1
katze,
die
;
-n/-n
.
1.
›Hauskatze beider Geschlechter‹; gelegentlich auch Bezeichnung für andere Raubtiere der Katzenfamilie; im Volksglauben Begleitung der Hexe, auch ›Teufel‹; verschiedene dem Tier zugeschriebene Eigenschaften (Falschheit, Reinlichkeit, Gewandtheit) bilden die Grundlage für eine große Zahl von Phrasemen sowie für viele Komposita.
Phraseme
(und Raa.; Auswahl):
die katze schreit alle tage reue; der katze den käse vertrauen; hüt dich vor der katze; katzen lecken vorne, kratzen hinten; sich abdrehen / abziehen mit eren wie eine katze aus dem taubenhaus; die katze bringt eine bache
›etwas Unwahrscheinliches geschieht‹;
die katze lacht die maus an
;
die katze läst das mausen nicht
;
der katze schellen anhängen
›vor einer unmöglichen Aufgabe stehen‹;
der katze gehen die haare aus
›es wird ernst‹;
wie katze und hund gegeneinander sein
;
wie die katze der maus glauben halten; wie die katze aus dem haus, so reihen sich die mäuse
;
die katze wird das beste vieh
›man kommt auf den Hund‹;
sich mit den katzen beissen
›streiten; fremdgehen‹;
die katze puzt / schmückt sich
für Schönrednerei;
jm. läuft die katze den rücken hinauf; jm. tut die katze am rücken ach
u. ä. ›Angst haben‹;
jm. eine katze vor der tür hängen lassen
ein Zeichen, daß der Weg (zu einer Frau) frei ist; alte Rechtsbräuche wiederspiegeln sich in:
eine katze halten / heben
›eine harte Strafe erleiden‹;
die katze durch den bach ziehen lassen
›verlieren und die Kosten zahlen müssen‹.
Syntagmen:
eine k. braten / entweiden / fangen / jagen / schinden / streichen; einer k. die haut abziehen; betriegliche / böse / feiste / geschnittene / junge / kristallene / listige / reine / schwarze / tote / wilde k.
Wortbildungen:
katzen
1 ›streiten‹,
katzenbank
(a. 1524),
katzenbret
›Pult‹ (dazu bdv.:
buchkänsterlin
,
schreiberbret
; 15. Jh.),
katzendrek
,
katzenehe
(a. 1616),
katzenfresser
(A. 16. Jh.),
katzengalle
,
katzengebeisse
(a. 1590),
katzengebis
(dazu bdv.:
geschrei
,
tumult
,
zweiung
; a. 1642),
katzengerenne
›Streit‹,
katzengeschmeis
für schlechtes Fleisch (2. H. 15. Jh.),
katzengeschrei
(im Beleg mit Anspielung auf
ketzer
),
katzengrau
(um 1600),
katzengülden
›geringwertige Münze‹ (a. 1408),
katzenhaupt
›Vogelscheuche‹ (2. H. 15. Jh.),
katzenhirn
›betäubendes Mittel, Aphrodisiacum‹,
katzenjunker
(a. 1604),
katzenkopf
(a. 1588),
katzenkürse
,
katzenloch
(a. 1503),
katzenlunge
,
katzenmist
,
katzenpfennig
›geringwertige Münze‹ (a. 1535),
katzenquark
(a. 1586) abwertend: ›Mist‹,
katzenschinder
abwertend: ›Kürschner‹,
katzenschmalz
,
katzenschmer
, jeweils ›ausgelassenes Fett der Katze‹,
katzenschweif
(a. 1621),
katzenspeise
,
katzensprung
,
katzenstrebel
ein Kampfspiel ›Tauziehen‹,
katzenstreicher
›Schmeichler‹,
kazstreichen
›hinterlistig streicheln‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
14113
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz sie den mannen zarten | Und sie die man katzstreichen | Mit suzen worten weichen.
Chron. Köln
1, 3129
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Da wart gedain sulch katzen sprunck | van luden beide alt ind iunck.
Ebd.
2, 615, 18
(
Köln
1499
):
so vunden si niemans in dem huisse / noch katze noch muis.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
46, 28
(
omd.
,
1487
):
Ehliche lew̌te [...] gemeinlich einander gloǔben haldenn wÿe dÿe katze der maǔß.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
92, 33
(
osächs.
,
E. 16.
/
M. 17. Jh.
):
schmiere inwendig die rahmen und thür im hünerhause mit fuchs- oder katzengalle.
Ebd.
224, 16
:
Nim [...] darunter etzlich katzenschmalz.
Luther, WA
30, 3, 288, 19
(
1531
):
Ey putz dich, schmuͤck dich, ketzlin, Es werden uns geste komen!
Ebd.
51, 651, 177
(
um 1535
):
Hut dich fur den katzen | Fornen lecken / hinden kratzen.
