immer,
iemer,
Adv.
(starke Schreibvarianz über die angegebenen Normalisierungen hinaus).1.
bezeichnet sowohl einen langen ununterbrochenen Zeitverlauf als auch die dauernde Wiederholung innerhalb einer pragmatisch vorausgesetzten Zeitstrecke: ›immer, fortwährend, ununterbrochen, beständig; sich ständig wiederholend, sehr oft, immer wieder‹; beide Bedeutungsvarianten sind in den Belegen nicht immer klar trennbar; bei Frauenlob mehrfach substantiviert: ›das Ewige‹.Bedeutungsverwandte:
allezeit
ewiglich
stätiglich
stätig
ummer
ane unterlas
zu allen gezeiten
Syntagmen
(ansatzweise phrasematisiert, dabei oft verstärkend; so einige Komposita): immer und immer
, immer und ewig(-lich)
, immer und zu ewigen zeiten
(s. v. gezeit
1), nu und immer
.Belegblock:
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 11
(Hs. ˹md.
auf nd. Grundlage, v. M. 14. Jh.
˺): Got, sit din ewic immer | in spiegels spriezen hat geperlt | menschlicher formen zunder.
Große, Schwabensp.
42, 32
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): dar vmme sole wir imber god loben vnde eren von alleme vnsem hertzen.
Karnein, Salm. u. Morolf
34, 4
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): sie muß mich iemer riuwen | das sie hat den cristen man.
Ebd.
112, 2
: es dut mir hut und imer we | […] | das ein so richer furste | zu fusße sol von hinnen gan.
Froning, Alsf. Passionssp.
98
(ohess.
, 1501ff.
): want alle unser heyl daran lyt | nu und ummer zu ewiger zyt.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
1, 4
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Zumale geschant seit immer!
Eggers, Psalter
14, 6
(thür.
, 1378
): Dv straffetes dy lute […] iren namen vorteligitis du vmmer vnd ymmer.
Sermon Thauleri 3v, b
33
(Leipzig
1498
): Es spricht sant Augustin von dyser geburt also Das dise geburt ymmer geschiet.
Henschel u. a., Heidin
1858
(nobd.
, um 1300
): Nach dir ich immer strebe | Owe hevt vnd Ach | Immer leit vnd vngemAch.
Gille u. a., M. Beheim
30, 63
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): In diser pein | musten sy sein | ewig und ymer.
Ebd.
69, 204
: Ymmer an end und ewigclich | heilger geist, dis lied han ich | in deinem lob erczalte.
Bachmann u. a., Volksb.
148, 4
(alem.
, 15. Jh.
): des gewunnet die keyserlich kron yermer unere und schande.
Chron. Strassb.
77, 9
(els.
, 1362
): do swuͤrent die herren […] daz sü der stat woltent beholfen sin […] iemer die wile sü gelebetent.
Ebd.
115, 5
: so verfluch ich uch nüt iemer und iemer.
Boos, UB Aarau
318, 14
(halem.
, 1489
): hatt sich derselb her Bernhartt […] capplanen der vorbestimpten pfruͤnd so fúrhin jemer und zů ewigen zitten capplan werdent, verheissen […] hinfúr yemer ewenklichen alle samstag […] ein loblich mesz […] singen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
32, 10
(halem.
, 1534
/5
): damit man sich jn glyche faͤl schicken koͤnne / die wyl jemmer glyche sachen wider für fallend.
Stammler, Berner Weltger.
504
(ohalem.
, 1465
): Jn der helle für soͤnd jr jemer brünnen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
579
(schwäb.
, 1453
): Do tratt dort her ain ritter gůt | Dem wil ich ymmer sagen danck.
Ebd.
2263
: Got unser vatter, Jhesus Crist | Der ist das liecht, das yemmer schint.
Sappler, H. Kaufringer
4, 208
(schwäb.
, Hs. 1464
): ,das er immer werd geschant | der sich römet söllicher ding‘.
Dreckmann, H. Mair. Troja
18, 18
(oschwäb.
