hase,
der
;
-n/-n
.
›(Feld-)Hase‹; als Wildbret beliebtes, scheues und schnelles Nagetier mit graubraunem Fell, langen Ohren und stark verlängerten Hinterläufen. Die Jagd auf Hasen und der Verkauf der erlegten Tiere sind Gegenstand rechtlicher Regelungen; gelegentlich metaphorisch für einen ängstlichen, dummen und oberflächlichen Menschen, seit dem 16. Jh. auch für einen lächerlichen modischen Gecken (ähnlich dem Narren).
Phraseme:
sich zum hasen machen
›sich zum Narren machen‹;
bei jm. wie ein hase bei seinen jungen bleiben
›jn. feige verlassen‹;
zwei hasen in einem sprung fangen
›zwei Dinge auf einmal erledigen‹;
gut hasen mit jm. jagen
›sich auf jn. verlassen können‹;
den hasen mit dem wagen fangen
›etw. mit übertriebenen Mitteln erledigen‹;
den hasen im busen haben
›Angst haben‹;
merken, wo der hase im pfeffer liegt
›zum Kern einer Sache kommen‹.
Syntagmen:
den h. abschrecken / erwischen / fangen / halten / jagen / nemen / schiessen / sehen / verkaufen, feil haben, am spies umdrehen
;
der h.
(Subj.)
etw. benagen, jm. über den weg laufen
;
dem h. nachjagen
;
nach dem h. gehen
;
als schwind wie ein h. laufen, still wie ein h. sitzen, erschrocken wie ein h. sein
;
fleisch von hasen
;
der erschrockene / geschwinde / junge / weisse h
.
Wortbildungen:
hasenbalg
,
hasenbraten
(a. 1561),
hasenfang
(a. 1428),
hasenfleisch
,
hasengehege
(a. 1508),
hasengeier
›Geier, der die Hasen fängt‹,
hasengewei
(a. 1629),
hasenherz
›Herz eines Hasen‹; als Ütr.: ›feiger, wankelmütiger Mensch‹,
hasenhetzen
›Jagd auf Hasen‹,
hasenhirn
(a. 1531),
hasenhürt
(Gw zu mhd.
hurt
›Flechtwerk von Reisern‹, Lexer
1, 1397
) ›Falle aus Flechtwerk zum Hasenfang‹,
hasenjagd
,
hasenlausser
(Gw zu
lausser
; a. 1445) ›Hasenfänger, Wilddieb‹ (a. 1445),
hasenleber
(a. 1400/33),
hasenmagen
(a. 1561),
hasenmark
(a. 1400/33),
hasenmaul
(a. 1531),
hasenriemen
›Riemen aus Hasenleder‹,
hasenschlaf
›Schlaf mit offenen Augen‹ (a. 1568),
hasenschreckig
›feige, furchtsam wie ein Hase‹ (a. 1549),
hasenspur
(a. 1698),
hasenstosser
›Stoßfalke, Hasenfänger‹ (a. 1522),
hasenzunge
(2. V. 15. Jh.); Diminutiv:
häslein
,
häsel
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor.
823, 26
(
Lübeck
1639
):
Von widrigen vngereimbten dingen / pflegt man zu sagen / Es reumet sich zur Sach / wie ein alts Weib zur Haasenjagt.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
489, 39
(
preuß.
,
1408
):
Her Arnold usgegeben [...]: item 4 scot vor eynen hasen zu Labiaw.
Luther, WA
10, 1, 2
(
1526
):
Petrus verleügnet den Herren drey mal, die andern Junngern flohen alle von im, bleiben bey jm wie ein haße bey seinen jungen bleibet.
Ebd. WA
47, 196, 2
(
1438
/
40
):
Moses dieng ist abgemessen gewest, das, wer in den zehen gebotten lebt und guts thut rc. gehet wie ein gespandter
›gefesselter‹
has. Do ist keine freiheit.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 355, 6
(
rib.
,
1493
):
Ouch so en sal man gein kelvere remen binden bi hesen remen.
Wunderlich, Fierrabr.
41, 9
(
Simmern
1533
):
Brullant von Mommiere [...] lieff als schwind wie eyn Haß.
Perez, Dietzin
1, 406, 15
(
Frankf.
1626
):
ließ sich in solchem suchen gantz kein Haaß / Hirsch oder Dan / sondern ein gewaltig Hauptschwein [...] sehen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
14, 23
(
Frankf./M.
1626
):
Fulco [...] stŭrtzte endtlich den Hals ab / in dem er einem Hasen nachjagte.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
6, 2
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
ein hase zwacket einen wolf: noch heute ist er zagellos darumb.
Küther, UB Frauensee
414, 32
(
thür.
,
1540
):
Auch soll eyn voigt zum Sehe uff des cloisters felden und guttern vogel, huner unnd hasenn zu fahenn macht habenn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
128, 14
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Das die hasen die pfropfreis nicht benagen.
Ebd.
216, 20
:
Nim bilsensamenkraut, [...], vornee es in einen hasenbalk und setze ihn in das feld.
Ebd.
218, 4
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Zum Hasenhetzen. Wiltu einen hasen hetzen, das er nicht anders wo hienaus lauft dan in das netz.
Fastnachtsp.
538, 29
(
nobd.
,
1494
):
Vil hund sein der hasen tot.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
67, 40
(
nobd.
,
um 1530
):
das eyn itzlicher zur Lindt mage nach eym hasen gehn, so weith ihr flur gehet.
