hering,
der
;
-(e)s/-e, -Ø
.
›Hering (ein Salzwasserfisch)‹; im Singular meist nicht auf den einzelnen Fisch, sondern auf die Art bezogen; in den Belegen wird der Hering primär als Handelsware, als (eher minderwertiges) Nahrungsmittel (besonders zur Fastenzeit) und als Heilmittel (in der Tiermedizin) angesprochen; meist ist der gesalzene Hering gemeint (vor allem im Pl.); in Einzelfällen kann sich
hering
auch auf andere Fischarten beziehen; gelegentlich wohl auch als Synonym für ›Fisch‹; im Sing. selten ütr.: ›etw. Wertloses, Geringfügiges‹.
Beleghäufung im Preuß. u. Md.
Phraseme:
etw. ist nicht eines heringes wert
›etw. hat nur geringen Wert‹;
einen hering für ein rebhun essen
vielleicht ›sich vorstellen, daß man etwas Besseres ißt‹;
etw. den grünen heringen nachsenden
›etw. weggeben / wegwerfen / vernichten‹.
Bedeutungsverwandte:
fisch
.
Syntagmen:
einen h. aus etw. nemen, jm. einen h. geben, heringe ausfüren / herfüren / verkaufen,
[wohin]
faren
;
der h. in dem wasser genesen
;
etw.
(
ein fisch
)
dem h. nicht ungleich sein
;
der beste / grüne / rohe h., die faulen / rostigen heringe
;
allerlei h., eine tonne / last hering / heringe / heringes
;
die valschheit des h
.
Wortbildungen:
heringbaude
›Hütte, in der Heringe verkauft werden‹,
heringblater
›Heringsblase, Heringsinnereien‹,
heringbücking
›geräucherter Hering‹,
heringer
›Händler mit Fischen (Heringen)‹,
heringerin
›Heringsverkäuferin‹ (a. 1464/75),
heringfang
,
heringmarkt
(a. 1414),
heringmenger
›Heringshändler‹ (a. 1354),
heringschauer
›Prüfer der auf den Markt gebrachten Heringe‹; im Beleg als Nachname,
heringschmer
›Heringstran‹,
heringshocke
›Heringshändler oder -händlerin‹ (a. 1484),
heringslake
›Salzbrühe zum Einlegen der Heringe‹,
heringssele
wohl ›Darm (oder Gräten) des Herings‹,
heringtonne
›Tonne zur Aufbewahrung und zum Transport von gesalzenen Heringen,
heringtuch
wohl ›Stoffstück zum Herstellen eines Netzes zum Heringsfang‹ (a. 1488).

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 382, 39
(
nrddt.
,
um 1401
):
Vor swar gud, alse hering, heringsmer, bottere, seel, honich.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
301, 31
(
preuß.
,
1398
):
60 heringtonnen mit salcze.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
115, 29
(
preuß.
,
1400
):
Wyͤssentlich syͤ, das wyͤr syͤn eyns worden mit Amelring, das her uns gebin sal 4 leste Bornholmischis heͤringes.
Ebd.
50, 32
(
1410
):
Herman Zetler suscepit 20 ℔ am dinstaghe vor phingesten uff den herynkvank im 10. jore.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
114, 2
(
preuß.
,
1437
/
8
):
9 tonnen heringe und 2 tonnen dorsch.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 325, 19
(
preuß.
,
1441
):
von der bozen mosze des scheffels und der falschheit des salczes und heringes will der rath von Danczig wol czuseen, das is nicht mer geschee.
Ebd.
4, 494, 1
(
1456
):
allerleye hering, den man usz dem lande furet, sal man geben van der tonne des besten herings 2 gutte scot.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 48, 21
(
md.
,
1506
):
Es haben auch etliche e. g. stete gebrechen und beswerunge an den Behemen, die durch e. g. furstenthumb uff Halle noch saltz, in die Margk noch fische und heringe faren.
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
391, 28
(
rib.
/
westf.
,
1584
):
Als die besieher ein schip besuet up 10 tolber lastz herinx of fisch.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
4379
(
rhfrk.
,
um 1405
):
alle die cronen die er haben wolde, | Warent yme nit eins herings wert | Und gulden yme auch nie so viel.
Wyss, Limb. Chron.
83, 1
(
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
darumb wart große durte in disen landen von gesalzen fischen, also daz ein tonne heringes galt gerne 9 swere gulden.
Perez, Dietzin
1, 318, 23
(
Frankf.
1626
):
da schon etwan keiner zugegen / locken sie denselbigen mit rostigen Haͤringen / Sardeln / versaltzenen Bratwuͤrsten vnnd andern dergleichen gesaltzenen Speysen vnnd mit fleiß herbey.