, 1393
): so must ich ymmer schand und laster haben vor aller der wellt.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
42, 24
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): wann du lebst, got, in himmelreich | und reichest immer und ewikleich.
Weber, Füetrer. Poyt.
154, 7
(moobd.
, 1478
/84
): was euch in dise awen pracht | des hat et mich von got noch ymmer wunnder.
Wackernell, H. v. Montfort
4, 168
(Hs. ˹soobd.
, A. 15. Jh.
˺): nu spricht der mehtig künig behend | (Sîn ie, sîn iemer ist ân end).
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
105, 23
(tir.
, 1464
): tu solt wissen, das ich immer vnd ewikchleichen mues sein in dem hellischen feür.
Dies., Imitatio Haller
92, 8
(tir.
, 1466
): Es wer nicht ain wunder, das der mensch immer volkchömeleichen fröleichen möcht werden.
Piirainen, Stadtr. Sillein
90, 8
(sslow. inseldt.
, 1378
): dy weyl er ym nicht vergolden hot […] so ist er ymmer seyn phant vor daz gelt.
Große, a. a. O.
40, 36
; 41, 32
; Quint, Eckharts Pred.
2, 291, 4
; Froning, a. a. O.
2131
; Jungbluth, a. a. O.
6, 4
; M. Cunitia. Ur. Prop.
165, 25
; Gille, a. a. O.
2, 9
; 23, 59
; Chron. Nürnb.
1, 155, 28
; Bell, G. Hager
106, 1, 9
; Vetter, Pred. Taulers
12, 22
; Fuchs, Murner. 4 Ketzer
185
; Kurz, Murner. Luth. Narr
2688
; Schlosser, a. a. O.
2785
; 4957
; 5439
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
212, 6
; hail. altvaͤter
95r, 2
; Sappler, a. a. O.
29, 47
; Munz, Füetrer. Persibein
175, 7
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
101, 5
; 148, 7
; Weber, a. a. O.
14, 7
; Dict. Germ.-Gall.-Lat
258
; Stieler
1, 884
; Pfälz. Wb.
3, 1300
; Schwäb. Wb.
4, 26
; Vorarlb. Wb.
1, 1492
; Valli, Königsb. Apostelgesch.
1947, 55
; Ulrich, Wortsch. Kirchenl.
1969, 147
.‒
Vgl. ferner s. v. ablas
1, abschicht
, 1
amen
1, anbeten
1, anfang
2, angänge
(das
) 1, anhang
12, anzeigen
(V.) 1, atem
1.2.
›je, jemals‹; in der Mehrzahl der Fälle nach vorhergehender Negation oder in Fragesätzen.Bedeutungsverwandte:
vgl. immermer
Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
1681
(ohess.
, 1501ff.
): Mutter myn, liebe mutter myn, | wie mochte mer ummer baß gesynn?
Strauch, Par. anime int.
117, 15
(thür.
, 14. Jh.
): David sprach: ,ich instade des nicht daz ich ummir intslafe oder geruwe, ich inhabe Gode allir erst eine wonunge in mir gemachit.
Sermon Thauleri 5v, b
31
(Leipzig
1498
): so were es vnmoglich das du ymmer mochtest selick werden.
Leman, Kulm. Recht
2, 4, 20
(Thorn
1584
): allis das gut das her hat adir ymmer gewynnet.
Chron. Nürnb. 2,
489, 21
(nobd.
, 1450
): o wie magst du immer frölich werden, du bist geflohen von deinen aigen pannieren.
Kurz, Murner. Luth. Narr
536
(Straßb.
1522
): Wer besser het den narren triben, | Dem sol der Luther sein dochter geben, | […] | Vnd sol in riemen vor andern doren, | Die ietzund sein vnd yemer woren.
Lemmer, Brant. Narrensch.
14, 32
(Basel
1494
): Keyn narr / aff / esel / oder schwyn | Kumbt yemer ewiklich dar jn.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
14, 19
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Wye kund ain mennsch solich poshait ymer erdennckhen, was des teufels listigkayt nicht dapey gewessen!