Fastnachtsp.
1183, 6
(
nobd.
,
15. Jh.
):
Ain schoner spruch von ainem edlman mit dem hasgeir.
Keil, Peter v. Ulm
239
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym ein iungen hasen, den ertrenck in essich vnd prenn in in einem newen hafen zu puluer.
Franck, Klagbr.
232, 23
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Nun mag dein K. M. zwen hasen in einem sprung fahen.
Harsdoerffer. Trichter
3, 251, 24
(
Nürnb.
1653
):
Der Haas hat die Deutung der Furcht und Zagheit / wie auch der Wachsamkeit; massen ihm die Natur an Statt der Staͤrke lāge Ohren und schnelle Fuͤsse / sich zu sichern ertheilet hat.
Bihlmeyer, Seuse
54, 23
(
alem.
,
14. Jh.
):
Du bist noh als ein erschrockens hesli, daz in einem buschen verborgen lit und ab iedem fliegenden blate erschriket.
Bachmann u. a., Volksb.
294, 12
(
alem.
,
15. Jh.
):
du bewißest aber hüt, das du ein hasenhercz hest. Du abtrüniger, du wanckelbot.
Lemmer, Brant. Narrensch.
106, 16
(
Basel
1494
):
Eyn haͤslin das jm velsen wont.
Fuchs, Murner. Geuchmat
211
(
Basel
1519
):
Ein gschwinder has, den niemans kan | Erlouffen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 300, 24
(
Hagenau
1534
):
Ist es Fuchß oder Haße. Hie mit fragt man gewisse underscheydt eyns dings vom anderm.
Roloff, Brant. Tsp.
397
(
Straßb.
1554
):
Ich bin erschrocken wie die hasen | So glaub und warheit nimm woͤllen fasen.
Ebd.
1467
:
Herr es ist heüt uns glücklich gangen | Das wir hant disen hasen gefangen.
Goedeke, Fischart, Flöh Haz/Friden
75
(
Straßb.
1594
):
Wer hat die hasen nicht gesehen | Wie jeger sie am spiß umtrehen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
60, 15
(
halem.
,
1533
):
mit namen söllen sy insechen thuͦn, das dhain has werde gschossen im mayen bis uf Sant Jacobs tag.
Jörg, Salat. Reformationschr.
470, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
fiengend die Züricher [...] nun an sich mercken lan / wo jr wund am fülsten / und der has jmm pfaͤffer lag.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 267, 35
(
schwäb.
,
1535
):
so geng die fraw zuͦ dem keller- vnd kuchenmeister, der muͦßt wilpret, hassen, foͤgel vnd ander guͦt speiß [...] hergeben.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
93, 31
(
schwäb.
,
v. 1542
):
Das waren trostlich gesellen, were gut hasen mit ynen ze jagen gwesen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
168, 15
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Hie seit er von dem volck, die essend kain flaisch von hasen noch von hennen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
149, 11
(
oobd.
,
1349
/
50
):
Lepus haizt ain has. daz ist ain gar vorhtig tier.
Ebd.
471, 29
:
Ain häsel mit langen ôren ist guot für diu pœsen tier.
Eis, Gesundheitsl.
104, 17
(
oobd.
,
1520
/
30
):
Hasen fleisch macht mer melancholia, dann andre.
Auer, Stadtr. München
428, 3
(
moobd.
,
1347
):
Die gesworn habent gesetzt, daz man hasen und aichhorn neur ainen tag sol vail haben under den paelgen.
Winter, Nöst. Weist.
4, 16, 18
(
moobd.
,
1529
):
das fogeljaid pogenjait hasenhürt mit aim hasennëtz, wo ainer in der nachtperschaft der in di freihait gehört ains hat, das soll ainer dem andern mit fridt stën lassen, wo ainer ain ort hat.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
7, 3
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
śo śollen śie [die Jäger] kein Rech teürer verkauffen, Als Per denar 60. Ein Fuechśen Per denar 50. Einen haśen Per denar 12.
Quint, Eckharts Pred.
2, 633, 4
;
Schorer, Sprachposaun
77, 6
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
548, 1303
;
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
369, 9
;
Struck, Joh. Pfannstiel
155, 5
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
110, 27
;
307, 37
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
45, 17
;
81, 29
;
Lippert, UB Lübben
2, 53, b
, 3;
Ermisch u. a., a. a. O.
28, 23
;
209, 7
;
Gille u. a., M. Beheim
319, 15
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
40, 17
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 112, 26
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
71, 12
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
9, 11
;
Müller, Lands. St. Gallen
15, 2
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
506, 16
;
Rennefahrt, Gebiet Bern
121, 29
;
Lauater. Gespaͤnste
17r
;
21
;
Heidegger. Mythoscopia
64, 7
;
Barack, Zim. Chron.
1, 313, 15
;
3, 163, 21
;
Rohland, Schäden
429
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 775, 5
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz
98, 10
;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
19, 1
;
Primisser, Suchenwirt
29, 48
;
Klein, Oswald
112, 124
;
Winter, a. a. O.
1, 189, 23
;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
32, 15
;
Bremer, Voc. opt.
50056
;
Maaler
212v
;
213r
;
Schwäb. Wb.
3, 1212
-1215;
6, 2114
;
Brinckmeier
967
.
Vgl. ferner s. v.
beisesse
 4;
jagd
 3.