Lichtenstein, Lindener. Katzip.
338
(o. O.
1558
):
daß die studenten [...] einen stäten krieg mit einander haben, gleich wie mit den kürßnern, die sie katzenschinder nennen.
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 173, 14
(
obd.
1525
):
du muͤstest sicher die katze heben. si wurden dich warlich für ein kätzer verbrennen laßen.
Chron. Nürnb.
3, 148, 23
(
nobd.
,
1488
):
wann es nit lenger mocht besteen, dann die katz schrai alle tag rew.
Fastnachtsp.
48, 5
(
nobd.
,
v. 1486
):
So sprechens, ich sull flux mit ir katzen.
Ebd.
346, 1
(
n. 1494
):
[ich] redt mit ir gar hübschlich und schan | Das sie mir mein esel sollt ein than | Und ließ mir die kotzen vor der thür hangen.
Ebd.
788, 9
(
15. Jh.
):
Mit katzenlungen und kuttelfleck | Woll wir euch paid ümb treiben.
Keil, Peter v. Ulm
85
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym huntzsmaltz vnd dachssmaltz vnd hirsen vnslit vnd katzensmaltz.
Sachs
17, 269, 28
(
Nürnb.
1562
):
Wolt ir also verschwenden auß, | So wird die katz das beste viech.
Ebd.
23, 96, 17
(
1556
):
Das sich dein mueter auch hat pissen | In jungen tagen mit den katzen.
v. Keller, Ayrer. Dramen
2646, 30
(
Nürnb.
1610
/
8
):
volle Sau, ich thu es nit | Du must mir erst recht Katzen halten.
Barack, Teufels Netz
3948
(
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Darnach züch ich mit dir den katzen strebel | In der vinstri und in dem nebel.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
209v
, 14 (Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim hengstes / marg vnd tachsses schmer vnd kaczen / smer.
Fuchs, Murner.
4
Ketzer 4351 (˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Die katz am rucken thett jm ach.
Kurz, Murner. Luth. Narr
4449
(
Straßb.
1522
):
wie dem luther sein leib fal mit einem katzen geschrei begangen würt.
Goedeke, Fischart
3900
(
Straßb.
1594
):
wer da ist am maisten schwach | der zieh die katz dann durch den bach.
Bächtold, N. Manuel. Barb.
151, 491
(
Zürich
1526
):
Die katz hangt ietz ganz voll‘ schellen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4663
(
schwäb.
,
1453
):
es was ain mus, | Die jocht ain kacz hin von dem schmer.
Koller, Ref. Siegmunds
240, 11
(Hs.
um 1474
):
dyeweyl dye katz slefft, so regiren dye meüße.
Barack, Zim. Chron.
4, 53, 19
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
seine nachpaurn [...] vermaint, es seie im von obgedachtem Hudel katzenhürn zu esen geben worden.
Ebd.
4, 125, 5
:
Do lief dem knecht die catz den rugken ufhin und wolt lenger nit bleiben.
Chron. Augsb.
8, 136,
A. 2 (
schwäb.
, zu
1561
):
es fieng [...] ain seltzams katzengerenn und krieg an mit dem neuen bischoff.
Weitz, Albich v. Prag
139, 20
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
nym ponpluͤ gemengt mit kaczen dreck, es zeucht aus.
Qu. Brassó
5, 564, 10
(
siebenb.
,
1616
):
Mit dem Herrn Cosmanno aber haben mir rechtschaffen die Katze durch das Wasser gezogen.
Mieder, Lehmann. Flor.
425, 1
;
Chron. Köln
2, 596, 2
;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
2, 245, 4
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
170, 10
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
48, 23
;
Ermisch u. a., a. a. O.
224, 15
;
Luther, WA
10, 1, 1, 7, 2
;
30, 3, 283, 36
;
54, 73, 19
;
Fastnachtsp.
618, 25
;
867, 10
;
Sachs
9, 366, 27
;
17, 20, 22
;
Bell, G. Hager
510, 2, 3
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
52, 11
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
33,
V 3;
110, 9
;
Fuchs, Murner. Geuchmat
722
;
Sudhoff, Paracelsus
2, 483, 22
;
Barack, a. a. O.
4, 189, 5
;
Weitz, a. a. O.
161, 1
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
540
;
Pausch, Ital.-Dt. Sprachb.
114
;
Diefenbach
255b
;
443a
;
Stieler
1, 934
/5;
Rwb
7, 563
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