Quint, Eckharts Pred.
2, 191, 12
; Froning, a. a. O.
677
; Vetter, Pred. Taulers
13, 16
; Kurz, a. a. O.
362
; Mönch v. Heilsbronn. Fronl. 17r, a
19
; Chron. Nürnb.
1, 411, 10
; Piirainen, Stadtr. Kremnitz 25a
; Stieler
1, 884
; Pfälz. Wb.
3, 1300
.3.
in Konzessivsätzen verallgemeinernd in Verbindung mit einer Konjunktion oder einem unbestimmten Relativpronomen: ›auch immer, auch nur‹.Bedeutungsverwandte:
nimmer
Syntagmen:
auch / e / ob / so / wen / wie / wer / was […] immer
.Belegblock:
Große, Schwabensp.
87, 11
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): her sal, so her iůmer baldest mach, zů deme richtere komen.
Quint, Eckharts Pred.
2, 612, 12
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): büte man im die besten spîse, er stürbe ê hungers, ê er ir iemer geschmeckte.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 3, 29
([Wittenb.
] 1523
): vnd menschẽ lere regirn / wie viel yhr auch ymer sey / vnd wie heylig / vnd feyn sie ymer wandeln.
M. Cunitia. Ur. Prop.
260, 33
(Öls
1650
): auff was weise / groͤße / etc. es immer geschehen koͤnnen.
Chron. Strassb.
112, 6
(els.
, 1362
): hiemel und erde můs vergan e mine wort iemer vergant.
Vetter, Pred. Taulers
15, 16
(els.
, E. 14. Jh.
): du solt niemer úber vorhte komen diewile du iemer gelebest in ertrich.
Dierauer, Chron. Zürich
34, 21
(halem.
, 1415
/20
): Und manten úns ouch daruf aber, so si jemer ernstlich kunden.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
195, 27
(halem.
, 1445
): sol der zinß niemer gesteigert […] werden, in weß hand die guͤtter iemer fǔrhin kommen wurdend.
Wiessner, Wittenw. Ring
7054
(ohalem.
, 1400
/08
): daz best gesanch, daz man […] iemer mag gesingen.
hail. altvaͤter
89r, 22
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): ich […] woͤlt e sterben e das ich mit dir iemer woͤlt schamlich geleben.
Ralegh. America
3, 5
; 4, 40
; Chron. Augsb.
5, 355, 6
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
417, 31
; Schweiz. Id.
1, 222
.‒
Vgl. ferner s. v. ablegen
4, anbitten
3, angefechten
2, angesehen
(V.) 1.4.
dient in Frage- und Aufforderungssätzen dem deutlicheren Ausdruck des Handlungsanliegens: ›bloß, nur; doch‹.Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
4, 2, 19
(Frankf.
1557
): Er dacht: ,was sol ich immer thun? | Ich aͤß so gern einst von eim Hun‘.
v. Keller, Ayrer. Dramen
3094, 5
(Nürnb.
1610
/8
): Denn fromm werden das schadet nit; | Darumb geh jmmer hin!
Chron. Strassb.
505, 29
(els.
, A. 15. Jh.
): die Juden […] schicketent noch Yosep von Armathia sine fründe und moge, das er iemer durch iren willen zuͤ in keme.
5.
am Satzanfang, etwas Vorhergehendes zusammenfassend: ›darauf, auf jeden Fall‹.Belegblock:
Chron. Strassb.
91, 18
(els.
, 1362
): iemer er satte den kantzeler an daz bistum zů Strosburg und den appet von Paris an das bistum zů Eistete.
UB Zug
1596, 9
(halem.
, 1493
): Jemer am letsten wurdt gemacht, das Schwendiman im uff ein zill soͤlt das gelt geben und nit pfandt.
Chron. Augsb.
1, 99, 13
(schwäb.
, zu 1395
): imer der Annsorg verantwurt sich also, daz […] erkent ward von den richtern.
UB Zug
2084, 4
.