hellisch,
Adj.
1.
›höllisch; aus der Hölle kommend, zur Hölle gehörend, sich in der Hölle befindend‹;
zu
2
helle
 1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion/Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
helliglich
(Adj.),
infernalisch
.
Syntagmen:
der hellische bok / feind / fürst / geist / grund / hund / löwe / plaz / rachen / teufel, die hellische anfechtung / flamme / gewalt / person / pfanne / schlange / stimme, das hellische feuer
(sehr häufig)
/ (hof)gesinde / land / leben / reich / schwein / tier
.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb.
11289
(
md.
, Hs.
um 1400
):
wie uns di hellischen swine | sullen triben hie und ouch dort.
Froning, Alsf. Passionssp.
5193
(
ohess.
,
1501ff.
):
der [tufel] muß uch nemmen al zu hant | und muß uch furen yn das helsche lant.
Feudel, Evangelistar
110, 20
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
wer abir syme brudir sprichit: [...] tore, der wirt schuldik des hellyschen vuris.
Böhme, Morg.R.
14, 5
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
ein solcher wird nirgend anders hin als zur lincken hand des Richters unter die stinckende hellische Boͤcke gestellet / und ins ewige feur verurtheilet werden.
Fastnachtsp.
678, 6
(
nobd.
15. Jh.
):
Got behüt uns vor den hellischen flammen!
Sachs
3, 14, 24
(
Nürnb.
1530
):
Dein red [...] | Belüstigt die hellischen gaister.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 411, 5
(
Nürnb.
1631
):
O hilff, daß vnns durch Gottes Gnad, | Kein Hoͤllische Anfechtung schad.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
140, 13
(
Nürnb.
1548
):
kein hurer wirt in das reich Gottes kom̄en. Das heyst auff gut deutsch so vil / sie muͤssen zum Teuffel / vn̄ gehoͤren in das hellische fewer.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
21, 8
(
Coburg
1626
):
Erschrecken werden sie wegen Anklagung des Teuffels / der dann seine hellische Stimm erheben wird.
Bihlmeyer, Seuse
61, 10
(
alem.
,
14. Jh.
):
do kam in einer gesihte fúr in stende ein ungehúrú helschú person.
Ebd.
285, 7
:
Es samnent sich dú grúwlichen bilde der swarzen moren, dú helschen tier hein mich umbgeben.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3451
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Gott [...] schirmt uns dar zuͦ eben | Vor Lucifer, dem hellschen hund.
Ukena, Zuger Trag.
1954
(
halem.
,
1598
):
Der Bluotthund aber vnd Tyrann, | Wirtt g’tragen ihn die Hellisch pfann.
Morrall, Mandev. Reiseb.
67, 22
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz der zorn gottes die statt [...] verbrant mit dem helschen fúer.
Froning, a. a. O.
202
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
12, 5
;
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 2, 8
;
27, 7, 9
;
Langen, Myst. Leben
194, 2
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 64
;
Thiele, Minner. II,
13, 140
;
Rieder, St. Georg. Pred.
68, 37
;
203, 22
;
Warnock, Pred. Paulis
27, 212
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 862
;
Roloff, Brant. Tsp.
1534
;
Bächtold, N. Manuel. Todt.
19, 87
;
Wyss, Luz. Ostersp.
9289
;
9326
;
Chron. Augsb.
7, 424, 22
;
428, 10
;
Anderson u. a., a. a. O.
2, 15, 19
.
Vgl. ferner s. v.
auffressen
 2,
aufzucken
 2,
ausrotten
 3,
bach
 2.
2.
›die in der Hölle geschehenden Ereignisse betreffend‹; meist mit der Konnotation: ›besonders schmerzlich, grausam, stark, intensiv‹;
zu
2
helle
 2.
Syntagmen:
die hellische marter / pein
(sehr häufig)
/ plage / qual / verdamnis, das hellische geschrei / ser
.

Belegblock:

Harms u. a., Alberus. Fabeln
116, 12
(
Frankf./M.
1550
):
Jch muß volln sehn / was Creutz vermag / | Es thut mir an die hellsche plag.
Gille u. a., M. Beheim
224, 11
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir went, das got geneme sey | euer heülen und helsch geschrey | und hundes pellen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 51
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
mit andern dingen, die die sund grossern und besweren mugen und die die hellisch peyn und verdampnuß ym uberswencklich meren.
Goldammer, Paracelsus
2, 427, 1
(
1532
/
4
):
Lazarus aber ward in großer freud und herrligkeit, der reich purpurmann aber in der ewigen hellischen pein und qual.
Sappler, H. Kaufringer
16, 22
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
darumb wölt er hundertstund mer | leiden pein und hellisch ser, | dann er vor ie hat gelitten.
Quint, Eckharts Pred.
1, 200, 17
;
Froning, Alsf. Passionssp.
603
;
Langen, Myst. Leben
155, 13
;
Vetter, Pred. Taulers
46, 10
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
213, 92
;
Voc. Teut.-Lat.
o iijr
.
Vgl. ferner s. v.
pein
 8.
3.
›der Hölle geweiht, für die Hölle bestimmt‹;
zu
2
helle
 1.

Belegblock:

Chron. Strassb.
113, 8
(
els.
,
1362
):
daz ich den helleschen luten, den Juden, han geben die alten e uf deme berge Synai.
Schwäb. Wb.
3, 1776
.
4.
›schrecklich, fürchterlich, teuflisch (wie aus der Hölle kommend)‹; anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
arg
(Adj.) 8,
arglistig
,
grim
(Adj.) 3,
grimmig
 2.

Belegblock:

Euling, Kl. mhd. Erz.
777, 19
(
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
die hellischen swarczen altreyssen | von pucken und gnappen mochten sich bescheyssen.
A. à S. Clara. Deo Gratias
28, 10
(
Wien
1680
):
Sagte hieruͤber der hoͤllische Mohren⸗Koͤnig?
Thiele, Minner. II,
23, 38
.
5.
in der Wendung
das hellische feuer
zur Bezeichnung einer durch eine Pilzvergiftung hervorgerufenen Krankheit: ›Ergotismus, Antoniusfeuer, Kriebelkrankheit‹; auch in der Wendung
der hellische rauch
zur Bezeichnung einer nicht genauer identifizierbaren Krankeit.
Bedeutungsverwandte:
heiliges feuer
; vgl.
(sant) antonienplage
,
(sant) antoni gebreche
,
(sant) antoniusfeuer
,
(sant) antoniusrauch
.

Belegblock:

Schmitt, Ordo rerum
364, 11
(
omd.
,
1466
):
Sacer ignis [...] hellisch fur [...] heylig fewr.
Fastnachtsp.
864, 34
(wohl
Straßb.
o. J.):
Der fallend frölich siechtag werd dir ouch! | Das drytägig kalt wee, der hellisch rouch, | Schlier, eisen, huosten, fluß, toubsucht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
410, 14
(
oobd.
,
1349
/
50
):
sô ist ez [kres] guot für den nagenden siehtum, der ze latein ignis persicus haizt und haizent in etleich laien daz hellisch feur.
Serranus
95v
.