heiter,
Adj.
1.
›leuchtend, glänzend, strahlend, hell (von Sonne, Licht, Feuer)‹.
Bedeutungsverwandte:
1
hel
 4,
glitzerig
,
glitzig
,
klar
(Adj.) 2,
scheinbar
.
Syntagmen:
der heitere glanz / schein, das heitere licht
.
Wortbildungen:
heiterkeit
,
heiterlich
.

Belegblock:

Schöpper
31b
(
Dortm.
1550
):
Dilucidum. Hell scheinend clar glitzig scheinbar glitzerig heytter.
Reissenberger, Väterb.
11450
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Und heten sich also | Uf ein truge lant geleit | Durch der sunnen heiterkeit.
Bihlmeyer, Seuse
446, 7
(
alem.
,
14. Jh.
):
der liehte morgensterne heiterlich durchbrach die leiden vinstri dins dunckeln hertzen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
190, 34
(
els.
,
1362
):
Daz doht ist eine guͦte meinunge in deme herzen besclossen, di git der flammen einen heiteren schin.
Klein, Oswald
53, 8
(
oobd.
,
1423
):
taugenlich nim war, | wie sich verschart der sterne gart | inn der schönen, haittren, klaren sunne glanz.
Schmidt, Rud. v. Biberach
96, 9
;
Lauater. Gespaͤnste
41r, 3
;
Maaler
217v
.
2.
zur Charakterisierung visuell aufzunehmender Eindrücke: ›hell, klar, rein (besonders von Farben, Glas)‹; daneben: ›gut sichtbar‹.
Bedeutungsverwandte:
1
hel
 3,
klar
(Adj.) 1,
schön
.

Belegblock:

Schöpper
75b
(
Dortm.
1550
):
SERENVM. heiter schoͤn clar / hell.
Menge, Laufenb. Reg.
4771
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Wie die milch ouch sölle sin | Die das kinde sol sugen in | Sú sol sin heiter wisseuar.
Rieder, St. Georg. Pred.
187, 5
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nu sint vier ding dú zuͦ aim guͦten weg hoͤrent. daz erst ist daz er si haiter und gesihtig.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 172, 66
(
Luzern
1596
/
7
):
die [stiffelin] sond nit gespitzt sin wie die Jüdischen, ouch nit gäl, sonder wyß oder blaue oder andert heitere farb.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 74
[e], 5;
Sudhoff, Paracelsus
10, 193, 8
.
3.
vom Wetter (am Tag): ›sonnig, wolkenlos, hell, klar; nicht trüb‹; auch zur Charakterisierung des Tagesanbruchs.
Bedeutungsverwandte:
schön
.
Syntagmen:
etw.
(Subj.)
heiter sein / werden
;
der heitere himmel / tag, die heitere luft, das heitere wetter
.

Belegblock:

Wunderlich, Fierrabr.
104, 11
(
Simmern
1533
):
da ging der tag heyter vnnd schoͤn vff.
Göz. Leichabd.
196, 10
(
Jena
1664
):
wenn bei fruͤhem Morgen die verjuͤngten Sonnen⸗Straalen ihr klares Gold in die heitern Luͤffte fecheln.
Rauwolf. Raiß
15, 15
([
Lauingen
]
1582
):
Den tag hetten wir schoͤn haiter wetter.
Vetter, Pred. Taulers
183, 26
;
Lauater. Gespaͤnste
19v, 1
;
Maaler
67r
;
221r
.
4.
›deutlich hörbar (von Geräuschen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
laut
(Adj.) 1,
lautbar
 1.

Belegblock:

Bächtold, H. Salat
65, 6
(
halem.
,
1545
):
Samstag nach corporis Cristi hat min warner heiter klopft, am morgen in der kammer.
5.
›offensichtlich, ausdrücklich, augenscheinlich; klar, deutlich (auf die menschliche Erkenntnis bezogen)‹; Ütr. zu 2.
Beinahe ausschließlich alem.
Bedeutungsverwandte:
klar
(Adj.) 8,
lauter
(Adj.) 11,
wol
; vgl.
an der hand
(s. v.
hand
 11),
augenscheinbar
,
augenscheinig
,
augenscheinlich
 2,
augensehenbarlich
,
ausdruckenlich
 2,
1
bärlich
 2,
gemöglich
,
1
hel
 7.
Syntagmen:
etw. h. bekennen / erkennen / reden / schreiben / sehen / vermerken, sich etw. h. ausbedingen / vorbehalten, etw. h. am tag liegen
;
der heitere vorbehalt, die heitere sage / warheit, das heitere wort
.

Belegblock:

Gropper. Gegenw.
4v, 12
(
Köln
1556
):
vff das sie dardurch auch disse gantz Heitere wort des Herrn / von jrem rechten vnd eygentlichem syn̄ [...] abfüerenn moͤchten.
Qu. Schweiz. Gesch.
1, 137, 30
(
halem.
,
1470
):
sy bekennend heiter, das sy im Zürichkrieg und wider den keiser und die Oesterrycher nit hettend moͤgen bstan.
Bachmann, Haimonsk.
101, 20
(
halem.
,
1530
):
„Lieber fründ,“ sprach der kŭnig, „ich bin bereyt zethuon, waz ir mir gerătten hand. Wann ich gsich heitter, daz ir mir den besten rătt geben hand.
Jörg, Salat. Reformationschr.
63, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
Und hat / wie jetz heytter vermerckt / all sin fürnemenn daruf gerricht / das er
[Luther]
sich selbs hoͤcher geachtt machte dann der bapst.
Ukena, Zuger Trag.
1037
(
halem.
,
1598
):
Ich red es heitter ohne bschiß.
Rennefahrt, Statut. Saanen
228, 16
(
halem.
,
1604
):
Hiemit behalten wier uns aber heiter vor alle andry zöll und zol recht.
Bächtold, N. Manuel. Papst
107, 98
(
Zürich
1525
):
Das lit heiter am tag und ist ougenschin.
Wyss, Luz. Ostersp.
3033
(
Luzern
1571
):
Alls aber ich Micheam kan, | Sins buͦchs das fünfftt Capitel, verstan, | So schrybtt er heitter, klar vnd wol, | Wo Christus geboren werden soll.
Sachs
2, 13, 34
;
Bernoulli, Basler Chron.
6, 507, 15
;
Welti, Stadtr. Bern
631
;
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 13, 23
;
Jörg, a. a. O.
241, 10
;
342, 11
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
34, 35
;
Rennefahrt, Gebiet Bern
425, 2
;
Kottinger, Ruffs Etter Heini
1172
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Man.
14, 105
;
Wyss, a. a. O.
7420
;
Eschenloher. Medicus
25, 25
.
6.
›fröhlich, wohlgemut, in guter Stimmung seiend‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
begnügt
,
gam
(Adj.),
gämelich
,
gögel
 1,
leicht
(Adj.) 4,
leichtiglich
 2.

Belegblock:

Schmidt, Rud. v. Biberach
143, 11
(
whalem.
,
1345
/
60
):
daz vetterlich wort het vns kuͥnt, daz dvͥ aller heiterstvͥ zit des geweren glanzes komen ist, daz ist dvͥ zit der gnaden.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 84, 78
(
Luzern
1616
):
Zum dritten mal woll vff dem Möhr | hatt er [der Herr] sich lassen heitter gseen. | Der vfferstendtnus frölich act | ist daß, denselben woll betracht!
Palmer, Tondolus
931
.