kessel,
kesse
(letztere Form alem.),
der
 ;
-s/-Ø
.
1.
›Behälter, Gefäß mit Henkel für verschiedene Zwecke‹, insbesondere als Abgabe, zur Folter, Strafe.
Zur Sache (Rechtsrelevanz des Kessels): Rwb
7, 782
 f.
Phraseme:
seinen kessel aufhängen
als Zeichen der Niederlassung;
jm. den kessel abhauen
markiert den Verlust der Bürgerrechte;
den großen kessel überhängen
›viel Wesens machen‹;
jn. in einen kessel hauen
›jn. fertigmachen‹;
die säue in den kessel stossen / treiben
›sich durch Unredlichkeit einen fetten Braten verdienen‹;
geld an kessel geben
›durch Zahlung an die Zunftbüchse Zunftrechte erhalten‹;
an den wallenden kessel greifen
Gottesurteil;
aller kessel sein
›von allen mißbraucht werden‹;
alter kessel
›altes Weib‹.
Bedeutungsverwandte:
eimer
 1,
fas
,
flasche
,
geschir
 6,
1
groppe
,
1
hafen
 1,
hausrat
 1,
schale
,
schüssel
,
tiegel
 1,
tonne
 1,
1
topf
 1; vgl.
becken
(
das
) 1,
kachel
 1,
kanne
,
2
katze
,
pfanne
 1.
Syntagmen:
einen k. bletzen / einmauern / flicken / geben / heizen / kaufen / leihen / machen / nemen / tragen / versetzen; einem k. wetun
(›schaden‹);
an einen k. lenen, etw. aus einem k. giessen, jn. in einen k. setzen, ˹jn. in einem k. sieden, mit dem k. richten, zum k. erteilen
jeweils jn., besonders Falschmünzer, hinrichten‹˺,
etw. in einen k. legen / schütten / tun / werfen, in einen k. greifen, etw. in einem k. abseihen / brauen / kochen / sieden / wärmen; k. mit öl / wasser, k. von stein, zum brunnen / schmalz / unschlit, zu milch, zu der wäsche; eimeriger / eingemauerter / erener / grosser / heisser / kleiner / kupferner / lauer / messingener / neuer / ramiger / schwarzer / strudelnder / süttiger / warmer / weisser / zinnener k.
Wortbildungen:
kesselampt
(a. 1484),
kesselbier
›häufig mit Brauverbot belegtes, privat hergestelltes Bier, Hausbier‹,
kesselbletzer
(a. 1512),
kesselboden
,
kesselbraun
(a. 1558),
kesselbret
,
kesselbrief
eine Verordnung gegen
keslerei
(seit 1561),
kesselbüsser
,
kesseldreifus
,
kesselessen
(17. Jh.),
kesselfus
,
kesselgebratenes
(a. 1629),
kesselgeld
(dazu bdv.:
halbtalergeld
,
umgeld
; 17. Jh.),
kesselhafe
,
kesselhake
›Aufhängevorrichtung über der Herdstelle, ein Übereignungssymbol‹,
kesselhal
›Kesselhaken‹,
kesselhandwerk
(a. 1509),
kesselhänge
(a. 1375),
kesselherre
›mit der Unterhaltung des gemeinsam genutzten Kessels auf der Alp beauftragter und dadurch bevorrechtigter Alpgenosse‹ (a. 1536),
kesselhut
›Sturmhaube‹,
kesselkäse
,
kesselkette
,
kesselknecht
,
kesselpauke
(a. 1578),
kesselrecht
(a. 1536),
kesselrichter
(a. 1508),
kesselring
,
kesselschläger
(dazu bdv.:
kupferschläger
),
kesselschmied
,
kesselschmiedknecht
,
kesselsud
,
kesseltopf
,
kesseltrommel
,
kesselwal
›siedender Kesselinhalt‹,
kesselwäsche
(16. Jh.),
kesselwerk
,
kesselwurst
(a. 1554).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
47, 5
(
preuß.
,
1415
):
4 kesselhol und 3 kellen.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 491, 37
(
preuß.
,
1506
):
unser stett bechlagen, das eczlich [...] pawersleut eynczell scheffel in kesseln brewen.
Ebd.
614, 35
(
1517
):
das etzlich vom adel, freyen und schulzen kruge vorlegen, brewen und machen kesselbir.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 575, 3
(
rib.
,
1498
):
wie im [...] etlich kesselwerk, hei gen Franckfort in die misse fueren woulde, [...] anme zolle ufunthalden [...] worden sei.
Buch Weinsb.
2, 142, 1
(
rib.
,
1565
):
vor das dicke kesselbret 16 alb.
Schoop, Qu. Düren
175, 41
(
rib.
