenden | Ind dede id hyncken an beiden enden.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 171, 34
(hess.
, 1538
): so ist kontbar, das not ist, das man den underscheid in der gespalten klauen treff.
Hübner, Buch Daniel
5874
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Nach den drin tieren quam, | Dem die zene yserin | Waren, und die claben sin, | Vraz, reiz, beiz.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
4343
(Zwickau
um 1540
): Die klawen muͤst ihr saugen all zumal.
Keil, Peter v. Ulm
267
(nobd.
, 1453
/4
): Nym von einem geyren die claen vnd seinen snabel, prenn es zu puluer.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
124, 27
(nobd.
, n. 1525
): soll kain burger [...] kain cloengelt und clain zehenden geben.
Sachs
21, 217, 35
(Nürnb.
1563
): Derselb [...] | den bawren grimmig anplatzt, | Sein hals und sein angsicht zerkratzt | Mit seinen spitzigen klaen scharff.
Bihlmeyer, Seuse
40, 23
(alem.
, 14. Jh.
): er machet als grúlich krezze, als ob in ein ber under sinen spizigen klawen heti zerkrawet.
Chron. Strassb.
282, 7
(els.
, A. 15. Jh.
): in den selben 7 monoten wuͤhsent dem künige klowen an den vingern und an den zehen also eime tiere.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 253, 19
(Straßb.
1466
): Ein cloe belaib nit von den dingen die vns sint notturftig zuͦ dem dienst vnsers herrn gotz.
Morrall, Mandev. Reiseb.
153, 18
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): er hät der vordren gruͤwel clauwen als lang [...] als ain ochsen horn wann man guͦt horn machet uß sinen clauwen.
Müller, Nördl. Stadtr.
280, 9
(schwäb.
, 1522
): Entschaid zwischen den girtlern [...] und schuhmacher [...] des ableders, hels, klaen und fuderleders halben.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 13, 20
([Augsb.
] 1523
): Jch will dein horē eysin machē vn̄ dir erine klawē gebē / da mit du vil voͤlcker zerreiben migest.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
130, 2
(oobd.
, 1349
/50
): die hinden gepern kälbel, der hüetent si [...] und verpergent si in den stauden und maisternt si mit den klâen, daz si dar under beleiben.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
47, 14
(noobd.
, 1347
/50
): ez fuͤrging denne deu letst clo des gekruͤmten ohsen mit seiner gepogenn knischeiben.
Leidinger, V. Arnpeck
563, 12
(moobd.
, v. 1495
): Wir [...] verjehen offenlich [...] das wir durch etlich unser noturft haben abgenomen ain closteur ab der pfaffhait güter.
Winter, Nöst. Weist.
1, 326, 6
(moobd.
, 1648
): So ein viech in weingährten kommet, ist die straff von ieder klaw 4 ℔ und den schaden absonderlich zu bezallen schuldig.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
492, 46
(m/soobd.
, A. 17. Jh.
): solle sich niemants unterstehen [...] ainich anders klaaviech seinem nachbern oder andern aufzukern.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
46, 7
; Knape, Messerschmidt. Bris.
35, 91
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
604, 3106
; Luther, WA
41, 451, 27
; Pyritz, Minneburg
5087
; Ott-Voigtländer, Rezeptar
205r, 21
; Koppitz, Trojanerkr.
11752
; Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
35, 28
; Pfeiffer, a. a. O.
202, 15
; Gereke, Seifrits Alex.
763
; Herzog, Landsh. UB
167, 40
; Drescher, Hartlieb. Caes.
305, 2
; Qu. Brassó
5, 539, 33
; Maaler
245r
; 496v
; Mylius
C 8v
; D 3v
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
276
; Stieler
1, 971
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
196
; Pfälz. Wb.
4, 281
; Schwäb. Wb.
4, 460/2
; 6, 2315
; Schweiz. Id.
3, 705
; Rwb
1070
; 1072/3
.‒
Vgl. ferner s. v. abschrecken
1, abziehen
15, ächterin
3, anblik
4, 1
ar
3, aufspitzen
2, igel
4.2.
›Werkzeug in der Form einer Klaue‹.Belegblock:
Ziesemer, Gr. Ämterb. 663 A.
1
(preuß.
, 1435
): 1 odirkemel, klowe, 1 nithamer.
3.
›Ende einer Zaunrute‹.Bedeutungsverwandte:
ort
spitze
Belegblock:
Winter, Nöst. Weist.
1, 470, 4
(moobd.
, M. 15. Jh.
): wo man das viech aus und ein treibt, sol er di kla oder di örter an den zaungertn hineinkeren.
Ebd.
2, 218, 23
; 954, 2
.4.
ein Maß für Waldnutzungsrecht, Berechtigungsmenge an Holz.Syntagmen:
k. holz
.Belegblock:
Vorarlb. Wb.
2, 84
(a. 1534
); Rwb
7, 1070
(a. 1488
).