190
;
Martin/Lienhart
1, 484
;
Schwäb. Wb.
4, 264
/73;
277
/9;
281
/2;
6, 2276
/8;
Schweiz. Id.
3, 413
;
582
/90;
11, 1928
;
Dalby, Lex. MHG Hunt.
1965, 117
;
Telle, P. Hispanus.
1972, 323
;
Wolf, Mathesius.
1969, 88
;
359
.
Vgl. ferner s. v.
abdrehen
 2,
abziehen
 15,
affe
 1,
1
an
 12,
anhenken
 1,
art
(
die
) 9; 12,
aufmutzen
 1,
aufspülen
,
ausrichten
 5,
ausschläufen
 3,
bach
 2,
bache
 1,
baldrian
,
balg
 1,
papagei
,
bärenschmer
,
bargschwein
,
1
barn
 2,
passion
 5,
pastetenbek
,
bauchdiener
,
baumwolle
 1,
bedeuten
 6,
1
befelen
 3,
beissen
(V., unr. abl.) 8,
iltis
 1.
2.
›Belagerungsmaschine, Kriegsgerät‹; auch ›Schirmdach‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachverwandt):
1
bleide
,
ebenhöhe
,
gewerf
 3,
gezeug
(
das
) 3,
1
leiter
 4,
mange
(
die
) 2,
rüstung
,
schirm
,
sturmkatze
,
tribok
,
werk
; vgl.
antwerk
 1,
bastei
,
igel
 3.
Syntagmen:
eine k. anstossen / antreiben / aufwerfen / brennen / füren / hüten / machen / niederlegen / spicken / zutreiben, eine k. an die mauer dringen / treiben; einer k. warten; auf der k. stehen; schwere k.
Wortbildungen:
katzenhurt
›Schirmdach‹ (a. 1438),
katzenstadel
(dazu bdv.:
zeughaus
).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 291, 26
(
preuß.
,
1454
):
sy segen, das wyr schirme, treybende werke, katczen und ander gewere lisen machen.
Buch Weinsb.
3, 39, 12
(
rib.
,
1579
):
ist den von Mastricht ir bolwirk zersprenkt [...] und kätzen darvur uffgeworfen.
Beyer, UB Erfurt
2, 191, 3
(
thür.
,
1343
):
so sullen wir furin eyne blidin, eyne kaczin und czwenczig schuczin mit rucarmbrustin.
Bernoulli, Basler Chron.
4, 264, 21
(
alem.
,
1446
):
die von Basel [...] zem sturm rustend mit leittren, katzen, bruggen.
Vetter, Pred. Taulers
419, 37
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
hie wurt rehte die katze an die mure getrungen.
Chron. Augsb.
1, 82, 3
(
schwäb.
, zu
1388
):
dapi was herzog Stephan und grauf Ulrich von Wirtenberg, und prachten katzen und püchs und laitter dar.
Ebd.
2, 5, 19
(Hs.
16. Jh.
):
do hett man ain hantwerk aufgericht bei dem katzenstadl.
Primisser, Suchenwirt
9, 152
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Man sach in auf den chatzen | [...] | Daz swebel, pech und fewre | Mit wernden henden leschen.
Chron. baier. Städte. Mühld.
385, 16
(
moobd.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Si pranten [...] zwo chatzen [...] und furten die Payer, de der chatzen wardeten und hüten, gifangen in dew stat.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
647
;
Thiele, Chron. Stolle
203, 17
;
Pyritz, Minneburg
111
;
v. Keller, Ayrer. Dramen
742, 27
;
Adrian, Saelden Hort
6520
;
Chron. Strassb.
789, 12
;
Wiessner, Wittenw. Ring
9564
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 40, 25
;
Chron. Augsb.
6, 30, 22
;
Henisch
593
;
Dief./Wü.
690
;
Diefenbach
620a
;
Schwäb. Wb.
4, 274
/5;
Schweiz. Id.
2, 1605
;
3, 590
/1.
Vgl. ferner s. v.
angang
 2,
anstossen
 4,
antwerk
 1,
arbeiten
 2,
igel
 3.
3.
ein Ballspiel.
Wortbildungen:
kazbal
,
kazballen
,
kazban
›Platz für Ballspiele‹ (dazu bdv.:
kugelplaz
),
katzen
2 (a. 1475) ›mit dem Ball spielen‹.

Belegblock:

Buch Weinsb.
2, 239, 17
(
rib.
,
1572
):
Wie dem konink disse zeitung quam, da er den bal und katze scloich.
Apherdianus
117
(
Köln
1575
):
Pila palmaria, Katzballn/ball. Reviculum, instrumentum quo pila percutitur, factum ex fidibus craßiusculis, ein ranckett Sphæristerium, ein katzbahn/ball/kugelplatz. [...] Sphæristici [...] So wol katzen kunnen/vnd mit dem ball / oder klotz zu spielen wissen.
Diefenbach
22
c.
4.
›Gefängnis‹.
Syntagmen:
in die k. gehen, jn. in die k füren
.

Belegblock:

Rwb
7, 563
/4 (
seit 1568
);
Schwäb. Wb.
4, 275
(
16. Jh.
).
5.
›Geldgürtel‹.

Belegblock:

Schwäb. Wb.
4, 275
(a. 
1547
).