,
1582
):
sollen alle kannengiesser, goltschmidt und kesselbusser hinfuro [...] das ganze ambacht gelden.
Lau, Qu. Neuß
268, 9
(
rib.
,
1592
):
Ein kesselschleger soll zu seinem meisterstuck [...] einen pott machen.
Struck, Klöster
404, 10
(
mosfrk.
,
1564
):
In der badtstuben: 1 ingemauerter keßel.
Hertel, UB Magdeb.
3, 565, 4
(
nd.
/
omd.
,
1495
):
dornach derselbige Wolter [...] acht pfundt gemachter und geschabter kessel von kupfer kawfmans werung [...] entrichten sal.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
109, 17
(
thür.
,
1474
):
zcwey begken [...] eyn cleyne kessel unde eyn kesselhagke.
Hertel, Hall. Schöffenb.
2, 328, 18
(
osächs.
, zu
1432
):
daz her [...] vz den jodin geloszt hat vor drittehalbin guldin alse eyn kessil [...] vnde silberene vorgulte kleyne schelchen.
Palm, Veter Buoch
15, 5
(
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
sie was als man sprich ir aller kezzel.
Gille u. a., M. Beheim
99, 251
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die dek ober dem kessel waz | durch löchert, das aim menschen das | haubet da durch macht raichen.
Sachs
16, 487, 13
(
Nürnb.
1562
):
Daß ihm [...] | Der kessel selb wird abgehawen | Und ihm verboten werd das hauß.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
319, 19
(
els.
,
1362
):
er [...] wart in einen kessel fol siedendes oleyes geseczet.
Lemmer, Brant. Narrensch. 2, V
3, 10
(
Basel
1494
):
Wer sich vff gwalt jm radt verloßt | Und henckt sich wo der wint har bloßt | Der selb die suw jnn kessel stoßt.
UB Zug
293, 8
(
halem.
,
1398
):
es sigen pantzer, huben, kessel huͤtte, harschen armzúg, und was harnesch ist.
Stammler, Berner Weltger.
641
(
ohalem.
,
1465
):
Sy wellent üch sieden alle | Jn dem helschen kessel walle.
Müller, Nördl. Stadtr.
261, 24
(
schwäb.
,
1484
):
wa iemand [...] in ir zunft bleiben wölt, der solt [...] 4 pfenning an kessel geben.
Barack, Zim. Chron.
1, 584, 38
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Do wir in kessel hawen | Wellen dich ufs hechst | Und deinthalb uf das best | Dich wellen ussbraiten.
Winter, Nöst. Weist.
390, 18
(
moobd.
,
1450
):
man sol kainen anderen kessel auf unser aigen entlechen, welcher das thuet [...] der selbig ist ze wandel für ain ieden kesselsüd 3 ℔.
Zingerle, Inventare
165b, 20
(
tir.
,
1474
):
Zwei kesslhäfen dem gesindskoch.
Ebd.
166b, 12
:
ein grosser kessl zu dem schmaltz vnd v̈nslit vnd ein kessl zu der wesch vnd ein eingemaürter kessl zu der sechten.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
288, 21
;
ders. Marienb. Ämterb.
48, 23
;
80, 26
;
82, 3
;
Große, Schwabensp.
163, 24
;
Schmidt, St. Kastorst.
2, 279, 41
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
148v, 25
;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
124, 8
;
Chron. Nürnb.
2, 314, 4
;
Bihlmeyer, Seuse
48, 5
;
427, 10
;
Rieder, St. Georg. Pred.
128, 21
;
Barack, Teufels Netz
10868
;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
20, 21
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1953
;
Chron. Augsb.
1, 133, 33
;
Winter, a. a. O.
390, 27
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
287
;
834
;
Zingerle, a. a. O.
47b, 10
;
Voc. inc. teut. n
ijr
;
Maaler
242v
;
Apherdianus
189
;
Stieler
1, 913
;
Brinckmeier
1, 1090
;
Dief./Wü.
696
;
Schwäb. Wb.
4, 350/4
;
6, 2290
;
Vorarlb. Wb.
2, 59
;
Öst. Wb.
3, 784
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 163
;
Lehmann, Rezeptb.
203
.
Vgl. ferner s. v.
abseihen
 2,
achsel
 5,
alsdan
,
anschneiden
 1,
aufheben
 27,
aufsieden
,
ausherten
,
bächen
,
bachhaus
,
bachpfanne
,
badbecke
,
baden
 1,
badkessel
,
badstube
,
bakgeräte
,
baustadel
.
2.
›natürliche oder künstliche Vertiefung eines Geländes‹.

Belegblock:

Schwäb. Wb.
4, 352
(a. 
1346
;
1634
).