irre,
Adj.
1.
›ohne Orientierung herumirrend‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. irrig
Belegblock:
Thiele, Minner. II,
15, 23
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): wann ich reit irr den langen tag, | untz das mich die finster nacht | begrieff.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
187, 10
(smoobd.
, Hs. 17. Jh.
): so dan […] niemant kombt, der sich desselben irren vich […] fir aigen annimbt.
Große, Schwabensp. 229,
19
.2.
›unwissend, verwirrt, im Zweifel, unsicher (von Personen); falsch, irreführend (von Sachen)‹.Bedeutungsverwandte:
ketzerisch
schädlich
unbeständig
untreu
verirt
verlustig
wankelmütig
irrig
irrisch
Gegensätze:
recht
Syntagmen:
irrer weg, irre ban / erkenntnis / lere
; um etw. i. sein / werden, jn. i. machen
.Belegblock:
Eggers, Psalter
3, 6
(thür.
, 1378
): Weset gezcogen […], daz ir icht werdet irre von deme rechten wege.
Anderson u. a., Flugschrr. 19,
16, 23
([Eilenb.
] 1524
): Ich bin yrre worden / ane allen trost / an Got vnd der creatur zu vberkom̃en.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
204
(nobd.
, Hs. A. 15. Jh.
): Swenne so der wille wil seinen wech | und on seinen danch den irren geslech.
Gille u. a., M. Beheim
79, 394
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Die antwurt ist schedlich und irr.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 84, 38
(schwäb.
, 1471
): Ellende lieb | Für ich vff der yrren pan.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
91, 28
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): der verstet das etwann felschleich vnd vnrecht, vnd darůmb wirt er petrogen vnd irre.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
125, 8
(tir.
, 1464
): füer vns von dem vnsichern irren wëg in den rechten weg.
Luther, WA
41, 652, 3
; Mayer, Folz. Meisterl.
9, 38
; Bell, G. Hager
173, 3, 27
; Haltaus, a. a. O.
1, 35, 6
; Hohmann, a. a. O.
71, 14
; 79, 142
; Stieler
1, 893
; Schweiz. Id.
1, 408
.3.
›verrückt, zornig, wütend (von Personen)‹.Bedeutungsverwandte:
erzürnt
rasend
ungestüm
aufgebracht
aufbringen
Syntagmen:
i. reden, i. (im kopf) werden, i. auf etw. sein; irre schar, irres weib
.Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 207, 22
(nrddt.
, 1525
): so seyn die Stadtthor verslossen zcugestanden […], do sey der ganzce hauffe Irre geworden.
Opel, Spittendorf
68, 17
(osächs.
, um 1480
): Da waren die pfenner fast irre.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
156, 9
(Nürnb.
1548
): das die menschen der kranckheyt halb im kopff jrr werden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
114, 6
(tir.
, 1464
): der selbig münch der ward gehalten in seiner zell […] vnd ward irr, das er nicht aus mocht.
Chron. Magdeb.
2, 193, 21
; Wiessner, Wittenw. Ring
9494
; Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 70, 183
; Bauer, a. a. O.
114, 7
; Stieler
1, 893
; Diefenbach
172a
; Ulrich, Wortsch. Kirchenl.
1969, 101
.4.
›verhindert, gestört an der Ausübung von etw.; e. S. (Gen.) verlustig‹.Belegblock:
Bell, G. Hager
379, 1, 9
(nobd.
, 1590
): Dass sie fein still sein Eben, | Auff Das nie mant jer wür jn seim ge sange.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
220, 78
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): ward sein kayserlich begehen […] erlengt worden […] darumb, das die kunigliche maiestat durch die obgeschriben sach irr gewesen ist.
Niewöhner, Teichner
422, 52
(Hs. ˹moobd.
1360
/70
˺): der genaden bin ich irr.