Goerlitz, Magd. Schöff./Posen
147, 28
(
omd.
,
1486
):
das er dy bawde under den heringbawdin reumen welle.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
318, 29
(
thür.
,
1474
):
Dy schephin zcu Lipczk: eyn rechtspruch getan an den rath zcu Peßenigk umbe eyn kouff ettlicher thonnen heringis.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
76, 12
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wann die küeh die harnwinde haben. [...] nimb [...] vogelbehre, zwibeln, heringssehlen und gutten eßigs ein kändlein, diß alles unter einander gemischt.
Ebd.
215, 27
:
Nim birkene reislein, [...], lege sie etzliche tage in heringslacke, stecke sie an örter, da die hasen ihr gefehrte haben.
Ebd.
230, 34
:
Nim ein rohen hering gleich aus der donnen und schmier die schuch [...] darmit, so lauft dir ein fuchs nach, wo er uf dein farth kömmet.
Fastnachtsp.
622, 1
(
nobd.
,
15. Jh.
):
So eß wir ainn hering für ain rephun.
Euling, Kl. mhd. Erz.
457, 27
(
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
lentpraten magstu umb Plasi essen, | umb Oculi mei hering pucking pressen.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
168, 13
(
nürnb.
,
1464
/
75
):
dieselb schiedung oder wasser geet doselbst pei der Eich in der meur in einem gehalter auf den heringern und pfragnern zu iren gesaltzten vischen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
102, 75
(
Basel
1494
):
die fulen hering man vermyscht | Das man verkoufft sie gar für frysch.
Heidegger. Mythoscopia
14, 7
(
Zürich
1698
):
Er wurd befraget / wann er alle seine Buͤcher den gruͤnen Heringen nachsenden muste / welches er zuletst hineinwerffen wolte?
Müller, Welthandelsbr.
263, 21
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
ain last häring ist 12 thunnen und ain stuck stock visch ist 180 visch.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
245, 18
(
oobd.
,
1349
/
50
):
die pesten häring gênt pei Schottenlant und die aller pœsten pei däutschen landen.
Bastian u. a., Regensb. UB
133, 18
(
oobd.
,
1358
):
swelhie vastent, den schol man geben darzuͤ je zwain frawn ainen haͤrinch.
Ebd.
496, 2
(
1370
/
78
):
Umb wein, umb haring und umb unslicht, daz man im hat auzgefuͤrt. Do hat man von zol genomen 3 d.
Deinhardt, Ross Artzney
289
(
oobd.
,
1598
):
gib im
[dem Pferd]
haring blottern zuessen.
Niewöhner, Teichner
320, 135
(
moobd.
,
1360
/
70
):
der haͤring in dem wazzer genist, | an der truͦchen er tod ist.
Fuchs, Kart. Aggsbach
246, 13
(
moobd.
,
vor 1412
):
Wıͤr luͤben im auch ze geben salcz zu seiner natduͤrft und in der vasten all tag zwen hêring.
Moscouia D3v,
1
(
Wien
1557
):
claine Visch [...] die mā zu PEREASLAW im See faͤcht / den Haͤringen nit vngleich / man nen̄ts auch die haͤring mit dem namem.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
337, 12
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
ob ainer hëring her fürt ain laist vnd verchaufft dew, so geit [er] zöl.
Pfeiffer, Nic. Jerosch. Chron.
173
;
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
30, 23
;
ders., Gr. Ämterb.
218, 6
;
342, 14
;
Toeppen, a. a. O.
1, 295, 9
;
3, 83, 6
;
Thielen, a. a. O.
96, 4
;
Helbig, a. a. O.
3, 67, 2
;
3, 67, 27
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
20, 9
;
Küther, UB Frauensee
212, 33
;
Hertel, Hall. Schöffenb.
2, 525, 34
;
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 18, 7
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
53, 18, 1
;
Fastnachtsp.
628, 7
;
Gille u. a., M. Beheim
354, 64
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
192, 47
;
Mayer, Folz. Meisterl.
75, 409
;
Lexer, a. a. O.
182, 26
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
103, 11
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
10, 27
;
ders., Zivilr. Bern
246, 23
;
Barack, Zim. Chron.
4, 305, 20
;
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 5, 30
;
UB ob der Enns
10, 648, 18
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
67, 23
;
Starzer, Qu. Wien
1, 5, 5814, 623
;
Bretholz, a. a. O.
339, 5
;
Voc. Teut.-Lat. o vjr;
Schwäb. Wb.
3, 1175
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 57
.
Vgl. ferner s. v.
abdruk
 2,
auge
 2,
ausspeisen
 1.