hans,
der
;
–/-en
;
Eponym.
1.
vom Namen
Hans
ausgehend ironisch für Menschen männlichen Geschlechts gebraucht, die ihre Funktion nicht oder falsch erfüllen, die durch irrelevante Eigenschaften zu glänzen versuchen.
Gehäuft satirische und didaktische Texte.
Phraseme:
die grossen hansen
(meist im Plural) im Unterschied zu
arme knechte, kleine hansen
;
hans in allen gassen
.
Syntagmen:
der rechte / reiche / hübsche
(für den Schönling)
hans, in hänsleins weise
›im Narrenkleid‹,
nicht hans heissen wollen
.
Wortbildungen
˹oft in moralisierenden Namensbildungen:
hans eselsor
,
hans nar
,
hans ochsenfart
,
hans unlust
,
hans unvernunft
˺ (usw.),
hansel
,
hanselman
(a. 1633),
hansentisch
›Freitisch für bedürftige Studenten‹ (a. 1661),
hänslein
1. ›Nichtsnutz‹, 2. ›männliches Glied‹,
hanssauwurst
(für einen großen Tölpel),
hanswurst
,
hanswurstisch
, als Zusammenrückung:
hänslein jung
,
hans leid dich
(für den Mann einer hochmütigen Frau),
meister hans von mainz
(für einen Aufschneider),
junker hans vom adel
,
hans mit dem kopf hindurch
.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
12, 2, 1
(
Wittenb.
1522
):
Dem wirdigen vnd achtbarn hern Hanßen Ochßenfart Doctor zu Leiptzig.
Luther, WA
10, 1, 1, 420, 23
(
1522
):
dermassen hatt uns sunder unnd unwirdigen auch gott lieb, und mussen alle seyne henßle und hennle seyn.
Ebd.
10, 1, 2, 50, 5
(
1522
):
es ist nit muglich, das der solt predigen die Euangelische warheyt, der sich furcht fur den grossen Hanßen.
Ebd.
30, 2, 559, 23
(
1530
):
die grossen Hansen, so man die Rethe zu hofe nennet.
Ebd.
32, 223, 13
(
1530
):
ein Knecht mus zu sich selbs also sagen: Hans Narr, wiltu faullenzen, herfuͤr rc. Das heisst mit ihm selbs gekriegt, und fast also deinen Widersacher bey dir selbs.
Ebd.
32, 316, 35
(
1532
):
da lerne ein jglicher fur sich selbs, das er [...] handle als die, so man heisset Hans mit dem kopff hindurch, die nimer nichts leiden noch weichen wollen.
Ebd.
33, 317, 16
(
1531
):
in Judea sassen die rechten Hansen, die Regenten und Prelaten.
Ebd.
41, 32, 4
(
1535
):
Nonne est culpa Consulum, Juncker Hans vom adel?
Ebd.
41, 392, 19
(
1535
):
hanse, nimb dich bey der nasen.
Ebd.
41, 433, 22
(
1535
):
Wiltu drumb hans saw wurst?
Ebd.
41, 460, 37
(
1535
):
Obs an Hans wurst und claus mist verlorn, tamen quosdam vere sanctos trifft praedicatio.
Ebd.
41, 632, 1
(
1536
):
Reich hansen frisst einer den andern.
Ebd.
49, 801, 2
(
1545
):
Das ist ein rechter Hans Wurst, Warumb gelobestu, das du nicht weist noch vermagst zuhalten?
Lappenberg, Fleming. Ged.
553, 13
(
1635
):
Es paart sich Wild vnd Wald, es paart sich Hans vnd Griet.
Kurz, Waldis. Esopus
1, 5, 45
(
Frankf.
1557
):
fehrlich ists den armen knechten, | Zu streben vnd zu widerfechten, | Gegn grosse hansen sich vermessen.
Lichtenstein, Lindener. Katzip.
211
(o. O.
1558
):
ein grosser Hans vom adel und guͦt vom adel, doch bluͦt-armm darbey.
Ders., Lindener. Rastb.
165
(o. O.
1558
):
es wär gleych groß oder klein Hanß, der kein schön zartes hembd nit hett, der geh inn das rappenbad.
Böhme, Morg.R.
143, 33
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Wer hat die rechte reine Christliche Lehre verfaͤlschet [...]? Die Schrifft-gelehrten / Paͤpste / Cardinaͤl / Bischoffe und grossen Hansen.
Fastnachtsp.
260, 22
(
nürnb.
,
v. 1486
):
Mir lag ein weip gar hart im sinn, | Das ich ir wolt mein henslein geben.
Ebd.
674, 32
(
nürnb.
,
15. Jh.
):
wil deinen willen nimer mer thon, | Du pöser schemlicher Hensel!
Reichmann, Dietrich. Schrr.
131, 38
(
Nürnb.
1548
):
wen̄ du wilt hans vnuernunft sein / [...] wie die boͤsen pferd vm̄ sich schlagen.
Serranus
114v
(
Nürnb.
1552
):
Landfarer / Landleuffel / Landstůrer / vide Hans in allen gassen.
Schade, Sat. u. Pasqu.
1, 82, 60
(o. O. o. J.):
Du Heinz, hansworstischer fantast.
Ebd.
1, 83, 118
:
Hans Worst der helt es dafur frei, | Daß nach disem leben sei kein leben.
Ebd.
1, 160, 200
:
Izunt sein die großen Hansen in den schulen, | Die können nichts denn saufen freßen und bulen.
V. Anshelm. Berner Chron.
2, 368, 23
(
halem.
,
n. 1529
):
dass al buͦben, henselin, wuͦcherer, roͤwer [...] muͦstend uss Rom [...] entfliehen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
26, 55
(
Basel
1494
):
die hübschen hansen nuͦn | Die went all büberey yetz tuͦn.
Ebd.
27, 32
:
das man lert vfftragen wyn | Dar vß wurt dann eyn henselyn.
Ebd.
60, 3
:
Hans esels or / myn bruͦder was.
Ebd.
76, 15
:
meyster hans vō Mētz | Vnd ouch syn suͦn juncker Vincenntz / | Vil ruͤmen hoher sachen sich.
Spanier, Murner. Narrenb.
35, 12
(
Straßb.
1512
):
Hettstu nun do hans rier, | Der für dich in die hellen fier.
Ebd.
72, 34
:
was ich henßlin iung nit ler, | Das lern ich hans ouch nymmermer.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1701
(
Basel
1519
):
Wie trüw sy [frouwen] sindt / frag henßly drumb!
Maaler
212r
(
Zürich
1561
):
Hans in allen gassen / ein vnruͦwiger mēsch der alle ding zerecht legt.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
93, 2
(
Ulm
1486
):
Suͦcht Antipho Cheream und sicht in gan auß Thais hauß in hennßlins weiß.
Anderson u. a., a. a. O.
2, 13, 18
([
Augsb.
]
1523
):
du muͦst wider die grosse berg streittñ / dz ist du muͦst de͂ grossen hannsen jns maul greiffen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
61, 3
(
schwäb.
,
v. 1542
):
möchtest ach gedencken, ich were ain henselin, ain suppenesser oder liebkoser.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
7, 21
(
schwäb.
,
1548
):
wa sey zu einem kloster kamenn, da namenn die grossenn Hanssenn das best und leissenn die armenn hindenn nach gann.
Henisch
214
(
Augsb.
1616
):
Wein den Hensen / wasser den gensen / Bier den bawren.
Ebd.
266
:
Die grossen Hansen beissen einander nicht gern.
Turmair
5, 183, 21
(
moobd.
,
1522
/
33
):
clagten über etlich gros Hansen, die allain ir êr, nutz und gewalt suechten.
Luther, WA
30, 3, 468, 24
;
Buch Weinsb.
3, 119, 40
;
Dedekind/Scheidt. Grob.
86, 11
;
Schade, a. a. O.
2, 6, 18
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 198, 21
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
774, 19
;
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
2428
;
Chron. Augsb.
9, 109, 12
;
Chron. baier. Städte. Regensb.
74, 24
;
Turmair
1, 179, 2
;
4, 80, 23
;
Baumann, a. a. O.
68, 2
;
Schwäb. Wb.
3, 1152
;
3, 1158
;
Vorarlb. Wb.
1, 1320
;
Schweiz. Id.
2, 1468
ff.
Vgl. ferner s. v.
begeben
 1.
2.
phras.:
meister hans
für den Henker gebraucht.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
hänger
 1.

Belegblock:

Luther, WA
22, 108, 35
(
1544
):
ob gleich meister Hans mit dem schwert, rad und strick eusserlich wehret.
Ebd.
30, 3, 243, 28
(
1530
):
Ja lieber, man muͤste dirs meister Hansen am galgen zeigen lassen.
Ebd.
32, 192, 22
(
1530
):
die welt verspricht viel, wenns aber zum treffen koͤmpt, ist niemand daheim. Es sei denn daß Meister Hans lere und die Fuͤrsten selbs predigen.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 43, 34
(
Frankf.
1557
):
Darumb sehe sich ein jeder vor, | Vnd sich fuͤr boͤser gwonheit huͤten, Sonst wirdts jm Meister Hans verbieten.